Folge 51 - Der Präsident der Schausteller - Albert Ritter
Shownotes
Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, nimmt uns mit - in die magische Welt der Kirmes und Weihnachtsmärkte!
Was Sie erwartet: • Volksfeste hautnah 🎠: Wie tickt die Schaustellerbranche, und was macht sie so einzigartig? • Insider-Wissen 🧩: Warum gibt es nie zwei Autoscooter auf einem Fest? Und welche Volksfeste sind die echten Geheimtipps? • Albert Ritter privat 🛤️: Von Kindheit an Schausteller – wie lebt und liebt man das fahrende Leben? • Politik und Leidenschaft 🗳️: Albert Ritter als SPD-Bundestagskandidat – was treibt ihn an?
Entdecken Sie und wir gemeinsam die Magie hinter den Lichtern!
In "Zuhause in Essen" spricht die Sparkasse Essen nicht über die gute alte Zeit. Wir sprechen über das, was Essen schon heute besonders attraktiv macht und was nach der Zeit der Ruhrkohle noch Magisches passieren wird. Immer mit Gästen, die Gegenwart und Zukunft auch gestalten. Und wenn WDR Moderator Tobias Häusler einmal in den Rückspiegel schaut, dann nur um die Spur wechseln zu können.
Jeden zweiten Dienstag im Monat ein spannender Gast - aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur, Ehrenamt… Und ein ungewöhnlicher Blick auf unsere schöne Stadt.
Transkript anzeigen
00:00:00: (Ruhige Musik)
00:00:01: Hatten Sie einen festen Platz in der Schule?
00:00:04: Ich bin Volksschüler und dann nicht nur eine,
00:00:07: sondern über 100 Woche für Woche woanders.
00:00:10: Und dann gerade Gastierten. - Um Gottes Willen.
00:00:12: Als Schauspieler hat man sehr schnell raus,
00:00:15: dass man dann für Freikarten, vielleicht Deutsch gemacht bekommt,
00:00:18: für drei, die Mathematik.
00:00:20: (Ruhige Musik)
00:00:21: Ja, das Wir-Gefühl ist wichtig, das Miteinander.
00:00:26: Sich das behalten.
00:00:27: Und vom Untertage, dass man also Glück aufsagt
00:00:30: und das wirklich auch so meint miteinander.
00:00:32: Da sagt man, schon mal du Erschken,
00:00:34: aber dann trink mal wieder ein Bier zusammen.
00:00:37: Zu Hause in Essen, ein Podcast der "Schwarkasseessen".
00:00:40: Mit Tobias Häusler.
00:00:42: Herzlich willkommen, gerade Ihnen, ganz persönlich.
00:00:47: Das ist Zu Hause in Essen.
00:00:48: Eigentlich sind wir auch eine Art Fahrgeschäft, ne?
00:00:51: Bringen beste Unterhaltungen zu Ihnen,
00:00:53: Reisen von Smartphone zu Smartphone,
00:00:55: ein Auto zu Smart Speaker.
00:00:57: 30 Minuten lang geht's immer darum, was Essen heute schon ausmacht
00:01:01: und was immer besser werden wird.
00:01:04: Ich bin dabei sehr gern, ihr junger Mann zu mitreisen, gesucht.
00:01:07: Wichtig ist, abonnieren Sie diesen Podcast,
00:01:10: nur dann können Sie eben immer wieder mitmachen,
00:01:13: immer wieder mit dabei sein Freund.
00:01:15: Etreuk.
00:01:16: Da hab ich das Thema ein bisschen verführt.
00:01:18: Wir tauchen ein, nämlich in die Kirmisse, in die Volksfeste,
00:01:21: die Weihnachtsmärkte zurzeit eine Welt seit 1.200 Jahren
00:01:25: in Deutschland, über die ich kaum was wusste,
00:01:27: aber die recht transparent organisiert ist,
00:01:30: wie wir gleich erfahren werden.
00:01:31: Es gibt etwa 5.600 Unternehmen,
00:01:34: sind so gut wie immer Familienunternehmen,
00:01:37: mit mehr als 13.000 Geschäften.
00:01:40: Vom Imbiss bis zur Achterbahn.
00:01:43: Es gibt einen großen deutschen Schausteller, Bund,
00:01:46: und der hat seit 2003 einen Präsidenten.
00:01:49: Natürlich hier aus Essen, unseren Gast, Albert Ritter.
00:01:52: Kennen Sie, das ist aktuell die doppelstöckige Bude
00:01:56: auf dem zentralen Kennedyplatz, Weihnachtsmarkt.
00:02:00: Er ist grundsätzlich nur noch im gastronomischen Bereich unterwegs,
00:02:03: aber hier zentraler Punkt des Weihnachtsmarkts,
00:02:06: deswegen erste Frage an Albert Ritter.
00:02:08: 2 geschössiger Glühweinstand, das große Rätsel.
00:02:11: Was passiert da oben in der 2. Etage?
00:02:14: Mittlerweile haben wir die nicht mehr öffentlich
00:02:16: aus baurechtlichen Gründen.
00:02:18: Das ist jetzt tatsächlich ein Büro,
00:02:20: weil leider Bürokratie gewachsen ist
00:02:23: und da tatsächlich den ganzen Tag auch Papierkram erledigt werden muss.
00:02:26: Ehrlich, Sie machen oben, machen Sie die Kasse.
00:02:29: Und natürlich die zentrale Frage auch,
00:02:31: wie bei der Mass auf dem Oktoberfest,
00:02:33: was kostet der Glühwein ohne Schuss im Jahr 2024?
00:02:36: Wir sind jetzt bei 4 Euro, und wir haben kalkulatorische Preise.
00:02:40: Wir haben nicht den Finger im Wind und machen nach Windstärke den Preis,
00:02:44: sondern natürlich nach Einkaufspreisen, nach Standgeld.
00:02:48: Strompreis ist natürlich ein ganz wichtiges Thema,
00:02:50: das erhitzen muss.
00:02:52: 4 Euro.
00:02:53: Jetzt gibt es natürlich Kritikerinnen, Kritiker,
00:02:56: die sagen, hier die verkochte alkoholfreie Zuckerbrühe
00:02:59: am Ende aus dem 10-Liter-Tetrapack, das vermittelt sich mir nicht.
00:03:03: Was sage ich denen als echter Weihnachtsmarktfan,
00:03:06: der ich bin, das gebe ich offen zu?
00:03:07: Als Deutscher Schauschschülerbund arbeiten wir sehr eng
00:03:10: mit dem Deutschen Weinten-Institut zusammen.
00:03:13: Wir haben Qualitätskriterien, erstellt Schulen,
00:03:15: diejenigen, die auf den Weihnachtsmärkten immerhin 3.000
00:03:19: oder 6.000.000 Besuchern, die dort Glühwein verkaufen werden,
00:03:22: geschult damit eben nicht etwas Negatives herauskommt,
00:03:26: wie einem Verkochen oder andere Dinge.
00:03:28: Und wir haben also hohe Qualitätsstandards.
00:03:31: Und jede Qualität hat halt ihren Preis.
00:03:34: Ich persönlich sage auch, man kauft ja nicht nur Glühwein.
00:03:38: Man kauft ja auch Zeit mit Freunden,
00:03:40: man kauft dieses Lichtermeer in der Dunkelheit.
00:03:43: Und vielleicht auch mal so ein Moment, wo alle eins sind.
00:03:47: Da steht die Kassiererin neben dem Oberbürgermeister,
00:03:49: neben dem Erzieher und der Ärztin.
00:03:52: Ja, wir hat Goethe schon gesagt im Faustus.
00:03:54: Hier bin ich Mensch, hier darf sie sein.
00:03:56: Und das erstreckt sich natürlich auch auf dem Weihnachtsmarkt.
00:04:00: Und gerade im Ruhrgebiet, dieses große Wirgefühl,
00:04:02: was wir immer noch leben,
00:04:04: das zeigt sich sehr deutlich am Wochenende.
00:04:06: Wenn er eben nicht nur die Christbaumkugeln eingekauft werden,
00:04:10: sondern nach dem Einkauf alle zusammenstehen.
00:04:12: Es hat sich gezeigt, dass immer mehr Firmen ihre Weihnachtsfeier
00:04:16: an Weihnachtsmerkten auch veranstalten.
00:04:18: Das freut sie natürlich. - Selbstverständlich.
00:04:20: Ist das auch die Faszination ganz allgemein von Volksfest von Kirmes
00:04:24: seit 1200 Jahren, wie ich gelernt habe?
00:04:27: Oder was ist das magische Ausbesuchersicht?
00:04:30: Ja, das ist richtig. NRW ist Volksfestland Nummer eins weltweit.
00:04:34: Wir haben die Hältesten.
00:04:35: Sie haben schon gesagt, die Bori mit 1200 Jahren,
00:04:38: aber im Schnitt so 800, 600 Jahre alt,
00:04:40: kranger Kirme, Stüsseldorfer, schützen Kirmes, etc.
00:04:43: Das ist tiefe Tradition des Miteinander.
00:04:46: Und was natürlich unsere Stärke ist, Familie im Freundlichkeit.
00:04:49: Sicher wird ein Bierchen getrunken auf dem Veranstaltung.
00:04:52: Aber dass man mit der Familie dort hingeht,
00:04:55: das ist tiefe Tradition.
00:04:56: Wir haben mal vom Verbanden Umfrage gestartet.
00:04:59: Wie wurden Sie auf die Kirmes aufmerksam?
00:05:01: Warum sind Sie hier?
00:05:02: 65 Prozent haben geantwortet, weil ich mit meinen Eltern schon hier war.
00:05:06: Ja, toll. Wir sprechen über die Schaustellerbranche.
00:05:09: Auch ein sehr deutsches Wort finde ich, Schaustellerbranche.
00:05:12: Im Englisch ist es auch der Showman.
00:05:14: Sind Sie Showman? - Ich bin Showman.
00:05:16: Ja, das spür ich aber auch.
00:05:17: Schon in den ersten Minuten.
00:05:19: Wir sprechen über Sie und die Unternehmen
00:05:21: natürlich auch über die Ambitionen für Essen.
00:05:24: Sie haben ja auch noch politische Ambitionen, so am Rande vielleicht.
00:05:27: Legen wir los? - Ja, nehmen wir ein Tauch.
00:05:30: (Dynamische Musik)
00:05:31: Für uns ist das die Straßenbahnfahrt in die Stadt.
00:05:41: Wir haben einen Spaziergang an den Boden vorbei.
00:05:43: Einmal Riesenrad, zweimal Wildemaus,
00:05:45: noch ein Bier, wie Sie sagen, zweilose kaufen.
00:05:48: Was wir nicht sehen, ist die Welt dahinter,
00:05:50: hinter diesen bunten Fassaden.
00:05:52: Nehmen Sie uns mal mit.
00:05:54: Sie sagen, das ist gar keine Arbeit, das sei richtige Maloche.
00:05:57: Das ist richtig.
00:05:58: Es geht ja am Wochenende an die Arbeit,
00:06:01: es geht in der Nacht an die Arbeit.
00:06:03: Das zeignet sich auch ab.
00:06:05: In der Situation des Personalmangels bei uns,
00:06:07: ist nicht mehr jeder bereit am Wochenende
00:06:10: oder überhaupt dann zu arbeiten,
00:06:12: wenn andere Spaß und Freude haben.
00:06:14: Das ist schon ein Problem.
00:06:16: Wir versuchen, das zu regulieren mit Technik.
00:06:18: Zum Beispiel beim Aufbau der Fahrgeschäfte,
00:06:21: dann viel Elektronik, Hydraulik, Kranarbeit,
00:06:24: Gabelstapler werden mitgeführt.
00:06:26: Das war also dort, dass dann ein bisschen dadurch kompensieren können.
00:06:30: Aber Personal, wie viele andere Gewerbe auch,
00:06:32: Personalmangel ist schon ein großes Problem bei uns.
00:06:35: Von Imbiss bis zum Breakdance,
00:06:39: das sind rund 5.600 Unternehmen,
00:06:42: die in Deutschland die Volksfeste beschicken.
00:06:44: Was sind das für Unternehmen?
00:06:46: Seit Generationen Familien orientiert.
00:06:49: Ich selber bin in meiner Familie die fünfte Generation.
00:06:52: Hinter uns auch im Kennedyplatz ist die sechste Generation
00:06:55: meine Kinder beim Aufbau zum Weihnachtsmarkt.
00:06:58: Die bauen die gerade auf? - Ja.
00:07:00: So sieht es gerade auf den Gabelstapler,
00:07:03: meine Tochter hängt die Gelandene auf.
00:07:05: Ich bin mittlerweile der Angestellte bei meinen Kindern.
00:07:08: Wir können vom Sparkassenhauptquartier,
00:07:11: den Kennedyplatz, ihr mindestens fühlen.
00:07:13: Familienunternehmen, das heißt,
00:07:15: sind zum Teil vor 100 Jahren und mehr gegründet worden.
00:07:18: Das ist richtig.
00:07:19: In der Gewerbeordnung bis 1974 stand noch drin Schaussteller ist,
00:07:24: wer sich selber oder andere zu Schaus stellt.
00:07:27: Das hat sich natürlich gewandelt.
00:07:29: Die Technik, die Karuselle, seit 200 Jahren sind dazu gekommen.
00:07:33: Aber in früheren Zeiten
00:07:35: sprühen die dann von den Gauglern und von diesen Künstlern und Artisten ab.
00:07:39: Wer sich selbst zu Schaus stellt, das ist natürlich toll.
00:07:43: Dann bin ich auch einer von ihnen.
00:07:45: Gerne, wenn Sie das so interpretieren. Herzlichen willkommen.
00:07:48: Es gibt sogar eins,
00:07:49: das schon seit 400 Jahren am Markt ist, 1600 noch was.
00:07:52: Das sind der Tatso,
00:07:54: sehr alt sind auch die englischen Schausstellerunternehmen.
00:07:57: Die Britisch-Homans-Skills,
00:07:59: unsere Vorfahren waren schon beim König Arthur an der Tafelrunde.
00:08:03: Dann den Hof unterholt.
00:08:04: Was sind das für Menschen, die das machen?
00:08:07: Können Sie das beschreiben?
00:08:08: Haben Sie eine Berufsgruppe, mit denen Sie sich vergleichen können?
00:08:12: Sind das eher Trucker, Gastronomen, Event-Heinies?
00:08:15: Sind das eher Handwerkerinnen?
00:08:17: Das ist die Mischung aus allem.
00:08:19: Sie müssen als Schaussteller auch eine Lampe installieren können.
00:08:23: Wenn eine Panel ist, wenn der Glühweins-Zeitgerät nicht funktioniert,
00:08:27: kann man nicht erst nach drei Tagen den Techniker rufen.
00:08:30: Man muss Lkw-Fahrer sein, Bürokratie, Buchhaltung.
00:08:33: Ganz wichtiges Thema in allen Bereichen.
00:08:36: Man muss Manager sein, man muss in die Akquise gehen.
00:08:39: Man muss mit den Unterhalten, die die Standplätze vergeben.
00:08:43: Meist öffentlich rechtlich zu 90 Prozent in Nordrhein-Westfalen.
00:08:46: In Deutschland.
00:08:47: Das Bewerbungsverfahren ist das Wichtigste.
00:08:51: Was nützt einem das schönste Karussell,
00:08:53: wenn man das nicht irgendwo aufbauen kann?
00:08:55: Ist das eine offene Branche oder bleiben Sie eher unter sich?
00:09:00: Da könnte man vielleicht einen Vergleich wählen
00:09:02: mit einem Wintersportort.
00:09:04: Die sind ja auch ein bisschen in sich geschlossen,
00:09:07: eine Gemeinschaft, vielleicht heiratet der Sohn vom ersten Hotel am Platz,
00:09:11: die Tochter vom zweiten Hotel, die vorher verfeindet waren.
00:09:14: Auf einmal ist das eine Familie.
00:09:17: So in der Tat, das haben wir schon übertragen,
00:09:19: die sind ja auch schon erlebt bei uns im Bereich.
00:09:22: Also sehr, sehr familiär geprägt.
00:09:25: Jeder weiß vom anderen, aber das Schöne ist,
00:09:28: wenn etwas ist, eine Krisensituation, z.B.
00:09:31: wir haben jetzt in Spanien die Hochwasserkatastrophe,
00:09:34: wo Hochschau-Steller betroffen sind.
00:09:36: Da gehen dann aus ganz Europa Spenden ein,
00:09:39: um den Spanischen Kollegen zu helfen.
00:09:42: Geht ja meist so nachmittags abends dann erst richtig los.
00:09:45: Treffen Sie sich Mittags noch mal zum gemeinsamen Mittagessen?
00:09:48: Das ist ja dazu, speziell auf dem Weihnachtsmarkt,
00:09:51: weil da hat man ja fast fünf Wochen, wo man nicht auf und abbauen muss.
00:09:55: Dann hat man schon mal die Phase.
00:09:57: Das Weihnachtsmarkt ist das Foyer vom Hotelmutterl,
00:10:00: quasi unsere Einsatzzentrale,
00:10:02: wo wir dann mal aufwähren und auch einen Kaffee trinken.
00:10:05: Da wollten Sie mich auch schon hinlocken.
00:10:07: Ich habe Sie in die Sparkasse gelotzt.
00:10:09: Wie läuft denn das ab?
00:10:11: Also, dass jetzt nicht drei wilde Mäuse auf einer Veranstaltung stehen.
00:10:15: Gibt es da ein Kirmesveranstalter,
00:10:17: der wirklich einzeln die Buden und Geschäfte für sich zusammenstellt?
00:10:21: Oder haben Sie ein Management in der Branche,
00:10:23: das Sie alle verteilt?
00:10:24: Das ist meist öffentlich rechtlich.
00:10:26: Es gibt eine Gewerbeordnung, das ist ein Bundesgesetz,
00:10:29: wo das Auswahlverfahren sehr genau geregelt ist,
00:10:32: der sogenannte freie Marktzugang.
00:10:34: Dass der zizilianische Schausteller das Gleiche recht hat,
00:10:37: hier auf einer Kirmes aufzubauen, wie eben der Deutsche.
00:10:40: Es gibt keinen Heimatschutz.
00:10:41: Es wird jedes Jahr erneut ausgeschrieben, ein Bewerbungsverfahren.
00:10:45: In vielen Städten gibt es eben sogar eine Kommission,
00:10:48: das nicht der einzelne Beamte, dort sein Ermessen,
00:10:51: wie es so heißt, im Kommunale-Richt ausübt.
00:10:54: Aus Compliance-Grunden in Grange.
00:10:57: Die haben dort 500 Teilen im Schausteller,
00:10:59: aber ich glaube, fast 3000 bis 4000 Bewerbungen.
00:11:03: Also das Auswahlverfahren ist auch schon sehr kritisch.
00:11:07: Attraktivität ganz nach vorne.
00:11:09: Also der Schausteller muss investieren, immer neu.
00:11:12: Es gibt auch die Regel "bekannt und bewährt".
00:11:14: Aber in die Bewährung sagt auch, es ist die dauerhafte Bewährung.
00:11:18: Neusterstand der Technik, neusterstand der Hygiene, etc.
00:11:22: Dann ansprechend neueste Beleuchtung, Nachhaltigkeit,
00:11:25: Umweltschutz, ein ganz wichtiges Thema.
00:11:27: Wir haben auf dem Esner Weihnachtsmarkt seit 40 Jahren
00:11:30: schon die Mehrweg-Lühweintasse.
00:11:32: Wir haben LED-Beleuchtung, wir haben Grünstrom,
00:11:35: auch auf den Kirmissen.
00:11:37: Und regionale Produkte werden eingekauft.
00:11:41: Das ergibt sich meist schon,
00:11:42: weil die Brauereien heimisch sind, damit regional gekauft sind.
00:11:46: Was wissen Sie sich nicht nehmen?
00:11:47: Das ist ein wichtiger Partner auch, die Brauereien natürlich.
00:11:51: Das ist bei deutschen Volksfesten.
00:11:53: Da ist eine große Palette an Faktoren,
00:11:55: die den sogenannten Gestaltungswillen,
00:11:58: der beim Veranstalter ist, sprich bei der Kommune,
00:12:00: dann eben zu beachten ist.
00:12:02: (Dynamische Musik)
00:12:03: Das heißt, so ein Karussellbetreiber oder die Losbude
00:12:12: mit den Riesentaddys, die wissen jetzt schon,
00:12:15: wo sie 2025 sein werden.
00:12:17: Nein, das wissen Sie noch nicht.
00:12:18: Die Werbungsverfahren sind meist noch nicht abgeschlossen.
00:12:21: Wir haben einen Fachorgan, Coméd, von 1883,
00:12:25: also eine sehr alte Zeitung, dann auch noch die Kirmensrevue.
00:12:28: Und dort werden dann Annoncen geschaltet, ausgeschrieben,
00:12:32: nach Gewerbeordnung. - Ja.
00:12:34: Und der Schauspieler muss sich mit den üblichen Unterlagen bewerben,
00:12:38: Versicherungsnachweis, etc., Steuerunbedenklichkeit und, und, und.
00:12:42: Und dann wird ausgesucht und schmeißt dann,
00:12:45: im Januar-Frehbohr werden dann die Mietverträge,
00:12:48: die Teilnehmerverträge von dem Veranstalter ausgesendet.
00:12:51: Und dann baut sich erst dann die Reisesaison zusammen.
00:12:55: Okay, das ist wirklich kurzfristig.
00:12:57: Und die reisen ja alle immer auf eigene Rechnung.
00:13:00: Es kann auch sein, dass mich der Typ beim Autoscooter,
00:13:03: also Sie jetzt Ihre Firma, zweimal sieht,
00:13:05: einmal auf dem Paderborner Libori
00:13:07: und dann vielleicht noch mal auf der Dienstlagerin Martinikirmes.
00:13:11: Man trifft sich zweimal und weiß das relativ aus dem Kalender raus.
00:13:14: Natürlich gibt es Standards.
00:13:16: Der Kirmeskalender Kirmes kommt von Kirchmesse.
00:13:20: Wir haben ja gesagt, 1200 Jahre alt.
00:13:22: Und so alt ist tatsächlich der Kirmeskalender Ostern.
00:13:25: Kirmes von Leichners, Kirmes, Finkskirmes, Weihnachtsmarkt.
00:13:29: Was es da alles so gibt.
00:13:30: Das ist sogar die große Kramerkirmes.
00:13:33: Es ist eine Laurensius-Kirmes.
00:13:34: Mitten auf dem Kirmesgelände steht eine Kapelle,
00:13:37: dessen Kirchweifest wir dann während Krange feiern.
00:13:40: Und so weiß man natürlich, wann die Kirmesveranstaltungen sind.
00:13:44: Man hat sich ordentlich benimmt, als Schauspieler
00:13:46: hat man auch die Chance, dann regelmäßig dabei zu sein.
00:13:49: Sind die großen Feste, also Oktoberfest, Platz zwei,
00:13:53: teilen sich ja fast schon, kann Stadt Erwasen
00:13:56: und wirklich die kranger Kirmes mit über 4 Mio. Besucherinnen.
00:13:59: Sind die großen auch die Lokativsten, wo alle hin wollen?
00:14:02: Da gibt es auch geheimtipps, so sagen,
00:14:05: da sind die Leute so dermassen Kirmesverrück, da müsste hin.
00:14:08: Sicherlich gibt es auch kleine Veranstaltungen.
00:14:11: Bohrmstiepeln, Stadtteilkirmes.
00:14:13: Ja, das ist ja ... - Was fang ich da an?
00:14:15: Ist gerne, damit sie auch mal als Besucher nach Krange gehen,
00:14:18: sondern auch nach Bohrmstiepeln.
00:14:20: Und dort ist ein fester Kreis,
00:14:22: das wird also zum Teil auch da von einem Kulturverein durchgeführt,
00:14:27: der dann eben nicht so an die Gewerbeordnung gebunden ist,
00:14:30: der sagt, komm, wir machen mal ein Fünf-Jahres-Vertrag,
00:14:33: und da feiert eben, und das ist die Stärke,
00:14:35: der Stadtteil, alle Vereine sind dabei, Stützenwesen, Kanawall,
00:14:39: haben zum Teil sogar eigene Bierstände dort,
00:14:42: und das ist eigentlich das, was wir möchten.
00:14:44: Sogar die Greimer Kirmes ist also große, überregionale Veranstaltung,
00:14:48: Sie haben schon gesagt, über vier Millionen Besucher in zehn Tagen.
00:14:52: Aber da gibt es auf der Hauptstraße Hinterhöfe,
00:14:54: wo dann der Fußballverein Wanne 09 oder andere
00:14:58: dann im Hinterhof ein Bierstand haben.
00:15:01: Bitte? - Ja.
00:15:02: Das ist auch wilde Kirmes. - Nein, nein, nein.
00:15:04: Die haben schon nach Gastettenrecht ihre Erlaubnis,
00:15:07: das ist ganz klar, da kommt auch die Gewerbe auf,
00:15:09: sie lebt Lebensmittel und schaut nach.
00:15:12: Das ist eine neue Hinterhöfe, und jeder hat einen eigenen,
00:15:14: speziellen Schnaps.
00:15:16: Dann können Sie sich vorstellen, wenn Sie die Hinterhöfe absolviert haben,
00:15:19: dann ist die Kirmes doppelt so schön.
00:15:21: (Lachen)
00:15:23: Ja, wenn Sie das sagen.
00:15:24: Ich weiß noch, in Münster gab es lange auf dem Sende eine Raupe,
00:15:28: und es gab dann irgendwann eine Raupe,
00:15:30: bei der plötzlich das Verdeck zuging.
00:15:32: Das heißt, das war die Innovation.
00:15:34: Die Raupe mit dem Verdeck, wie viele Innovationen gibt es denn?
00:15:37: Sie haben schon gesagt, Sie müssen immer dranbleiben,
00:15:40: da gibt es ganz wichtige Episodes.
00:15:42: "Sender" heißt übrigens in der Langform "Sinode".
00:15:45: Also dreimal im Jahr war in Münster die kirchliche Gerichtsbarkeit,
00:15:48: die Sinode daraus, das Sende entstanden, mit besonderem Recht auch.
00:15:52: Das wird heute noch das Sentschwert am Rathaus aufgehangen.
00:15:55: Ja, bekannt. - Besonderes Recht dann auch,
00:15:58: während des Sendes, das Herr Rann, Markthindler,
00:16:00: dann, wenn man die angegriffen hat, wurden die doppelt bestraft.
00:16:05: Gott. - Und die Raupe,
00:16:06: das stand also auch bis in die siebzehn Jahre hinein,
00:16:10: in der, also nicht nur statische Berechnung, Sicherheit,
00:16:12: wie übrigens das strengste Baurecht der Welt für Fahrgeschäfte
00:16:17: in Deutschland, Sicherheit ganz vorne.
00:16:19: Und in der Betriebsvorschrift für die Raupenbahn früher
00:16:22: mit dem Klappverdeck stand dann also drin,
00:16:24: dass das Verdeck nicht länger wie zehn Sekunden geschlossen sein darf,
00:16:27: damit es keine unsiedlichen Untriebe gibt.
00:16:30: Ach so, ja.
00:16:31: Und dann war wirklich dann im Westfalen der Dorffahrer mit der Stoppuhr,
00:16:35: der sagt in der böse Schaustelle, hat das Verdeck zu lange zugelassen,
00:16:39: dann musst du die Dorfscheref dann einschreiben.
00:16:41: Ja, die kennen ja ihre Westfalen.
00:16:43: Aber nochmal, Innovationen, technisch,
00:16:45: Sie haben schon gesagt, das Analoge, und ich war mit meinen Eltern dort,
00:16:48: also die Tradition ist schon sehr groß,
00:16:50: aber wie innovativ müssen Sie sein?
00:16:51: Also die neuesten Fahrgeschäfte entstehen in die Köpfen der Schausteller.
00:16:55: Wir gehen dann zu den entsprechenden Herstellerfirmen,
00:16:58: die dann sagen, oh, das ist statisch, das ist technisch machbar.
00:17:01: Der TÜV Süd hat zum Beispiel eine Anlage elektronisch erstellt,
00:17:06: wo man ihm vorfällt,
00:17:07: dass man nicht nur die Statik überprüfen kann,
00:17:09: bleibt das Ding auch stehen bei starker Belastung.
00:17:12: Das wäre gut.
00:17:13: Das wäre sehr gut, und da sind wir auch stolz drauf,
00:17:16: dass alles so sicher ist bei uns in Deutschland.
00:17:18: Aber dann kann man auch schon zum Beispiel
00:17:20: die auf die Personen einwirkenden Gehkräfte prüfen.
00:17:22: Ja, stimmt.
00:17:24: Und dann sagt man, nee, die Kurve ist etwas zu stark,
00:17:26: das muss gemindert werden,
00:17:28: damit nicht nur diesen Fliegerpiloten mitfahren können,
00:17:31: sondern eben auch die ganze Familie.
00:17:32: Ach ja, ich hab noch so viele Fragen.
00:17:34: Weil sie so eine Arztpraxis,
00:17:36: eine Anwaltskanzlei oder sogar die NASA. Da habe ich eine Vorstellung. Aber was Sie machen, Sie haben noch Lust?
00:17:41: Ja, selbstverständlich.
00:17:43: So, zack, nächste Frage. Gibt es eigentlich nur eine wilde Maus oder fünf und wer bestimmt das?
00:17:58: Also Mäuse gibt es reichlich. Der Markt ist natürlich offen. Jeder Schaussteller, der seine
00:18:03: Finanzierung bekommt oder vielleicht die Gelder dann erarbeitet hat, kann natürlich zum Hersteller
00:18:08: gehen und sagen, so, bau mir mal eine wilde Maus oder ein Prägdänz. Prägdänzer haben wir 59 in
00:18:14: Deutschland unterwegs. Das ist ein Standard und sehr beliebt. Von daher braucht so ein Prägdänz nicht
00:18:19: unbedingt immer die große Kirmes, sondern ist dann auch auf der Stadt der Kirmes. Dann hat das
00:18:24: entsprechende Publikum auch. Ja oder sogar Firmenfeiern. Man kann tatsächlich vermehrt und das ist
00:18:29: so mehr und mehr im historischen Bereich. Wir haben also auch einen historischen Jahrmarkt zum
00:18:33: Beispiel in der Bochum der Jahrhundertalle. Und diese alten Betriebe, die haben tatsächlich große
00:18:40: Anhänger und werden für Betriebsfeiern auch angemietet. Darf aber nie mehr, wir sind in der
00:18:45: Sparkasse auch solche Themen müssen, Rolle spielen, darf nie mehr als 50 Prozent des Gewerbes sein,
00:18:49: weil sonst verlieren Sie Ihre Schausstellerrechte, ne? Das weiß ich jetzt nicht, was ich mal.
00:18:54: Schick Ihnen zu, Ihr Berater ist da immer für Sie da. Okay.
00:18:57: Wir haben übrigens schon mal hier im Foyer der Sparkasse sogar eine Schausstellerausstellung gehabt.
00:19:02: Aus Anlass des 100-jährigen der Schausstellerverbandes Essen. Und wir sind ganz stolz, dass das eine der
00:19:08: bestbesuchten Ausstellungen war hier im Foyer, die die Sparkasse jemals hatte. Herzlichen Glückwunsch!
00:19:13: Und das Publikum hier ist wählerisch. Wer stellt die Carousels hier? Sie haben schon gesagt,
00:19:18: da gibt es Firmen, Hersteller, die auf Wünsche eingehen. Das heißt, ich kann jetzt nicht im Darknet
00:19:22: meinen, was gibt es bei meinen Rooster Booster, 12 Tonnen Stahl jetzt wieder mitmachen. Kann ich
00:19:28: mir nicht bestellen dort, sondern ich muss mir den erst mal ausdenken selbst? Nein, es gibt
00:19:32: natürlich Standards. Der Brickdance ist natürlich ein fertiges Produkt und den kann man dann von
00:19:37: der Stange kaufen bei den entsprechenden Hersteller. Was kostet, was kostet ein Brickdance? Ja, so ein
00:19:40: Brickdance, da geht dann schon so in die zweieinhalb Millionen ohne Transportfahrzeuge und das Teure
00:19:45: ist natürlich gerade die Produktion von Sicherheit. Man kann natürlich vielleicht in einer anderen
00:19:51: Nationen Brickdance kaufen, ähnliches Produkt, was wesentlich billiger ist, aber wir haben
00:19:56: besondere Stahlstärken. Es wird also der hochwertige Stahl, wie in der Flugzeug, im Flugzeugbau
00:20:01: verwendet. Es gibt Todmannschaltung, elektronische Sicherung, Drehzahlbegrenzer etc. etc. Und das
00:20:08: macht eine Anlage natürlich, die Produktion von Sicherheit besonders teuer. Ich glaube,
00:20:12: dass ich mit dem Kopf mal überschlagen, es lohnt sich die Anschaffung nicht. Selbst wenn ich jetzt
00:20:15: mein Leben lang bis ins hohe Alter jeden Tag eigentlich rund um die Uhr fahre, nein, ich
00:20:20: komme weiterhin zu Ihnen. Herzlich willkommen. Mir fehlt noch so ein bisschen der Einstieg. Also ich
00:20:26: weiß von Ihnen und jetzt sprechen wir mal über Ritter und die lange Familiengeschichte, dass
00:20:30: Ihre Familie auch verschiedene Ideen hatte. Wie ging das damals los? Also ja nicht mit dem
00:20:35: Glühweinstand auf dem Kennedyplatz. Also ich habe da schöne alte Papiere. Mein Ur-Ur-Ur-Großvater,
00:20:41: der war mal Küfer an der Mosel und vielleicht ist er dann durch Weinfest oder eben durch Liefer
00:20:46: und durch Weinfässer eben auf die Reise gekommen und vielleicht hat er ja auch die Ur-Ur-Ur-Ur-Macher
00:20:50: kennengelernt auf der Kirmes, kann sein. Jedenfalls sind wir sehr lange dabei. Ursprünglich
00:20:55: hatten wir eine Kleinkunstbühne, eine Schaubude, wie man so sagt, noch so mit der schwebenden
00:21:00: Jungfrau und solchen Dingen. Und dann kam ein, da hat man kann man schon sehen, Innovationen,
00:21:07: die moderne, einkiene Matrografentheater, also das lebende Bild. Und das kann man sehr schön sehen.
00:21:12: Im Filmmuseum am Potsdamer Platz in Berlin ist der erste Saal, den Gebrüder Shadanowski
00:21:17: Wittmet, die also die Kinomatographie in Deutschland dann erfunden haben. Ja, also Kino kam eigentlich
00:21:24: über Fahrgeschäfte nach Deutschland. Ja, das Wanderkino, die Wanderbühne und viele Dinge,
00:21:29: die man heute als selbstverständlich nimmt, sind eben durch die Schaussteller in die Welt gebracht
00:21:35: worden, wenn dann auf einmal durch eine Lokomobile der Strom im Dorf war und das Karusel sich ohne
00:21:41: Pferdeantrieb drehte, waren also die Bauern schon höchst erstaunt und haben sehr kritisch geschaut
00:21:47: und haben schon mal vorsichtig die Missgabe rausgeholt, ob da nicht Teufelswerk gespielt ist. Ja, ja,
00:21:51: und das steht der westfälische Fahrer wieder. Diese Albert Ritter GBR, die ich gefunden habe,
00:21:56: das sind Sie, Sie sind der Albert Ritter oder ist das schon Vorfahrer? Das sind wir dann, wir haben
00:22:01: natürlich dann auch in der Neuzeit irgendwie andere Formen wählen müssen. Aber Sie sind der Albert.
00:22:07: Ich bin jetzt der Angestellte dieser GBR, die Träger sind meine Kinder jetzt. Also Sie haben die
00:22:11: Glühweinkelle abgegeben? Kann man so sagen, aber am Wochenende bin ich schon mit dabei und dann
00:22:17: ist der Alte noch mit am Pott. Wir kommen gleich noch über Ihr Engagement, dass Sie sich also
00:22:21: über zu viel Freizeit nicht beschweren werden, sag ich mal. Wie geht's Ihrem Unternehmen, wie geht's
00:22:26: der Branche? Also wir haben natürlich dramatische Zeiten mit der Corona-Zwangspause, wir waren ja
00:22:32: die Ersten, die abgeschaltet wurden und die Letzten, die wieder aufmachen durften, obwohl wir
00:22:36: immer gesagt haben, also Sie, Eie Solforsche haben gesagt, draußen an der frischen Luft,
00:22:40: dann noch mit einer Maske rumlaufen eigentlich non-sense. Und das haben ja jetzt auch die
00:22:44: neuesten Ergebnisse gezeigt, dass das so war. Aber okay, wir machen keinen Vorwurf, wer hat
00:22:49: schon eine Pandemie erlebt oder hat Erfahrungswerte. Aber da war natürlich dann auch ganz wichtig,
00:22:54: die politische Arbeit, dass wir mit an den Corona-Hilfe beteiligt waren. Das war schon wirklich
00:23:01: ein Stückchen Arbeit bei der Politik auf allen Ebenen in Europa, Landbund, dass wir also da nicht
00:23:07: rausgefallen sind. Und wir haben also tatsächlich so viel treue Besucherinnen und Besucher dann
00:23:13: erleben dürfen nach Corona. Dass wir also eine richtige Renaissance und dass wir bessere Besucherzahlen
00:23:19: haben, weil dem Menschen wohl bewusst geworden ist, was sie an Ihrer Kirmes, an Ihrem Volksfest,
00:23:24: an Ihrem Weihnachtsmarkt haben, wenn es abgeschaltet ist. Also das war deutlich zu spüren danach.
00:23:28: Anders hätten Sie das ganze Geschäft ja sicherlich auch nicht guten Gewissens an Ihre
00:23:33: Kinder weitergeben können. Wenn Sie diese Hoffnung nicht gehabt hätten, dass wir eigentlich alle die
00:23:37: Kirmes lieben. Na ja gut, die waren ja von Anfang an mit dabei, reingewachsen so wie ich auch und
00:23:41: haben natürlich, die Kasse wird ja nicht heimlich gemacht, die Kinder sind dabei und die wissen
00:23:45: schon, was auf sie zu kommen. Gabs mal andere Wünsche bei den Kindern, die Sie austreiben mussten,
00:23:51: Tierärztin? Nein, aber meine Enkeltochter jetzt, die sagt, ich habe damit nicht so ein Boot.
00:23:56: Ein Teufel, wenn ich tun würde. Ja, genau. Ein schwarzes Schaf hat jede Familie.
00:23:59: Wenn die Kinder das Geschäft übernehmen, dann haben sie welche. Wir sind jetzt hier im
00:24:08: der Rubrik Albert Ritter persönlich. Ja, wir wohnen noch in Triné, beide über 40 und war
00:24:13: gerade dabei. Stimmt es auch, dass Sie auf Reisen geboren sind? Also fast im Wohnwagen in Hannover
00:24:18: zur Welt gekommen? Ja, keine 100 Meter entfernt vom Wohnwagen im Silor, so heißt das Krankenhaus
00:24:23: neben dem Schützenplatz in Hannover. Meine Eltern gassierten gerade zum Schützenfest.
00:24:28: Riesenfest? Riesenfest, man soll ja das größte Schützenfest der Welt sein, wobei Neuss
00:24:32: natürlich auch nicht schlecht ist, das Bürgerschützenfest. Nein, und dann bin ich dort zur Welt gekommen.
00:24:38: Als Sohn einer Berliner Schauschstellerfamilie? Ursprünglich Berliner Familie, ich habe ein
00:24:43: schönes altes Foto von 1880, das steht auf dem Wagen. Schnellfotografie Ritter Berlin.
00:24:49: Toll, jetzt sind Sie Niedersachse. Voll Prinz wie der Kind. Ja, so, genau. Ja, im Grunde auch wie
00:24:55: andere große Stars der Schausstellerbranche Klaus Meine, Lena, Major Landruth, Oliver Pocher,
00:25:01: im Grunde auch alles Schaussteller. Ja, und Charlie Shepplin auch im Wohnwagen. Ach so, ja,
00:25:04: Sie greifen gleich oben an, richtig so. Kindheit in der Schausstellerbranche, wie ist das? Hatten
00:25:11: Sie dann einen festen Platz in der Schule oder alles in Berlin oder wie haben Ihre Eltern das
00:25:14: gelöst? Also ich bin Volksschüler und dann nicht nur eine, sondern über 100 Woche für Woche,
00:25:20: woanders, wo die Eltern gerade gastierten. Um Gottes Willen. Und das ist natürlich so ein Projekt,
00:25:26: da Lernstoff zu vermitteln, ist schwer, ist auch nicht immer geglückt. Und als Schauschstellerkind
00:25:30: hat man so auch sehr schnell raus, dass man dann für Freifrei-Karten, vielleicht Deutsch gemacht
00:25:35: bekommt von den anderen, für drei, die Mathematik, hat aber dann auch nicht dazu geführt, dass der
00:25:40: Lernstoff zumindest besser vermittelt wurde. Aber Lebensschule ist das schon, wenn man dann als
00:25:45: Knüff Woche für Woche schon sich im Rektor anmelden muss und sagt so, ich möchte mich als Reiseschüler
00:25:50: anmelden. Aber die Erfahrungen haben dazu geführt, das war das eines der ersten Dinge, die ich dann
00:25:55: als Verbandsvertreter gemacht habe, ins Kultusministerium zu gehen und sagen, wir brauchen verbesserte
00:26:01: Bedingungen für Kinder vom beruflich Reisen. Und ich bin ich stolz, dass wir sogar Schulwagen haben
00:26:06: in NRW, die auf Kirmesplätzen unterwegs sind, Bereich-Rier-Stammschulen etc., etc., sogar ein
00:26:12: Bruchschulprojekt im Wirtschaftskolleg in Herne, wo die Kinder dann im Block ihre Bruchschulpflicht
00:26:18: erfüllen können. Dann sind Sie im Grunde auch Bildungsexperte, ich glaube, niemand hat so viele
00:26:22: Schulen von innen gesehen wie Sie. Richtig, ich bin aber auch seit 22 Jahren Vorsitzender eines
00:26:26: Bildungswerkes. Gab es mal Momente, in denen Sie gesagt haben, vielleicht wäre es auch für mich mal
00:26:31: was anderes gewesen? Nein, eigentlich nie. Steuerberater. Oh, gut, ist weg. Also Spaß und Freude
00:26:39: draußen sein, mit den Menschen spielen und das ist wirklich was mir liegt. Ich habe also Spaß daran,
00:26:46: unter Menschen zu sein. Und trotzdem hat es Ihnen schnell nicht mehr gereicht. Sie leiten die
00:26:51: Schausteller auf europäischer Ebene als Präsident in Deutschland, im Landesverband hier in
00:26:55: Landraubestphalen. Warum so ein intensives ehrenamtliches Engagement? Das muss doch bestimmten
00:27:02: Viertel ihrer Zeit eingenommen haben und immer noch. Zum Schluss eigentlich freigestellt für die
00:27:07: Kinder, für die Aufgabe im Ehrenamt. Aber der älteste Schaustellerverband in Deutschland ist
00:27:13: von 1883 entstanden, weil es da sehr puritanische Ratsherren gab in den einzelnen Städten. Die
00:27:19: Kirmes sollte auf einen Tag beschränkt werden, damit der Malocher am Montag fit ist für die Arbeit.
00:27:25: Und man sah also da im Volksverglügen dann einen Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft,
00:27:30: weil die Kirmes ist, wir sagen immer, die Philharmonie des kleinen Mannes. Da haben wir
00:27:35: natürlich uns schon dann sehr früh zusammengeschlossen, um unseren Berufsstand zu verteidigen. Und
00:27:40: wenn man die Themen nimmt vor 120 Jahren, haben sich gar nicht so verändert, Steuerrecht, Verkehrsrecht,
00:27:46: etc. Wegfall von Plätzen, die dann durch irgendein Investor, da gibt es Begehrlichkeiten,
00:27:52: dass sie gebaut werden. Und da sind wir zusammengeschlossen, auch seit 1954 schon auf europäischer
00:27:58: Ebene. Warum machen Sie das? Können Sie auch ein anderer machen? Ja, ich glaube, die haben den besten genommen.
00:28:03: Eigentlich ist die Folge hier zu Ende. Schöner wird es nicht. Schöner wird es nicht.
00:28:09: Sie wollen ja noch mehr. Sie wollen von Essen. Das ist ja nicht nur ihren Glühwein trinkt,
00:28:24: die Stadt, sondern auch sie in den Bundestag schickt. Also Sie haben es geschafft. Das
00:28:29: ist mein erstes Glückwunsch. Sie sind frisch nominierter SPD-Bundestagskandidat. Ja, einer
00:28:35: Name auf dem Partei mit 93 Prozent auf dem Parteitag. Das macht einen als Schauschgerener natürlich dann stolz,
00:28:40: dass die bürgerliche Gesellschaft so eine Anerkennung schon mal gegeben hat.
00:28:46: Warum suchen Sie jetzt die Bundespolitik? Ich höre als Präsident des DSB auf am 18. Januar
00:28:51: nächsten Jahres. Ich kandidiere nicht mehr. Und vor drei, vier Wochen gab es eine Ansprache auf
00:28:57: einer Jubilavire, 50 Jahre in der SPD. Erstaunlicherweise sogar von den Usus. Und das fand ich ganz
00:29:04: toll. Ich habe eher gesagt, ihr seid ja wohl bekloppt. Was wollte ich noch mit mir, mit mir
00:29:08: Alten? Aber dann kam immer mehr Zuspruch und dieses Nominierungsergebnis gibt wohl ein bisschen recht.
00:29:15: Und jetzt schauen wir mal. Zumindest kenne ich ja die parlamentarischen Abläufe auf allen
00:29:20: Ebenen, Europaparlament, Bund oder Land. Und weiß, wie man da etwas vielleicht einstielen,
00:29:26: durchsetzen kann. Und mir ist ganz wichtig, weil ich ja beim Folg bin. Ich habe ja keine
00:29:30: Scheibe als Schauspieler zwischen Publikum und dem Menschen. Und jeder spricht mich an,
00:29:35: auch in der Vergangenheit. Und sagt, hör mal, können wir da nicht mal was zusammen tun. Und im
00:29:40: Moment ärgert mich, wenn ich durch Alten essen gehe, sehe dann die Staus durch die maroden Brücken.
00:29:45: Die Fernfahrer sind stundenlang im Stau. Dann ist die Längzeit zu Ende und die müssen irgendwo
00:29:52: zwangsweise anhalten. Und da ist meist kein Klo, keine Dusche oder sonst was. Und wir alle lassen
00:29:57: uns von Amazon gerne beliefern, aber denken nicht dran, was das für eine Arbeit ist. Und da
00:30:02: sollte man an solche Gruppen, da gibt es viele in der Gesellschaft, die nicht ordentlich bezahlt
00:30:07: werden und wo eben die sozialen Bedingungen knapp sind. Da sollte man was für tun. Eine funktionierende,
00:30:12: komplett sanierte Infrastruktur werden sie, egal wie alt sie werden, wahrscheinlich nicht mehr erleben
00:30:16: in Deutschland. Ja, aber dann das zumindest ein vernünftiges Umleitungsmanagement. Wir sind
00:30:22: denn die Chancen, also ernsthaft. Stellt ihr Wahlkreis gerade den direkten SPD-Kandidaten?
00:30:26: Nein, das ist jetzt einer von der CDU. Und es war aber bei den letzten Wahlen nur 1038
00:30:35: Schwimmen, glaube ich, Unterschied. Und sie haben noch Glühwein-Gutscheine. Sie haben ja
00:30:39: Möglichkeiten. Die Argumente soll sie und nicht der Gutschein.
00:30:52: Sie hatten die freie Wahl als Feierschausteller aus Berlin. Warum sind Sie zu Hause in Essen?
00:30:58: Ja, das sind tatsächlich Kriegswehren. Wir sind dann hier hengeblieben durch einen abgesachten
00:31:04: Weihnachtsmarkt, 1949, Blindgängerfund auf der Kettwäger Straße. Eigentlich, zurzeit waren
00:31:11: wir in Hamburg zu Hause und dann gab es eine Entschädigung von 1000 Mark. Und der Vater
00:31:15: gesagt, wenn wir jetzt wieder in Hamburg fahren, sind die Tausende ja schon fast aufgebraucht. Also
00:31:20: bleiben wir hier im Winterquartier in Essen. Und so ist es dann dazu gekommen, dass wir seit 49
00:31:25: eine Essener-Familie sind. Was für ein riesiger Zufall. Es ist ja fast wie mit dem Truck liegenbleiben
00:31:30: und dann einfach sagen, hier wohnen wir jetzt, dann machen wir noch einen Klingelstitt dran. Und
00:31:32: wo wohnen Sie hier? Ich bin in der alten Essen zu Hause auf dem Gewerbegrundstück, direkt beim
00:31:36: Autobahnkreuz. Und ja, wohne also in einem, wenn man so möchte, heute sagt man Lof,
00:31:42: hat wie gesagt umgebautes Büro, überhalb der Halle und ja, in alten Essen dann. Und Sie sagen,
00:31:49: die Mentalität, auch die Mentalität hier in der Branche, sei nochmal eine andere. Ja, Ruhrgebiet
00:31:55: ist ja nochmal doppelt verstärkt. Also der Schauschler an sich, der trägt ja seinen herzhaben
00:32:00: rechten Fleck und sagt auch, was er denkt. Und das ist natürlich dann noch doppelt, wenn er dann
00:32:06: auch noch aus dem Ruhrgebiet kommt. Und sehr ehrlich offen, das direkte Wort. Und er sagt mal,
00:32:11: schon mal du erst können, aber dann trink mal wieder ein Bier zusammen. Alle unsere Gäste bekommen
00:32:16: immer eine Plakatwand. Ihre ist natürlich mit tausend kleinen LED-Nachhaltigkeit Glühlämpchen
00:32:22: verziert. Das ist klar. Aber Sie haben viel Platz für eine Botschaft. Was ist Ihnen wichtig,
00:32:27: was möchten Sie unserer Stadt sagen? Ja, dass wir gefühl ist wichtig, dass miteinander soziale
00:32:32: Gerechtigkeit und natürlich sich das behalten. Vom Untertage, dass man also Glück aufsagt und
00:32:40: das wirklich auch so meint miteinander. Eine Frage habe ich noch, die stelle ich immer. Menschen mit
00:32:47: Bundesverdienstkreuz, wo bewahren Sie es auf? Ja, das Kreuz liegt in der Schublad,
00:32:52: dem anderen Auszeichnungen. Aber das Rewehrabzeichen, so steht es ja auch in der Trageverordnung,
00:32:58: soll auch gezeigt werden, um eben zu sagen, so wie sind eine Gesellschaft. Und dieses kleinere
00:33:03: Rewehrabzeichen habe ich dann schon am Schaketen auch, wenn ich Schaketen habe. Das hat mir witziger
00:33:08: weise Wolfgang Niedecken gesagt, dass man dieses nicht eitel und keine Angeberei dieses Zeichen zu
00:33:14: zeigen, sondern man zeigt den Respekt vor der Bundesrepublik und seinem Gegenüber. Und vor
00:33:18: allen Dingen der Verfassung gegenüber ist ja ein Zeichen. Wir haben eine der besten Verfassung
00:33:22: der Welt, wenn nicht sogar die beste. Und was da die Väter im Parlamentarisch Rat geschaffen haben,
00:33:28: das war schon sensationell, dass es bis heute richtig bestand hat, bis auf ganz Kleinigkeiten,
00:33:34: die man mal vielleicht mit der Schuldenbremse ändern möchte, aber das Grundsätzliche, die
00:33:38: Menschenrechte, das ist sensationell dort aufgestellt. Ich bin mit allen Fragen in der Zeit
00:33:44: durchgekommen. Sie antworten eigentlich viel zu präzise für die Bundespolitik. Das müssen
00:33:48: Sie sich überlegen nochmal. Nein, das habe ich mir fest vorgenommen, dass ich auch dort eine klare
00:33:52: Kante, hat mal ja ein lieber Freund gesagt, sollte man sprechen und ja, im Ton verbindlich in der Sache
00:33:59: konsequent. Albert Ritter, alles Gute für den Weihnachtsmarkt, danke schön für Ihre Zeit. Glück
00:34:04: auf, danke schön. Ja, was für eine spannende Welt. Ich werde über den Weihnachtsmarkt in diesem
00:34:11: Jahr und wahrscheinlich für lange Zeit anders gehen, auf jedes Volksfest, jede Kirmes, die Menschen,
00:34:17: die dort arbeiten, mit einem anderen Blick sehen, was für ein exklusiver Einblick, dank Albert Ritter,
00:34:23: der Mann hätte Stoff für einen ganzen Thementag, aber das haben ja alle unsere Gäste. Wir konzentrieren
00:34:30: uns immer auf den intensiven Blick hinter die Kulissen, in die Person hinein und auf unsere
00:34:36: Stadt. Jedes Mal abonnieren Sie uns, empfehlen Sie uns gerne auch Freunden, Familie, Arbeitskolleginnen
00:34:42: und Kollegen allen, die gern Glühwein trinken und allen denen er zu teuer ist. Also allen. Bald
00:34:49: schon die Weihnachtsfolge, auch wenn es hier eben schon nach Glühwein duftet in unserer schönen Stadt.
00:34:55: Das war Zu Hause in Essen, ein Podcast der Sparkasser Essen. Die neue Folge, jeden zweiten Dienstag im Monat.
00:35:07: [Musik]
Neuer Kommentar