Folge 38 - lit.RUHR und lit.kid.RUHR - Rieke Brendel, Angela Furtkamp

Shownotes

Wie heißt es bei Rilke zum Herbst:

"Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."

Wie passend. "Wird wachen, lesen, schreiben". Der Oktober ist der Monat der Lit.Ruhr und der Lit.Kid.Ruhr für Kinder und Jugendliche. Noch schöner als zu lesen, ist ja, Autorinnen, Schauspieler, Prominente vorlesen zu lassen. 69 Veranstaltungen, oft hier auf Zeche Zollverein, oft mit Top-Stars.

Was plant die lit.RUHR in diesem Jahr? Wie lassen sich Wimmelbücher vorlesen, warum kommt Sänger Max Mutzke… und Daniel Kehlmann und Deborah Feldman…



In "Zuhause in Essen" spricht die Sparkasse Essen nicht über die gute alte Zeit. Wir sprechen über das, was Essen schon heute besonders attraktiv macht und was nach der Zeit der Ruhrkohle noch Magisches passieren wird. Immer mit Gästen, die Gegenwart und Zukunft auch gestalten. Und wenn WDR Moderator Tobias Häusler einmal in den Rückspiegel schaut, dann nur um die Spur wechseln zu können.

Jeden zweiten Dienstag im Monat ein spannender Gast - aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur, Ehrenamt… Und ein ungewöhnlicher Blick auf unsere schöne Stadt.

Danke an die Stadtteil Bibliothek Huttrop

Unser Gast Angela Furtkamp als Grundschullehrerin (SPIEGEL)

Das gesamte Programm der lit.RUHR

Das gesamte Programm der lit.kid.RUHR

Transkript anzeigen

00:00:00: (Ruhige Musik)

00:00:01: Das ist so ein sehr guter Einstieg in Lesungsveranstaltungen.

00:00:07: Es gibt manchmal Leute, die sagen, ich bin gar keine Leserin.

00:00:10: Mit solchen Veranstaltungen kriegen wir die.

00:00:13: Der Türfender sind dann oft Schauspielerinnen und Schauspieler.

00:00:16: Über die Jahre in Wirk hatten wir illustre Gäste,

00:00:19: wo man dann ein Stündchen vor der Veranstaltung

00:00:22: noch mal das Backstage anders mebliert oder so.

00:00:25: Ehrlicherweise ist es im Vorfeld immer so das Management

00:00:28: und die Agentur, die einen Wahnsinn macht,

00:00:30: kommt der Autor oder der Schauspieler selber und alles ist easy.

00:00:34: Ich glaube, da ist auch viel Show dabei.

00:00:36: Garderobe bitte, ausschließlich weiß.

00:00:39: Richtig, oder Humus mit Datteln. - Natürlich.

00:00:41: (Ruhige Musik)

00:00:42: Also, ich hab immer den Moment bei den Kindern.

00:00:45: Viele von denen erleben tatsächlich zum ersten Mal

00:00:48: überhaupt eine Veranstaltung.

00:00:50: Es ist sehr trubelig und es ist total schön,

00:00:52: aber man merkt auch immer, wie gebannt die Autoren folgen.

00:00:57: Wenn dann Musik dabei ist oder gezeichnet wird,

00:00:59: dann ist das für die ein Riesen-Event.

00:01:01: Für sie ein Gänseautmoment. - Absolut.

00:01:04: Zu Hause in Essen, ein Podcast der Sparkasse Essen.

00:01:09: Mit Tobias Häusler.

00:01:11: Willkommen, gerade Ihnen, ganz persönlich.

00:01:15: In diesem Podcast sprechen wir über das, was unser Zuhause,

00:01:19: was unsere Stadtessen schon heute so lebenswert macht

00:01:22: und in Zukunft noch lebenswerter,

00:01:25: immer mit den Menschen, die sich darum kümmern.

00:01:27: Aus Politik, Wirtschaftssport, Ehrenamt, Kultur und vielem mehr.

00:01:31: Die Blätter färben sich, bald wird es drinnen,

00:01:33: gemütlicher sein als draußen.

00:01:36: (seufzt)

00:01:37: Ja, wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

00:01:40: Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.

00:01:43: Wird Wachen, Lesen, lange Briefe schreiben.

00:01:47: Und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern,

00:01:51: wenn die Blätter treiben.

00:01:53: "Rilke, der Herbsttag, ich hatte es nicht kleiner,

00:01:56: es passt einfach so gut. Wir Wachen, Lesen, schreiben."

00:02:00: "Der Oktober ist der Monat der Litruhr

00:02:03: und der Litkitruhr für Kinder und Jugendliche

00:02:05: vom 17. bis 22. Oktober."

00:02:08: Natürlich können wir lesen, aber es macht einfach mehr Spaß,

00:02:11: Autorinnen, Schauspieler, Prominente vorlesen zu lassen.

00:02:14: 69 Veranstaltungen, oft hier auf Zechezollverein,

00:02:17: oft mit Topstars.

00:02:20: Zu Gast sind wir schon für diese Folge an einem besonderen Ort.

00:02:24: Die Programmleiterin ist da von Litkitruhr, Angela Furtkamp.

00:02:28: Und die Produktionsleiterin und Geschäftsführerin

00:02:31: der Litruhr insgesamt, Rieke Brenndl.

00:02:34: Frau Brenndl, zuckt es? Wollen Sie in die Regale greifen?

00:02:37: Natürlich, immer da, wo Bücher sind, zuckt es einen in den Fingern.

00:02:41: Das sind wirklich sehr schöne Bibliotheken hier.

00:02:44: Ich habe drei kleine Kinder,

00:02:46: deswegen war ich gerade in der Kinderabteilung.

00:02:48: Ich habe ein paar Sachen mitzunehmen.

00:02:50: Ja, lösen wir mal direkt auf.

00:02:53: Wir sind hier in der neuen Stadtteilbibliothek in Huttrop.

00:02:56: Das ist ein Pilotbibliothek, irgendwie neu zu denken.

00:02:59: Kommt das an? Was fällt Ihnen auf?

00:03:01: Ich finde, was mir als erstes aufgefallen ist,

00:03:04: ist, dass das, was man oft mit Bücherei oder Bibliothek verbindet,

00:03:08: nämlich ein ganz leisen Ort, dass das hier überhaupt nicht so ist.

00:03:12: Sondern dass das so ... verstehe ich den Ort,

00:03:14: hier ein Begegnungsort sein soll.

00:03:16: Ich wurde schon viel über Veranstaltung gesprochen.

00:03:19: Das kann ich mir gut vorstellen.

00:03:21: Sie haben sich erkundigt, wie viele Menschen hier reingehen.

00:03:25: Das ist eine Berufskrankheit vielleicht.

00:03:27: Die Leute sprechen miteinander.

00:03:29: Es gibt viele Sitzplätze, wo man gemeinsam arbeiten kann oder lesen kann.

00:03:33: Sieht auch gemütlich aus, gibt es Sitzkissen.

00:03:36: Die Leute kommen hierher, das Angebot wahrnehmen, Bücher zu lesen.

00:03:40: Er ist ganz frisch eingeweiht. Ich kann mal lesen, was Sie hier wollen.

00:03:44: Er ist auf seine eigene Zuhause und auf die Arbeitsstelle.

00:03:47: Und jetzt steht hier daneben soll die Stadtbibliothek

00:03:50: ein gemütlicher Ort werden, ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen,

00:03:53: an dem wir Freundinnen treffen, an dem Veranstaltungen stattfinden.

00:03:57: Ein digitaler Ort, ein moderner Ort, ein Treffpunkt im Stadtteil.

00:04:00: Wie steht es denn um die Literatur?

00:04:02: Wie steht es um das Buch an sich, das Lesen?

00:04:05: Ich glaube, es steht gut darum, dass es relevant ist.

00:04:08: Weiterhin sehr gefragt. Es gab ja Zeiten,

00:04:10: wo, als das E-Book zum Beispiel aufkam,

00:04:12: dass keine Hardcover- oder Taschenbücher mehr gelesen werden.

00:04:16: Das hat nicht stattgefunden.

00:04:18: In der Corona-Zeit haben alle Leute gedacht,

00:04:20: jetzt wird nur noch gestreamt, alle Kulturangebote,

00:04:23: ich meine jetzt gar nicht nur Lesungen,

00:04:26: alle Kulturangebote könnte man ja auch genauso gut online stattfinden lassen.

00:04:30: Unsere Erfahrung zumindest ist, so ist das nicht.

00:04:32: Die Leute wollen nämlich gerne auch zusammenkommen.

00:04:35: Und das ist ja unser Ansatz, Bücher und Literatur feiern.

00:04:39: Und zwar gemeinsam an einem Ort Texte vorgelesen bekommen.

00:04:42: Und das ist total relevant und findet statt.

00:04:45: Angela Furtkamp, Sie betreuen alle Veranstaltungen rund um Kinder

00:04:51: und rund um Jugendliche auf der Lit-Kit-Ruhr.

00:04:54: Welches Feedback bekommen Sie?

00:04:56: Welche Rolle spielt das Buch bei Jugendlichen und Kindern?

00:05:00: Ich glaube, das spielt eine ganz wesentliche Rolle nach wie vor.

00:05:03: Also auch das Buch tatsächlich in der Hand zu haben.

00:05:06: Und einfach das Medium-Buch, also vorgelesen zu bekommen, Text zu hören.

00:05:10: Das ist natürlich unser Kerngeschäft.

00:05:13: Und das Schönste, was wir machen, wir arbeiten das ganze Jahr darauf hin,

00:05:16: dass am Ende auf der Bühne einer mit einem Buch sitzt

00:05:19: und davor sitzen die Kinder und hören zu und lassen sich darauf ein.

00:05:23: Von da ist für mich das Buch immer so,

00:05:25: dass wirklich Zentrale immer noch im Festival,

00:05:27: weil das ist am Ende das, was auf der Bühne sitzt und die Leute lockt.

00:05:31: Wir können jetzt ja nicht in jedes Kinder- und Jugendzimmer hineinschauen.

00:05:35: Das Lesen findet da noch statt.

00:05:37: Dennoch, kaum etwas macht ja so viel Lust wie die großen Buchmessen,

00:05:41: aber auch natürlich Ihre Literatur-Shows.

00:05:44: Tauchen wir einfach mal ein in das Programm 2023.

00:05:47: (Dynamische Musik)

00:05:49: Die Lit-Ruhr gibt's seit 2017.

00:05:59: Wir erleben sie im Oktober zum siebten Mal hier im Ruhrgebiet.

00:06:04: Was ist die Lit-Ruhr, Frau Brindel, in wenigen Sätzen?

00:06:08: Die Lit-Ruhr ist ein internationales Literaturfest,

00:06:12: auf dem wir Autoren in erster Linie zur Veranstaltung einladen

00:06:19: für Erwachsene, aber eben auch für Kinder und Jugendliche.

00:06:23: Das heißt, wir machen Lesungen.

00:06:25: Und die Idee war immer, nicht nur Lesungen zu machen,

00:06:28: sondern an vielen Stellen andere Künstlerinnen und Künstler,

00:06:32: zum Beispiel in Kombination mit einzuladen,

00:06:35: also ungewöhnliche Begegnungen herzustellen.

00:06:38: Aber am Ende in erster Linie das Buch und die Autoren zu fallen.

00:06:42: Ein früherer Kollege hat immer gesagt,

00:06:44: das ist der Moment, wo man seine Heldinnen und Helden einlädt.

00:06:48: Das ist das Schöne an unserer Arbeit.

00:06:50: So ist dieses Festival.

00:06:51: Die Leute, die wir toll finden und deren Bücher toll finden,

00:06:55: die laden wir ein.

00:06:56: Was ist die Lit-Ruhr, Frau Vorkamp?

00:06:58: Das hat sich irgendwann mal so ergeben beim Erklären.

00:07:01: Die Kinder, die Schulklassen.

00:07:03: Und wenn man den erklärt, was ist ein Literaturfestival?

00:07:07: Und dann hat sich ergeben, dass wir inzwischen immer sagen,

00:07:10: wir feiern das Lesen.

00:07:12: Also für uns ist die Lit-Kit-Ruhr ein Lesefest.

00:07:15: Wir feiern das Lesen.

00:07:16: Wir laden Autorinnen ein.

00:07:18: Es wird ganz viel vorgelesen.

00:07:20: Es wird aber auch ganz viel über Bücher gesprochen.

00:07:23: Und bei vielen Veranstaltungen wichtig,

00:07:25: wird auch mit dem Publikum gesprochen.

00:07:28: Es gibt auch oft Gespräche, die Möglichkeiten zu fragen,

00:07:31: seine Meinung zu sagen.

00:07:32: Es gibt Elemente im Kinderprogramm,

00:07:35: insbesondere, wo Kinder selber Texte schreiben.

00:07:38: Selbst aktiv werden, eine Lesung zu veranstalten.

00:07:41: Deswegen kann man wirklich sagen, wir feiern das Lesen.

00:07:44: Sie sind beide auch in verantwortlicher Position bei der Lit-Colon.

00:07:48: Böse gefragt, also Ruhri gefragt.

00:07:50: Wozu brauchen wir denn die große Schwester hier im Ruhrgebiet noch?

00:07:54: Die Hilfe oder neutral gefragt,

00:07:57: warum überhaupt dieser Ruhrgebiet ablegern?

00:08:00: Woher kam die Idee?

00:08:01: Diese Idee gab es immer schon.

00:08:03: Nicht nur ausschließlich auf das Ruhrgebiet bezogen,

00:08:06: sondern mit der Erschaffung der Lit-Colon,

00:08:09: also einem Literaturfestival für Köln,

00:08:12: gab es schon ab dem nächsten Jahr,

00:08:14: warum kann man das nicht, was so toll in Köln funktioniert,

00:08:18: auch in anderen Städten machen?

00:08:20: Es geht bei unserem Festival auch immer um Teilhabe.

00:08:23: Das heißt, um die Möglichkeit an solchen Veranstaltungen teilzunehmen.

00:08:27: Wenn die jetzt nur in Köln stattfindet,

00:08:30: weiß nicht, ob jeder aus Düsseldorf oder Ruhrgebiet

00:08:33: oder aus Hamburg da hinfahren kann und will.

00:08:35: Das heißt, das Ruhrgebiet hatte Glück,

00:08:37: es hätte auch eine Lit Berlin werden können oder eine Lit Munich?

00:08:41: Vielleicht, genau.

00:08:42: Im Ruhrgebiet war es aber eben so,

00:08:44: da kannst du gleich noch mal mehr zu sagen, Angela,

00:08:47: aber da gab es so offene Türen,

00:08:49: und da gab es verschiedene Leute, die sich dafür eingesetzt haben,

00:08:53: auch hier aus dem Ruhrgebiet,

00:08:55: sodass das so eine glückliche Fügung war,

00:08:57: dass das hier stattgefunden hat.

00:09:00: Wir machen das Literaturfestival in Köln schon so lange

00:09:03: und hatten aber die Idee, das auch woanders zu tun.

00:09:05: Und tatsächlich kamen Leute aus dem Ruhrgebiet auf uns zu.

00:09:08: Und dann haben wir uns getraut, das auch mal woanders auszuprobieren.

00:09:12: Und sind froh, dass wir das getan haben.

00:09:14: Aber beim Grunde ist das kein Ableger aus Köln.

00:09:17: Das kann man wirklich nicht so sagen,

00:09:19: sondern das ist am Ende ein für sich gewachsenes Literaturfestival

00:09:22: hier im Ruhrgebiet.

00:09:23: Genau, Sie kennen alle wesentlichen Autorinnenautoren.

00:09:27: Sie haben ein wunderschönes Programm zusammengestellt,

00:09:30: und dann ein Copy-Paste.

00:09:32: Das funktioniert auch im Ruhrgebiet.

00:09:34: Aber genau das machen Sie nichts.

00:09:36: Sie stimmen das Programm auf das Ruhrgebiet ab.

00:09:38: Genau, das sind eigenständige Festivals.

00:09:40: Und natürlich gibt es Veranstaltungen,

00:09:42: wo wir sagen, die sind fantastisch bei der Lit-Colon gelaufen.

00:09:45: Die nehmen wir noch mal mit und spielen die vielleicht noch mal dort.

00:09:49: Und andersrum aber auch.

00:09:51: Es gibt Veranstaltungen, die wir bei der Lit-Colon als erstes gemacht haben.

00:09:55: Und die wir dann in Köln noch mal zeigen können,

00:09:57: wenn es denn passt, auch vom Timing her,

00:09:59: sind auch Erfahrungswerte und auch Lernkurven,

00:10:03: dass man versteht, was funktioniert hier gut und was funktioniert hier nicht so gut.

00:10:07: Was interessiert die Leute hier und was interessiert die Leute in Köln?

00:10:11: Super, darf ich da natürlich nachfragen.

00:10:14: Was interessiert uns denn hier im Ruhrgebiet nicht so,

00:10:17: was in Köln sehr gut ankam?

00:10:19: Ich will jetzt gar keine einzelnen Veranstaltungen hervorheben.

00:10:22: Oder kann das gar nicht so gut?

00:10:24: Was wir gemerkt haben, ist ein Konzept,

00:10:27: das es bei der Lit-Colon gibt, nämlich unsere berühmten Themenabende.

00:10:31: Es gibt also einen literarischen Abend zu einem bestimmten Thema,

00:10:35: der hochkarätig besetzt ist mit Schauspielerinnen und Schauspielern,

00:10:39: die dann Texte lesen.

00:10:41: Das ist was, was in der Köln sehr erfolgreich gelaufen ist.

00:10:44: Und was hier finde ich als erstes mit sehr erfolgreich gelaufen ist.

00:10:48: Das ist so ein sehr guter Einstieg in Lesungsveranstaltungen.

00:10:53: Das erleben wir in Köln auch immer wieder.

00:10:56: Es gibt manchmal Leute, die sagen,

00:10:58: ich bin gar keine Leserin oder gar keine Literaturveranstaltung,

00:11:01: gehe ich auf gar keinen Fall hin.

00:11:03: Und mit solchen Veranstaltungen kriegen wir die.

00:11:06: Weil der Türöffner sind dann oft Schauspielerinnen und Schauspieler.

00:11:09: Das ist ganz schön zu merken.

00:11:11: Ich war bei Schilly Gonzalez, der Jazzmusiker,

00:11:13: der Pianist dieser ganz Körper-Performer im Gespräch mit Sophie Passmann.

00:11:17: Und drumherum eben diese Industriekulisse.

00:11:20: Und da habe ich die ganze Magie der Literur verstanden an einem Abend.

00:11:24: Waren Sie da? Sie haben das gesehen? Ja, beide da, beide nicken.

00:11:27: Das war was Besonderes.

00:11:29: Der muss ja nur einmal spielen, dann schmilzt man ja dahin.

00:11:32: Ich würde das auch so sehen, wenn man so ein bisschen regional

00:11:35: dem Bezug hat, der Kölner in sich, wenn man ihn lassen würde,

00:11:38: wird das ganze Jahr über Karneval feiern.

00:11:40: Da wollen wir hier im Ruhrgebiet gar nicht mit anfangen,

00:11:43: das hier zu übertragen.

00:11:46: Hier haben wir uns aber natürlich mit der Region,

00:11:48: mit den Menschen befasst und auch zusammengesetzt.

00:11:50: Und haben zum Beispiel gemerkt und das auch über die Jahre verstärkt,

00:11:53: dass die Region natürlich noch total verhaftet ist.

00:11:55: Auch wenn die Region total im Wandel ist.

00:11:57: Aber das ist ein Thema, wo wir jetzt auch bei den Veranstaltungen

00:12:00: merken, dass die Leute sich damit immer noch total gerne

00:12:03: auch literarisch befassen wollen.

00:12:06: Und dann macht das für uns Spaß, uns auch damit zu befassen.

00:12:09: Und zu gucken, wo kriegt man denn heute noch literarischen Bezug

00:12:13: zum Bergbau her, um dann zu merken, ja, überall.

00:12:16: Das ist hier noch ganz präsent.

00:12:18: Plus natürlich die gesamten Migrationsgeschichten,

00:12:20: die Sie auch dieses Jahr wieder erzählen.

00:12:22: Wir haben hier die Gewohnen im Erwachsenenprogramm aus.

00:12:24: Auch im Kinderprogramm, die sich explizit mit Themen aus dem Bergbau befassen.

00:12:28: Das ist dieses Jahr die Reihe Biografien im Bergbau,

00:12:32: wo man als Kinderprogramm Leiterin erst mal denkt,

00:12:34: oh ja, wo kriege ich drei Kinderbücher mit Biografien im Bergbau her?

00:12:37: Und dann gibt's das, also man findet das.

00:12:39: (Dynamische Musik)

00:12:41: Es sind 69 Veranstaltungen in Bochum, Gelsenkirchen, Oberhausen.

00:12:52: Hauptveranstaltungsort ist zum Glück Essen.

00:12:54: Und darüber reden wir natürlich die schönste Zeche der Welt.

00:12:57: Haben Sie angesprochen, Zeche Zollverein.

00:12:59: Wie wichtig ist die Location für dieses Programm?

00:13:02: Also, Zollverein ist wirklich unser Festivalzentrum

00:13:05: und macht uns großen Spaß, da zu sein.

00:13:07: Wir haben unser Produktionsbüro dort, das heißt, das ist unsere Zentrale.

00:13:11: Ich hoffe, ich darf jetzt Theo Grötter zitieren,

00:13:13: der vor Kurzem auch gesagt hat, es gibt selten solche Festivalmomente,

00:13:19: wie wenn die Litruer da ist.

00:13:21: Und das erleben wir genauso.

00:13:23: Also, dann ist wirklich Brummts auf der Zeche.

00:13:25: Und dann, wir bespielen mehrere Hallen, es sind viele Leute da.

00:13:29: Und für uns ist das ein ganz toller Ort zu sein,

00:13:32: so zentral, so eine tolle Atmosphäre dort zu spüren.

00:13:35: Wir sind total froh, dass wir das so haben.

00:13:38: Die sind ja nicht nur ein Ort für uns,

00:13:40: oder die Zeche ist nicht nur ein Ort für uns,

00:13:42: das ist ein Kooperationspartner der Litruer seit der ersten Stunde.

00:13:45: Das war sofort die Idee, wenn wir hierher kommen, dann gehen wir dahin.

00:13:49: Die haben uns damit offenen Armenempfang.

00:13:51: Tun Sie weiter in jedes Jahr.

00:13:53: Das ist ein super Teamler vor Ort, mit denen wir dieses Festival rocken.

00:13:56: Und ohne die wird das auch gar nicht so gut gehen. Ist wirklich toll.

00:14:00: Ja, außerdem finde ich ja diese Magie, die sich da ergibt,

00:14:03: ist ja irgendwie auch diese Feinheit von Papier und Buchstaben

00:14:07: in einer Location, in der man vorher sein eigenes Wort nicht verstanden hätte.

00:14:11: Diese Reibung haben Sie in Köln.

00:14:14: Doch Sie haben da auch natürlich schöne Locations.

00:14:17: Nicht so, aber Sie strahlen das ja nur in Essen aus.

00:14:20: (Lachen)

00:14:22: Also, ich hab gehört, Sie laden nur einen auf wen Sie Lust haben.

00:14:25: Ich nehm mal an, Sie haben ein Telefonbuch für zwei Staffeln,

00:14:28: "Wetten das", wie wählen Sie aus? Wer darf kommen, wer darf nicht kommen?

00:14:32: Naja, das ist ein langer Prozess,

00:14:34: der konstant das Jahr über natürlich stattfindet,

00:14:38: aber sich konzentriert im Frühjahr und Sommer.

00:14:42: Wir haben ja ein paar Ideen und Vorgaben oder Regeln,

00:14:46: wie wir so ein Programm gestalten wollen.

00:14:48: Das sind natürlich die großen Herbstbücher.

00:14:51: Es gibt ja im Buchmarkt zwei große Termine.

00:14:53: Das verändert sich vielleicht auch gerade so ein bisschen.

00:14:56: Das Frühjahrsprogramm, das ist das, was wir bei der Lit-Colon in Köln abbilden,

00:15:00: aber eben das Herbstprogramm, was wir hier präsentieren können.

00:15:04: Das heißt, es geht um Neuerscheinungen auch.

00:15:06: Und dann geht es darum, was uns gefällt und was wir gut finden.

00:15:10: Und im nächsten Schritt, dass es so Kombinationen gibt.

00:15:14: Also, nicht einfach nur Menschen alleine auf die Bühne zu setzen

00:15:18: und ihr Buch zu präsentieren, wir von keine Werbeveranstaltung machen.

00:15:22: Das sind das natürlich für fantastische Bücher.

00:15:25: Aber da geht es auch manchmal um große Begegnungen zu bestimmten Themen.

00:15:29: Klar, es könnte jetzt immer ein Mensch kommen,

00:15:31: der ein Buch geschrieben hat und daraus vorlesen,

00:15:33: aber sie machen ja wirklich Events daraus.

00:15:35: Genau, es ist tatsächlich so, dass wir natürlich gucken,

00:15:39: dass wir aktuelle Buchtitel haben,

00:15:41: dass die Leute auf Bücher schon gewartet haben, die noch rauskommen

00:15:44: und lieber uns zu erleben.

00:15:46: Dann gucken wir nach diesen besonderen Begegnungen,

00:15:49: dass Autoren auf Schauspieler*innen treffen

00:15:51: und einfach noch mal die Bühne, dass man da ganz neue Kombinationen hat.

00:15:55: Dann nennen wir jetzt einfach mal ein paar Highlights.

00:15:57: Mit Blick auf die Uhr plaudern Sie mal ein bisschen.

00:16:00: Ich habe natürlich das gesamte Programm in den Show-Notes,

00:16:03: wie man heute sagen muss. Worauf freuen Sie sich besonders?

00:16:05: Frau Brindel, legen Sie doch mal los.

00:16:08: Das ist immer dieser Moment, wo man dann sagen muss,

00:16:10: wer war denn alles schon mal da?

00:16:12: Premiere Matthias Brandt ist natürlich schon mal ein Name.

00:16:15: Matthias Brandt, Bachmann und Max Frisch.

00:16:17: Der Briefwechsel. Genau, das wird eine große Eröffnungsveranstaltung

00:16:21: in dem schönsten Kino Deutschlands, würde ich jetzt mal behaupten,

00:16:24: in der Lichtbogenessen, wo wir auch seit vielen Jahren spielen

00:16:27: und dass für uns auch ein toller, besonderer Ort ist.

00:16:30: Das ist natürlich ein großer, feierlicher Eröffnungsmoment.

00:16:33: So ist es auch gedacht.

00:16:35: Es ist so gut wie ausverkauft.

00:16:37: Wir haben eine spannende, freu ich mich drauf, Autoren,

00:16:41: Deborah Feldman, die dieses Buch "Unorthodox" geschrieben hat.

00:16:45: Jetzt gibt es ein Nachfolgebuch.

00:16:47: Da ist eine fantastische Serie übrigens draus entstanden.

00:16:50: Und zwar von Maria Schrada, einer großartigen Schauspielerin,

00:16:54: die uns seit vielen, vielen Jahren sehr eng verbunden ist.

00:16:58: Die sagt zum Beispiel immer solche Sätze wie,

00:17:01: ich mach sehr ausgewählt meine Sachen,

00:17:03: aber wenn ihr ruft, dann komm ich.

00:17:05: Egal, was es ist, das tut sie wirklich.

00:17:08: Maria Schrader macht einen schönen Abend über mit Texten von Ilse Eichinger.

00:17:12: Da freu ich mich sehr drauf, weil sie eine fantastische Leserin ist.

00:17:16: Geht's, du, Angela? - Aus dem Erwachsenenprogramm.

00:17:19: Genau, also Tobias Bock, der unser Programmleiter im Erwachsenenprogramm ist,

00:17:23: wird seit Wochen nicht müde, sich jetzt schon darauf zu freuen,

00:17:27: dass Daniel Kehl mal da ist mit Lichtspiel,

00:17:29: weil er sagt, das ist für ihn sein Buch des Herbstes.

00:17:32: Da bin ich wirklich gespannt und freue mich sehr.

00:17:35: Wie "Klimpkes von der Bude" ist einer unserer Themenabende,

00:17:39: der auch wirklich rasend gut ankommt.

00:17:42: Also, was die Leute angeht, da werden Dietmar Bert, Thomas Bimm und Anna Schutt lesen

00:17:47: und werden Geschichten rund ums Ruhrgebiet sagen.

00:17:49: Da freu ich mich auch sehr drauf, dass dann besonders schön

00:17:52: in der Kulisse Zeichelzoll vereinen zu haben.

00:17:55: Und als All-Age, deswegen ist es beides Erwachsenenkinder,

00:17:59: werden wir Rufus Beck da haben,

00:18:01: der anlässlich 25 Jahre Harry Potter in Deutschland

00:18:05: eine ganz seltene Lesung macht.

00:18:07: Es gibt kaum noch, dass er das liest, aber wir haben die Rechte bekommen

00:18:10: und es wird also eine Harry Potter-Lesung

00:18:12: endlich mal wieder mit Rufus Beck auf Zoll vereingeben.

00:18:16: Zum 25-Jährigen der Bücher. - Genau.

00:18:18: Ach, großartig.

00:18:20: Ich hatte hier noch eine Frage aufgeschrieben,

00:18:23: wenn Sie nur ein Event besuchen könnten.

00:18:25: Klar, natürlich muss man alle sehen.

00:18:27: Aber wenn Sie nur eins sehen könnten, welches wäre das,

00:18:30: soll ich die Frage einfach streichen?

00:18:32: Die beantworten wie immer so, diese Frage kommt nämlich total oft.

00:18:35: Die Frage kommt auch. - Kann man so kreativ vor.

00:18:38: Das ist eher so eine Frage nach, was ist denn Ihr Highlight?

00:18:41: Und dann sagen wir immer, wir haben keine Highlights,

00:18:44: jede Veranstaltung für sich ist ein Highlight.

00:18:47: Ist es auch wirklich so?

00:18:48: Es gibt noch eine, die man vielleicht noch sagen kann,

00:18:51: weil ich gerade die Eröffnungsveranstaltung erwähnt habe,

00:18:55: es gibt noch eine, die man unbedingt auch noch erwähnen muss.

00:18:58: Das ist eine Kombination, auch ein Themenabend.

00:19:00: Der hatte den Arbeitstitel "Der Verdrussabend".

00:19:03: Jetzt heißt er, ich bin's Leid und der ist mit Cordler Stratmann

00:19:06: und das ist eine Kombination, die wir nicht nur in Köln,

00:19:09: sondern vor allen Dingen hier im Ruhrgebiet schon total oft hatten.

00:19:12: Ich glaube, die könnten machen, was sie wollten.

00:19:15: Die Veranstaltung ist sofort voll und die Leute sind richtig heiß,

00:19:19: da drauf diese Veranstaltung zu sehen,

00:19:21: die wird dieses Jahr in Essen im Kulassiumtheater stattfinden.

00:19:24: Und zwar am letzten Abend des Festivals.

00:19:26: (Dynamische Musik)

00:19:34: Kurz bevor wir zu den Kindern und Jugendlichen kommen,

00:19:37: kleinert persönlicher einen Schub.

00:19:38: Ich möchte den deswegen kleinhalten,

00:19:40: weil sie nun beide nicht zu Hause in Essen sind.

00:19:43: Machen wir uns nichts vor. Wo wohnen Sie, Frau Brennel?

00:19:45: In Köln. - In Köln.

00:19:47: Und Sie, Frau Fotkamp? - Auch in Köln hab aber im Ruhrgebiet gelebt.

00:19:50: Wo denn? - In Dortmund, drei Jahre lang.

00:19:53: Sag mir nichts.

00:19:54: (Lachen)

00:19:55: Meine Schwester hat in Essen gewohnt lange, in Rötenscheid.

00:19:58: Also spannende Wege, Frau Brennel,

00:20:00: dieser Job als Geschäftstürin Lit Cologne und auch Lit Ruhr,

00:20:04: das ist relativ frisch für Sie jetzt, ne?

00:20:06: Genau, ich bin schon sehr lange die Produktionsleiterin

00:20:09: der Lit Ruhr und der Lit Cologne.

00:20:11: Und seit Geschäftsfühlen bin ich seit 1. September diesen Jahres.

00:20:15: Herzlichen Glückwunsch. - Vorgestern quasi.

00:20:17: Das heißt, es ist im Grunde in dieser verantwortlichen Position

00:20:20: ihr erstes Festival. - Danke schön, ja.

00:20:22: Frau Fotkamp, Sie sind hier im weitesten Sinne Kollegin,

00:20:25: hab ich gelesen. ARD-Kollegin.

00:20:27: Kollegin, deswegen, weil ich von Haus aus Fernsehjournalisten bin,

00:20:30: was ich lange, lange Jahre gemacht habe

00:20:33: bei dem Kika. - Mhm.

00:20:35: Da sind doch, die Sendung heißt noch, was mit Boxen.

00:20:38: In welchen Boxen steckten Sie?

00:20:39: Ich steckte in der Aktivbox. - In der Aktivbox.

00:20:42: Genau, ich steckte täglich live in der Aktivbox

00:20:45: und hab da live Kinderfernsehen gemacht, was für mich ja bis heute

00:20:49: zum Glück eine ganz gute Resilienz für große Kinderveranstaltungen

00:20:53: mit auf den Weg gegeben hat.

00:20:55: Einmal das, und dann waren Sie auch Aushilfslehrerin

00:20:58: an einer Kölner Grundschule sechs Wochen lang.

00:21:00: Wir haben einen wunderbaren Text darüber geschrieben, 2007,

00:21:04: im Spiegel, den gibt es noch, auch der ist in den Show-Notes,

00:21:07: eine unfassbar unterhaltsame und gleichzeitig schreckliche Lektüre

00:21:11: über das, was 2007 sich irgendwie liest, wie 2023.

00:21:14: Genau, ich dachte, nach der Geburt meiner ersten Tochter

00:21:17: mache ich mal das vernünftig ist und werde Lehrerin.

00:21:19: Und hab immerhin dann diese fantastische, verrückte Erfahrung gemacht,

00:21:24: was mir bis heute ganz viel Respekt gegenüber dem Lehrerberuf

00:21:28: eingebracht hat und eine Verzweiflung darüber, wie es immer noch,

00:21:32: auch wohl schon so lange es an unseren Schulen zugeht.

00:21:35: Da ist noch ganz viel zu tun, dass das da besser wird.

00:21:38: Sie haben aber damit auf verschiedenen Ebenen,

00:21:41: ob es jetzt sehr Kika ist oder diese Grundschul-Erfahrung

00:21:44: und auch als Mutter, Sie haben einen Rundumblick auf Kinder.

00:21:47: Gibt es ein Credo, gibt es irgendwas, was Sie nie vergessen,

00:21:51: wenn Sie ein Programm jetzt planen für Kinder und Jugendliche?

00:21:54: Bei allem, was wir für Kinder machen, egal ob das lustig ist

00:21:57: oder ob sie was lernen sollen.

00:21:59: Das Wichtigste ist, dass wir die Kinder ernst nehmen.

00:22:02: Dass wir auf Augenhöhe mit den Kindern gehen

00:22:05: und dass wir die wirklich ernst nehmen in dem, was sie tun.

00:22:08: Dass wir sie nicht als kleine Erwachsene oder als Naja,

00:22:11: den setzen wir da jetzt mal was vorbetrachten,

00:22:13: sondern dass wir uns wirklich Gedanken darüber machen,

00:22:16: was unterhält diese Kinder, was interessiert diese Kinder

00:22:19: und was wollen wir denen mitgeben.

00:22:21: Das ist das Wichtigste für mich.

00:22:23: Das heißt, wenn sich Kinder und Jugendliche nicht mehr so lange

00:22:26: als Programms und nicht der Kinder und Jugendlichen ...

00:22:29: Das ist ein weites Feld.

00:22:30: Ich glaube, dass einfach viel zu viele Reize auf Kinder einprasseln,

00:22:35: was es ihnen schwer macht, sich zu konzentrieren.

00:22:37: Egal ob im Unterricht oder privat, bei dem konkreten Problem,

00:22:41: wenn die sich nicht mehr konzentrieren können,

00:22:44: finde ich es zum Beispiel auch ein Hörbuch erlaubt.

00:22:46: Auch ein Hörbuch ist ein Buch und da wird gelesen

00:22:49: und dann wird eben davor gelesen.

00:22:51: Das ist manchmal eine ganz gute Einstiegshilfe,

00:22:53: um wieder ans Buch zu kommen.

00:22:55: (Ruhige Musik)

00:22:56: Dann tauchen wir jetzt mal einen in ihr spezielles Programm.

00:23:05: Sie waren wirklich kreativ,

00:23:07: sie arbeiten zum Beispiel auch mit Wimmelbüchern.

00:23:09: Wie geht das?

00:23:10: Beschreibt da jemand oben auf der Bühne, was ihr alles sieht?

00:23:13: Das ist tatsächlich so eine große Herausforderung,

00:23:16: ein Buch ohne Text, aber dann ...

00:23:18: Das sind ja trotzdem auch Autoren, die diese Bücher machen.

00:23:21: Hinter den Bildern steckt natürlich Text.

00:23:23: Das ist was, was man erzählen will.

00:23:25: Dann wird eben nicht gelesen, sondern erzählt.

00:23:27: Das ist eine Veranstaltung für ganz kleine, also für Vorschulkinder.

00:23:31: Da geht es dann insbesondere darum, dass die auch mitreden.

00:23:34: Da wird natürlich nicht nur über die Bilder gesprochen,

00:23:37: sondern da wird auch viel gefragt, was siehst du?

00:23:40: Was glaubst du, passiert als Nächstes?

00:23:42: Was glaubst du, hat der Mann vorher gemacht,

00:23:44: wo geht er hin, warum sieht dieses Gebäude so aus?

00:23:47: Was glaubst du, war da vorher drin?

00:23:49: Da geht es zum Beispiel auch um die Geschichte des Ruhrgebietes

00:23:52: Dann ist Max Mutzke zu Gast.

00:23:54: Den kennen wir als Soul Sänger aus dem Radio

00:23:57: und vom Eurovision Song Contest.

00:23:59: Super Typ. Was hat er bei Ihnen im Kinder- und Jugendprogramm zu suchen?

00:24:02: Der ist ja vielfacher Vater und offensichtlich sehr, sehr gerne

00:24:05: und engagierter Vater und hat sein erstes Kinderbuch geschrieben.

00:24:09: Was ein bisschen eigennützig ist, glaube ich,

00:24:12: weil es dabei helfen soll, dass die Kinder gut einschlafen.

00:24:15: Ich find's so unterhaltsam, dass ich gespannt bin,

00:24:18: ob die dann einschlafen oder immer weiter zuhören wollen.

00:24:21: Er ist ein Reise ins Land der Träume.

00:24:23: Er bringt einen Pianisten mit.

00:24:25: Es wird musikalisch, gemütlich, träumerisch.

00:24:27: Schön. Die Sparkasseessen, die ist mittlerweile einer der Hauptsponsoren,

00:24:31: kommt aber schon lange aus der Unterstützung der Lit-Kit Ruhr.

00:24:35: Es gibt auch Lesungen in der Sparkasse selbst?

00:24:38: Genau. Das war ausgesprochener Wunsch der Sparkasse,

00:24:41: dass wir dann eben auch im Haus spielen.

00:24:43: Das finden wir natürlich ganz toll, weil es ein schöner Ort ist.

00:24:46: Neute Etage. Da gibt's dann aber eben auch zwei Klassebuchveranstaltungen.

00:24:50: Das ist das Angebot für die Schulklassen.

00:24:53: Wir haben zwei Veranstaltungen morgens dort.

00:24:56: Es kommen jeweils 200 Kinder. Ich hab schon vorgewandt.

00:24:58: Es wird trubelig und lustig, aber man fühlt sich gewappnet.

00:25:02: Natürlich wuppen wir das auch, aber da haben wir ...

00:25:05: Die müssen mit Aufzügen da hoch, ne? - Genau.

00:25:07: Aber das haben wir schon durchgerechnet, das klappt.

00:25:10: Und das wird schön ...

00:25:12: Wir haben auch das ganz schön.

00:25:14: Wir haben eine österreichische Autorin dort zu Gast,

00:25:17: die was lesen wird und einen ursprünglich essener Autor.

00:25:20: Und auch an Sie die böse Frage,

00:25:22: wenn Sie nur Gelegenheit hätten zu einem Punkt.

00:25:25: Was wär's bei Ihnen?

00:25:26: Ich kann es nur so beantworten, dass ich jedes Mal nach dem Festival

00:25:30: eine Highlight-Veranstaltung habe, die ich vorher auf keinen Fall so erwartet hätte.

00:25:34: Und das ist das Schöne zum Beispiel auf Zollverein.

00:25:37: Da kann man selber so in jede Veranstaltung mal reinhoppen

00:25:40: und mal reinhören und dann bleibt man irgendwo hängen.

00:25:43: Und es ist fasziniert.

00:25:44: Und dann denkt man nachher, das hätte ich nicht gedacht.

00:25:47: Das ist immer den Moment bei den Kindern,

00:25:50: tatsächlich so entweder bei den Vorschulkindern oder Erste Klasse.

00:25:53: Ich hab dann so einen richtigen Gänsehauten-Moment,

00:25:56: wenn man da drin ist und diese Kinder da erlebt.

00:25:59: Das ist ganz oft interaktiv, die dürfen reinrufen, Fragen beantworten.

00:26:02: Und viele von denen erleben tatsächlich zum allerersten Mal

00:26:05: so eine Veranstaltung.

00:26:07: Manche überhaupt eine Veranstaltung,

00:26:09: weil noch niemand die irgendwie damit hingenommen hat.

00:26:12: Manche auch zum ersten Mal eine Lesung.

00:26:14: Ist auch mal lustig, die ersten rein hören ganz gut zu.

00:26:17: Wenn man noch gar nicht gemerktes angefangen ist,

00:26:19: die Hälfte ist auf Klo.

00:26:20: Das ist sehr trubelig und das ist total schön.

00:26:23: Aber man merkt auch immer irgendwann wie gebannt,

00:26:26: die diesem Autor oder der Autoren folgen.

00:26:29: Und manchmal passiert auf der Bühne vermeintlich ja nicht mehr,

00:26:33: als dass eine Person da vorne steht und liest oder erzählt.

00:26:36: Aber das ist total viel.

00:26:38: Und die nehmen so viel davon mit.

00:26:40: Wenn dann noch Musik dabei ist oder gezeichnet wird,

00:26:43: dann ist das für die ein Riesenevent.

00:26:45: Und für sie ein Gänseautmoment. - Absolut.

00:26:48: (Dynamische Musik)

00:26:49: Jetzt sind so noch wenige Tage, was ist noch zu tun?

00:27:03: Alles. - Es steht gar nichts.

00:27:05: Also, das ganze Programm steht und so was wie Reiseorganisationen.

00:27:10: Und wer wann, wo, das ist natürlich irgendwie alles schon gemacht.

00:27:14: Aber das ist am Ende, ist immer noch so wahnsinnig viel zu tun.

00:27:17: Gerade im Kinderbuchprogramm viele Autor*innen zeigen Präsentationen,

00:27:21: die kommen dann jetzt auch reingetrudelt.

00:27:23: Dann muss man die Veranstaltung zuordnen.

00:27:25: Ich habe heute eine E-Mail bekommen von einem der Vorlesung gesagt,

00:27:29: ich habe mir das anders überlegt, ich habe das Skript noch mal verändert.

00:27:33: Ich habe andere Textstellen, die sind jetzt länger.

00:27:35: Ich mache zwischendurch eine Pause, okay.

00:27:38: Und dann denkt man, nee, alles gar nicht okay.

00:27:40: So sieht es eigentlich dann in den Tagen vom Festival aus.

00:27:43: In den letzten 48 Stunden wird er ja noch verlegt und krank geworden.

00:27:47: Und so weiter. Wie groß ist ihr Team?

00:27:49: Wir sind ungefähr zwölf Leute, sozusagen das Kernteam,

00:27:53: die wir uns im Büro sitzen, das ist relativ klein.

00:27:56: Aber wir wachsen natürlich zum Festival

00:27:59: und holen uns Leute dazu, die uns unterstützen.

00:28:02: Viele von denen seit vielen Jahren,

00:28:04: weil wir ganz bestimmte Vorstellungen haben,

00:28:06: wie wir Sachen umgesetzt haben.

00:28:08: Wir verstehen uns an ganz vielen Stellen so wie Dienstleister.

00:28:11: Wir haben die Nüchtern und Trocken.

00:28:13: Aber wir wollen den Leuten ein richtig schönes Festival bereiten.

00:28:17: Und zwar den Leuten, die im Publikum sitzen,

00:28:19: aber auch die, die auf den Bühnen sitzen und in den Backstages.

00:28:23: Und dann sagen wir mal gerne, wir wollen einmal der Literatur

00:28:26: den roten Teppich ausrollen, so wie große Filmfestivals

00:28:28: oder Musikfestivals das machen.

00:28:30: Und das versuchen wir auch.

00:28:31: Und dazu brauchen wir Leute, die das irgendwie persönlich und schön machen.

00:28:35: Und die haben wir da.

00:28:36: Und deswegen müssen wir da ein paar mehr sein.

00:28:39: Außerdem haben Sie sich, wenn ich mir dieses Urteil errauben darf,

00:28:43: ausschließlich mit Prominenten eingelassen.

00:28:45: Da erwarten Sie wahrscheinlich nicht sieben Stunden vorher noch

00:28:48: die dringende Bitte nach einem Kasten eisgekühlter Jägermeister.

00:28:52: Da wird schon mit dem Kopf so.

00:28:53: Haben Sie auch so Diefen dabei vor Fortkamp?

00:28:56: Ja, aber da, also ich würde jetzt sowieso keine Namen nennen.

00:28:59: Aber da freu ich mich sehr drauf.

00:29:01: Das gestaltet sich bis jetzt ganz schön.

00:29:03: Aber so über die Jahre hinweg hatten wir schon illustriere Gäste,

00:29:07: so ein Stündchen vor der Veranstaltung noch mal das Backstage anders

00:29:10: mebliert oder so, weil man denkt, das machen wir jetzt schon noch.

00:29:14: Also die Herausforderungen sind schon da,

00:29:17: auf individuelle Wünsche noch sehr schnell reagieren zu müssen.

00:29:21: Ehrlicherweise ist es eigentlich im Vorfeld immer so das Management

00:29:24: und die Agentur, die einen Wahnsinn nicht macht.

00:29:27: Dann kommt der Autor oder der Schauspieler selber und alles ist easy.

00:29:31: Klar, die kennen zum Teil diese Rider gar nicht.

00:29:33: Die wissen gar nicht, was da draufsteht und an Wünschen.

00:29:36: Da gibt es ja sehr viel Show dabei.

00:29:38: Gardruppe bitte, ausschließlich weiß.

00:29:40: Richtig, oder Humus mit Datteln.

00:29:42: Natürlich, das soll Humus sein.

00:29:44: Und dann muss er das auch bitte hoffentlich hier irgendwo hin klatschen.

00:29:48: Das geht es nicht.

00:29:49: (Sanfte Musik)

00:29:50: Eine letzte Frage ist eine schwere Frage.

00:29:57: Wir wandeln uns ja hier.

00:29:59: Wir lernen gerade viel über die Zukunft

00:30:01: und sie lernen das Ruhrgebiet ja auch gerade kennen.

00:30:05: Sie scheint es ja zu mögen, sie scheint es ja faszinierend zu finden.

00:30:08: Was können wir für uns tun, wenn wir nicht wollen,

00:30:11: dass die Litruhe so einfliegt wie ein Ufo

00:30:13: und dann wieder bis nächstes Jahr weg ist?

00:30:15: Wie können wir da mehr draus machen?

00:30:18: Wir sind einmal im Jahr für ein paar Tage hier

00:30:20: und feiern das Lesen, machen ein Literaturfest.

00:30:23: Wir haben im Kinderprogramm eine Schreibwerkstatt,

00:30:25: die wir hier in Essen betreiben, die das ganze Jahr überläuft.

00:30:29: Da haben wir schon mal das ganze Jahr geschafft,

00:30:31: Kinder und Jugendliche mit Lesen, mit Texten, mit Schreiben,

00:30:35: um das zu halten.

00:30:36: Das bindet dann in einer tollen Veranstaltung im Festival,

00:30:39: wo die dann eine Bühne bereitet bekommen.

00:30:41: Dann haben wir ein Projekt, wo sich auch Schulen

00:30:44: das ganze Jahr über mit einer Lesung beschäftigen.

00:30:46: Da bereiten Schülerinnen und Schüler eine eigene Lesung vor.

00:30:50: Auch die wird im Festival auf die Bühne gebracht

00:30:52: mit einem echten Autor.

00:30:53: Das ist der eine Punkt.

00:30:55: Der zweite ist, so verstehen wir unsere Arbeit,

00:30:57: dass wir so ein bisschen der Leuchtturm sind,

00:31:00: der auf das Lesen und auf das Vorlesen

00:31:03: und auf das Formatlesen aufmerksam macht.

00:31:06: Dass die Leute da hinkommen, weil es dann in dem Moment

00:31:09: vielleicht so was Besonderes ist.

00:31:10: Und man nur in dieser einen Woche diese ganzen Lesungen erleben kann,

00:31:14: dass sie dann aber angefixt werden für das Formatlesen.

00:31:17: Und dann Lust haben, auch drei Wochen, drei Monate später

00:31:21: andere Angebote von Lesungen hier in der Stadt wahrzunehmen.

00:31:24: Das wäre das Schönste für uns.

00:31:26: Zum Beispiel in dieser schönen neuen Bibliothek.

00:31:29: Mhm. - Oder in anderen Buchhandlungen, Essen.

00:31:32: Also, ich hab ganz am Anfang nichts zu der Bibliothek sagen dürfen.

00:31:35: Das find ich schade, weil ich bin hier reingekommen

00:31:38: und war wirklich begeistert, weil ich mir das so vorstelle,

00:31:41: dass ein Leseort ein Begegnungsort ist.

00:31:44: Das ist eigentlich ein Traum, ne?

00:31:45: Dass man hier nicht herkommt und ein Buch aus dem Regal zieht,

00:31:49: sondern dass man Lust hat, hier zu bleiben.

00:31:51: Das lässt sich auf den Festivalgedanken übertragen.

00:31:54: Dass das auch immer mit Begegnung und Austausch und Sprechen

00:31:57: und Austauschen über Bücher zu tun hat.

00:32:00: Ja. - Jetzt haben Sie es doch noch gesagt.

00:32:02: Das war mir halt so wichtig,

00:32:04: dass es eigentlich in unseren kostenpflichtigen Only-Fans-Bereichen ...

00:32:07: Da hätte ich es noch mal gestellt, die Frage.

00:32:10: Wöchten Sie noch was ergänzen, Frau Beindel?

00:32:12: Ich glaube, wir hatten am Anfang mehr Bedenken,

00:32:15: dass wir jetzt von außen und aus Köln hierher kommen

00:32:17: und meinen hier was zu etablieren, was in Köln gut funktioniert,

00:32:21: dass nicht der Eindruck entsteht,

00:32:22: Leute aus Essen oder aus dem Ruhrgebiet können das nicht selber machen.

00:32:26: Das ganze Gegenteil ist passiert.

00:32:28: Wir haben uns schon gesagt, nee, wieso?

00:32:30: Wir finden das super, was ihr da macht.

00:32:32: Das wollen wir hier auch.

00:32:33: Also bitte, bring das mit.

00:32:35: Das beste Beispiel war der Name.

00:32:37: Wir haben rumüberlegt, wie nennen wir das Festival und so weiter.

00:32:40: Let Ruhr, das ist doch ganz einfach.

00:32:42: Das ist super, das ist so viel mehr als eine Geschichte

00:32:45: über die Let Colorn und Let Ruhr.

00:32:47: Das sagt sehr viel über das Ruhrgebiet

00:32:49: und über diese einfach uneitlen Charaktere,

00:32:51: wenn es nur darum geht, was Gutes zu kreieren.

00:32:54: Wir sind ja hier, hab ich am Anfang gesagt,

00:32:56: und zwar an allen Stellen,

00:32:58: also die Sprachkasse, alle anderen Stiftungspartner

00:33:01: und Förderer, mit denen wir zusammenarbeiten

00:33:04: und die dieses Festival ja mit ermöglichen,

00:33:06: die sind ja nicht einfach nur da und sagen, gute Idee,

00:33:09: wir geben ein bisschen Geld, sondern die sind inhaltlich interessiert

00:33:12: und haben richtig Lust, dieses Festival mit uns zu machen.

00:33:15: Dafür sind wir dankbar und da steigt eher das Interesse

00:33:18: und die Zugewandtheit.

00:33:19: Von daher nehmen wir ja auch total viel mit.

00:33:22: Es ist ja gar nicht, dass wir hier was empfehlen können,

00:33:25: aber es gibt total viel mit. - Aber die Zeche bleibt hier.

00:33:28: Absolut. - Rieke Brändel, herzlichen Dank.

00:33:30: Angela Furtkamp, herzlichen Dank für Ihre Zeit.

00:33:32: Viel Spaß auf dem Festival, wenn Sie es schaffen,

00:33:35: eine Veranstaltung zu sehen.

00:33:36: Morgens geht das beim Klassebuchprogramm.

00:33:38: Danke. - Herzlichen Dank. - Danke schön.

00:33:41: Die Lit Ruhr und die Lit Kit Ruhr.

00:33:45: Das gesamte Programm vom 17. bis 22. Oktober in den Show-Notes.

00:33:50: Viel Spaß, da sehen wir uns bestimmt.

00:33:52: Und wenn dieser Lit Zirkus irgendwann weitergezogen ist,

00:33:55: dann bleibt natürlich das Programm immer noch echte Inspiration.

00:33:58: Da sind viele Bücher drin, die sie durch den Herbst und Winter tragen werden.

00:34:02: Wenn wir Wachen, Lesen, lange Briefe schreiben.

00:34:06: Hier in unserer schönen Stadt.

00:34:08: Das war "Zu Hause in Essen",

00:34:12: ein Podcast der Sparkasseressen.

00:34:15: Die neue Folge, jeden zweiten Dienstag im Monat.

00:34:19: Copyright WDR 2021

00:34:21: Copyright WDR 2021

00:34:23: (Dynamische Musik)

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