Folge 49 - Philharmonie Essen - Babette Nierenz

Shownotes

Unser Gast ist die Intendantin der Philharmonie Essen. Babette Nierenz. Sie ist eigentlich das Gegenteil einer NewComerin. Sie ist in der Philharmonie an Bord, seit diese nach großem Umbau wieder eröffnet wurde - seit 2004. Erst kommen die großen Orchester, obwohl es "Essen" ist. Nach einem Besuch in ihrem Haus, kommen die großen Orchester, WEIL es Essen ist. Ein großes Kompliment an die Frau, die Energie für viele hat.

Bei dieser Eröffnung vor gut 20 Jahren war auch unser Moderator Tobias Häusler - und er konnte das beweisen. Und diesen Beweis hat er mitgebracht in unser Gespräch im Intendantinnen Büro. Ob sie den Gegenstand erkennt?


In "Zuhause in Essen" spricht die Sparkasse Essen nicht über die gute alte Zeit. Wir sprechen über das, was Essen schon heute besonders attraktiv macht und was nach der Zeit der Ruhrkohle noch Magisches passieren wird. Immer mit Gästen, die Gegenwart und Zukunft auch gestalten. Und wenn WDR Moderator Tobias Häusler einmal in den Rückspiegel schaut, dann nur um die Spur wechseln zu können.

Jeden zweiten Dienstag im Monat ein spannender Gast - aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur, Ehrenamt… Und ein ungewöhnlicher Blick auf unsere schöne Stadt.

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00:00:00: Dann sagt Chicago Symphony mir nach dem Konzert, wir haben ihren Namen auf der Liste, wir kommen wieder.

00:00:08: Das heißt die kommen trotz Essen nicht wegen Essen?

00:00:10: Nein, die kommen erst trotz Essen und dann wegen Essen.

00:00:13: Richtig, richtig so ist das. Also wir wandeln dieses Bild von vielleicht einem nicht vorhandenen Fleck auf der Landkarte zu einem Lieblingsort.

00:00:20: Es gibt Kindergärten in denen es überhaupt nichts vorhanden, keine Rassel, kein Instrument.

00:00:26: Da singt niemand mit den Kindern, keine musikalische Aktivität. Dann haben wir gesagt, das müssen wir ändern.

00:00:31: Aber wie?

00:00:33: Jetzt gehen wir aber auch zu den Größeren, zu den Erwachsenen, die die Philharmonie gar nicht im Blick haben.

00:00:38: Jugendzentrum Hüvig, habe ich noch vor Augen, Jugendliche mit verschränkten Abend, was soll das jetzt hier?

00:00:42: Dann spielen diese Musiker Beethoven Streichtrio, würde der nie freiwillig anhören, und diese Jugendlichen sind angerührt und sagen, Mensch, Philharmonie, kann man dahin gehen?

00:00:51: So.

00:00:53: Zu Hause in Essen.

00:00:55: Ein Podcast der Sparkasse Essen.

00:00:58: Mit Tobias Häusler.

00:01:01: Herzlich willkommen, gerade Ihnen, ganz persönlich.

00:01:04: Hier ist der Podcast für alle, die sich in Essen schon wohl fühlen, die wissen, dass sich die Stadt neu erfindet, die aber auch wissen wollen, was alles Neues kommt und wie sie auch genau dort mitmachen können, wie sie es erleben können.

00:01:16: Ich spreche einmal im Monat mit den Menschen, die die Zukunft gestalten. Aus Politik, Wirtschaft, Sport, Ehrenamt. Heute mal wieder aus der Kultur.

00:01:25: Mit Strahlkraft, das werden wir erleben, auf das ganze Ruhrgebiet und auf ganz Deutschland.

00:01:31: Unser Gast ist die Intendantin der Philharmonie Essen.

00:01:34: Babette Nirenz.

00:01:36: Eigentlich das Gegenteil einer New-Kammerin, sie ist in der Philharmonie an Bord, seit die nach großem Umbau wieder eröffnet ist, also seit 2004.

00:01:45: Aber es gibt eben doch Jahr für Jahr neue Themen. Die meisten sind tolle Themen, manche aber auch nicht.

00:01:51: Wir haben ausgerechnet am 5. September 2024 miteinander gesprochen, mittags.

00:01:56: Das war der Tag des hochumstrittenen Bürgerdialogs abends einer in Teilen rechtsextremen Partei in der Philharmonie selbst.

00:02:05: Natürlich hätten wir gerne beide nur über Konzerte gesprochen, über Vielfalt und nicht über Gegner dieser Vielfalt,

00:02:11: aber natürlich spreche ich dieses Thema noch in dieser Folge an.

00:02:15: Zuvor aber ganz viel Schönes. Allein bei dieser Eröffnung, vor gut 20 Jahren, war auch ich schon im Alter von 22, 23.

00:02:25: Es gab für jeden ein kleines Glas, also einen Beweis, das ich da war. Den habe ich mitgebracht in unser Gespräch im Intendantinnenbüro "Jeder Gast bekam eins".

00:02:34: Erkennst Sie es?

00:02:35: Ah, wie schön.

00:02:36: Was ist das?

00:02:37: Das ist ein Stauder Bierglas mit dem ersten Logo der Philharmonie von 2004 und mit dem Wort der Öffnungszauber.

00:02:46: Und den haben wir hier wirklich gefeiert damals.

00:02:48: Können Sie sich noch an die Magie dieses Abends erinnern?

00:02:51: Oh ja, sehr lebendig. Vor allem an die Zeit vorher, die sehr intensiv war, da wir ab April 2003 eigentlich diese Eröffnung angebahnt haben.

00:03:00: Schon mit einem richtfestige Feierter, mit allen örtlichen Ensemble, Gruppen, die es gibt, regelmäßig auf der Baustelle waren,

00:03:08: diese Fortschritte sahen dann gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger, der ja dieses Projekt im Grunde als sein Herzensprojekt realisiert hat.

00:03:16: So habe ich noch beste Erinnerungen, wie dieses Haus dieser Saal langsam entstand und dann auch wirklich einen Tag vor dem Eröffnungskonzert der letzte Stuhl eingebaut wurde.

00:03:25: Ach ja, also richtige Aufbruchstellen.

00:03:27: Absolut.

00:03:28: Und ich durfte damals sogar auf der Bühne stehen, da war ich nur ganz normale Mitarbeiterin im Team und dann diese Ansage, Handys ausbitte zu machen.

00:03:38: Immerhin.

00:03:39: Und es war schon ein unglaubliches Gefühl, diesen magischen Raum hineinzuschauen und ihn eben dann auch zu hören.

00:03:46: Und das ist ja die Stunde der Wahrheit, wie klingt der Saal?

00:03:49: Mit Publikum.

00:03:50: Mit Publikum für die Künstler auf der Bühne, für das Publikum im Saal.

00:03:54: Es sind auch zwei verschiedene Aspekte der Akustik.

00:03:56: Ja.

00:03:57: Und dann der Kritiker aus Düsseldorf schrieb, die neue Philharmonie von Düsseldorf steht in Essen.

00:04:01: Und die internationalen Orchester Wiener Berliner Philharmoniker uns das auch bestätigt haben, wussten wir hier ist wirklich was Großes gelungen.

00:04:07: Ja.

00:04:08: Wie wichtig war das für Essen diesen Saalbau, die Philharmonie zurückzubekommen?

00:04:12: Wie ich jetzt im Zuge der 20 Jahre Jubiläumsfeier gemerkt habe, ist das wirklich ein Herzensanliegen der Bürgerinnen und Bürger gewesen.

00:04:19: Das haben wir damals als neu kommende Mitarbeiter gar nicht so gewusst.

00:04:24: Die 28?

00:04:25: Ja, ich habe hier meine erste feste Stelle gehabt im günsterischen Betriebsbüro.

00:04:29: Und ja, gut, hier wird halt ein Konzert auseröffnet.

00:04:32: Aber dass dieses Haus an diesem Ort hier im Stadtgarten und nicht irgendwo anders in der Stadt wiedereröffnet wurde, war ja maßgeblich den Bürgerbegehren mit 90.000 Unterschriften zu verdanken.

00:04:41: Und das habe ich eigentlich erst jetzt bei der 20 Jahrfeier, als wir die Gespräche haben mit Professor Scheidt, mit der Gruppstiftung, mit Christian Hülzmann, ganz wichtiger Mann damals.

00:04:50: Da haben wir erst verstanden, dass das wirklich ein Haus der Bürger und von den Bürgern an dieser Stelle überhaupt erwirkt wurde.

00:04:57: Und das leben wir heute auch.

00:04:59: Sie nennen es auch gern die gute Stube der Stadt.

00:05:02: Bei guter Stube, da denke ich ja an nur Sonntags, es wird nicht getobt, man zieht sich schick an, alles hat seine Regeln und morgen geht es wieder in die Schule.

00:05:10: Die gute Stube, also so ein bisschen Ausnahme vom Alltag, meinen Sie das so?

00:05:14: Durchaus auch, denn für die Menschen ist dieses Haus etwas Besonderes, nicht nur um sich schick anzuziehen, auch um feiern zu gehen.

00:05:21: Wir veranstalten Philharmonischen Ball alle zwei Jahre, aber auch um die kleinen Kinder in den Baby-Konzerten krabbeln zu lassen, um Clubmusik zu feiern, um Weltmusik aller Genres zu erleben,

00:05:31: in großer Vielfalt, aber auch um die Wiener Berliner Philharmonika, Chicago Symphony Orchestra.

00:05:35: Und das ist etwas Besonderes.

00:05:37: Da lebt die ganze Stadt auf, man merkt das wirklich an dem Abend, wenn so internationaler Glanz, Star-Qualität hier auf der Bühne steht,

00:05:44: das gibt den Menschen Gefühl, ja hier passiert etwas Besonderes, wir sind etwas Besonderes in diesem Haus, mit diesem Haus.

00:05:51: 27 waren, Sie als hier eingestiegen sind hier, in diesen 20 Jahren haben Sie verschiedene Positionen ausgefüllt, bis 2023 klar war, Sie sind absolute Wunschkandidaten, die jetzt auch Intendanten werden soll.

00:06:03: Ihnen war das nicht so klar, die Medien vergessen ja nichts.

00:06:06: Sie sahen sich in einem Interview nicht in der Lage, diese Position mit drei Kindern so auszufüllen, wie es, Zitat, das Haus verdient habe, mit vollem Einsatz.

00:06:15: Und jetzt sitze ich doch vor, Bobbett Nierens, der Intendantin.

00:06:18: Also konnten Sie sich auf den halben Einsatz zu er einigen, oder wie es ist? Was ist passiert? Halbe Felge?

00:06:23: Nein, tatsächlich volle Felge immer. Dank eines fantastischen Teams. Dank eines fantastischen Teams hier im Haus,

00:06:30: die absolut mitziehen, die verschiedene Programmplanungsfelder auch verantwortlich planen.

00:06:36: Ich denke mir hier nicht alles alleine aus, sondern wir sind hier wirklich in einem tollen Team zu Gang mit Kollegen, die ausschwärmen in alle Welt

00:06:42: und hier die schönsten Projekte an Land ziehen. Natürlich ist man selber vor Ort und den wichtigen Künstlern reise ich selber hinterher,

00:06:49: aber das geht wirklich als Gemeinschaftsarbeit hier im Philharmonie-Team.

00:06:53: Und dadurch ist das auch zu schaffen. Natürlich ist es trotzdem, dass man 24 Stunden irgendwie damit gedanklich befasst

00:07:00: und ich habe auch das große Glück, dass ich eben familiäre Unterstützung habe und das eben ganz gut ausbalancieren kann.

00:07:06: Manchmal fährt man ein bisschen auf der Überholspur, aber es gelingt tatsächlich.

00:07:10: Sie haben aber auch eine unglaubliche Energie, wenn ich das sagen darf. Es ist ja schon beim Reinkommen.

00:07:14: Zack, wo machen wir die Bilder? Also Sie haben diese Energie. Freut sich das Team auch so über Ihre Energie? Jeden Tag.

00:07:21: Oh, unterschiedlich, würde ich sagen. Also wer nicht die Fackelträg kann auch nicht den anderen entzünden.

00:07:27: Ich glaube, die Kolleginnen und Kollegen spüren schon, dass mir dieses Haus ein Herzensanliegen ist und dass hier nichts egal ist.

00:07:34: Jeder ist wichtig im Haus und das spüren die Mitarbeiter, das spüren die Künstler, das spürt eigentlich das ganze Haus.

00:07:40: Und oft kommen Künstler ins Haus, die sagen, man spürt schon die gute Energie bei euch und das ist mir wichtig, dass wir alle mit Freude bei der Sache sind.

00:07:46: Dann will ich wissen, wie Sie vorgehen, also wie Sie die gute Stube mit Leben füllen. Fangen wir an.

00:07:52: Marie-Barbet-Nieren, Sie verwenden das Marie nicht. Zuniedlich oder?

00:07:56: Ja, das ist nein die Barbet-Deser-Erbs. Hier sind alle meine Großmütter und Marie hat meine Eltern noch hinzugefügt.

00:08:01: Insofern fühle ich mich vollständig, aber Barbet ist an sich das, was ich bin.

00:08:07: [Musik]

00:08:15: Die Philharmonie Essen. Es gibt Alte-Theater mit Opa, es gibt das Ballett, das Schauspiel, die Philharmonie.

00:08:21: Vielleicht mal so ein bisschen trockene Struktur zu beginnen, bevor wir dann sehr bunt werden.

00:08:25: Was ist die Philharmonie hier in der Stadt mit Blick auf die, wie nennt man es, Kulturorganisation?

00:08:29: Ja, richtig, richtig. Also die Theater an Philharmonie Essen GmbH.

00:08:33: Ist eine eigenständige GmbH, eine eigenständige Tochtergesellschaft der Stadt, ganz formal.

00:08:38: 100-prozentige Tochter der Stadt in einem fünf-Sparten-Betrieb mit einem Geschäftsführer organisiert.

00:08:45: Ich sage nicht übergeordnet, weil das nicht dem Geist entspricht.

00:08:49: Natürlich hält er am Ende die finanziellen Felden und die organisatorischen Felden in der Handfritz Frömming ganz fantastischer Glücksfall für uns hier jetzt gerade gestartet.

00:08:57: Ja, auch mit uns 2023. Und da sind wir mit allen Spaten eben im Austausch auch künstlerisch, organisatorisch,

00:09:05: aber jede Spate Opa, Schauspiel, Ballett, Philharmoniker und Philharmonie verwalten.

00:09:11: Also ihr Haus, ihre Kunst, ihren Wirtschaftsplan selber wirken aber idealerweise immer an guten,

00:09:18: wichtigen und naheliegenden künstlerischen Stellen auch zusammen.

00:09:20: Und das ist ein Geschenk, das ich sonst nirgendwo erlebe an anderen Häusern, dass man so selbstverständlich zusammenarbeitet.

00:09:26: Also kurze Beispiele, die Essener Philharmoniker sind hier ganz viel involviert in der Philharmonie mit Babykonzerten, Konzerte für Menschen mit Demenz.

00:09:33: Wir gehen mit den Philharmonikern in die Stadt hinaus, Philharmonie vor Ort, Kindergartenkonzert mit Musik kommt um die Ecke.

00:09:39: Also da passiert ganz viele, viele Projekte, in denen wir das Orchester einbinden und das Orchester ja auch profiliert.

00:09:44: Wie viel Säle haben Sie, wie viele Räume um Musik, Kultur, Veranstaltungen zu organisieren?

00:09:49: Konzerträume zwei, den großen Alfred Kruppsal mit 1900 Plätzen.

00:09:52: Also wirklich das Herzstück genannt nach der Stiftung, die hier substanziell zur Finanzierung des Hauses beigetragen hat.

00:09:59: Also Dr. Reiniger, man ging dann zum Hügel und dann hat Bertolt Beitz seine Zustimmung gegeben, hier mitzuwirken.

00:10:06: Das war ganz wichtig.

00:10:07: Und den kleineren Saal, sogenannte RWE-Pavilion, weil eben der Konzern RWE damals den Bau maßgeblich mitfinanziert hat.

00:10:14: Der wird kulturell und kommerziell genutzt.

00:10:16: Das ist die Struktur der Philharmonie.

00:10:18: Wir haben ein Kongresscenter im Haus, das kommerziell vermietet an Kongresse Tagungen und dem den künstlerischen Betrieb, der allerdings immer Vorrang hat.

00:10:25: Das wurde damals auch so aufgenommen bei der Entstehung.

00:10:28: Jetzt ist gerade 24/25 gestartet.

00:10:31: Wo ist da Ihre Handschrift?

00:10:33: Also wo sagen Sie, das ist Philharmonie Essen, das ist jetzt neu typisch Intendantin Barbet Nirens.

00:10:38: Philharmonie Essen sind für mich vier Säulen tatsächlich.

00:10:41: Und diese oder ein Kreisring, sag ich, weil die Elemente verbinden sich.

00:10:45: Das ist die künstlerische Exzellenz.

00:10:47: Die gab es auch schon vorher.

00:10:49: Aber die müssen sich auch jedes Jahr neu arbeiten oder Jahre im Voraus.

00:10:52: An dem Engagement der Berliner Philharmoniker jetzt im Mai 25 habe ich fünf Jahre gearbeitet, bis das mal so kommt.

00:10:58: Und auch die Viener Philharmoniker, diese Orchester haben die Stadt Essen nicht sofort auf ihrem Radar.

00:11:03: Die gehen erst mal nach Wien, nach Salzburg, nach Berlin.

00:11:06: Wenn Sie aber erkennen, dass hier ein guter Saal ist und dass die Gastfreundschaft stimmt, dann sagt Chicago Symphony mir nach dem Konzert.

00:11:13: Wir haben Ihren Namen auf der Liste. Wir kommen wieder.

00:11:15: Das heißt, die kommen trotz Essen nicht wegen Essen?

00:11:18: Nein, die kommen erst trotz Essen und dann wegen Essen.

00:11:21: Richtig, richtig so ist das.

00:11:23: Also wir wandeln dieses Bild von vielleicht einem nicht vorhandenen Fleck auf der Landkarte zu einem Lieblingsort.

00:11:29: Und das erarbeiten wir uns jeden Tag aufs Neue mit den Künstlern, die kommen und die dann auch eben gerne wiederkommen.

00:11:37: Ist ein tolles Kompliment und das zeigt ja allein Ihr Programm, dass es so ist.

00:11:41: Das zweite Element ist die Vielfalt und die habe ich glaube ich schon erweitert jetzt in der letzten und dieser Spielzeit.

00:11:47: Wir haben ein eigenes Festival, Women's Boys, wo wichtige Künstlerinnen der Weltmusik aus Brasilien, Afrika, Türkei, Israel,

00:11:54: die eine wichtige politische Stimme auch ihres Landes sind, hier auf die Bühne kommen mit strahlkräftigen Projektunterstützen von der Gruppstiftung,

00:12:01: mit den so optimisten Internationalen.

00:12:03: Also wir machen immer ein Gesamtgedanken aus einer Programmplanung.

00:12:06: Die findet nicht nur ein Konzert statt, sondern wir suchen uns Partner, Multiplikatoren und auch dein Aspekt der Teilhabe zu bedenken,

00:12:13: dass wir sagen, wenn wir Förderung haben, bemühen wir uns auch immer ein Teil der Tickets hier gratis zur Verfügung zu stellen

00:12:18: und damit Menschen zu erreichen, die die Philharmonie nicht im Blick haben als ihren selbstverständlichen Ort.

00:12:25: Und da möchte ich eine kurze Brücke zur Sparkasse schlagen, denn das ist auch ein Herzensprojekt.

00:12:29: Dieses Spielzeit erstmals in 20 Jahren werden wir ein Konzert in die Essener Bürgerinnen und Bürger verschenken,

00:12:35: Mittel für der Sparkassenstiftung, Philharmonie-Stiftung der Sparkasseessen gegründet vor 20 Jahren.

00:12:40: Die Tickets werden über die Sparkasse auch an die Bürgerinnen ausgegeben und somit quasi über diesen neuen Vertriebskanal mal ganz neues Publikum angesprochen,

00:12:49: aber auch in dieser Großzügigkeit, in dieser Gastfreundschaft hoffentlich auch wieder mehr Menschen erreicht.

00:12:54: Worauf freuen Sie sich jetzt noch mit dem Blick auf die ganz frisch begonnende Spielzeit?

00:12:58: In diesem Blick freue ich mich besonders auch auf unsere Porträkünstler.

00:13:01: Das ist der international wahnsinnig erfolgreiche Direktorin Klaus Meckele.

00:13:05: Der findet jetzt schon beim Chicago Symphony Orchestra, beim Konzertgebauorchester als neuer Chefdirigent unter Vertrag ist oder kommen wird.

00:13:14: Er wird drei Konzerte dirigieren mit den Wiener Philharmonikern, Konzertgebau und Orchester de Paris.

00:13:18: Also das ist wirklich ein Glücksgriff, wenn das gelingt, solche Leute hier zu holen,

00:13:21: Anna Wienersky, die russische Pianistin, aber auch mit der ich dann eben ein Wahnsinnsprojekt ist.

00:13:26: Also das kann man sich gar nicht ausdenken, das kommt auch von den Künstlern.

00:13:29: Anna Wienersky hat mal mit Herbert Grünenmeier gearbeitet.

00:13:31: Ich sagte, ach, das können wir doch wieder machen mit Herbert.

00:13:34: Herbert will dirigieren, auch singen und das werden wir jetzt tun.

00:13:37: In Juni 25 werden wir hier ein Konzert mit Herbert Grünenmeier, wussten Sie noch gar nicht.

00:13:41: Das habe ich noch nirgendwo gelesen.

00:13:42: Ja, und wenn es gelingt, wird es an den Stadtgarten übertragen.

00:13:45: Dann sind wir wirklich hier für jedermann jede Frau erreichbar.

00:13:50: Da zeigen wir eine ganz neue Seite von Herbert Grünenmeier, der sich darauf riesig freut, ein ganzes Orchester zu dirigieren,

00:13:55: das Publikum muss singen und er wird auch singen.

00:13:58: Ja klar.

00:13:59: Und das sind natürlich solche Erfolge, die müssen zusammenkommen aus verschiedenen Elementen, Personen.

00:14:05: Wir haben ein Partizipationsprojekt durch die RHG-Stiftung hier erreicht.

00:14:08: Wir laden 200 Kinder aus dem Ruhrgebiet ein, die Konzerte in Essen und einen Zinbohr um zu besuchen

00:14:13: und damit auch wieder die Schwelle zu überwinden ins Haus.

00:14:16: Und über Herbert klassische Musik zu erleben, Popmusik zu erleben.

00:14:20: Und das finde ich die schönsten Geschichten.

00:14:22: Wenn wir fantastische Musik machen mit großen Künstlern und viele Menschen daran teilhaben lassen,

00:14:27: durch Förderer, durch Partner, die in der Region sich engagieren.

00:14:30: Da ist Ihnen wirklich etwas ganz Besonderes gelungen.

00:14:32: Ja, das ist auch als großen Glücksfall.

00:14:35: Schön, dass Sie es hier erzählen.

00:14:45: So, dann werden wir mal gemeinsam zur Intendantin.

00:14:47: Erst mal muss man sagen, ich möchte Ihnen nicht so nahe treten,

00:14:49: aber ich glaube, die schönsten Räume überlassen Sie wirklich den Publikum und den Orchestern.

00:14:53: Das soll auch so sein.

00:14:55: Und auch den Orchestern, das möchte ich doch auch anmerken.

00:14:57: Die Backstage-Bereiche in der Philharmonie Essen sind die schönsten auf der Welt.

00:15:00: Ja.

00:15:01: Ja, gehen Sie mal in andere Häuser, also in großer Hauptstädte.

00:15:04: Da wundert man sich manchmal, wie lieblos die Backstage-Bereiche.

00:15:08: Und hier wurden wirklich ebenbürtig zum Vorderhausbereich auch für die Künstler die Räume gestaltet.

00:15:14: Und das ist natürlich auch ein Standortvorteil.

00:15:17: Sie können ahnen, dass ich schon in manchen traurigen Backstage-Bereichen saß.

00:15:20: Ich habe noch nie darüber nachgedacht, dass man ja ein Backstage-Bereich auch für 60, 70, 80 Leute kreieren muss.

00:15:24: Nämlich oder 120.

00:15:26: Krass.

00:15:27: Wenn die großen Orchester kommen, dann brauchen die Raum und Platz.

00:15:30: Und der ist wirklich hier sehr schön.

00:15:32: Ich will alles tun, das mal irgendwann zu sehen.

00:15:34: So, machen wir Programmplanung hier mal aus dem Büro raus.

00:15:36: Das ist im Fernsehen, gerade über öffentlich-rechtlichen auch im Kino im Theater, nicht anders.

00:15:40: Was ist denn die Leitlinie?

00:15:42: Wir schauen Sie, was die Menschen dieser Stadt, dieses Landes, ja, weil es ja eine Strahlkraft hat, auch dieses Haus.

00:15:47: Was die wollen?

00:15:48: Grünenmeier wollen Sie.

00:15:50: Was die wollen?

00:15:51: Oder dürfen Sie auch bestimmen, was sie wollen, sollten?

00:15:54: Also, was gut für Sie wäre.

00:15:55: Ah, das ist eine schöne Frage.

00:15:57: Natürlich beides.

00:15:58: Natürlich sprechen wir die Menschen an durch die großen Namen und auch die großen Werke.

00:16:03: Und es ist aber besonders schön zu beobachten, wenn wir über die großen Namen und die großen Werke auch immer wieder Novitäten einspielen ins Programm

00:16:11: und mitschwingen im Programm.

00:16:13: So dass, ich bringe jetzt mal ein Beispiel.

00:16:15: Wir hatten Antonio Papano hier im Land Symphony Orchestra, Patrizia Kopacinskaya, Beethoven 7. Sinfonie.

00:16:20: Kennt jeder, liebt jeder, gehen die Leute hin.

00:16:22: Dann spielt Patrizia Kopacinskaya die wunderbare Geigerin, spielt dann Fasil Sey für die Lienkonzert.

00:16:27: Fasil Sey, der türkische Pianist, Dirigent-Komponist.

00:16:30: Er als Pianist, berühmt und bekannt, sehr schöne Stücke geschrieben.

00:16:34: Kennt man aber nicht so.

00:16:36: So, dann spielt sie das Völinkonzert und dann sagen die Menschen hinterher, das war das Stück des Abends.

00:16:42: Danke, dass ich das entdecken konnte.

00:16:44: Das sind für mich eigentlich die schönen Momente.

00:16:46: Das Tor geht auf durch das Bekannte, aber dann erleben wir eben neue Momente oder auch ganz neue Formate, wie ich denke, an unser Mickey-Takeover-Format.

00:16:53: Ein klassisches Ensemble, das mit einem Pop-Künstler kommt und dann mit Max Muske, Jordan Delaney, Stefanie Heinzmann,

00:16:59: deren Songs in klassischem Gewand spielt.

00:17:02: Und das klingt anders.

00:17:04: Es ist nicht das Gleiche, ob sie einen Schello, einen Fagott oder eine E-Tarade haben.

00:17:08: Und wenn das Fagott rockt und die Hafe schwingt, dann erreichen sie auch andere Schwingungen.

00:17:13: Und die Menschen haben teilweise Tränen in den Augen und können nicht glauben, wie schön das ist.

00:17:17: Und dann nachher bei der Party bis zu 2 Uhr früh entletzt, das ist noch alles im Foyerben, im DJ.

00:17:21: Also da erreichen wir Menschen von 12 bis zu 80, sag ich mir, da kommen wirklich alle, ist schon vorher ausverkauft.

00:17:27: Und das ist für mich auch Programmplanung im besten Sinne.

00:17:30: Ich muss gerade an einem Besuch im Zoo Duisburg dienstlich denken.

00:17:34: Da hat mir der Pfleger gesagt von den Seerobben, die essen ja keine Medikamente.

00:17:38: Die können ja Pillen geben, die essen die nicht.

00:17:40: Sie müssen die Pille in den Fisch stopfen.

00:17:43: Ja, stopfen würde ich nicht sagen, sondern die bieten an.

00:17:47: Das heißt, den Menschen schmeckt der Fisch und sie merken gar nicht, dass sie die richtige Medizin auch gleich mitbekommen haben.

00:17:52: Richtig. Aber sie gehen hinterher glücklich nach Hause.

00:17:54: Das ist für mich gesund und strahlend.

00:17:56: Das wissen wir ja alle.

00:17:58: Wenn wir Glücksmomente empfinden, dass wir dann auch gesund werden und solche Orte mit unseren Emotionen verbinden.

00:18:05: Und das ist mir immer wichtig, dass die Philharmonie ein Herzensort für alle Bürgerinnen ist, deswegen die Vielfalt des Programmes.

00:18:11: Und wir haben jeden Abend anderes Publikum.

00:18:13: Gehen Sie mit mir eine Woche hier ins Konzert, ob das Max Rabe ist, Jazz, Weltmusik, Popmusik, klassisches Orchester, Liederabende, große Künstler.

00:18:23: Und das ist das Schöne, dass wir eben durch die Vielfalt des Programmes auch möglichst alle 140 in Essen, Ansätze, Nationen hier erreichen.

00:18:31: Und wie ist das Ziel?

00:18:33: Dann klingen Sie ja total glücklich, zufriedenerfolgreich.

00:18:36: Dann kann es für Sie ja im Grunde nur eine Seitwärtsbewegung geben im Erfolg.

00:18:40: Ich frage trotzdem nochmal, gibt es Menschen, die Sie nicht erreichen, die Sie gerne hätten?

00:18:44: Jetzt mal Handelschärfte.

00:18:45: Ja, natürlich. Am liebsten hätte ich Wartelisten für die Konzert und wer immer ausverkauft.

00:18:49: Das sind wir noch nicht.

00:18:50: Deswegen gehen wir jetzt mit einem neuen Projekt, Philharmonie vor Ort, in die Stadtteile.

00:18:54: Das tun wir schon mit dem Kindergartenprojekt Musikgruppen um die Ecke.

00:18:57: Das ist eine Schiene, das ist ganz klein.

00:18:59: Jetzt gehen wir aber auch zu den größeren, zu den Erwachsenen ins Flüchtlingszentrum, in Jugendzentren, auch in die Palativstationen in die JVA.

00:19:09: Gut, da sind wir einfach vor Ort dann präsent.

00:19:11: Das ist ein ganz schönes neues Win-Win-Projekt, in dem wir exzellente Studierende ermöglichen, Konzertpraxis zu gewinnen.

00:19:18: Durch viele Konzerte spielen in einer Woche zehn Konzerte, final in der Philharmonie.

00:19:22: Und wir erreichen in den Stadtteilen eben die Menschen, die die Philharmonie gar nicht im Blick haben.

00:19:26: Sie kommen als kleine Berge, kommen Sie zum Profeten?

00:19:29: Richtig.

00:19:30: Und dann sitzt dann dieser Berg, Jugendzentrum Hüvig, habe ich noch vor Augen, Jugendliche mit verschränkten Armen.

00:19:35: Was soll das jetzt hier?

00:19:36: Dann spielen diese Musiker Beethoven Streichtrio, würde der nie freiwillig anhören.

00:19:40: Und dann haben diese Jugendlichen, sind angerührt und sagen, Mensch, Philharmonie, kann man dahingehen?

00:19:46: So, und dann laden wir die ein. Der erste Besuch ist gratis.

00:19:50: Und dann werden wir Freunde und dann kommen diese Menschen hoffentlich wieder.

00:19:54: Das ist das Ziel, das ist ein neues Projekt, diese Spielzeit.

00:19:56: Und das bauen wir jetzt aus.

00:19:58: Und so sind wir noch lange nicht am Ende, alle Menschen zu erreichen.

00:20:01: Wie sieht so ein Tag aus in Ihrem Leben?

00:20:10: Sie kommen morgens an, ich sag mal Kulturbetrieb, erster Termin um zehn.

00:20:14: Mein Büro startet um acht.

00:20:16: Oh ja, okay.

00:20:18: Und ja, dann geht man durch seine E-Mails oder hat schon vorher, weiß schon vorher, wie man heute erreichen möchte, sprechen möchte.

00:20:25: Und dann...

00:20:26: Gebt sich auch ein Lier in Ihrem Grunde wahrscheinlich mit den alltäglichen Organisationsproblemen der aktuellen Spielzeit, mit den perspektivischen Gedanken in die Ferne.

00:20:32: Natürlich. Da kommt noch eine Frage, wie machen wir denn dieses Late-Night-Format, wie machen wir die Zugabe, wie Künstler will noch was oder die Agentur?

00:20:39: Das ist natürlich immer so. Man ist parallel in drei Welten, heute, morgen, übermorgen. Manchmal auch noch gestern, wenn es noch Dinge gibt aus der vergangenen Spielzeit.

00:20:47: Oder auch Tagesaktuelles, was mit so einem Tag wie heute, über den wir vielleicht noch sprechen, dann plötzlich auf einen zukommt.

00:20:54: Das spielt dann auch rein. Man muss einfach sehr flexibel sein. Das macht es aber auch natürlich sehr reizvoll, weil kein Tag wie der andere ist.

00:21:00: Klar. Sie haben es schon angesprochen und Sie wissen, die Sparkasse zwingt mich zu gar nichts. Ich müsste die Sparkasse nicht erwähnen, aber ich möchte es gerne tun, denn es gibt seit Beginn, seit über 20 Jahren, die Philharmonie-Stiftung der Sparkasseessen.

00:21:12: Wie arbeiten Sie und die Stiftung zusammen?

00:21:14: Das ist eine sehr freundschaftliche und kollegale Kooperation. Wir treffen uns in der Sparkasse oder auch der gegenwärtige Vorsitzende Bernd Jung, kommt jetzt nächste Woche zu mir ins Büro.

00:21:25: Und dann sprechen wir über die Projekte, die wir so machen in der nächsten Spielzeit. Was könnte interessant sein für die Sparkasse?

00:21:31: Was hat Förderbedarf? Das ist ja das Ziel, die Projekte zu fördern, die den Bedarf haben. Und das sind eben jetzt nicht die Projekte, die von alleine aus verkauft sind, sondern eben oftmals diese Preziosen, die wir eben hier im Programm haben, die vielleicht nicht das Ausverkauf der Haus haben, sondern nur das Halbausverkauf der Haus.

00:21:47: Und da hilft uns die Sparkasse eben, solche Preziosen hier anbieten zu können. Und wir überlegen eben neue Ideen. Und das finde ich schön, dass es gelungen ist, dieses geschenkte Konzert im April 2025 mit einem herrlichen Disney-Programm für die ganze Familie hier anzubieten für alle Bürger gratis.

00:22:05: Und Sie lieben den Ball. Ich habe Sie auch. Ich habe Sie auch gemeinsam sogar tanzen sehen.

00:22:09: Weil das mein Herzenskind, da habe ich meinen Mann kennengelernt, 2005. Und der schlief dann etwas ein. Das ist natürlich auch eine sehr kostspielige Angelegenheit.

00:22:19: Der Ball oder jemand?

00:22:20: Der Ball. Der Ball tatsächlich ist auch aufwendig im Haus. Wir müssen das aus drei Tagen sperren, um umzubauen, alles. So, in dem Jahr 2018 dachten wir, wir müssen doch diesen Ball wieder beleben.

00:22:32: Und der damalige Geschäftsführer war damit überhaupt nicht einverstanden und sagt, ihr bist wohl wahnsinnig. Der ruiniert uns der Ball. Ich gesagt, ich werde Partner finden.

00:22:39: Und wenn ich Partner finde, dann werden wir diesen Ball veranstalten. Und dann haben wir im Jahr 2020 diesen Ball veranstaltet, haben ein Satte-Plus aus dem Ball, erwirtschaftet für unsere sozialen Stadtteilprojekte Musikkomten um die Ecke.

00:22:51: Es ist besonders schön, Thomas Kufen ist immer als Schirmherr dabei. Und wir finden jedes Jahr oder alle zwei Jahre veranstaltet mit dem Ball neue Förderer-Partner, die dann oftmals auch Konzertpartner werden danach.

00:23:01: Das ist eben das Schöne. Der Ball ist auch ein Einfallstour für neue Partnerschaften, für die Philharmonie und erreicht wirklich Menschen in ganz Deutschland.

00:23:09: Wir bekommen die Rückmeldung aus Hamburg, aus München. Die Menschen kommen nach Essen, gereist zu dem Ball und ich lad sie gerne ein.

00:23:15: Das ist eine fantastische Veranstaltung. Acht Stunden im großen Saal des Wiener Ballorchester, Disco Impavelio, Swing und Lindy Hopp.

00:23:22: Ach so.

00:23:23: Und große Tombola, Spielbank, also für jeden Geschmack.

00:23:27: Ja, das verstehe ich. Da haben Sie mich irgendwie jetzt doch noch mal irgendwie mit Schrot. Mit Schrot haben Sie mich jetzt doch mit irgendwas getroffen.

00:23:33: Weil ich sah mich jetzt nicht im Pelz kragen, wie Sie da jetzt hier über den Vorplatz tanzen.

00:23:36: Nein, für Sie reicht auch der Smoking.

00:23:38: Für mich reicht der Smoking, aber habe ich auch einen schönen Abend, wenn ich jetzt eben nicht Walzer tanze?

00:23:41: Ja, selbstverständlich.

00:23:42: In der Öffentlichkeit? Ich mache schon viele in der Öffentlichkeit.

00:23:44: Viele Menschen tanzen kein Walzer, sondern sind wirklich in der Disco Impavelio da unterwegs.

00:23:51: Oder auch im Swing-Lindy-Hop-Bereich, da haben wir eine Kooperation mit Lindy-Pott. Das sind wirklich die Tänzer, die das können.

00:23:56: Das macht wahnsinnig Spaß.

00:23:57: Auch schon den zuzuschaumen.

00:23:58: Das ist eine unglaubliche Energie, wie die da mit ihren Schirmützen und ihrer entsprechenden Garderobe da tanzen.

00:24:04: Und sie flanieren durchs ganze Haus. Sie können einfach einen schönen Abendserleben auch ohne einen Schritt schneller zu werden.

00:24:10: Was aber schwierig ist.

00:24:12: Ja, okay. Wenn es mich erst mal wegreißt, wenn es mich wegspült, dann schätzen Sie mich richtig ein.

00:24:16: Aber jetzt sind schon eine Menge Termine, die ich mir jetzt noch hielen muss.

00:24:18: Ja, Samstag ist wieder Konzert.

00:24:20: Okay.

00:24:21: Schauen Sie sich schon mal auf die Bühne und denken, dass das wäre auch gern ich. Der Applaus, der könnte auch meiner sein.

00:24:39: Tatsächlich nicht, weil ich diesen Gedanken sehr früh schon mal erwogen und dann glücklicherweise in eine andere Bahn gelenkt habe.

00:24:46: Ich habe als Pianistin begonnen. Wirk alle kommt von irgendeinem Instrument und habe meine drei, vier Stunden geübt am Tag.

00:24:52: Und das ist auch, meine Mutter sagt, das ist ja alles für was gut im Leben.

00:24:57: So habe ich auch Arbeiten gelernt.

00:24:59: Also wenn Sie mal ein Instrument richtig ernsthaft gelernt haben, wissen Sie sich auch durch zu beißen, durch ein Thema und dran zu bleiben,

00:25:06: einem Thema und das ist auch hier ein Erfolgsfaktor, das wir nicht zu schnell aufgeben bei vielen Themen, bei Künstlern, auch bei Partnerin, Sponsoren.

00:25:14: Ich möchte auch dieses Leben der Künstler nicht führen müssen, denn das ist tatsächlich ein einsames und anstrengendes, wenn sie von Stadt zu Stadt reisen spielen,

00:25:23: aus dem Koffer leben, die Familie immer zurücklassen, immer unterschiedliche Bedingungen vor Ort vorführen.

00:25:28: Deswegen sind wir, glaube ich, gute Gastgeber, weil wir wissen, was den Künstler beschäftigt, wie viel Pflege der oder die braucht.

00:25:35: Ich bin schon in Düsseldorf am Flughafen den Koffer an von Wikingur Olafson hinterher gefahren und habe die da rausgesucht,

00:25:43: weil die verloren gegangen waren auf dem Flug.

00:25:45: Und ich wusste, wenn Wikingur Olafson seine Koffer nicht hat, um danach nach Amerika weiter zu fliegen, hat der ein Problem.

00:25:50: Und wenn ich das nicht persönlich mache, dann passiert es nicht.

00:25:52: Dann habe ich angerufen, bin dahin gefahren und habe unter diesem Feld von verlorenen Koffern dann tatsächlich seine beiden gefunden.

00:26:00: Und das sind natürlich so kleine Freundschaftsdienste, die verbinden uns mit dem Künstler auch.

00:26:04: Also das vergisst er mir nie, dass ich seine New York-Reise gerettet habe und er hat mir da noch eine Klavierstunde gegeben hier auf der Bühne.

00:26:11: Das ist ja fantastisch.

00:26:13: Aber diese eine Zahl, die jetzt so weggehurscht ist, die will ich nochmal aufgreifen.

00:26:16: Sie haben ja nicht Klavier gelernt, sie haben drei, vier Stunden pro Tag Klavier gespielt.

00:26:21: Das klingt nach jemandem, der es darauf anlegt, das auch beruflich zu machen.

00:26:26: Dass man bei all dem Talent und der Disziplin irgendwann dann doch merkt, ich bin es nicht.

00:26:30: Gab es diesen Moment oder sind Sie abgefangen worden von das andere?

00:26:33: Nein, nein, den Moment gab es. Ich habe einfach bessere Leute gehört.

00:26:35: Das finde ich schön eigentlich immer im Leben. Man muss ja selbstkritisch bleiben.

00:26:39: Sie haben auch gesagt, es gibt ja hier auch schlechte Tage und das ist ja eine Frage der Disziplin.

00:26:43: Und man lernt wirklich dann auch zu arbeiten, haben Sie gesagt.

00:26:45: Eigentlich müssten Sie ja mehrere solche Momente weggesteckt haben und gesagt, ich bleibe jetzt einfach dran.

00:26:49: Jetzt ist der Moment, da scheint die Sonne nicht. Ich bleibe dran.

00:26:51: Klavier bleibt meins. Es muss einen Punkt gegeben haben, wo Sie wirklich gesagt haben, nein, ab jetzt gebe ich auf.

00:26:56: Richtig. Und das war mit 17 Jahren beim Clara Schumabelbependüsselhoff, als wir einen Teilnehmer bei uns zu Hause aufgenommen haben.

00:27:04: Ich habe diese Aufrufe, wir kannten Pianisten aufnehmen und da leid ich Rossa Egar Yaddo kennen, ein fantastischer, argentinischer Pianist,

00:27:09: der auch ein Festival in der Schweiz leitet. Und als ich den, die irrlich der Ethyde von List spielen, hörte, das ist ein wahnsinnig virtuoses Stück.

00:27:15: Da wusste ich, das wirst du niemals können. Da kannst du so viel üben, so gut wirst du nicht.

00:27:19: Dann muss man auch der Realität ins Auge sehen.

00:27:21: Dann ist das ein sehr, sehr guter, erfolgreicher Moment, muss man ehrlich sagen.

00:27:24: Ja, exzellenter Moment. Und dann die Weichen zu sein, sagen nein und ich habe auch die Geduld zum Unterrichten nicht.

00:27:29: Ich werde kein so List.

00:27:30: Jetzt lassen Sie andere strahlen sozusagen.

00:27:32: Ja, und das ist schön. Und das ist tatsächlich auch ein Moment, weil Sie das Ansprang vorhin gewesen,

00:27:37: warum ich nicht sofort diese Intendanzanfrage angenommen habe, weil es mir gar nicht so wichtig ist, irgendwo im Licht der Kegel zu stehen und diesen Titel zu tragen.

00:27:47: Ich finde, dass hier gute Inhalte entstehen müssen und mir hat es eigentlich immer Spaß gemacht, auch für andere zu arbeiten und andere gut aussehen zu lassen.

00:27:54: Das ist wie im Orchester. Ich habe eine Freundin bei Landenphilharmonik, Alice Munro, zweite Ubohe.

00:28:00: Und ich sage, Alice, wieso spielt sie zu zweit Ubohe und ich erste?

00:28:03: Dann sagt sie mir, I like to make others sound good.

00:28:06: Das hat mir eigentlich immer viel Spaß gemacht, to make others sound good, den Intendanten strahlen zu lassen.

00:28:11: So, aber als wir dann suchten und nicht so recht fündig wohnen, dachte ich also, bevor ich jetzt hier alles aufgebe und es in die ganz für mich falsche Richtung läuft, mache ich selber.

00:28:21: Sie haben drei Kinder, das ist ja der private Teil des Potters, drei Kinder, die sind in einem, sagen wir mal, intensiven Alter, oder?

00:28:27: Ja, 14, 12 und 10.

00:28:29: Bingo.

00:28:30: Und der 14-jährige ist auch ein fantastischer Musiker schon, Trompeter.

00:28:33: Im Musikintenat genießt hier die Konzerte natürlich in vollen Zügen, wenn er da ist.

00:28:37: Sprich damit jedem Trompeter über alle Details. Die Tochter ist ja auf der reiterlichen Schiene zu Hause.

00:28:43: Da habe ich über den Förderer der Philharmonie auch wieder zu einem wunderbaren Reitstall gefunden.

00:28:48: Also wir helfen uns hier gegenseitig.

00:28:50: Aber sieh nicht auf, was mit Pferden zu tun.

00:28:51: Ja, ich bin auch geritten früher auch Dressureiterin.

00:28:52: Natürlich.

00:28:53: Und das betrachte ich jetzt von unten. Und der kleine Sohn spielt auch mal Rimbabon und ist da ganz musikalisch.

00:28:59: Aber das ist natürlich eine herrliche Balance.

00:29:01: Also wenn sie zu Hause sind, sind sie ganz absorbiert und hier ebenso und das befruchtet sich schön.

00:29:06: Und dann haben sie noch einen Mann mit besonderen Leidenschaften.

00:29:08: Dem habe ich ja ein bisschen hinterhergugeln können.

00:29:10: Wer eigentlich nur eine eigene Episode währt, das glaube ich, wir tauschen später einmal aus.

00:29:14: Das stimmt.

00:29:15: Also Polizist auf Führungsebene und gleichzeitig finde ich bei YouTube auch einen evangelischen Weihnachtsgottesdienst in Corona-Zeiten aufgezeichnen.

00:29:21: Mit ihm wird ein Wort zu Colin Nirens.

00:29:25: Ja, dann fehlt aber noch ein Aspekt.

00:29:26: Den haben sie dann noch nicht entdeckt.

00:29:28: Wenn der Jugendfeier ist, dürfen sie ihn jetzt nennen.

00:29:30: Das Duo Colin und Babett.

00:29:31: Sprechen wir bei Udo Jürgensson?

00:29:32: Ja.

00:29:33: Also gut, dann wird es wirklich überspringen lassen.

00:29:34: Wir sind auch ein Duo.

00:29:35: Also in der Kirche sind wir gemeinsam aktiv.

00:29:36: Mein Mann ist Pfarrer im Ehrenamt und die spielt Orgel gelegen.

00:29:39: In unserer Auferstehungskirche hier in Essenhutrop in der Nähe wohnen wir auch.

00:29:43: Mir ist auch der Christliche Glaube sehr wichtig, denn ich glaube, der Mensch ist nicht das Maß der Dinge.

00:29:47: Wir können nur jeden Tag unser Bestes geben und versuchen und das weitere haben wir nicht in der Hand.

00:29:52: Und das ist auch wohltuend, denn das befreit auch dieser Gedanke.

00:29:56: Wunderbarer Gedanke.

00:29:57: Ich komme aber nicht drüber weg.

00:29:59: Hashtag Udo Jürgens.

00:30:00: Hashtag Udo Jürgens.

00:30:01: Ja, als ich bei Mann kennenlernte 2005 beim philharmonischen Ball,

00:30:04: kam er schnell auf unsere Musikwünsche und er sagte, Udo erkannt ihn auch persönlich.

00:30:09: So gute Musik, du musst dir das mal anhören.

00:30:11: Dann habe ich mir das angehört.

00:30:12: Ich finde die Texte wirklich bemerkenswert.

00:30:14: Wichtige Botschaften hat Udo oder den Menschen mitgegeben.

00:30:18: Und dann fingen wir an, das mal auszuprobieren.

00:30:21: Dann spielten wir in der schwarzen Rosebeer Hannes Schmidt.

00:30:23: Der gab uns einfach so einen Auftritt, ohne uns je gehört zu haben.

00:30:25: Sehr mutig, hat aber funktioniert.

00:30:27: Naja, und jetzt dürfen wir gelingt ich mal bei Freunden, Bekannten oder sogar Thomas Kufmann,

00:30:32: den ich mal eingeladen war, sich zu spielen.

00:30:34: Das fand ich auch ganz nett.

00:30:35: Im Privat oder im Rathaus?

00:30:37: Aus Wohnzimmerkonzert zu Hause.

00:30:38: Ach, wie toll, das ist ja toll.

00:30:40: Mit Benni und Joyce.

00:30:41: Ja.

00:30:42: Und da haben wir mal, also im privaten Rahmen pflegen wir das noch zum Vergnügen,

00:30:46: aber zum Meer reicht die Zeit gerade nicht.

00:30:49: Das darf man auch nicht missverständlich, das ist auch nicht Schlager.

00:30:51: Das ist ja harmonisch zum Teil sehr, sehr komplex, das nachzuspielen.

00:30:55: Deswegen wagen sich ja auch kaum Top-40 oder Party-Bands an Udo Jürgens oder Herbert Grünenmeier,

00:31:00: weil die Sachen ja sehr komplex sind in ihrer Leichtigkeit.

00:31:04: Toller Text.

00:31:05: Ja, aber trotzdem sehr leicht erreichbar für die Menschen zum Anhören.

00:31:09: Also ich finde, sie bot schaft, spricht direkt an die Musik, geht direkt ins Herz.

00:31:13: Und sie können eigentlich niemanden verfehlen, damit dann die Texte behalten,

00:31:16: die griechische Wein, die ganze Ausländer-Pflüchtlingsthematik ist ja,

00:31:20: so fräulend wie nie.

00:31:22: Und auch die allgemeinen Lebensthemen, wie Liebe, und verlassen werden.

00:31:26: Und auch später die sozialen Texte von ihm, wo er die Gesellschaft aufruft,

00:31:32: auch zusammenzustehen und eine Stimme zu ergreifen.

00:31:35: Das hat ja nach wie vor große Gültigkeit.

00:31:39: Ja, bevor wir diesen Elefanten im Raum einmal ansprechen,

00:31:42: letztendlich vielleicht geheimes Guilty Pleasure.

00:31:45: Udo Jürgens haben wir jetzt gehabt, ich finde das gar nicht so guilty.

00:31:48: Gibt es irgendwas anderes noch?

00:31:50: Also ich, Ace of Bays, Rhythm of the Night von Snap, die Euro-Dance, DJ Bobo.

00:31:56: Vickilier Andros.

00:31:57: Vickilier Andros, ist ja auch wieder eine Intellektuelle so gesehen.

00:32:01: Genau, ich liebe das Leben, ist doch der schönste Song.

00:32:04: Ja, eben, ganz genau.

00:32:06: Wir können das nicht auslassen, ich würde Sie einfach ganz zu dem Thema hören.

00:32:16: Wir treffen uns heute am 5. September 2024.

00:32:19: Heute Abend wird eine von vielen als gefährlich bezeichnete Partei hier im Haus

00:32:24: zu einem Bürgerdialog laden mit Landtagsabgeordneten, Bundestagsabgeordneten.

00:32:29: Wir haben über die Welt gesprochen, über die Liebe zur Musik,

00:32:33: sehr die Wortbedeutung von Philharmonie, die liebezöne, die freundschaftliche Liebe zur Harmonie.

00:32:38: Und bevor wir über den Protest sprechen, den Sie auch organisiert haben heute Abend,

00:32:42: können Sie uns erklären, warum unter dem Mietvertrag auch Ihr Name steht, Ihre Unterschrift?

00:32:46: Ja, das kann ich Ihnen erklären, denn die Philharmonie ist gebaut worden als Konzerthaus

00:32:52: und als Kongresshaus tatsächlich, sogar der RWE-Pavilion, der heute vermietet wird,

00:32:57: mit Unterschrift des Geschäftsführers und auch meiner, ist als Kongresssaal gebaut,

00:33:02: nicht als Konzerthsaal.

00:33:04: Wir vereinnahmen Ihnen von der Philharmonie auch als Konzerthsaal,

00:33:07: aber der Zweck der Philharmonie war immer schon beides zu veranstalten.

00:33:13: Und insofern muss die Philharmonie an Kongressetagungen vermieten

00:33:17: und auch an politische Parteien, auch andere politische Parteientagen hier.

00:33:21: Und insofern ist das ein Gleichbehandlungsgrund seit der Stadt

00:33:24: und der sogenannte Kontraherungszwang, der uns tatsächlich dazu zwingt

00:33:28: und zwang diesen Vertrag zu unterschreiben.

00:33:30: Und da gab es auch keinen Entkommen.

00:33:32: Und wir stehen auch dazu, dass eine in unserem Empfinden,

00:33:37: zwar antidemokratische und rassistische Partei,

00:33:40: der wir uns hier heute inhaltlich entgegenstellen,

00:33:43: dennoch von den Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes gewählt ist

00:33:47: und damit auch wie andere Parteien hier tagen darf.

00:33:50: Verstehen Sie das unwohl sein Ihrer Mitarbeitung?

00:33:52: Absolut. Und wir haben das alle das unwohl sein.

00:33:55: Das haben wir von der Stadtspitze bis zum letzten Mitarbeiter hier im Haus.

00:33:59: Das wissen wir in der Stadtspitze mit Thomas Kufen, mit Christian Kromberg,

00:34:02: da sehr intensiv im Austausch, auch sehr persönlich im Austausch.

00:34:05: Und die beiden haben sich dazu bekannt, dass sie auch nicht einverstanden sind,

00:34:10: dass wir vermieten müssen. Tut uns allen weh.

00:34:13: Und deswegen haben wir wie ich finde aber eine sehr gute Veranstaltung heute

00:34:17: als Haltung der Theater- und Philharmonie Essen mit 775 Mitarbeitern hier geplant.

00:34:22: Neben den Demonstrationen, die hier in der Stadt und vor dem Gebäude stattfinden.

00:34:27: Großer Stadt Rave im Stadtgarten.

00:34:29: Ja, Großer Rave, Essen-Diese und gegen rechts ist alles richtig, ist alles wichtig.

00:34:34: Michelle Friedmann kommt.

00:34:36: Michelle Friedmann kommt. Ich konnte tatsächlich über Igor Levit,

00:34:38: auch ein Freund und Künstler, ihn erreichen und ihn dafür gewinnen,

00:34:44: dass er andere Termine absagt, er wäre gar nicht frei gewesen.

00:34:47: Und heute Abend zu uns kommt heute Nachmittag aus Frankfurt

00:34:50: und honorarfrei hier ein Vortrag hält zum Thema Demokratie und Menschenrechte

00:34:55: und damit uns in den Dialog geht.

00:34:57: Ja, jetzt kommt so eine hart aber fair Frage.

00:34:59: Zumula ist ja auch kein politischer Podcast, kein tagesaktueller Podcast.

00:35:02: Das liegt ja jetzt, wenn Sie jetzt zu Hause diesen Podcast hören,

00:35:04: dann geht es ja alles schon hinter uns.

00:35:06: Wenn Sie sagen, der Kulturbetrieb geht immer dem politischen Betrieb vor,

00:35:10: hätte Igor Levit ja auch einfach hier spielen können.

00:35:13: Ich habe mich kurzfristig vorher also...

00:35:15: Also, mal das klar.

00:35:16: Lese mit Michelle Friedmann irgendwas.

00:35:17: Michelle Friedmann ist da.

00:35:18: Sie haben sich ja jahrelang auch gewährt gegen diese Termine.

00:35:20: Ja, ich konnte es viele Jahre verhindern tatsächlich,

00:35:22: aber dieses Mal konnten wir es nicht.

00:35:26: Und Sie bekommen so raumgreifende Buchungsanfragen,

00:35:29: dass Sie im Grunde dann jeden einzelnen Tag jede Minute vermieten,

00:35:31: müssen nachweisen, müssen die Verträge vorlegen, müssten dazu.

00:35:35: Und da irgendwann bricht es Ihnen das Genick.

00:35:38: Das können Sie nicht halten.

00:35:39: Ich kann die Menschen verstehen.

00:35:41: Ich kann alle Mitarbeitenden verstehen, die Angst haben,

00:35:44: vor allem die Mitarbeiter mit dem Migrationshintergrund,

00:35:46: die Menschen in der Stadt, die sagen, wir wollen das hier nicht haben.

00:35:48: Unserer Philharmonie, die für Vielfalt und Offenheit steht.

00:35:52: Und das tun wir durch unser Programm.

00:35:54: Sie ja auch vornehmend.

00:35:55: Im Grilloteater wird gerade der Reisende geprobt.

00:35:57: Im Alte Theater die Zauberflöte.

00:35:59: Wo menschliche Werte an oberster Stelle verhandelt werden,

00:36:03: künstlerisch eine bessere Antwort können wir gar nicht geben.

00:36:06: Und deswegen haben wir Michelle Friedmann eingeladen,

00:36:08: die Künstlerin der Essener Philharmoniker und Schauspielerin des Schauspielswerden.

00:36:12: Heute Abend künstlerisch dort auch ihren Fußabdruck, ihre Stimme abgeben.

00:36:17: Und ich finde das eigentlich besonders schön,

00:36:19: dass wir aus dieser Schreckensnachricht heraus

00:36:22: und so solidarisch, künstlerisch aufgestellt haben,

00:36:25: dass wir dazu eine Haltung im Sinne des Hauses

00:36:28: und unser Kunst heute zeigen können.

00:36:31: Das heißt, Sie wissen schon, dass Sie für die Belegschaft,

00:36:34: aber auch für uns alle hier wieder so durchlüften können,

00:36:37: dass es nicht mehr so viel bleibt von diesem Geruch des heutigen Amts.

00:36:40: Das hoffen wir.

00:36:42: Wenn etwas bleibt, werden wir auch das verhandeln.

00:36:45: Sie wohnen im Südviertel in einer der schönsten Straßen der Stadt.

00:36:56: Das muss man sagen.

00:36:58: Wenn Sie jetzt pendeln zwischen Philharmonie, Daniel Rope hier an der Violine,

00:37:01: Sie haben die großen Namen genannt,

00:37:03: und dieser wunderschönen Straße im Südviertel,

00:37:05: die Sie bekommen, wie München.

00:37:07: Wie bewahren Sie sich den realistischen Blick auf die Stadt?

00:37:11: Ich wohne noch in der Nähe der Stela Straße.

00:37:13: Es ist sehr relisch.

00:37:15: Es gibt den besten Dönerladen der Stadt, wie ich finde.

00:37:17: Den liebe ich auch sehr.

00:37:19: Ich liebe die Vielfalt.

00:37:21: Ich finde es fantastisch, dass ich zur Stela Straße gehen kann,

00:37:24: aber auch zur Rellinghauser Straße gehen kann.

00:37:26: Und da verschiedene Welten vorfinde.

00:37:28: Das ist die Vielfalt der Stadt.

00:37:30: Welche Herausforderung hat die Stadt?

00:37:32: Ich habe viele Jahre erzählt, wie diese Stadt jetzt entschieden.

00:37:35: Was können Sie, was wollen Sie noch tun für unsere schöne Stadt,

00:37:38: die sich neu definieren muss?

00:37:40: Immer wieder.

00:37:42: Deswegen sind wir auch mit allen Protagonisten im Gespräch,

00:37:44: mit der Politik, mit der Wirtschaft, mit den Künstler,

00:37:46: mit der freien Szene vor Ort.

00:37:48: In diesen Gesprächen entwickeln wir die neuen Ideen,

00:37:50: auch aus den Bedürfnissen, die daraus da sind.

00:37:52: Das beste Beispiel ist wirklich unser Projekt Musik kommt um die Ecke,

00:37:55: Kindergartenprojekt mit Musikerinnen und Pädagogen der Philharmonie.

00:37:58: Wir haben im Jahr 2015,

00:38:00: oder schon viel früher festgestellt, da waren die Kinder im Kindergartenalter,

00:38:03: es gibt Kindergärten, in denen es überhaupt nichts vorhanden.

00:38:06: Keine Rassel, kein Instrument.

00:38:08: Da singt niemand mit den Kindern.

00:38:10: Keine musikalische Aktivität.

00:38:12: Dann haben wir gesagt, das müssen wir ändern.

00:38:14: Aber wie?

00:38:16: Wir haben ja aus dem Konzert Budget keine pädagogischen Mittel.

00:38:19: So, dann hat mich tatsächlich eine Stiftung aus Frankfurt.

00:38:22: Das hilft dann schon, wenn man ein paar Kontakte generiert hat.

00:38:24: Man angerufen und sagte, ah, Frau Nieren,

00:38:26: ich habe Ihnen eine Stiftung, haben Sie nicht eine Idee?

00:38:28: Ich sagte, ja, wir haben eine Idee.

00:38:30: Hier hatten wir schon in der Schublade.

00:38:32: So, dann haben wir das Projekt gestartet, Pilotprojekt,

00:38:34: Musik kommt um die Ecke, 2, 3, 4, 5 Kitas.

00:38:36: Heute hat die kleine Kruppstiftung der Stadt Essen

00:38:38: dieses Projekt übernommen und wir reichen über 80 Kitas.

00:38:40: Und die Eltern der Kinder

00:38:42: kommen zu uns und sagen, ich lerne durch mein Kind

00:38:44: neue Musik kennen,

00:38:46: so der ich keinen Zugang hatte.

00:38:48: Bitte bleiben Sie in der Kita.

00:38:50: Und wie können wir mithelfen?

00:38:52: Es sind gerade schwierige Tage, an denen Sie selbst viel erklären müssen.

00:38:55: Und wie können wir konstruktiv, positiv weiterarbeiten?

00:38:58: Haben Sie eine Botschaft für uns, eine Plakatwand,

00:39:00: die wir völlig frei, Sie können auch malen,

00:39:02: Sie können schreiben und malen eine Botschaft für uns alle zum Abschluss.

00:39:05: Ja, das wäre eine ganz offene Tür.

00:39:07: Eine ganz offene Tür zu einem riesengroßen Füllhorn

00:39:10: an Programm, an Musik für jeden Bürger,

00:39:13: jede Bürgerin dieser Stadt.

00:39:15: Seien Sie jung, älter,

00:39:17: von welchem kulturellen Hintergrund auch immer.

00:39:19: Wir bieten alle Genres,

00:39:21: alle Preisklassen, alle Formate.

00:39:23: Und ich würde mich freuen, wenn die Menschen einfach durch diese Tür gehen,

00:39:26: auf die Homepage gucken und sagen,

00:39:28: was ist hier für mich dabei und da was finden.

00:39:30: Und mich am Abend meine Lieblingsfrage fragen,

00:39:32: wo ist denn hier der Konzertzahl?

00:39:34: Das kommt vor.

00:39:36: Ja klar.

00:39:38: Sie sind heute zu diesem Gespräch selbst eine zierliche Plakatwand,

00:39:41: was steht auf Ihrem T-Shirt?

00:39:43: Das war Ihnen wichtig.

00:39:45: Barbet Nirens, danke für Ihre Zeit.

00:39:47: Ich wünsche Ihnen, dass ihr alles bald zur Ruhe kommt,

00:39:49: wie der Platz ist für das Wichtigste im griechischen Sinne.

00:39:51: Die viel Harmonie, die Liebe zur Musik.

00:39:53: Vielen, vielen Dank.

00:39:55: Vielen Dank, Herr Wassert.

00:39:57: Was für ein Themenrit,

00:39:59: der hoffentlich Lust macht, persönlich zu erleben,

00:40:01: wie aus diesen wunderschönen Ideen Konzerte werden,

00:40:04: Erlebnisse werden.

00:40:06: Herzliche Einladung, viele Infos in den Show-Notes hier.

00:40:09: Und damit sind wir mittendrin übrigens

00:40:11: in der fünften Staffel zu Hause in Essen.

00:40:13: Das war die erste Folge unseres fünften Jahres jetzt.

00:40:16: Mit einer Folge im Monat, das heißt,

00:40:18: wir feiern im Oktober die 50. Folge.

00:40:20: Mit einem besonderen Gast abonnieren Sie unseren Podcast,

00:40:23: dann sagen Ihnen Spotify, Apple Podcast, RTL Plus,

00:40:26: auch der YouTube-Kanal.

00:40:28: Automatisch bescheid, Sie verpassen nichts.

00:40:30: Fünf Sterne, glaube ich, kann man noch geben.

00:40:32: Freuen wir uns darüber.

00:40:34: Jetzt danke ich Ihnen für Ihre Zeit.

00:40:36: Schicken Sie diese Folge gerne an Menschen weiter,

00:40:38: die auch viel Harmonie vertragen können.

00:40:40: Viel Harmonie vertragen können.

00:40:42: Wer eigentlich nicht?

00:40:44: Hier in unserer schönen Stadt.

00:40:46: Das war Zu Hause in Essen.

00:40:48: Ein Podcast der Sparkasser Essen.

00:40:50: Die neue Folge.

00:40:52: Jeden zweiten Dienstag im Monat.

00:40:54: [Musik]

Kommentare (1)

Marie Babette Nierenz

Danke für diese einmalige Chance so vieles über die Philharmonie erzählen zu können!

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