Folge 41 - Schädlingsbekämpfer Volker Skor

Shownotes

Willkommen zuhause in Essen. Wie starten wir in das Jahr 2024? Natürlich frisch geduscht, hygienisch, die Dinge im Reinen - und damit ohne Bettwanzen, Ameisen, Kakerlaken und Maden.

Zu Gast ist der im Ruhrgebiet renommierte Schädlingsbekämpfer Volker Skor. Wenn der seine Tüte aufmacht, dann wirds mal schaurig, mal traurig, mal wirklich lustig. Er nimmt uns mit in die Welt des Kammerjagens. Und er beantwortet die spannende Frage: Um welche Eigenschaft beneidet er die kleinen Schädlinge?

Wir treffen uns in seinem Firmensitz in Frohnhausen.

"Zuhause in Essen“ ist der Podcast der Sparkasse Essen über das, was Essen heute schon kann und morgen noch besser macht. Ganz nach dem Motto der Sparkasse: "Weils um mehr als Geld geht."

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00:00:00: Mit jeder Tür die ich öffne habe ich wie in einem Adventkalender, die Zeit ist jetzt

00:00:07: gerade vorbei, aber im letzten Monat hatten wir noch ein und wenn sie da eine Tür aufmachen

00:00:11: verbirgt sich hinter jedem Türchen eine neue Geschichte und so ist das bei uns auch und wenn

00:00:15: man da nicht völlig vernagelt durch die Welt geht, kann man auch so viel mitnehmen für sich.

00:00:19: Wobei wenn nicht alle völlig pervers oder durchgeknallt sind, weil wir eben Tiere töten,

00:00:23: sondern wir helfen aktiv Menschen in einer Problemsituation. Das ist das, was den Reiz

00:00:29: ausmacht. Erinnern Sie sich noch an die ersten Jobs? Grau naft. Wenn wir so ins Philosophieren

00:00:36: kommen und man fragt mich in Bezug auf Bestattung, ich möchte also unbedingt kommentionell bestattet

00:00:42: werden, also nicht verbrannt und nichts, weil ich möchte den Tieren mit meinem Tod das wiedergeben,

00:00:48: was ich ihnen im Leben genommen habe, nämlich mein Körper als Nahrung. Zu Hause in Essen,

00:00:56: ein Podcast der Sparkasse Essen mit Tobias Häusler. Sind wir schon so ein bisschen auf

00:01:03: Temperatur jetzt. Herzlich willkommen gerade Ihnen ganz persönlichen großes,

00:01:07: gesundes und gemeinsames Jahr mit der Sparkasse Essen. Und was waren Sie neugierig? Was könnte denn

00:01:13: da kommen im Januar? Wer könnte zu Gast sein? Ich habe ja ein kleines Rätsel daraus gemacht,

00:01:18: ist es jemand, den Sie eigentlich nicht erwarten konnten. Gleich mehr. Über was sprechen wir hier

00:01:23: grundsätzlich im Podcast? Na ja, über das, was Essen heute schon ausmacht und morgen noch besser

00:01:29: machen wird, ganz nach dem Motto der Sparkasse Essen, weil es um mehr als Geld geht. Und wie starten

00:01:35: wir jetzt? In das neue Jahr 2024 natürlich frisch geduscht, ganz hygienisch, die Dinge im Reinen.

00:01:42: Also ganz ohne Bettwansen, Ameisen, Kaka-Laken oder Maden. Bei uns zu Gast ist der im Ruhrgebiet

00:01:48: renomierte Schädlingsbekämpfer Volker Skor. Wenn der seine Tüte aufmacht und es hat er getan,

00:01:55: dann wird es mal schaurech, dann wird es mal traurig, dann wird es auch oft sehr, sehr lustig. Er

00:02:01: nimmt uns mit in die Welt des Kammerjagens. Bleiben Sie ganz dran, es hört nicht auf, gut zu sein.

00:02:07: Wir treffen uns in seinem Firmensitz in Frohnhausen, ein Bürogebäude, dahinter ein Lager mit allen

00:02:13: erdenklichen Utensilien. Viele Schränke sind doppelt gesichert, nur für Befugte steht er drauf. Achtung, Achtung.

00:02:21: Genau, das ist natürlich wichtig, da wir ja keine Bauclötze hier vertreiben, sondern entsprechend

00:02:27: auch mit gefahrbringenden Stoffen umgehen. Darf ich philosophisch beginnen? Was sind denn eigentlich

00:02:36: Schädlinge? Das sind doch erst mal Tiere. Nun, Schädlinge sind nach unserer Definition Tiere,

00:02:42: natürlich Tiere, die aber nicht in unser Lebensraum gehören. Als Beispiel Silberfische, die ganz normal

00:02:51: in einem Badezimmer rumflitzen, gut, die gelten nach unserer Definition als Lestlinge, die sind

00:02:57: vielleicht ein bisschen lustig, vielleicht ekelt man sich davor. Aber wenn diese gleichen

00:03:01: zielgerichteten Organismen, nämlich diese Silberfische, plötzlich auf einem OP-Tisch rumtanzen,

00:03:07: dann sind es keine Lestlinge mehr, sondern dann sind es natürlich ernst zu nehmen, die Schädlinge,

00:03:12: weil an den Tieren etwaige patogene Keime anhaften können, die so eine OP-Schommer mitunter etwas

00:03:18: schwierig werden lassen bzw. deren Wundvereilung. Das heißt, da würden Sie sagen, der Mensch hat

00:03:24: da das Recht, manche Tiere Schädlinge zu nennen und zu vergiften. Da haben Sie das Recht auf

00:03:29: Leben verwirkt, diese Tiere. Dummerweise ist es so brutal, muss man das sagen, wobei wir die nicht

00:03:34: immer mit Gift töten oder so, aber generell ist es leider so. Was sind denn diese Tiere für Sie?

00:03:40: Sind das Gegnern, sind das Geschäftspartner? Wie stehen Sie so in der Marde, so in der Ratte,

00:03:45: so in der Taube gegenüber? Mit Respekt. Das geht nicht nur mir so und das ist auch nicht nur so

00:03:50: dahingesagt, damit ich mich hier für den Podcast schon schminke, sondern das geht allen

00:03:54: Schädlingsbekämpfern, die ich kenne so und ich kenne einige. Natürlich ist es unsere Lebensgrundlage,

00:04:00: Sie zu beseitigen. Das ist ganz klar, aber nichtsdestotrotz sind wir als professionelle

00:04:05: Anwender der Meinung, dass man den Tieren eben möglichst leid ersparen muss und deswegen gehen

00:04:14: wir auch respektvoll mit den Tieren um. Also es kommt bei uns nicht vor, dass sich irgendein Techniker

00:04:18: hinstellt und spart nimmt und die kaputt schlägt. Das gibt es bei uns nicht. Und wenn wir davon

00:04:24: erfahren, das sind also Geschichten, die uns ganz oft einholen, wo dann jemand sagt, ich hatte

00:04:30: Ratten und dann habe ich eine genommen, habe die in eine Falle gepackt, mit Benzin über Gossen

00:04:36: angezündet, dann hat die geschrien, wie ein kleines Baby und alle anderen Ratten sind abgehauen.

00:04:40: Für solche Leute arbeiten wir nicht, damit kann das zu. Ist Mitleid ein Gefühl, dass Sie kennen,

00:04:46: wenn Sie beispielsweise nach so einem Hummelnest, nach behördlicher Genehmigung vergiften dürfen?

00:04:50: Na klar, kennen wir Mitleid. Also wir sind keine Tumpen-Idioten, die für Geld irgendwelche

00:04:56: Viecher kaputt kloppen, sondern wir sind ein wichtiger Bestandteil des Gesundheitswesens.

00:05:02: Wenn es uns nicht geben würde, würde es da draußen ziemlich böse aussehen.

00:05:06: Wir können mit Ihnen heute sprechen über Shadinge, wir können wertvolle Tipps bekommen,

00:05:11: wir sprechen über sie als Buchautor mit krassen Anekdoten auch gerne über die Stadt

00:05:15: essen und warum sie sich hier so wohl fühlen. Auch die Stadt als Heim und Haus für Wespe und Maus.

00:05:21: Ein bisschen gereinert mal für Sie. Die Bedwanze ganz aktuell. Legen wir los? Gerne.

00:05:25: Jetzt sind Bedwanzen wirklich aktuell. Das ist ein Shading, der es jetzt mal spontan in die

00:05:40: Weltpresse geschafft hat. Das passiert ja nicht so häufig. Überall dieses Thema tausende Tipps.

00:05:45: Wo kommt die Bedwanze her? Gerade im vergangenen Jahr. Also ganz ursprünglich, wenn ich da das Rad

00:05:51: etwas zurückdrehen darf, waren das Höhlenbewohner und die Bedwanze ist ein Parasit und die haben

00:05:58: ursprünglich die Fledermaus als Wert gehabt. Und irgendwann sind in die Höhlen eben die Menschen

00:06:03: eingezogen und die Menschen haben dann die Bedwanze verteilt. Wir hatten nach dem Krieg hier ganz

00:06:10: große Probleme mit diesen Bedwanzen. Dann galten die teilweise schon als ausgestorben in unserem

00:06:17: breiten Grad. In unserer Prüfung damals wurde das gar nicht mehr. Das war wirklich ein ganz

00:06:23: nebenbei behandeltes Thema, so Bedwanzenbekämpfung. Und dann ist es eben wieder hochgekocht.

00:06:29: Ich glaube, in Französischen in Pariser Hotels oder was ging es los? Ja, in Pariser Hotels soll es

00:06:34: losgegangen sein. Wir haben aber auch schon seit zehn Jahren oder so sukzessive immer mehr Bedwanzen

00:06:40: hier bekämpft und Aufträge darüber bekommen. Nur in unserer Branche ist es eben nicht so, dass wir

00:06:46: dann bzw. die Techniker dann laut Horage rein, über die Straße rennen und sagen "Hey,

00:06:50: beim Müller sind Bedwanzen gewesen", sondern wir behandeln das Ganze etwas diskrete aus diesem

00:06:57: Runde kommt sowas nicht sofort an die Öffentlichkeit. Die Franzose mag da etwas offenherziger sein.

00:07:04: Zumindest weil die viele Touristen natürlich darüber berichten, die genau dort waren. Ihr Tipp,

00:07:09: um sie nicht zu Hause zu haben? Schwierig. Also ganz klassische Tipps sind zum Beispiel,

00:07:15: kein Kofferausbett, packen sie die Lippe oder lassen sie den besser in der Badewanne auspacken,

00:07:20: noch besser sie bringen ihn in unsere Heizzelte. Das ist das nämlich. Sie sagen ja, das ist sehr

00:07:25: schnell auch mal ein Fall für den Profi. Also probiert nicht Schädlinge selbst auszurotten bei

00:07:31: euch, ruft den Profi. Was haben Sie da schon erlebt, wo es Menschen selbst versucht haben oder

00:07:35: auch einfach viel zu lange gewartet? Ja, da hat viel zu lange gewartet und ist das eine Problem,

00:07:40: dass selbst ausprobieren. Das ist in der Tat für uns ein Problem, denn wenn die Leute das selbst

00:07:46: ausprobieren, dann heißt das in erster Linie, sie bestellen sich irgendwo auf irgendwelchen

00:07:49: Plattformen im Internet irgendwelche schönsten Nervengifte Europas und bringen die völlig arglos

00:07:55: aus. Und wenn die das dann getan haben und das zeigt keine Wirkung und der Profi wird

00:08:01: geholt, dann sind wir aber unter Umständen, die anschließend dafür in Verdacht stehen,

00:08:08: Kopfschmerzen verursacht zu haben. Kommt bei uns nicht vor, wir dokumentieren absolut gut und

00:08:15: zuverlässig, aber so könnte es gehen. Deswegen, wenn die Leute zu viel selbst gemacht haben,

00:08:20: machen wir das auch nicht mehr so gerne. Gibt es eigentlich Trends in ihrer Branche,

00:08:24: also wachsende Schädlingsherausforderung, vielleicht auch jetzt speziell in Essen oder

00:08:27: im Ruhrgebiet? Allgemein gesprochen sind sicherlich noch einige zielgerichtete Organismen da,

00:08:34: die uns heim suchen könnten, die wir so noch gar nicht auf dem Schirm haben, irgendwelche

00:08:38: Mückenarten, vielleicht die entsprechende Krankheitsbilder durch Stiche verursachen können. Also

00:08:44: invasive Arten generell, die hier also eigentlich nicht hingehören und von irgendwo her hier

00:08:50: eingeschleppt werden, die dann vielleicht die milderen Temperaturen nutzen und sich dann hier

00:08:55: heimisch pülen. Die Welt rückt zusammen. Die Welt rückt dummerweise zusammen. Dass die ganze

00:09:02: Welt dann nach Essen rückt, war ja ursprünglich so auch nicht geplant. Was auch immer da kriegt

00:09:08: und fliegt und kratzt und knabbert, es ist ja ein Wetterüsten. Sie haben ein riesiges Arsenal,

00:09:13: wir haben es uns angeschaut. Was ist technisch gerade neu? Was ist vielleicht auch der große

00:09:18: Stolz? Ja, unser Stolz ist es nicht, weil wir machen es nicht mit. Vielleicht irgendwann mal,

00:09:23: aber es ist gerade sehr angesagt, die ganze Sache auch zu digitalisieren. Also da werden

00:09:29: zum Beispiel einfach Schlagfallen genommen, da werden irgendwelche Sender und Empfänger eingebaut.

00:09:34: Schlagfallen heißt, dass Tee geht rein, dann schlägt dann was zu. Okay, schlägt ihm irgendwas ins

00:09:39: Genick oder was? Da schlägt ihm im besten Fall etwas ins Genick. Im besten Fall heißt ins

00:09:45: Genick, im besten Fall heißt sofort tot. Keine Leidenzeit, keine Schmerzen, kann nichts tot. Das

00:09:51: ganze kann man jetzt verfeinern. Es gibt Firmen, die das gerade verfeinern, indem da eben entsprechende

00:09:58: Sensoren reingesetzt werden. Wir sind nach dem Tierschutzgesetz vernünftigerweise dazu

00:10:03: verpflichtet, wenn solche Fallen ausgebracht werden, dass wir da in bestimmten Abständen,

00:10:08: die relativ kurz getaktet sind, drauf gucken, ob da vielleicht ein Tier drin verändert ist,

00:10:13: das nicht richtig erwischt wurde. Das kann also durchaus sein und da gibt es Videos,

00:10:17: die kenne ich eben. Ich bin auch als Dozent unterwegs gewesen, habe auch unterrichtet. Insofern

00:10:23: habe ich da eine Reihe von vielen Videos, die teilweise sehr grausam sind, wo Tiere also

00:10:30: auf solche Fallen draufgegangen sind, nicht richtig erwischt wurden und die zappeln dann da drin

00:10:36: Stunden rum und leiden wirklich. Da kann man Sensoren einbauen, man bekommt dann oder der

00:10:43: Techniker bekommt dann eine Information auf dem Handy oder auf dem Smartphone, wo ihm signalisiert

00:10:48: wird, jo, im Supermarkt XY ist jetzt in Falle XY ein Tier drin. Dann fährt er sofort los und

00:10:57: befreit es von seinen Leiden bzw. guckt, ob es richtig getroffen wurde. Ja, es gibt so Bereiche

00:11:03: der Digitalisierung, auf die werde ich so schnell nicht gekommen. Sie haben sie alle.

00:11:07: Sie sind in unserer Podcast-Serie eigentlich ja der erste Auftragskiller, den wir so haben.

00:11:19: Das denken Sie vielleicht, Sie wissen es nicht genau. Wir Auftragskiller sprechen nicht so gerne

00:11:26: über unsere geheime Berufspunkte. Lassen Sie uns ein paar Randtaten klären, wie viele Menschen

00:11:30: arbeiten bei Ihnen? Bei uns arbeiten sieben bis acht Menschen und ein Hund. Eine Dame habe ich

00:11:37: hier als Ihre Assistentin wahrgenommen. Das ist unsere Kollegin Frau Siewe, die kümmert sich um

00:11:43: das Büro. Sie haben fünf Leute jetzt noch so rund, die jetzt unterwegs sind in diesem Moment,

00:11:48: wo wir miteinander sprechen. Nicht alle im Moment sind einig im Urlaub, aber einige sind jetzt im

00:11:52: Moment unterwegs. Wer ruft hier an mit welchem Problem? Im Prinzip könnte man sagen, wer ruft nicht

00:11:59: an. Wir haben Bodellbetriebe unter Vertrag, genauso wie Metzgereien oder viele Hausverwaltungen

00:12:07: natürlich, viele Privatleute, die uns anfordern. Es gibt kein Bereich, wo wir nicht bisher waren.

00:12:15: Das ist langlaufende Verträge. Sie sprechen Bodelle an. Das sind präventive Maßnahmen.

00:12:21: Wir sorgen mit unserer Dienstleistung dafür, dass, wenn nichts da ist,

00:12:27: es nach Möglichkeit auch so bleibt. Diskretion ist Ihnen wichtig. Diskretion ist bei uns das A und O.

00:12:33: Was heißt das? Ja, das heißt, dass wir nicht unbedingt mit einer Gummi-Kakalake und wippenden

00:12:38: Fühlern auf dem Dach zum Kunden fahren und sagen, Alphons ist in deiner Metzgerei wieder

00:12:45: das Schabenproblem aufgetreten. Das haben die nicht so gerne. Dieses Fahrzeug stellen wir dann

00:12:50: allerdings gerne vor die Eingangstür der Geschäfte, wenn die zweite Mahnung verweigert wurde.

00:12:55: Natürlich. Sie können sogar die Beschriftung ihres Lieferwagensabnehmern nicht sehen. Was nichts

00:13:00: bringt, wenn die Bäckereifachen gestellte, dann, wenn sie den Laden kommen und eine Visitenkarte

00:13:04: vorüber den Träsen schiebt. Man versucht, völlig diskret zu sein und so und gibt dann so eine,

00:13:08: kann ich Ihnen helfen? Dann schiebt man ganz leise so eine Visitenkarte über den Träsen,

00:13:15: dann geht die Dame nach hinten und schreit durch den vollen Laden. "Nein, der Kammerjäger ist da,

00:13:21: wegen der Schaben. Das sind so Sternstunden des Miteinanders. Und das macht den Job auch aus.

00:13:29: Also wir sind mitten im Leben sozusagen. Sie sind auch Desinfektor, also Schädlingsbekämpfer,

00:13:37: Vogelabwehrer und Desinfektor. Moment. Also das wird oft durch ihn dann ergebracht. Ja,

00:13:44: was sind Sie denn eigentlich? Wer sind Sie eigentlich? Ich frage es mich manchmal selbst,

00:13:48: wer bin ich? Wer sind wir? Aber ich kann Ihnen mit Zug auf unseren Beruf sagen, es gibt da die

00:13:54: Ausbildung des IRK geprüften Schädlingsbekämpfers. Das ist also die allumfassende Ausbildung. In dieser

00:14:01: allumfassenden Ausbildung ist im Prinzip alles das drin, was sich der gemeine Mensch so unter der

00:14:07: Tätigkeit eines Kammerjägers vorstellt. Ratten, Mäuse, Kaka-Laken. Den Begriff mögen Sie nicht

00:14:12: so gerne, Kammerjäger? Ich finde den Begriff Kammerjäger eigentlich ganz in Ordnung. Ein paar

00:14:17: Kolleginnen und Kollegen finden es nicht so schön. Die möchten, Kammerjäger lieber nicht

00:14:21: genannt werden, weil sie das dispektierlich finden und über Schädlingsbekämpfer genannt

00:14:25: werden möchten. Wieso ist der Jäger das das dispektierliche? Nee, nee, das ist der alte Begriff

00:14:30: und Schädlingsbekämpfer scheint dann eben eine bessere Qualifikationsbezeichnung zu sein, die aber

00:14:38: beides dasselbe meint. Aber diese Beruf, den man dann macht, den man lernt, den man sich dann auch

00:14:43: prüfen, dass der Schädlingsbekämpfer das entzieht. Da ich aber sehr oldschool unterwegs bin in

00:14:48: solchen Dingen finde ich den Begriff Kammerjäger wirklich gut, weil das ist ein ganz ganz alter

00:14:54: Beruf und wir gehörten mal zum fahrenden Volk, aber wenn ich Ihnen das jetzt von Anfang an erzählen

00:14:59: würde, würden wir zu keiner Frage mehr kommen. Würden Sie denn sagen, das Image des Schädlingsbekämpfers

00:15:04: hat an Ansehen gewonnen in der Zeit jetzt? Also ich möchte mal in Selbstreflektion natürlich

00:15:11: sehen, dass der Beruf des Kammerjägers Oterschädlingsbekämpfers nie besonders sexy war,

00:15:17: aber der hat natürlich um einiges an Ansehen verloren, weil wir mit so vielen schwarzen

00:15:24: Schafen konfrontiert werden, die in unsere Branche geströmt sind, ähnlich wie bei Schlüsseldiensten

00:15:29: oder Rohrreinigungsfirmen, also überall wo schnell Geld zu verdienen ist. Da tummeln sich diese Leute,

00:15:35: ja da haben wir an Ansehen glaube ich sicherlich sehr verloren. Aber Ihre Aufgabe und Sie machen

00:15:42: sie ja dann wohl offensichtlich gut, zumindest seit Jahrzehnten schon, bringt Ihnen ja am Ende

00:15:48: auch eine Menge Respekt ein, bei all den Problemen, die Sie lösen. Nun es kommt natürlich auch darauf an,

00:15:52: wie man sich selbst verkauft, wie man sich selbst in der Öffentlichkeit darstellt, wie man seinem

00:15:55: Beruf darstellt. Hat man überhaupt einen Beruf oder erledigt man einen Job? Ich meine, wenn ich bei

00:16:00: McDonald irgendwo Gurkenscheiben auf ein Rinderstückfleisch lege, ist das eher ein Job, aber das,

00:16:06: was wir machen, das muss man mit Herzblut machen, das kann man ja nicht. Ich möchte jetzt den Menschen

00:16:11: bei McDonalds nicht absprechen, dass sie das mit Herzblut die Gurkenscheibe drauflegen,

00:16:15: aber ich verstehe, was Sie meinen. Sie sagen, das ist ein Beruf, Berufung, richtige Leidenschaft,

00:16:19: Schädlingsbekämpfung. Wobei wir nicht alle völlig pervers oder durchgeknallt sind,

00:16:24: weil wir eben Tiere töten, sondern wir helfen aktiv Menschen in einer Problemsituation. Das ist

00:16:30: das, was den Reiz ausmacht. Aber das ist nur der vordergründige Reiz. Bei mir, ich bin als

00:16:35: interessierter Mensch eben immer wieder in neuen Situationen. Mit jeder Tür, die ich öffne,

00:16:41: habe ich wie in einem Adventkalender, die Zeit ist jetzt gerade vorbei, aber im letzten Monat

00:16:48: hatten wir noch einen und wenn sie da eine Tür aufmachen, verbirgt sich hinter jedem Türchen

00:16:52: eine neue Geschichte. Und so ist das bei uns auch. Und wenn man da nicht völlig vernagelt durch die

00:16:56: Welt geht, kann man auch so viel mitnehmen für sich. Wenn man was weiß ich, doofes Beispiel,

00:17:00: irgendwo im Vulkanisierungsbetrieb ist, wo Reifen vulkanisiert werden, hört sich völlig banal

00:17:05: und langweilig an. Aber wenn man dann mal fragt, was machen Sie denn hier, wie machen Sie das,

00:17:09: ist völlig interessant. Also Sendung mit der Maus 24/7. Plus diese Schicksale und Charaktere. Ich erinnere

00:17:16: mich so ein bisschen an die Serie "Tatortreiniger". Der macht auch eine Tür auf, weiß nicht, was kommt.

00:17:20: Ja, so ist das auch, wenn das sehr überspitzt. Natürlich war ja auch. Ja, aber ich spreche

00:17:28: hier auch mit dem Buchautor, der es auch überspitzen kann. Fynn, wir haben gleich auch mit dir. Moment.

00:17:32: Alles ist schon klar. Lassen Sie mich noch eine Frage stellen, bevor wir zu diesem Thema kommen.

00:17:36: Gibt es Tiere, die sich mögen? Reiten Sie an sich eine Katze? Wir haben ein Hund. Ein

00:17:44: kleinen Mathezer, der liegt nebenan, ist unser Büro und Emma. Ich liebe alle Tiere. Wir spenden

00:17:48: auch viel für tierfreundliche Organisationen und wir sind keine tumm-tier-Queler. Wir sind also alle

00:17:56: Kollegen und Kolleginnen, die ich kenne, haben äußersten Respekt vor Tiere. Jetzt verstehe ich auch,

00:18:02: warum Sie mir die Frage übel nehmen, weil ich gefragt habe, ob Sie auch Tiere lieben, weil Sie

00:18:06: ja gar kein einziges Tier hassen. Tofu mag ich nicht.

00:18:10: Sprechen wir über Sie persönlich, Escob. Wie kamen Sie in diese Branche? Wollten Sie,

00:18:23: wie viele Kinder, was mit Tieren machen? Also man soll nicht glauben, aber tatsächlich habe

00:18:29: ich, ich war auf der Gesamtschule Bockmühle hier und da habe ich im Rahmen eines Schülerpraktikums

00:18:34: tatsächlich, bin ich in Duisburg erzogen gefahren und habe Tierpfleger gemacht und fand

00:18:39: das auch so ganz interessant. Aber als ich mich dann beworben habe, gab es nur eine freie Stelle

00:18:44: als Tierpfleger hier im Umkreis und im Universitätsklinikum Essen. Das fand ich dann doch nicht so

00:18:48: prickelnd. Insofern habe ich dann erst mal was anderes gelernt und das konnte ich aber nicht

00:18:54: weitermachen wegen einer Allergie. Ich habe dann wieder was anderes, mich umschulen lassen,

00:18:58: großen Außenwitz-Grauffmann. Das hat mir hier also auch sehr geholfen natürlich beim Aufbau

00:19:03: einer Firma. Und das habe ich in einem Internat gemacht und da habe ich eine Freundin gehabt,

00:19:08: deren Stiefvater in Köln eine große Schäden ins Bekämpfungsfirma betrieb. Und da habe

00:19:15: ich dann reingeschnuppert, fand das völlig interessant und wusste,

00:19:18: am zweiten oder dritten Tag. "Yep, das ist mein Job." Ja und so bin ich dann dabei geblieben,

00:19:25: habe dann für ihn lange hier im Ruhrgebiet gearbeitet und irgendwann war dann die Freundin weg und

00:19:32: dann habe ich mir gedacht, wenn die jetzt weg ist, dann kannst du das auch alles alleine machen.

00:19:36: Aus Ort in Stief hat er nicht mehr. Und so habe ich es dann angestellt. Ich habe dann

00:19:42: Pü-a-Pü versucht, meinen eigenen Laden aufzubauen. Erinnert sich noch an die ersten Jobs? Grauenaft.

00:19:49: Also die ersten Jobs haben zu Jubelstürmen geführt, weil sie müssen sich vorstellen,

00:19:56: wir wecken ja keinen Bedarf in dem Sinne. Deswegen waren die marketing-strategischen

00:20:02: Ausrichtungen etwas schwierig. Sie können nicht irgendwas bewerben und die Leute sagen,

00:20:07: guck mal, der bietet Kaka-Lakenbekämpfung. Lass uns mal ein paar Kaka-Laken bekämpfen.

00:20:12: Das machen wir mal im Wochenende. Das machen wir mal im Wochenende. Dann geht eine unheimliche

00:20:17: große lange Phase voraus. Und so waren wir schier froh, wenn überhaupt mal einer in der Woche

00:20:23: angerufen hat, wegen dem profanen Westen-Nest, was wir dann wegmachen durften. Und das war eine

00:20:28: ziemlich lange Durststrecke, muss ich sagen. Denn normalerweise übernimmt man so eine Firma

00:20:33: vom Papa, Mama, Opa oder weiss ich nicht weh. Und hat das Netzwerk? Hat die Kunden alles.

00:20:39: Und damals hat sich angefangen, haben die Firmen das tatsächlich noch als geheimen Wissenschaft

00:20:45: betrachtet. Und ich war da teilweise schon als Quereinsteiger nicht ganz so, nicht ganz so

00:20:52: wohl gelitten. Sie haben es geschafft. Sie haben sich durchgesetzt. Darf ich fragen,

00:20:55: Familie, Sie müssen es nicht beantworten. Aber Sie wissen ja, Sparkas eressen, da gibt es ja für

00:21:00: alles ein Formular. Verheiratet haben sie Kinder. Ich bin verheiratet. Ich habe keine Kinder. Es ging

00:21:07: nicht bei der Selbstständigkeit. Ich habe leider keine Subventionen kassiert oder sonst irgendwas

00:21:13: bekommen. Ich musste da tatsächlich aus eigener Tasche bestreiten. Und deswegen haben wir einfach

00:21:17: kein Geld für Kinder gehabt. Ich habe mich dann darauf konzentriert, die Kinder, der Mitarbeiter,

00:21:21: die nach und nach dazu gestoßen sind, Satz zu bekommen. Und jetzt atmen wir alle mal ein und

00:21:28: wieder aus, spielen eine kurze Musik ein. Und dann nehmen Sie uns mal mit in diese Wohnung,

00:21:34: in Häusern dieses Adventskalender, den Sie da jeden Tag erleben, in Essen und im Rohrgebiet.

00:21:39: Halten wir die Taschenlampe in Ecken, in diesen nur Sie bisher Taschenlammen gehalten haben.

00:21:44: Wenn es denn mal nur Taschenlammen gewesen sind.

00:21:48: Ihnen muss ich ja nicht sagen, Sie erleben so viel, dass Sie ein Buch schreiben könnten. Sie haben

00:21:56: Bücher geschrieben. Der Revierförster war Ihr Erster. Was gibt es jetzt noch? Ein zweites

00:22:01: Gabs, ne? Es gab ein zweites Buch, weil das erste relativ überraschend ein Erfolg wurde.

00:22:06: Der Revierförster, ja. Und das zweite heißt, der Revierförster ist zurück. Da wurden wieder

00:22:12: einige skurrile Fälle aufgezeigt. Und Skorrile hätte ich was gesagt. Skorrile hätte man was sagen können.

00:22:19: Also ich bitte Sie, vielleicht Sie müssen uns vielleicht nicht die beste Geschichte aus dem Buch

00:22:24: erzählen. Aber fangen Sie doch mal an. Mit der zweitbesten öffnen Sie doch mal die erste Tür für uns.

00:22:29: Normalerweise geht diese Frage anders. Erzählen Sie mir doch mal von Ihrem eklischsten Erlebnis als

00:22:35: Schädlingsbekämpfer. Ich bin da völlig offen. Mirken Sie, da bin ich Profi. Ich lass Ihnen noch mehr Spielraum.

00:22:39: Möchten Sie die eklischste Geschichte erzählen? Ich könnte Sie erzählen. Ich wäre bereit. Okay.

00:22:44: Ich hoffe, die Hörer sind es auch, denn die eklischste Geschichte ging so. Ich wurde als junger

00:22:50: Schädlingsbekämpfer mit noch grünen Eierschalen hinter den Ohren in ein großes leerstehendes

00:22:57: Bürogebäude in der Stadt Mitte gerufen. War eine andere Stadt. Gott sei Dank. Nicht unsere schöne

00:23:02: Stadt. In diesem Bürogebäude sollte sich noch eine Hausmeisterwohnung befinden, die bewohnt war.

00:23:09: Dort wohnte also noch ein alter Hausmeister mit seiner Frau. Da musste ich mich melden. Und der

00:23:16: Verdacht bestand, dass der junge Mann oder der alte Mann in dem Fall Motten hatte. Bei diesen Motten

00:23:23: ist es ganz charakteristisch, dass irgendwo bei diesen Lebensmittelmotten kleine, madenartige

00:23:29: Tiere die Wände hochkrabbeln. Und das war also mein Anhaltspunkt, um zu gucken als Indikator,

00:23:34: ob da was ist oder nicht. Gut, ich ging in dieses Gebäude. Sehr spooky irgendwie, so wie Lost

00:23:41: Places. Da war sonst gar nichts mehr drin. Völlig spannend. Und ganz oben befand sich eben diese

00:23:47: Wohnung. Man fühlte sich sofort in so ein Edgar Wallace Film so hinein gezogen. Ich ging durch

00:23:54: dieses große ausladende, dunkle, kühle Treppenhaus. Möchte jetzt auch nicht zu sehr dramatisieren.

00:24:00: Aber als ich oben angekommen war, klopfte ich. Da machte mir einen Mann auf, der sehr komischen

00:24:06: Eindruck auf mich machte. Man merkt, dass sofort, wenn man im Außendienst viel mit Leuten unterwegs

00:24:11: ist, kann man Menschen abscannen. Also zumindest nach vordergründigen Defekten oder auch nicht. Und

00:24:18: der machte mir also den Eindruck, als ob man defekt aufwies. Erbart mich dann auch in die Wohnung

00:24:22: und ich sag, ich bin der Schädlingsbekämpfer. Ich komme wegen ihrer Motten. Wo haben sie die denn?

00:24:26: Die habe ich im Wohnzimmer. Ich sag, wir müssen jetzt mal in die Küche. Ich muss mal in ihre Küche

00:24:31: gucken, denn da haben sie die Gewürze, die Vorräte, die eigentlich dafür infrage kommen, dass sie

00:24:37: einen Mottenbefall haben. "Ja, in der Küche kümmere ich es nicht." "Sag da." "Ja, sag ich das." "Sind

00:24:43: aber wenn dann in der Küche. Da müsste ich jetzt mal mit ihnen rein." "Ne, Küche kümmere ich jetzt

00:24:47: gar nicht." "Ja, sag ich dann." "Berechne ich ihnen eine Anfahrt, eine Arbeitsstunde, dann habe ich

00:24:52: wieder ab." "Das ist mir egal." "Ich habe gerade meine Frau in eine Küche gebracht." "Ja, sag ich das. Macht

00:24:59: mir ja nichts." "Ich muss nur gucken." "Ich ahne schon schlimmstes Jahr." "Gut, nach langem Hin und

00:25:04: der hat er mich dann in die Küche gelassen. Ich betrat die Küche, ich weiß noch genau, es war

00:25:10: ein langgezogener Schlauch, sah da hinten unter dem Fenster die Frau auf einem Hocker sitzen. Meines

00:25:18: Empfindens nach konnte die unmöglich noch leben. Die war gemagert bis auf die Knochen. Dann habe ich

00:25:25: ihr herunter geschaut und die hatte eine in ihre beine eingewachsene Nylonstrumpfose an und unter

00:25:34: ihr lagen dann eben einige Maden." "Was macht man da? Man kann ja, wie reagiert man da?" "Ja, man versucht

00:25:41: möglichst professionell zu bleiben, möglichst eine gewisse Autorität auch auszustrahlen, weil ich

00:25:48: weiß ja nicht, wagt ihr sich jetzt ins Dekmesser, was ist mit dem Mann?" "Ja, weil sie konnte ihr jetzt

00:25:52: nicht helfen." "Ich konnte ihr absolut nicht helfen. Ich musste jetzt irgendwie mich natürlich aus der

00:25:56: Situation lösen. Ich habe ihn dann ins Wohnzimmer gebeten und bin dann geistesgegenwärtig auf die

00:26:01: Idee gekommen, eben mitzuteilen, dass ich mal eben nach unten ins Auto müsste, um fürs Angebot

00:26:07: kurz in der Firma nachzufragen, wie teuer es würde, um ihm weiter zu helfen. Damals hatten wir noch

00:26:12: Mobiltelefone, die ungefähr so groß waren wie so eine Einbauschrankwand und die hatte ich im

00:26:17: Fahrzeug und habe dann aber nicht dort angerufen, sondern das einzige Mal in meinem Leben, dass ich

00:26:24: jemanden verzinnt habe. Ich habe dann bei der Polizei angerufen, um ihr mitzuteilen, dass da wohl

00:26:30: irgendwas nicht in Ordnung sei. Und so habe ich mich dann aus dieser Situation, ich mein Leben

00:26:35: nicht vergessen werde, gelöst. Ich habe dem auch keine Anpfad in Rechnung gestellt." "Sie haben

00:26:41: gerade gesagt, ihre ekligste Situation. Tiere an sich finden sie nicht eklig. Was finden sie eklig?"

00:26:49: Situationen, die im Kontext betrachtet, ihnen wahrscheinlich das Essen der letzten drei Tage

00:26:57: durch den Kopf gehen lassen würde, das finden wir eklig. Also es kommen natürlich sehr viele

00:27:02: Gerüche hinzu, die ein normalsterblicher gar nicht kennt. Immer dann, wenn zum Beispiel

00:27:09: Ausscheidungen, Körperflüssigkeiten ins Spiel kommen, von denen wir vorher nicht wussten,

00:27:13: dass sie ins Spiel kommen, denn wenn wir es wissen, ziehen wir uns natürlich vorher entsprechende

00:27:17: Schutzanzüge und Masken auf, hat aber nachgelassen, muss ich sagen. Kann aber auch an dem Erfahrungsschat

00:27:23: sammeln, den man mit der Zeit gewonnen hat, dass man sich viel schneller, viel häufiger

00:27:28: umgeachtet der Situation dann auch vorher entsprechend präpariert." "Gab es denn auch lustige

00:27:34: Momente?" "Ach, ohne Ende also. Der ganze Job ist im Prinzip ein lustiger Moment. Wir haben sehr

00:27:42: viel Spaß. Manchmal ist es eine ungewollte Situationskomik. Stellen Sie sich vor, Sie müssen

00:27:46: zur Toilette, fahren irgendwo im Ruhrgebiet rum und der Druck nimmt zu. Sie kommen zum Kunden und

00:27:53: denken, Gott sei Dank gleich. Und dann sehen Sie die Wohnung, sie befindet sich in einem katastrophalen

00:27:59: Zustand und Sie denken, komm, einen Kunden schaffe ich noch. Sie halten aus, fahren zum nächsten

00:28:05: Kunden und die Wohnung befindet sich in einem noch katastrophaleren Zustand als die vorheriger.

00:28:11: Dann wird es langsam eng, der Kopf wird rot und wenn kein Fast-Food in der Nähe ist, wo Sie mal

00:28:21: eben drauf könnten, dann fahren Sie eben zum nächsten Kunden. So ist es mir passiert, in einer

00:28:25: wunderschönen Stadt, deren Fußballclub die Farben schwarz-gelb trägt und dort bin ich dann beim

00:28:32: dritten Kunden auf die Toilette gegangen, wollte die Tür hinter mir schließen und da fällt die

00:28:37: ganze Toilettentür samt, samt Rahmen aus der Wand. Und dann war auch der Druck plötzlich komplett weg

00:28:45: von jetzt auf gleich und ich habe dann abgebrochen und bin zurück nach Essen gefahren, über der A40,

00:28:51: um dort zu Hause dann die Toilette aufzusuchen.

00:28:53: Ja, also wir hatten ganz am Anfang, wir waren wirklich auf jeden Zahlungseingang völlig angewiesen

00:29:08: und wir brauchten das Geld, wir waren jung und haben eine gastronomische Einrichtung auch in

00:29:15: einer benachbarten Stadt bekämpft, in einem spanischen Restaurant. Der Kollege hat uns mehrfach

00:29:21: kommen lassen, er hatte Schaben in seiner Bougueta oder wie nennt man diese spanischen Dinger,

00:29:26: ich weiß es nicht genau. Wir sind mehrfach hingefahren, haben bekämpft, wie man nur bekämpfen

00:29:31: kann, haben alles möglich gemacht. Damals musste man noch, das hat sich auch geändert, permanent

00:29:37: nachts unterwegs sein, denn Sie konnten den Kunden natürlich nicht die Tapas vom Teller schießen,

00:29:43: insofern wartete man bis irgendwann der letzte Lehrer mit seiner Frau das Glas Rotwein in

00:29:51: einem zweistündigen Akt leer getrunken hatte. Ahnungslos leer getrunken. Ahnungslos, er

00:29:56: wusste nicht, dass wir Auftrasskiller irgendwo hinterm Vorhang lauern. Klar. Nun kam es irgendwann

00:30:01: ans Bezahlen und der Kollege sah gar nicht einer da bezahlen müsste. Deswegen sind wir dann etwas

00:30:06: wie Menthe aufgetreten und unsere doch stark angewachsene Forderung wollten wir dann eben

00:30:13: eintreiben. Unser Anwalt hat dann eine Kassenfindung bei dem guten Mann erwirkt. Der war aber fiffig

00:30:19: und hat einfach neben der Kasse ein Schuhkarton aufgestellt, in der er immer das Geld reingepackt

00:30:24: hat. Und dann können sie nicht an die Kasse. Der Gerichtsvollzieh hatte keine Möglichkeit an

00:30:29: die Kasse zu gehen, weil der Kollege sagte, das ist in dem Schuhkarton, das ist nicht meine Kasse,

00:30:34: das ist mein Privatgeld. Krass. Und in der Kasse befanden sich nur immer ein paar Euro. Die Kohle

00:30:40: ist sowieso weg, wir machen das jetzt mal anders. Da habe ich zwölf guten Freunden

00:30:47: oder so Bescheid gegeben, inklusive meinem Anwalt und seinem Kompagnon und habe dem

00:30:52: Gerichtsvollzieher gesagt, er möge doch bitte Folgendes machen. Wenn ich schon nicht an das

00:30:58: Geld komme, was da unten in der Kasse ist, das mir hier zu steht, dann machen wir es anders. Ich

00:31:04: werde zwölf meiner guten Freunde, inklusive meiner beiden Anwälte, dort in das Objekt lassen. Die

00:31:12: haben dann also ein Tisch reserviert, haben da gegessen und getrunken, haben sich vom Feinsten

00:31:17: verköstigen lassen, haben die teuersten Weine getrunken, die haben sogar Zigarren sich geben

00:31:22: lassen. Also das waren richtig feistes, lustiges Beisammensein. Ich habe mit dem Gerichtsvollzieher

00:31:28: gegenüber in einer gastronomischen Einrichtung gesessen und der Anwalt hatte das Geld. Ich

00:31:35: habe denen gesagt, ihr könnt bis, weiß ich nicht, 2000 Mark könnt ihr alles versaufen und

00:31:39: verfressen, oder wollt. Das haben die dann auch getan und als es zum Zahlen ging, hat der Anwalt das

00:31:46: Geld in die Hand gehalten, der hat uns dann über die Toilette einen kurzen Hinweis gegeben, dass

00:31:51: jetzt gleich gezahlt wird. In dem Moment bin ich und der Gerichtsvollzieher rein. Der Gerichtsvollzieher

00:31:56: hat gesagt, Kassenfändung hat dem Anwalt das Geld aus der Hand genommen und der Chef hat leider

00:32:02: ohne Geld für diesen wundervollen Abend dargestanden. Sind manchmal Menschen die größeren

00:32:08: Schädlinge? Beinahe immer.

00:32:10: Was gefällt Ihnen hier an Essen? Sie sitzen hier in Frohnhausen, mögen Sie die Stadt?

00:32:24: Die Stadt hat sich gewandelt. Was mir hier sehr gefällt ist die Hafenstraße 97 A, aber ansonsten

00:32:30: hat sich die Stadt schon ganz schön gewandelt. Das klingt jetzt kritisch.

00:32:37: Das soll auch durchaus kritisch zu verstehen sein.

00:32:41: Was hat sich für Sie verändert?

00:32:43: Wenn man davon ausgeht, ich habe gelesen, dass ihr Podcast nicht zurückschauen soll oder dass

00:32:49: dieser Podcast ausschließlich dafür ist, nach vorne zu gucken. Aber wenn ich mir unseren früheren

00:32:55: Kiez angucke, die alten Dörferstraße, da waren Spielwarengeschäfte, wo wir als Kinder vorgestanden

00:33:01: haben. Wir sind da, wir haben da Schaufenster geguckt auf der alten Dörferstraße.

00:33:05: Großes Problem in Stadt Einzelhandel, das ist so.

00:33:09: Das ist so. Aber es ist so. Und da wir aus einer anderen Generation kommen, ist es für uns immer noch fremd.

00:33:15: Wir kommen da gar nicht mit bei dieser raschen Entwicklung.

00:33:18: Sie schauen ja auch in viele Wohnungen, viele der Geschichten, die Sie erleben, haben ja auch mit

00:33:24: Einsamkeit zu tun. Wird das dramatisch sein in unserer Stadt?

00:33:27: Ja, unbedingt. Es hat sich jetzt ein klein bisschen gebessert, aber wir hatten eine ganze Zeit lang

00:33:32: unheimlich viel zum Beispiel mit Fundleichen zu tun. Fundleichen, das ist ein völlig unangemessener

00:33:38: Begriff eigentlich. Aber das sind Menschen, die alleine irgendwo in ihrer Wohnung verstorben sind

00:33:43: und die hat keiner vermisst. Die lagen dann da längere Zeit, Wochen über Wochen über Monate.

00:33:49: Ja, die fallen dann über den Geruch oder den Briefkastenabwehr.

00:33:52: Absolut. Ja. Das war wirklich am Anfang, war das belastend. Man hat sich da auch irgendwann dran gewöhnt.

00:33:58: Man muss ja mit einer gewissen Professionalität sich die ganzen Sachen stellen, aber das war eine Zeit lang ziemlich heftig.

00:34:04: Ist besser geworden?

00:34:05: Ist besser geworden? Warum, kann ich nicht sagen. Es ist natürlich möglich, dass es mittlerweile mehr Firmen gibt,

00:34:11: die sich auch so was spezialisiert haben. Das kann ich nicht sagen. Aber das war eine Zeit lang, hatten wir da also jeden Monat

00:34:18: zwei, drei, vier Einsätze.

00:34:20: Ich muss noch ein bisschen heiter werden zum Ende jetzt, letzten zwei Fragen.

00:34:24: Wenn ich nach Ihren Lieblingsrestaurants frage, dann haben Sie mal gesagt, Sie hätten da andere Kriterien vermutlich als ich.

00:34:31: Worauf achten Sie?

00:34:32: Also, wenn die Olivenfühle haben, sollen sie den Salat zurückgeben. Aber ansonsten, wir gehen natürlich tatsächlich lieber da essen, wo wir Kunden unter Vertracht haben.

00:34:43: Und das sind eine ganze Menge. Denn die Leute, die in Schädlingsbekämmen verregelmäßig kommen lassen, die tun auch präventiv,

00:34:49: was dafür, dass es gar nichts auftaucht. Also, Sie können es an meiner Figur sicherlich ablesen, jetzt die Radiozuschauer nicht,

00:34:56: bzw. die Zuschauer des Podcasts.

00:34:58: Wie viele Radiozuschauer verlieren ganz schön, ja.

00:35:00: Bin mit einer entsprechenden Leibeshülle doch unterwegs.

00:35:04: Also, das hätte ich jetzt so, ja, ich hätte zumindest jetzt gesagt, Sie finden wohl irgendwo immer was.

00:35:09: Wobei man dazu wirklich sagen muss, am Anfang war es schwierig.

00:35:14: Was zu essen zu finden?

00:35:16: So, wenn wir im Bekannten Freundeskreis unterwegs waren, am Anfang, kommt voller, wir gehen heute Abend essen, wir gehen nach dahin.

00:35:25: Boah, sag ich, ich geh' immer, also ich, ne, da komm' ich nicht mit. Also, ich geh' überall hin, da bin ich dahin.

00:35:30: Und so zursicht, komm, dann lass uns dahin gehen. Ne, sag ich, da geh' ich auch nicht hin.

00:35:36: Und irgendwann hat man das abgelegt.

00:35:39: Ja, oder aber man annächst sich drauf immer Volker hinterher.

00:35:43: Ja, also da wo der Kammerjäger sich niederlässt, kannst du nicht dann auch in Ruhe niederlassen.

00:35:48: Wobei es ist tatsächlich so, dass das nicht so dramatisch ist, wie es in der Außendarstellung vielleicht drüber kommt.

00:35:54: Also, wir haben ganz, ganz viele sehr, sehr liebe Gastronomen und auch wenige verbliebene Metzgereien zum Beispiel, die dir an Essen noch gibt.

00:36:03: Sie müssen ja mittlerweile richtig suchen, um irgendwo noch einen vernünftigen Metzger zu finden.

00:36:07: Und die investieren wirklich eine Menge Arbeit, Geld und Zeit, weil da muss ja auch alles dokumentiert werden, in präventive Dinge, wobei die Schädlingsbekämpfung ein Teil dieser Prävention ist.

00:36:21: Also, das ist natürlich viel schichtiger.

00:36:24: Klar.

00:36:25: Und da muss ich wirklich sagen, hat sich auch einiges getan. Also, die Läden sind schon alle wirklich top aufgestellt.

00:36:31: Sehen Sie, jetzt schauen Sie doch, genau wie der Podcast positiv in die Zukunft.

00:36:35: Ich schaue immer positiv in die Zukunft.

00:36:37: 2024, was wird das für ein Schädlingsbekämpfer ja?

00:36:39: Das weiß ich nicht, aber Rudweiß steigt auf.

00:36:42: Danke, dass Sie uns ein bisschen mitgenommen haben in diese spezielle Welt.

00:36:47: Gibt es eigentlich etwas, um dass Sie Schädlinge beneiden?

00:36:50: Irgendwelche Charaktereigenschaften, irgendwelche Superkräfte?

00:36:53: Und sagen, ah, 1 zu 0 für euch?

00:36:55: Da gibt es eine ganze Menge.

00:36:58: Unheimlich viele, zum Beispiel, fliegen können mit den Füßen schmecken.

00:37:02: Was wäre das geil, ne?

00:37:04: Rudweiß auch, Dorf, man müsste immer mit nacken Füßen Hormestisch.

00:37:07: Aber ich habe mir zum Beispiel, wenn wir so ins Philosophieren kommen

00:37:12: und man fragt mich in Bezug auf Bestattung, ich möchte also unbedingt kommentionell bestattet werden.

00:37:18: Also, nicht verbrannt und nichts, weil ich möchte den Tieren mit meinem Tod das wiedergeben,

00:37:24: was ich ihnen im Leben genommen habe.

00:37:26: Nämlich mein Körper als Nahrung.

00:37:29: Voll krass, Gorn. Danke schön für Ihre Zeit.

00:37:31: Sehr gerne.

00:37:33: Ja, das sind eben diese vielen tollen Typen, die in dieser Stadt leben.

00:37:37: VolkerScore kann auch einfach schön erzählen.

00:37:39: Leiten Sie die Folge gern weiter an Ihre Freundinnen und Freunde, teilen sie,

00:37:43: vergeben sie Sterne, kommentieren sie.

00:37:45: Wir freuen uns.

00:37:47: Wir haben uns über den Jahreswechsel nochmal zusammengesetzt, haben gebrainstormt,

00:37:51: sind auf viele, viele neue Namen gekommen, die ich jetzt Monat für Monat für Sie treffen werde.

00:37:56: Wenn Sie auch einen haben, einen Namen, ein Thema, eine Idee,

00:37:59: dann nur her damit.

00:38:01: Podcast@sparkasse-essen.de

00:38:05: Oder Sie erzählen es Ihrer Beraterin, Ihrem Berater in der nächsten Filiale.

00:38:09: Es kommt alles bei uns an hier im Podcast-Team.

00:38:11: Und jetzt wünsche ich einen ganz ruhigen, entspannten, weniger verregneten Jahresstaat.

00:38:16: Als bisher hier in unserer schönen Stadt.

00:38:20: Zu Hause in Essen.

00:38:24: Ein Podcast der Sparkasse Essen.

00:38:26: Die neue Folge.

00:38:28: Jeden zweiten Dienstag im Monat.

00:38:31: [Musik]

00:38:35: SWR 2020

Kommentare (8)

Petra S.

In diesen verrückten Zeiten endlich mal wieder etwas mit Humor ☺️

Kai

Was soll ich dazu sagen....... Das ist einfach der Herr Skor, der mit Witz und Charme die Arbeit des Schädlingsbekämpfers in das Licht rückt, wo sie hingehört, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Ein Fachmann, der die Arbeit als Berufung sieht. Ein ehrlicher Vertreter der Branche.

Andreas Schumann

Absolute Spitzenklasse. Das hat mal so richtig Spaß gemacht. Würde sehr gerne mehr vom Revierförster hören. Ein zweiter Teil wäre ein Traum.

Tatjana Weinstein

"Einfach Skor" 👍 Sehr unterhaltsam und dabei so wahr 😄 Einige Schlagwörter im Podcast ,die unbedingt hineingehören. "Respekt" ist eines davon . (geschrieben von einer Berufskollegin)

Günni Skor

Absolut hörenswert. Nie langweilig. Der Podcast, bei einer Dauer von einer fast Fussballhalbzeit, vergeht wie im Flug. Wie kommt ein (kleiner) Kammerjäger vom Waldesrand in den Kreis der vielen Prominenten unserer Stadt? Hört rein, dann wisst ihrs. Ich bin schon ein bisschen viel stolz auf meinen Neffen. NUR VOLI UND DER RWE!

Sybille

Sensationell!!!

Happo

Toller Gast!!! Und Ahnung vom Fußball hat er auch 😄 Sehr unterhaltsamer Podcast. Weiter so!

Kaki

Das hat Spaß gemacht. Vielen Dank für diese sehr unterhaltsame Folge.

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