Folge 4 - Lichtburg-Chefin Marianne Menze
Shownotes
Unser vierter Gast ist Marianne Menze. 1250 rote Sessel machen die Lichtburg in Essen zum größten Kinosaal Deutschlands. Viele sagen auch: zum atemberaubend schönsten. Wim Wenders und Co. bestehen darauf, ihre Premieren dort zu feiern. Der Saal hat den Krieg überlebt, die Video-Technologie, das CineMaxx gleich nebenan, Abriss-Ideen und jetzt Corona… Dank Marianne Menze. Es gibt wenige so mächtige und gleichzeitig so bescheidene Kino-Heldinnen in der Bundesrepublik.
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00:00:00: Also der Unterschied zwischen Kino und zwischen einem Stream auf irgendeinem Bildschirm sei ja noch so groß.
00:00:09: Der ist wirklich wie zwischen dem Feinkostladen und einer Konserve, die man ist.
00:00:13: Man hat dieselben Inhalte, man erzählt die gleiche Geschichte, man weiß was passiert ist, aber das Erlebnis ist völlig anderes.
00:00:19: Dieser Satz, wenn die reinkommen, so einen 15, 16-Jähriger, boah, geiler Schuppen.
00:00:26: Und das ist einfach dann auch so die Ausstrahlung, die die Lichtbuch hat, die ist einfach von ihrer Architektur und von ihrer Atmosphäre,
00:00:35: dass sie solche Momente sehr leicht macht.
00:00:38: Zu Hause in Essen, ein Podcast der Sparkasse Essen mit Tobias Häusler.
00:00:46: Ja, ho, ho, ho, die Weihnachtsfolge.
00:00:52: Wir sprechen wieder über ihre und unsere Zukunft in Essen, diesmal über die Zukunft der Unterhaltung, genauer des Kinos.
00:01:00: Es ist eben jedes Mal ein anderer Bereich dieser Stadt. Abonnieren Sie einfach den Podcast, dann verpassen Sie auch in 2021.
00:01:07: Keine Folge, es ist auch nur ein Klick. Machen Sie es doch eben. Ich warte so lang.
00:01:12: Ja, vielen Dank.
00:01:15: 1.250 rote Sessel machen die Lichtburg in Essen zum größten Kinosaal Deutschlands.
00:01:22: Von außen erkennt niemand, wie atemberaubend das Innenleben ist.
00:01:26: Dieses Jahr dann doch etwas grauen Gebäudes in der Innenstadt, Wim, Wenders und Co.
00:01:30: Sie bestehen darauf, ihre Premiere dort zu feiern.
00:01:33: Krisen gab es einige, den Krieg, die Videotechnologie, das Cinemax gleich nebenan.
00:01:39: Es gab Abriss-Ideen und jetzt Corona. All das hat und wird die Lichtburg überleben.
00:01:45: Und das tut sie dank einer Frau.
00:01:47: Marianne Menze, es gibt wenige so mächtige Kino-Heldinnen in der Bundesrepublik.
00:01:52: Und keine ist so bescheiden für sie. Es ist höchstens das Team der Star, eher noch die Lichtburg selbst.
00:01:58: Also, gehen wir doch einfach mal vorab hinein. Die Schwingtüren des Balkans gehen auf.
00:02:03: Sieht Marianne Menze diese Schönheit noch?
00:02:06: Doch, es passiert schon noch was.
00:02:08: Komischerweise hat sich das noch nicht abgenutzt, reinzukommen und zu sagen, boah, ist das schön.
00:02:13: Das bleibt so. Die Erinnerungen kommen nicht alle auf einen Schlag hoch. Nein.
00:02:17: Aber wenn man sich hier ein bisschen hinsetzen würde und einfach abschaltet, dann kommen natürlich die Erinnerungen auch.
00:02:23: Setzen Sie sich manchmal hierhin?
00:02:25: In letzter Zeit nicht mehr so oft, aber in der Anfangszeit, vor allen Dingen kurz nach dem Umbau der Wiedereröffnung,
00:02:31: in ganz stressigen Zeiten, wenn es dann im Büro auch hektisch ist und alles läuft wie einander,
00:02:36: dann ist es ganz nützlich, sich mal hier zehn Minuten hinzusetzen und dann kommt man schon ein bisschen regeneriert wieder raus.
00:02:42: Wo schauen Sie dann hin?
00:02:44: Ich lasse meinen Blick kreisen, ohne jetzt bewusst irgendwas aufzunehmen, sondern ich nehme dann schon mehr die Atmosphäre auf.
00:02:51: Oder vielleicht, wie Sie schon sagten, die Erinnerungen, die hochkommen oder die Figuren oder die Menschen,
00:02:57: die man hier begegnet ist oder Situationen, die sehr emotional waren, wo der Saal gekocht hat oder wo er elektrisiert,
00:03:04: ganz still war oder solche Sachen, also die kommen dann.
00:03:07: Wenn ich den Schlüssel hätte zum schönsten Kino, dann würde ich vermutlich Freunde einladen.
00:03:15: Ich würde ihr Partys feiern. Ich würde vielleicht sogar ganz allein mal einen Film schauen.
00:03:21: Wissen Sie warum? Weil ich es kann.
00:03:23: Ach so.
00:03:24: Weil ich den General Schlüssel habe.
00:03:26: Haben Sie solche Momente? Erzählen Sie noch mal so Dinge, vielleicht haben Sie sie auch noch nie erzählt,
00:03:30: dann wäre hier ein idealer Platz dafür.
00:03:32: Dinge, die Sie hier veranstaltet haben, wofür vielleicht mal niemand dabei war.
00:03:35: Lassen Sie die ganzen Themen weg.
00:03:37: Das ist ein Kompromiss.
00:03:39: Ansonsten haben wir natürlich hier intern auch schon schön feste Gezfeiert, nur mit unseren Mitarbeitern.
00:03:44: Von Weihnachtsfeiern angefangen die mit einer Party dann mit Wettspielen durchs ganze Kino,
00:03:49: mit allen möglichen Geschichten, das ja.
00:03:51: Und dann gab es schon auch ein paar tolle Geschichten nach Filmpremieren,
00:03:56: wenn das ganze Filmteam da ist und die dann befreit sind, den Stein von der Seele gefallen ist,
00:04:01: dass die Premiere gut angekommen ist, alles gut gelaufen ist.
00:04:04: Und die sind dann anschließend auch ziemlich in Feierlaune.
00:04:06: Die kleinste Personenzahl, mit der Sie bisher hier einen Film wirklich mal auf der großen Leine mitgesehen haben?
00:04:11: Ein Zahle-Nübbesucher oder intern?
00:04:13: Nein, wirklich intern. Wenig Menschen waren mal im Kino, als Sie einen Film gesehen haben.
00:04:16: Durchaus ich alleine.
00:04:18: Das dann auch?
00:04:19: Es gab schon mal einen Film, den ich dann unbedingt mal sehen wollte, mal wieder sehen wollte.
00:04:24: Das gibt es schon.
00:04:25: Oder auch bei Filmen, die wir uns vorher angucken mussten, also Sichtungsgruppien, die wir geschickt bekommen haben.
00:04:31: Und wenn dann kein anderer auch konnte, dann habe ich dann auch schon alleine gesessen.
00:04:35: Unvorstellbar.
00:04:37: Sprechen wir über die Lichtburg, ihre Geschichte und das, was noch vor uns liegt,
00:04:41: am besten aber dann in ihrem Büro.
00:04:43: Da geht es dann weiter.
00:04:44: Gerne.
00:04:45: Da kommen wir in dieses Büro. Es gibt eine kleine unscheinbare Tür, die führt direkt in eine noch einmal ganz eigene Welt.
00:04:50: Die Chef-Itage, der Filmkunst-Theater in Essen, in ein Büro in dem Stars.
00:04:55: In so mancher Nacht so ziemlich alles getan haben, was Menschen so tun können, wenn sie sich erstmal wohl fühlen.
00:05:01: Sie sind schon oft daran vorbei gegangen.
00:05:03: Wenn sie in die Lichtburg hineinkommen, links die Treppe hoch Richtung Balkon, dann ist diese Tür rechts vor der Filmbar.
00:05:10: Ganz unscheinbar.
00:05:12: Da gehen Sie hinein, lassen eine Herrentoilette rechts liegen, die vom Bundeskriminalamt versiegelt wurde.
00:05:19: Da kommen noch zu.
00:05:20: Und schon stehen Sie vor ihr, vor der Bundesverdienstkreuzträgerin Marianne Menze, im vielleicht schönsten Büro der Stadt.
00:05:28: Von der Möblierung her in jedem Fall, also original 50er Jahre erhalten, gibt es wahrscheinlich etwas weniger.
00:05:35: Und von dem, was das Büro erzählen könnte, wer alle schon hier war, mit Sicherheit.
00:05:40: Wo saß jetzt Sarah Leander?
00:05:41: Ja, wo saß Sarah Leander.
00:05:43: In dem Sessel oder in dem?
00:05:45: Ich weiß nicht, ob darum ich schneide.
00:05:46: Und da Sarah Leander und hier Gregor Peck.
00:05:48: Ich weiß es nicht genau.
00:05:49: Ich war nämlich noch nicht dabei damals.
00:05:51: Ich muss auch sagen, Frau Menze, eine halbe Stunde mit Ihnen, das ist, glaube ich, so sinnvoll, wie mit Hans-Dietrich Genscher eine halbe Stunde zu sprechen, über Außenpolitik.
00:05:59: Es ist unmöglich.
00:06:00: Versuchen wir es trotzdem?
00:06:01: Gerne.
00:06:02: Wer Premieren bei Ihnen besucht, der könnte sie übersehen haben.
00:06:08: Sie stehen meist sehr versteckt oben links irgendwo auf dem Balkon in der Ecke.
00:06:12: Und selbst wenn sich die größten Stars bei Ihnen persönlich bedanken wollen, heben Sie noch nicht mal die Hand, um zu zeigen, wo Sie sind.
00:06:18: Sind Sie schüchterne, warum liegt das?
00:06:20: Nee, weil das sich zu sehr auf mich persönlich bezieht.
00:06:23: Und ich bin nur eine von mehreren Leuten, von einem ganzen Topf von Leuten eigentlich, die dazu beitragen, dass sie Lichtbruch das leben kann, was ihr zusteht.
00:06:32: Prinzipiell ist die Lichtbruch, und haben Sie ja recht, im Grunde ein Restaurant, in das ich gehe, um Dinge zu essen, die ich zu Hause nicht kochen könnte.
00:06:40: Ja, ein Feinkost-Restaurant.
00:06:42: Ein Feinkost-Restaurant.
00:06:43: Wann ist denn ein Film wirklich Feinkost?
00:06:45: Wann ist die Lichtbruch ein Dreistern-Restaurant?
00:06:48: Naja, also das ist ein ganz schwieriges Thema, weil Film ist ähnlich wie Musik.
00:06:52: Da gibt es eine ganze Bandbreite.
00:06:53: In der Musik gibt es die Oper, gibt es das Konzert, das Klassische, und es gibt das Musical, und es gibt das Jazz-Konzert.
00:07:01: Und die Bandbreite ist bei Film ähnlich.
00:07:03: Es gibt also den massenkompatiblen Mainstream-Film, der natürlich, wenn er mit filmischen Mitteln dramaturgisch toll gemacht ist, ein ganz eigenes Erlebnis bietet.
00:07:12: Und es gibt den anspruchsvollen, künstlerisch anspruchsvollen Film, der sowohl von den Inhalten als auch von der Technik, von der Machart einfach ein Kunstwerk an und für sich ist.
00:07:23: Das ist schon eine sehr große Bandbreite.
00:07:26: Wann ist für Sie ein Film ein guter Film?
00:07:28: Ja, wenn ja all diese Kriterien erfüllt, möglichst zusammen.
00:07:31: Ich weiß, Sie haben einen Grund, haben Sie auch für jede Filmart ein eigenes Restaurant, wenn man so will.
00:07:35: Ich gehe hier mal durch.
00:07:36: Sie haben unten hier in der Lichtbrug das Sabo.
00:07:39: Sie haben nebenan Astra, Luna, Eulenspiegel.
00:07:42: Sie haben das Filmstudio Glück auf.
00:07:44: Sie haben das kleine Galeriesinema in der Rüttenscheid.
00:07:48: Wenn man sich dem kleinen Kino, also eigentlich dem großen Arthaus widmen möchte, haben Sie dann eine Einstiegsdroge?
00:07:57: Das ist ungefähr so eine schwierige Frage, was ist denn Ihr Lieblingsfilm?
00:08:00: Den gibt es nicht.
00:08:01: Also es muss in jedem Fall ein Film sein und das ist dann auch individuell ganz unterschiedlich.
00:08:05: Der mich berührt.
00:08:06: Sprechen wir mal von so einem 16-Jährigen, der hat zwei Harry Potter gesehen und ein bisschen was von den Marvels.
00:08:10: Und sagt jetzt, okay Kino, weiß jetzt genau, was das ist, dann können Sie immer noch sagen,
00:08:15: nee, nee, Kino hast du richtig noch nicht verstanden.
00:08:17: Schau dir doch mal den Film an.
00:08:19: Der könnte was für dich sein und der öffnet noch mal so ein bisschen den Horizont.
00:08:22: Wenn wir das Schulklassen hier haben oder ich habe selber früher, als ich noch in der Schule gearbeitet habe, eine Film AG gehabt.
00:08:28: Und ich erinnere mich dazu zum Beispiel, dass wir geguckt haben, der Schatz des Yaramadre, Hamfrey Bogart,
00:08:34: wo die dann alle lange Gesichter vorhergemacht haben, "Hööö, schwarz-weißfilm", "Höö, alte Klamotte".
00:08:39: Und wenn sie dann einmal drin sind und man kann ihnen noch zwei, drei Sätze dazu erzählen,
00:08:43: dann sind die plötzlich völlig irritiert und denken, kriegen mit, es gibt auch noch andere Filme,
00:08:49: immer als irgendwo der Action- oder Science-Fiction-Film oder Fantasy-Film.
00:08:53: Da eichnen sich alle Filme dazu, ich würde da keinen Unterschied machen zwischen erwachsenen Filmen,
00:08:58: Jugendlichen Filmen, Kinderfilmen.
00:09:00: Ein guter Film, der ein gutes Drehbuch hat, eine gute Geschichte erzählt
00:09:05: und dann auch noch mit filmischen Mitteln hervorragend umgesetzt ist, ist immer beeindruckend.
00:09:10: Und da ist es völlig egal, welcher das ist eigentlich.
00:09:13: Ich hätte bei Ihnen jetzt auf 2001 "UDC im Weltraum" getippt.
00:09:17: Ja, der ist als Einstieg vielleicht für so ein, ja doch auch funktioniert, stimmt.
00:09:22: Na ja gut, es war, ist dann ein Film, der für mich persönlich sehr viel bedeutet.
00:09:26: Von daher komme ich da wahrscheinlich am wenigsten drauf, den dann auch anderen andienen zu wollen.
00:09:30: Aber das ist natürlich einer der größten Science-Fiction-Filme aller Zeiten und wahrenbrechend.
00:09:35: Würden Sie mir die private Verbindung nochmal erzählen, immerhin habe ich mir den "Ihretwegen"
00:09:39: gestern extra gekauft, für 9,99 Euro.
00:09:42: Das heißt, die Geschichte stimmt zum Film.
00:09:44: Die private persönliche Geschichte, die sie zu sehen.
00:09:46: Aber was haben Sie sich für 9,99 Euro?
00:09:48: Den Film, ich habe mir das wirklich viel gemerkt.
00:09:50: Aber dann nur zu Hause auch bisher geguckt?
00:09:52: Ja, gestern ehrlich gesagt zum ersten Mal.
00:09:54: Ja gut, dann kriegen Sie demnächst eine Einladung, sollten wir demnächst nochmal wieder in 70 mm im Kino haben,
00:09:59: kriegen Sie einen persönlichen Einladung.
00:10:01: Ja und die persönliche Geschichte, da meinen Sie, wie 2001 mich dazu gebracht habe hier in Essen dann hängen zu bleiben.
00:10:07: Ja, aber wirklich nur in Kürze.
00:10:09: Ja, Galerie Cinema, ich war relativ frisch in Essen, wo geht man dann als Kino begeisterte hin, ins Kino natürlich.
00:10:16: Damals gab es als alternatives Kino zu den großen Mainstream-Hütten, nur die Galerie Cinema, da lief zufällig 2001.
00:10:25: Ich bin da rein, ich komme da rein, als die Overtüre schon lief, bei solchen Filmen gab es natürlich nur Overtüre und Pausenmusik.
00:10:32: Ich wollte bezahlen, wurde wieder auf meinem Platz geschäucht, der Film läuft schon und in der Pause zahlen, nein,
00:10:39: wurde ich zum Glas Rotwein eingeladen und das war dann Hans-Peter Hüster, mit dem ich dann fast 50 Jahre anstehend zusammen war.
00:10:45: Das heißt, 2001, wo ich sehe im Weltraum, ist ein Liebesfilm, kann man sagen.
00:10:50: Für mich schon.
00:10:52: Sie schreiben so gut wie nie persönliche Mails, zumindest nicht an mich oder den Verteiler, den ich bei Ihnen geraten bin.
00:11:01: Es ist falsch, habe ich da Wut rausgelesen, richtigen Zorn, Verzweiflung?
00:11:07: Ich weiß nicht, welche Sie jetzt meinen, ich habe ja in diesem Jahr schon 2-3 Mal irgendwelche Mails geschrieben.
00:11:12: Ja, aber dich damit so wütend, wie in sicherer geht es kaum, dieser Plakatkampagne, habe ich Sie noch nicht gelesen.
00:11:22: Ich habe mich schon ziemlich zurückgehalten und sehr dezeltgeschrieben eigentlich.
00:11:27: Ja, ich verstehe es nicht. Ich verstehe nicht, und zwar nicht nur als Kinobetreiberin, die jetzt wieder steht, wie viele andere auch,
00:11:34: Kulturtreibende, Gastronomen etc. da sind wir ja in großer und guter Gesellschaft, sondern eben auch als Bürgerin.
00:11:42: Ich kriege mit, was also auf den Straßen los ist, wie die Leute immer aggressiver werden, die jetzt jeden Tag die Zeitung.
00:11:48: Es passiert so viel mit den Menschen jetzt durch Corona, durch die Isolierung und durch das Gefühl nicht, wie es heißt, immer so schön mitgenommen zu werden etc.
00:12:00: Und ich kann nicht verstehen, warum man immer nur strategisch überlegt, was muss ich alles verbieten, um dieses blöde Virus irgendwo in Schacht zu halten
00:12:09: und nicht überlegt, was kann ich tun, damit die Seele und die Psyche der Menschen einfach irgendwo überleben können, wenn der Körper schon sich wehren muss.
00:12:17: Was kann ich tun, wo kann ich was erlauben, was kann ich ermöglichen?
00:12:21: Und da gibt es einfach ein paar Orte und dazu gehören die Kinos, die einfach in Anführungsstrichen sicher sind,
00:12:28: weil es hat sich weltweit noch kein nachgewiesener Fall ergeben, wo Menschen im Kino infiziert wurden.
00:12:35: Und ich beziehe das nicht nur auf Kino, sondern wenn ich mir die Philharmonie angucke, das Altotheater mit ihren hervorragenden Lüftungen, genau wie wir die haben,
00:12:43: mit den Möglichkeiten riesige Abstände anzubieten, mit den Möglichkeiten Rückverfolgung, der dann hört man dann teilweise als Antwort,
00:12:51: ja, das kann man ja gar nicht belegen, ob sich jemand im Kino angesteckt hat.
00:12:55: Jetzt in letzter Zeit kann man es nicht mehr belegen, das stimmt, weil die Gesundheitsämter nicht mehr nachkommen.
00:13:01: Bis vor kurzem konnte man das noch. Wir haben wirklich über Monate jeden einzelnen Sitzplatz nachvollziehbar gemacht,
00:13:08: sind nicht einmal angefragt worden wegen einer potentiellen Infektion.
00:13:12: Und ich kann das nicht nachvollziehen, dass man dieses Ventil nicht nutzt Kultur, Film.
00:13:18: Und von daher könnten wir theoretisch grundsätzlich sehr schnell aufmachen.
00:13:26: Wir unterbrechen den Krisenteil mal für paar schöne Momente, uns nicht nur Kino zu bieten, sondern ja auch immer wieder Kino zu retten.
00:13:34: Das hat Ihnen ja größte Preise eingebracht. Ehrungen, eigentlich die größten, die man in Deutschland bekommen kann.
00:13:40: Und wenn ich sie jetzt richtig einschätze, dann werden sie rot, dann laufen sie aus dem Raum raus, wenn ich sie jetzt alle aufzählen würde.
00:13:45: Oder, vor der Welt die halbe Stunde weg.
00:13:48: Sagen wir einfach alles bekommen, was man bekommen kann bis hoch zum Bundesverdienst, Orden am Bande.
00:13:53: Da wird nur noch genickt. So ganz leicht genickt.
00:13:57: In diesem Jahr habe ich gelesen, Laudatio, Marianne Menze und ihr leider verstorbener Ehemann Hans-Peter Hüster haben nicht allein den Abriss des größten Lichtspielhauses in der Essener City verhindert.
00:14:07: Sie haben schon immer entgegen dem Mainstream das Erlebnis-Synäastik fortgeführt.
00:14:13: Das ist richtig, aber das ist auch falsch gleichzeitig, denn Synäastik war ja totaler Mainstream.
00:14:19: Wenn wir jetzt mal ein paar Jahrzehnte zurückschauen, hätten Sie diese Zeit ganz zurück, weniger retten müssen, mehr Kino machen, mehr Zara Lerander, mehr Romy Schneider, weniger Krisen bekämpfen?
00:14:29: Naja, jede Zeit hat Ihre Krisen. Und Zara Lerander, Romy Schneider, wie gesagt, das war eigentlich vor meiner Zeit zumindest nicht, dass ich da persönlich irgendwie davon kennengelernt hätte.
00:14:39: Das sind die 50, aber die Sissi-Premiere mit Romy Schneider war 1958 in der Lichtburg. Ganz tolle Fotos auch.
00:14:44: Ja.
00:14:45: Aber die Straße war voll, die Kettelger Straße ja.
00:14:47: Gibt Fotos jetzt aktuell noch? Hatt ich gestern, vorgestern hatte ich eins in der Hand zu, fertig.
00:14:52: Romy Schneider und Horst. Wobei Horst Buchholz war schon mal hier. Also in unserer Zeit auch. Da war schon etwas älter und schöner.
00:14:59: Aber hätten Sie gern diese Zeit mit weniger Kino in einer existenziellen Krise zurück?
00:15:04: Oder sagen Sie, ich bin so ein Krisenkämpfer, egal was kommt, schickt mir, nach dem Virus schickt mir das nächste Ding?
00:15:11: Ja, also bestimmt nicht. Es muss nicht so sein, wie in den 50er Jahren, als wie man so Bronzen intern sagt, aus vielen Kinos das Geld mit der Schublau daraus gefahren wurde.
00:15:20: Die Zeisen sind vorbei, die sind auch endgültig vorbei. Aber das ist auch nicht der Grund gewesen, weswegen wir angefangen haben, Kino zu machen.
00:15:27: Weder mein Mann noch ich, auch nicht die Lichtburg. Im Gegenteil, wir hatten ziemlich, ja, hier sagt man Muffensausen, diesen großen Kasten hier irgendwo zu führen.
00:15:37: Das war nicht unsere Welt. Unsere Welt war das Arthaus Kino, das Filmkonstheater, die Filme, die da laufen, europäisches Kino, independenten Kino.
00:15:46: Und hier war angesagt, es musste auch Mainstream her, logischerweise. Und das war für uns schon noch Neuland. Das war spannend.
00:15:53: Also solche Neulandgeschichten, die mache ich immer wieder gerne, immer im ganzen Leben, ja. Aber ich muss nicht mehr den Stress haben, schaffen wir das oder schaffen wir das nicht.
00:16:06: Damals mit der Lichtburg haben Sie es geschafft und sollten dann, glaube ich, übergangsweise ein Jahr die Lichtburg leiten. Sie haben dann gesagt, okay, das probieren wir.
00:16:12: Ganz schön langes Jahr, ne?
00:16:14: Ja, das war einfach so, mein Mann und ich sind hier gegenüber aus dem Theater gekommen und hier war dunkel schon. Und damals war schon bekannt, also Branchenintern auch bekannt, die Lichtburg soll verkauft werden, die Ufer war interessiert.
00:16:27: Und dann standen wir da so und da sagten, kannst du dir vorstellen, dass dir nie wieder ein Projektor läuft. Und das war der Beginn.
00:16:33: Und das war der Anfang.
00:16:35: Und das war der Anfang.
00:16:37: Und das war der Anfang.
00:16:39: Und das war der Anfang.
00:16:41: Orange weiß, dass die Ufer zu dem Zeitpunkt mit dem größten Multiplex Deutschlands hier
00:16:45: in Luftlinie 300 Meter niemals dieses größte Kino Deutschlands auch erhalten hätte.
00:16:51: Die hätten wie 1000 anderen Stellen auch das Kino vielleicht in Keller gepackt und hätten
00:16:56: hier ein Kaufhaus, ein Bürohaus oder sonst was rausgemacht.
00:16:58: Also das stand fest.
00:17:00: Immer wieder haben sie sich reingehängt, haben sich die Essenerinnen und Essener genug
00:17:05: reingehängt oder vielleicht auch die Politik war immer klar, dass Essen als Kino statt
00:17:10: eine besondere Bedeutung hat?
00:17:12: Es kommt darauf an, wen man meint, mit wem war es immer klar.
00:17:16: Also es war der Politik nicht immer klar, bestimmten Teilen der Politik mit Sicherheit
00:17:21: gar nicht, der Verwaltung auch nicht, der großen Konzerne hier auch nicht.
00:17:27: Also wo es immer klar war, war offensichtlich bei der Bevölkerung.
00:17:31: Also wir haben sowohl bei der Lichtburg, jetzt mal unabhängig von Schauspielern, Regisseuren
00:17:36: und Deutschland, die Filmbranche, Filmstiftung usw.
00:17:40: Aber auf die Essener oder die Rohrgebietler bezogen waren es die Menschen, die Bevölkerung
00:17:45: bei der Lichtburg schon, aber auch beim Filmstudio.
00:17:49: Da haben wir das gleiche dann nochmal erlebt auf einer anderen Ebene, weil da ging es nicht
00:17:52: nur um Meinung, um Überzeugungsarbeit, das was hier bei der Lichtburg eher der Fall war,
00:17:58: die politische Ebene beim Filmstudio ging es um Geld.
00:18:01: Und da waren dann auch die Essener wieder die Geld gegeben haben, weil sie ihr ältestes
00:18:05: Kino erhalten wollten und die wollten einfach auch die Lichtburg erhalten.
00:18:08: Und irgendwann hatten wir dann in diesem Interim-S Jahr, was sie angesprochen haben.
00:18:14: 1998.
00:18:15: Ja.
00:18:16: Und in diesem Übergangsjahr haben wir dann so viel Feedback auch vom Publikum draußen
00:18:21: auf der Straße gekriegt, die immer reinkamen, als wir Putzorgien erst mal am Anfang gemacht
00:18:25: haben.
00:18:26: Ja macht es so weiter, warum macht ihr nicht weiter.
00:18:28: Inklusive auch der Verleihbranche, dass wir dann wirklich überlegt haben, ja könnten
00:18:34: wir nicht doch versuchen, ob.
00:18:36: Und dann haben wir in diesem Jahr so viele Veranstaltungen gemacht für Jugendliche, weil
00:18:40: die kannten das Kino überhaupt nicht.
00:18:42: Hier waren zwei, drei Generationen komplett dran vorbeigegangen, von außen kann man nicht
00:18:45: erkennen, was hier für ein Saal hinter ist.
00:18:47: Dann haben wir für Jugendliche so lange Nächte und so weiter gemacht mit Fahrern und Jugendarbeitern
00:18:52: und haben die hier wirklich rein gelockt und die, ich meine, wie oft habe ich das schon
00:18:57: zitiert, aber geht mir auch nicht aus dem Kopf.
00:18:59: Dieser Satz, wenn die reinkommen, so ein 15, 16-Jähriger, boah, geiler Schuppen.
00:19:04: Und das hat uns dann Mut gemacht zu sagen, wir könnten es schaffen, wenn die Politik
00:19:10: mitzieht.
00:19:11: Jetzt Glück auf, Haus haben Sie angesprochen.
00:19:13: Da darf ich Sie aber auch nochmal an das Engagement der Sparkers Essen erinnern.
00:19:16: Nee, das hätte ich schon selber getan.
00:19:17: Hätte ich schon selber getan.
00:19:18: Das hätte Sie gar nicht tun, weil uns ist schon klar, dass das wirklich ... Das waren
00:19:21: die einzigen von, ja, Konzernen kann man nicht sagen, aber von den Banken sowieso, aber
00:19:26: für den größeren Einrichtungen hier in der Stadt, die wirklich gesagt haben, okay, wir
00:19:30: stehen dahinter.
00:19:31: Also ohne die Sparkers, wäre es unterm Strich dann hinterher nicht gegangen, muss man echte
00:19:34: sagen.
00:19:35: Okay, schön, dass Sie sagen, ich hätte es auch hier gar nicht erwähnt, nur als Sie
00:19:37: sagten, dass die gesamte Unternehmerschaft nicht mitzieht.
00:19:39: Da hätte ich dann, da musste ich einmal noch mal ein rotes S, ein roter S auf dem Herzen
00:19:45: zeigen.
00:19:46: Genau.
00:19:47: Bald, das hoffe ich, öffnen Sie wieder, dann brauchen Sie Blockbuster.
00:19:54: Also retten Sie sich träumen lassen, dass Sie sich noch mal persönlich von James Bond
00:19:58: retten lassen müssen.
00:19:59: Also James Bond hat uns immer sehr gut getan in den letzten Jahren und wir hätten gerne
00:20:04: jedes Jahr einen gehabt, möglichst auch immer im Sommer während der Sauron Gurkenzeit.
00:20:08: Ja, und ich kann nur in dem Fall wirklich inständig hoffen, dass der nicht vorher ins
00:20:13: Netz geht, sondern dass wir den im Kino dann zeigen können.
00:20:16: Blockbuster, retten Sie dann, Sie haben es angesprochen, wenn die Filme über die dann
00:20:19: auch wirklich alle sprechen, auch exklusiv und am Anfang wirklich exklusiv im Kino
00:20:25: gezeigt werden können.
00:20:26: Ich hoffe, Sie erfahren nicht von mir, was Warner Brothers heute angekündigt hat?
00:20:32: Ja, Warner Brothers hat angekündigt, dass sie also zukünftige Filme zumindest in Amerika
00:20:37: zunächst gleichzeitig mit dem Kino start off streamen werden.
00:20:41: Zumindest 2021, ne?
00:20:42: Ja.
00:20:43: Also alle Blockbuster gleichzeitig im Kino und im Streaming, das verstehe ich nicht.
00:20:48: Verstehen Sie das?
00:20:49: Ja, Flicks und Co, das habe ich verstanden, die wollen Abos verkaufen, die brauchen Sie,
00:20:52: die brauchen das Kino nicht.
00:20:54: Aber warum glauben die Filmproduzenten nicht mehr an Sie?
00:20:57: Das hat doch funktioniert, die Maschine.
00:20:58: Erst mal Kino und später dann nochmal die Filmrechte verwerten.
00:21:01: Also ich könnte mir vorstellen, dass auch Warner möglicherweise anders entschieden hätte,
00:21:06: wenn Sie jetzt das Wissen hätten, die Kinos wären weltweit am so und so vielten Februar
00:21:12: wieder eröffnet und bleiben geöffnet.
00:21:14: Wenn Ihnen das jemand garantieren könnte, könnte es durchaus sein, dass Warner auch
00:21:18: gesagt hätte, gut, dann machen wir den Filmstart grundsätzlich wie bisher im Kino, vielleicht
00:21:22: mit einem etwas kürzeren Fenster vor dem Streamingtermin, aber da Ihnen das keiner sagen kann.
00:21:28: Sie entscheiden das jetzt schon jetzt im Dezember 2020 fürs gesamte Jahr 2021.
00:21:33: Und es ist ja noch nicht gesagt, dass Sie diese Entscheidung 2022, 25, 30 wieder zurücknehmen.
00:21:39: Warum diese Konkurrenzsituation ist ja jetzt nicht das erste Mal, vielleicht war Corona
00:21:42: auch ein Vorwand, das vorzuziehen, denn die Gedankenspiele gab es ja schon länger.
00:21:45: Ja, die sind allerdings bei Disney immer früher gewesen.
00:21:48: Ja.
00:21:49: Als bei Warner bisher.
00:21:50: Die Erfahrung, dass Kino eigentlich als Opener auch für den Filmstart dann hinterher oder
00:21:56: die für die zweite und dritte Verwertung wichtig ist, war bisher unangefochten irgendwo
00:22:02: immer im Raum.
00:22:03: Jetzt hat gerade Warner ja den Internet gestartet in einer Zeit, wo nicht alle Kinos veröffentet
00:22:09: waren, sind eigentlich mit guten Erfahrungen dabei rausgekommen.
00:22:13: Und von daher sind wir als Kinos davon ausgegangen, diese positive Erfahrung, Kino als Zug fährt
00:22:17: auch für die zweite und dritte Auswertung, ist durchaus möglich, wenn alle Kinder uns
00:22:22: wieder aufhaben.
00:22:23: Deswegen kann ich im Moment nicht so richtig verstehen, warum dann in die andere Richtung
00:22:27: gedacht wird.
00:22:28: Das geht ja für die USA.
00:22:29: Werden Sie in Deutschland jetzt nochmal Gespräche führen?
00:22:31: Werden Sie Montag zum Telefon greifen?
00:22:33: Also wenn die weltweit starten und gleichzeitig streamen, dann scheitert das höchstens in
00:22:37: Deutschland mit dem Stream daran, dass Sie hier noch keinen eigenen haben.
00:22:40: Das gibt keinen extra Marianne Lenz-Lichtburg-Deal.
00:22:43: Nee, absolut nicht.
00:22:45: Schade, mittlerweile trau ich Ihnen ja alles zu.
00:22:47: Nee.
00:22:48: Jetzt wachen ja Netflix und Amazon und auch Warner Brothers oder Disney nicht morgens
00:22:54: auf, lachen Finster wie Joker in Batman und sagen ab jetzt zerstören wir das Kino.
00:23:00: Die wollen ja einfach nur Geld verdienen, die bieten eine Alternative und die wird
00:23:03: offensichtlich ganz gut gekauft.
00:23:04: Sie könnten jetzt fluchen oder sie machen eben das nächste bessere Angebot als Kino.
00:23:10: Also der Unterschied zwischen Kino und zwischen dem Stream auf irgendeinem Bildschirm sei ja
00:23:15: noch so groß.
00:23:16: Der ist wirklich wie zwischen einem Live-Konzert oder zwischen einem Feinkostladen und einer
00:23:22: Konserve, die man ist.
00:23:23: Man hat die selben Inhalte, man erzählt die gleiche Geschichte, man weiß was passiert
00:23:27: ist, aber das Erlebnis ist ein völlig anderes.
00:23:29: Und die Erfahrung machen wir jetzt in der ganzen Schließungszeit durchaus, dass wir
00:23:33: wahnsinnig viele Reaktionen kriegen von Gästen, die sagen, oh, wir haben die Nase langsam
00:23:40: voll, ich will vom Sofa weg und jeden Abend irgendwie Serien und so weiter.
00:23:44: Und wir wollen wieder ins Kino, wir wollen wieder ins Kino.
00:23:47: Und das kann man eigentlich nur vermitteln, wenn man den Unterschied mal gemacht hat
00:23:53: und es hat sich ein Film zu Hause angeguckt und hat sich ein Film im Kino angeguckt.
00:23:57: Also immer vorausgesetzt, das Kino hat eine halbwegs vernünftige Leinwand und eine gute
00:24:01: Technik und einen guten Ton und so weiter und so fort.
00:24:03: Das ist eine andere Geschichte, das ist eine andere Dramaturgie.
00:24:06: Man ist ja auch vom Ton und vom ganzen Erlebnis ja umgeben von diesem Film, von der Geschichte.
00:24:12: Also wir haben allein jetzt einer der letzten Filme, die wir bei dem ersten Lockdown ja
00:24:17: gespielt haben, Bohemian Rhapsody noch, der lief das schon eine ganze Zeit im Kino.
00:24:21: Und da sind Leute teilweise aus dem Umfeld angereist gekommen und wir haben Mäds gekriegt,
00:24:26: oh, was für ein gigantisches Erlebnis.
00:24:28: Wir haben das Gefühl gehabt, wir haben damit im Stadion beim Konzert gesessen und das
00:24:31: kann man nicht im Zoo Hause kreieren.
00:24:33: Das geht nicht, auch wenn man noch so großen Bildschirmler stehen hat.
00:24:37: Vor 2000, 3000 oder noch mehr Jahren oder 10.000 Jahren haben die Leute am Lagerfeuer gesessen.
00:24:42: Die haben Geschichten erzählt, da gab es keine Technik und nichts und trotzdem war eine Faszination da.
00:24:47: Es hat etwas mit einem archaischen Erleben zu tun.
00:24:53: Das funktioniert wirklich auf Filmbezogen, nur im Kino.
00:24:57: Und das ist eben das gemeinsame Erleben.
00:24:59: Das ist das Aussprachkino.
00:25:00: Und wenn ich jetzt böse sage als Hörerinnen von zu Hause in Essen diesen Podcast, klar,
00:25:07: Frau Menze muss das sagen und ist ja auch vielleicht noch eine andere Generation, dann
00:25:11: kann ich sagen, nee, nee, das sind genau die Trends.
00:25:14: Deswegen gibt es Facebook Live, deswegen bietet ja Disney und Amazon Prime jetzt demnächst
00:25:19: auch an, dass ich gleichzeitig mit Freunden einen Film streamen kann.
00:25:22: Also das, was sie da ansprechen, dieses archaische, ist ja die Zukunft und warum es nicht, wenn
00:25:26: es wieder legal ist, in einem Raum erleben.
00:25:28: Wir sind eigentlich mitten im Thema von zu Hause in Essen, die schöne Zukunft in Essen.
00:25:33: 2021 wird die Lichtburg 100 Jahre alt.
00:25:37: Wie wird denn Filmkunst in Essen bis dahin aussehen?
00:25:41: Wenn ich das jetzt konkret voraussagen könnte, wäre ich die beste Zeit in der ganzen Branche
00:25:46: oder darüber hinaus.
00:25:47: Na, so ein Bauchgefühl in fünf Jahren.
00:25:49: Ich glaube, dass sich einiges verändern wird und möglicherweise wird sich auch in der
00:25:54: Kinoszene einiges gut auf Essen bezogen.
00:25:56: Wir werden in jedem Fall versuchen, unsere Kinoszene alle zu halten.
00:26:00: Möglicherweise wird sich das dahingehend verändern, dass nicht mehr ein Film über so
00:26:06: und so viel Vorstellung gespielt wird, sondern so ein bisschen mehr in Richtung Theater.
00:26:10: Da wird auch nach einer Premiere, gibt es noch zehn Einsätze des Stücks oder vielleicht
00:26:16: auch eine Verlängerung in der nächsten Spielzeit.
00:26:17: So was könnte, in die Richtung könnte es gehen und man korratiert dann einfach ein
00:26:22: Programm, was also Film, Filmgeschichte, aktuelle Filme, Filminhalte vermittelt.
00:26:27: Der Hunger nach Menschen, die Filme machen wollen, nach Regisseuren, Schauspielern,
00:26:32: Dramaturen, Drehbuchautoren, der ist da absolut ungebrochen.
00:26:37: Und solange wie dieses kreative Potenzial da ist und da auch jede Menge dabei sind, die
00:26:42: okay, gerne mal auch im Stream oder für Netflix oder was drehen, weil sie da einfach ganz
00:26:47: gute Bedingungen haben aus ihrer Sicht.
00:26:50: Sind es trotzdem alles Leute oder viele Leute, die unbedingt ins Kino wollen.
00:26:55: Und solange es wie diese kreativen Leute da sind, wie lange es noch die Filmverleiher
00:27:00: und die Produzenten gibt, dann werden wir auf Filme zurückgreifen können und dann wird
00:27:05: es uns auch geben.
00:27:06: Sie sehen das sportlich, ne?
00:27:07: Sie sind ja Sportlehrerin.
00:27:08: Ja, mach ich mal, nicht mehr.
00:27:10: Aber den sportlichen Gedanken auf so einem Wettbewerb, den haben Sie noch.
00:27:15: Ja klar.
00:27:16: Ich verrate Ihr Alter nicht, aber ich kann sagen, es ist ein Alter, in dem die Lichtburg
00:27:21: das Kino schon auch zum Ehrenamt hätte werden können.
00:27:24: Sie müssten das hier alles nicht mehr hauptberuflich machen.
00:27:26: Aber wir sitzen weiterhin in Ihrem Büro, da draußen steht Ihr Name dran.
00:27:29: Ich halte den Namen Matthews direkt an.
00:27:31: Was treibt Sie an?
00:27:33: Was treibt Sie an?
00:27:34: Warum tun Sie sich das noch an?
00:27:36: Naja, Anton ist ein bisschen übertrieben, weil es ist ja schon so, dass ich das Jahre
00:27:40: lang gemacht habe, weil ich es gerne gemacht habe.
00:27:42: Ach so.
00:27:43: Ich hätte es jetzt nicht gedacht.
00:27:44: Nein, das merkt man ja nicht.
00:27:45: Und es ist im Moment natürlich die schwierige Situation mit Corona.
00:27:50: Da wäre es ein bisschen blöd zu sagen, es ist mir eigentlich alles völlig egal und
00:27:53: ich steige jetzt aus und sehe zu, wie er damit klar kommt.
00:27:56: Noch mal richtig rein in die Erinnerung von Pierre Brise bis Pierce Brosnan.
00:28:00: Wir sind dran gebaut an diesem ...
00:28:02: Pierce Brosnan ist mir da lieber.
00:28:03: Das wäre schon mal eine Antwort.
00:28:05: Gab es einen Tag oder Abend, von dem Sie sagen können, nach ja jetzt 22 Jahren Lichtburg,
00:28:11: dafür hat sich alles gelohnt?
00:28:13: Gab es einen Moment, wo Sie gesagt haben, das war magisch?
00:28:16: Also es gab eigentlich jede Menge Momente davon.
00:28:20: Und zwar einmal bei Filmen oder Filmpremieren, wenn die Stimmung kocht und der Laden voll
00:28:26: ist und das Publikum geht mit und bejubelt da seinen Star, der auch wirklich gut war
00:28:30: möglicherweise, bis hin zu Bühnenveranstaltungen, Konzerte, wo es dann auch gekocht hat.
00:28:37: Also das sind schon grundsätzlich magische Momente.
00:28:40: Das ist einfach dann auch so die Ausstrahlung, die die Lichtburg hat.
00:28:43: Die ist einfach von Ihrer Architektur und von Ihrer Atmosphäre ist sie so, dass sie
00:28:47: solche Momente sehr leicht macht für ganz viele.
00:28:50: Das ist schön gesagt.
00:28:51: Ja.
00:28:52: Und dann gibt es natürlich so einzelne Menschen, aber das sind dann so die, da hat jetzt nicht
00:28:56: direkt was mit Lichtburg zu tun, aber so jemand wie Peter Ostinov.
00:28:59: Das ist einer, den ich mein Leben lang bewundert habe als Schauspieler, als Menschen.
00:29:04: Und wenn man den dann hier hat, also einmal hier auch im Büro auf der Couch sitzt und
00:29:09: einmal in der Filmbar, wenn er umringt von Journalisten, einem jungen Journalisten beibringt und
00:29:16: ihn lehrt, wie man einen Mann wie ihn interviewt und das aber auch so eine liebevolle Art und
00:29:22: Weise tut, dann sitze ich da in meinem Eckchen, was ich bei Pressekonferenzen normalerweise
00:29:26: nie tue und höre dazu und bin völlig begeistert.
00:29:29: Und wenn der selbe Mann dann irgendwie zwei Stunden später auf der Bühne, der Vorhang
00:29:35: geht auf, er sitzt dann da ganz still mit seinem elfen Beinen und Spazierstock und das ganze
00:29:41: Kino, was vorher noch aufgeregt redete, plötzlich still wird nach und nach und es ist absolute
00:29:48: stille, die Stille kann man wieder hören, man hört nur noch ein bisschen die Lüftung
00:29:52: und er sitzt dann da, dann ist das allein ein magischer Moment und wenn er dann nur Reuspart
00:29:57: nach dem er sich umgeguckt hat und das Publikum sich angeguckt hat, das Kino sich angeguckt
00:30:02: hat und bei dem ersten Reuspart stehen dann plötzlich 1300 Menschen auf, wirklich, er
00:30:08: hat noch nichts gesagt und er kriegt schon Standing Ovation und bejubelt ihn, das kann
00:30:14: man glaube ich nicht nachempfinden, wenn man nicht dabei war.
00:30:16: Und dann merken Sie, dass es Ihr Moment, weil Sie ihn möglich gemacht haben mit, mit Ihrem
00:30:20: Team?
00:30:21: Ja, da, ich denke nicht in dem Moment daran, dass ich den möglich gemacht habe, aber es
00:30:27: mischt sich so ein bisschen zu Friedenheit dann da rein, ein bisschen stolz auch da rein
00:30:31: und wenn wir dann oben mit unserem Team verteilt stehen oder so, dann wechseln wir schon mal
00:30:36: Blicke und grinsen uns an so und jeder weiß, jo.
00:30:40: Hat wieder funktioniert.
00:30:42: Ja.
00:30:43: Wenn Sie jetzt auf 2020 zurückschauen, privat wie beruflich, ein Jahr zum Abhaken, kann
00:30:50: man das sagen?
00:30:51: Ja, also wirtschaftlich gesehen und von den Sorgen, die man sich macht, natürlich.
00:30:57: Auf der anderen Seite, ja, das klingt jetzt natürlich wieder sehr pathetisch, aber irgendwie
00:31:02: sind solche Negativ-Erfahrungen natürlich auch eine Chance dazu zu lernen oder stärker
00:31:07: zu werden und ich hoffe, dass wir stärker werden und nicht schwächer werden.
00:31:11: In Ihrem Film Odyssey im Weltraum ist es drei Minuten lang schwarz und dann steigen ja aus
00:31:17: dem Licht die Planeten so auf.
00:31:19: Sie können ja sagen, 2020 sind diese Schwarzen drei Minuten und 2021 kommt das Licht dann
00:31:25: zurück.
00:31:26: Einigen wir uns?
00:31:27: Ja, schön.
00:31:28: Würde ich übernehmen.
00:31:29: Mariane, wenn Sie Danke schön für Ihre Zeit.
00:31:32: Danke auch.
00:31:33: Alles Liebe.
00:31:34: Kleine Frage noch, warum hängt da so ein Siegel des Bundeskriminallandes an der Tür, der Toilette?
00:31:41: Das ist noch von Schröder, als der hier war.
00:31:44: Wir hatten die ja inzwischen alle hier, auch Frau Merkel war da, aber der Aufwand, der bei
00:31:50: Schröder betrieben wurde, die haben alles versiegelt, vorher mit Hunden abgesucht und
00:31:55: so weiter.
00:31:56: Das hier war dann so der eventuelle Notfallbehandlungsraum, wenn er irgendwie verletzt wäre oder
00:32:02: medizinischem Beistand, dann deswegen hatten sie das versiegelt und die Toilette war nur
00:32:07: für ihn.
00:32:08: Aber Sie haben das Siegel dran gelassen.
00:32:09: Ich habe das dran gelassen, weil wir immer darüber gegrenzt haben.
00:32:12: Da bitte ich noch mal Frage.
00:32:13: Ich sage ja, Räume voller Geschichten.
00:32:16: Vielen Dank.
00:32:17: Danke auch.
00:32:18: Ja, das ist doch mal ein schönes Weihnachtsgeschenk an uns selbst, nehmt 2021 mal wieder richtig
00:32:24: Kino genießen.
00:32:25: Wenn uns Filme mal wieder richtig wegtragen sollen, dann ist die Lichtburg ganz sicher
00:32:30: der richtige Ort dafür.
00:32:32: Sie wissen, wenn Sie den Podcast zu Hause in Essen abonnieren, dann meldet sich die nächste
00:32:36: Folge ganz automatisch bei Ihnen.
00:32:37: Es ist nur einen Klick.
00:32:39: Und verschenken Sie doch mal einen Tipp zu Weihnachten.
00:32:42: Gratis Tipp an alle, die gern zu Hause in Essen sind.
00:32:45: Und wissen wollen, was Großes kommt.
00:32:47: Es gibt ein Podcast.
00:32:48: Den kennen Sie.
00:32:49: Den hören Sie gerade.
00:32:50: Empfehlen Sie uns weiter.
00:32:51: Und jetzt im Namen der Sparkasser Essen und dem ganzen Podcastteam, das sind eine Menge
00:32:55: Leute, einen schönen Advent, frohe Festtage und auf ein gesundes, gemeinsames, positives
00:33:03: 2021 hier in unserer schönen Stadt.
00:33:07: Das war Zu Hause in Essen, ein Podcast der Sparkasser Essen.
00:33:15: Copyright WDR 2021
00:33:17: Copyright WDR 2020
00:33:19: SWR 2021
Marion M.
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