Folge 34 - Polizeipräsident Andreas Stüve
Shownotes
Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt. Essen hat einen neuen Polizeipräsidenten. Der gebürtige Niedersache hat in Münster und Paris Jura studiert, erst als Staatsanwalt in Düsseldorf gearbeitet, dann als Oberstaatsanwalt. Ein Experte, wenn es darum geht, kriminellen Clans die Arbeit so schwer wie möglich zu machen. Und diese Clans haben wir in der Stadt. Und jetzt eben auch - Andreas Stüve.
Hat er jetzt einen richtigen Polizeiausweis, hat er ihn schon einmal privat eingesetzt, schon einmal mit einer Dienstwaffe geschossen? Kriegen wir Clan-Kriminalität wirklich in den Griff? Hat das Bild der Polizistinnen und Polizisten in der Gesellschaft gelitten? Wie kriegen wir die besten Leute in diesen wichtigen Beruf?
Klüger gegen Betrüger - die Broschüre
In "Zuhause in Essen" spricht die Sparkasse Essen nicht über die gute alte Zeit. Wir sprechen über das, was Essen schon heute besonders attraktiv macht und was nach der Zeit der Ruhrkohle noch Magisches passieren wird. Immer mit Gästen, die Gegenwart und Zukunft auch gestalten. Und wenn WDR Moderator Tobias Häusler einmal in den Rückspiegel schaut, dann nur um die Spur wechseln zu können.
Jeden zweiten Dienstag im Monat ein spannender Gast - aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sport, Kultur, Ehrenamt… Und ein ungewöhnlicher Blick auf unsere schöne Stadt.
Transkript anzeigen
00:00:00: Ich bin relativ umtriebig bisher gewesen und habe jetzt zum ersten Mal so das Gefühl
00:00:06: des Ankommens.
00:00:07: Nicht mehr die Idee, was mache ich denn danach, sondern jetzt bin ich hier und das fühlt sich
00:00:10: gut an und das kann so bleiben.
00:00:12: Die sind in allem gut, wo man Geld verdienen kann.
00:00:15: Wenn es Möglichkeiten gibt, neue Möglichkeiten Geld zu verdienen, ob es Corona-Hilfen sind,
00:00:20: ob es Glücksspiel ist, Drogen, Menschenhandel, Schleusen, da wo man Geld verdienen kann,
00:00:25: ist organisiertes Verbrechen nicht weit.
00:00:27: Wir entscheiden wann das Spiel zu Ende ist und wir spielen so lange bis wir gewonnen haben.
00:00:32: Großersatz.
00:00:33: Und Sie sind noch nie der Sachs der Schrägstrich Westfalen.
00:00:36: Das stimmt.
00:00:37: Ich kann auch geduldig sein.
00:00:39: Zu Hause in Essen.
00:00:42: Ein Podcast der Sprachkasse Essen.
00:00:45: Mit Tobias Häusler.
00:00:47: Schön, dass Sie da sind.
00:00:49: Sie ganz persönlich.
00:00:51: Herzlich willkommen.
00:00:52: Wir sprechen wieder über unsere Stadt.
00:00:54: Was macht sie heute schon reizvoll?
00:00:56: Was wird in Zukunft noch besser werden?
00:00:58: Haben wir immer die großen Köpfe unserer Stadt im Gespräch?
00:01:01: Vielleicht wird die Stadt noch sicherer.
00:01:03: Essen hat einen neuen Polizeipräsidenten.
00:01:06: Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt.
00:01:08: Ein gebürtiger Niedersachse.
00:01:10: In Münster und Paris hat er Jura studiert.
00:01:12: Ist ein Mann der erst Staatsanwalt?
00:01:14: Denn Oberstaatsanwalt wurde auch mit landesweiten Aufgaben.
00:01:18: Wenn es darum geht, kriminellen, gefährlichen Clans.
00:01:21: Das Leben, die Arbeit, so schwer wie möglich zu machen.
00:01:24: Und diese Clans, ja, die haben wir in der Stadt.
00:01:26: Und jetzt eben auch das Gegenmittel.
00:01:28: Wir haben Andreas Stüwe.
00:01:30: Wir treffen uns im Keller, glaube ich, warst.
00:01:33: Dieses riesigen Baus gegenüber des Landgerichts, kennen Sie.
00:01:36: Und ich treffe einen Mann, der durch und durch ausstrahlt.
00:01:39: Ich mag die Jagd.
00:01:40: Ich mag dieses Katz- und Maus-Spiel.
00:01:42: Ihr seid clever, wir sind cleverer.
00:01:44: Und wir haben den längeren Atem.
00:01:46: Das ist ein Mann, für den Essen ein Traum in Erfüllung gegangen ist.
00:01:50: Denn Andreas Stüwe wollte als Kind schon Polizist werden.
00:01:53: Ja, das stimmt.
00:01:55: Das wollen ja ganz viele. - Ja.
00:01:56: Aber ich war dabei.
00:01:58: Kinder, die Polizisten werden wollen,
00:02:00: machen das aus verschiedenen Motiven heraus.
00:02:02: Zum Beispiel, um Erwachsenen sagen zu können,
00:02:04: was sie tun und lassen sollen. Was war's bei ihnen?
00:02:07: Die Einzelsituation weiß ich gar nicht mehr so genau.
00:02:10: In erster Linie habe ich Polizisten als Helfer.
00:02:12: Da war genommen auf dem Weg zur Schule über den Zebra-Streifen,
00:02:15: die Autos anhalten.
00:02:17: Das waren die, die mir oder uns Kindern geholfen haben.
00:02:20: Die hatten Vorbildfunktionen.
00:02:22: Also als Held des Alltags.
00:02:24: So was in der Art, ja.
00:02:25: Der Wunsch wurde wahr, mit Anfang 50.
00:02:28: Haben Sie jetzt einen richtigen Polizeidienstausweis?
00:02:30: Ja, habe ich.
00:02:31: Wer unterscheidet sich von Polizeivollzugsbeamten,
00:02:34: glaube ich gar nicht.
00:02:35: Das ist nämlich die Frage, ob Sie einen richtigen Polizeiausweis haben
00:02:38: oder ist es ein unkueller Polizeipräsidentenausweis?
00:02:41: Nein, da steht nur Polizei. - Super, oder?
00:02:43: Ich finde das super. - Ich bin auch stolz darauf,
00:02:45: Dinge jetzt zu haben.
00:02:46: Mein großer Traum wäre zum Beispiel so ein Magnetblaulicht.
00:02:49: Mal so durchs Schiebedach aufs Auto setzen, im Stau.
00:02:52: Das ist doch großartig.
00:02:54: Ich komme ja vom Rechtlichen und da weiß ich,
00:02:56: dass man das nicht unbedingt darf,
00:02:58: wenn man kein richtiger Polizist ist.
00:03:00: Eben, Sie dürften jetzt. - Nein, darf ich auch nicht.
00:03:03: Ich bin kein Polizeivollzugsbeamter.
00:03:05: Nur in Anführungszeichen der Präsident der Polizei.
00:03:08: Haben Sie denn in einer außerdienstlichen Situation
00:03:11: mittlerweile schon mal eingegriffen, sich ausgewiesen und gesagt,
00:03:14: Freunde, hier jetzt mal so nicht?
00:03:16: Das habe ich mein ganzes Leben noch nicht gemacht.
00:03:19: Polizist zu sein, sagen Sie auch, das ist mehr als ein Beruf.
00:03:22: Das ist ein Mindset.
00:03:24: Ja, das ist für mich so.
00:03:26: Aber ich nehme das hier auch in der Behörde ganz stark wahr,
00:03:28: dass hier nahezu niemand aus versehen ist.
00:03:31: Das sind alles bewusste Entscheidungen,
00:03:34: weil man bei dieser Art von Behörde mitmachen will.
00:03:37: Das ist wirklich anders als andere Funktionen.
00:03:40: Was sich am Bild der Polizei verändert hat,
00:03:43: vielleicht auch zu früher, als einem noch über die Straße geholfen wurde,
00:03:47: oder die Menschen sagten, wow, da vorne ist ein Polizist.
00:03:50: Das gab es ja auch.
00:03:52: Ein richtiger Polizist bei unserer Fahrradführerscheinprüfung
00:03:55: in der Grundschule, ob sich daran etwas verändert hat.
00:03:58: Welche Herausforderungen es gibt in Essen,
00:04:01: welche Ideen Sie haben als profiliter Strafverfolger,
00:04:04: darüber würde ich gerne sprechen.
00:04:06: Dann mal los. - Leg mal los.
00:04:08: * Musik *
00:04:11: Herbert Reul hat sie sehr für diese Position empfohlen,
00:04:15: weil sie sich in einem Bereich auskennt, der hier in Essen
00:04:18: eine ganz große Rolle spielt, die organisierte Kriminalität,
00:04:21: die klaren Kriminalität.
00:04:23: Das muss man sagen, da sind sie ganz tief drin.
00:04:26: Was ist so reizvoll am Klaren?
00:04:29: Also, sich mit Klarenkriminalität zu beschäftigen.
00:04:32: Das ist eine sehr große Rolle.
00:04:34: Das ist eine sehr große Rolle.
00:04:36: Das ist eine sehr große Rolle.
00:04:38: Also, sich mit Klarenkriminalität zu beschäftigen,
00:04:41: ist sehr vielschichtig.
00:04:43: Und vor allen Dingen muss man auch neue Wege gehen,
00:04:46: eingetretene Fahre verlassen.
00:04:48: Man kann kreativ sein und überlegen,
00:04:50: wie kann ich neu aufkommenden Phänomen beikommen?
00:04:53: Was kann ich vielleicht auch tun, um Phänomen vorzubeugen?
00:04:56: Was nicht funktioniert, ist einfach mit Routine abarbeiten.
00:04:59: Das haben wir lange noch gesehen.
00:05:01: Man muss was Neues versuchen, und das macht den Reiz aus.
00:05:04: Und versuchen, schneller zu sein, oder wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?
00:05:08: Schnell ist gut, aber nachhaltig ist besser.
00:05:11: Klarenkriminalität bekämpfen kann man wie in Marathonlauf sehen.
00:05:14: Da sind kurzfristig große Erfolge nicht zu erwarten,
00:05:17: weil es auch über lange Zeit den Kriminellen ermöglicht worden ist,
00:05:20: sich einzurichten und Vorkehrungen zu treffen.
00:05:23: Und dagegen zu halten,
00:05:25: das dauert, bis man die Strukturen so aufgeklärt hat,
00:05:28: dass man auch weißsicher und nachhaltig Ergebnisse präsentieren kann.
00:05:32: Klaren ist erstmal nur eine große Familie,
00:05:36: die ein abgegrenztes Gebiet bewohnt, sich auf einen urahnen bezieht.
00:05:40: Das klingt doch erstmal sehr harmonisch.
00:05:43: Ja, auf die politische Diskussion um Begrifflichkeiten will ich mich gar nicht einlassen.
00:05:47: Aber wir merken ja schon hier im Gespräch, sie nutzen den Begriff, ich antworte drauf.
00:05:52: Wir haben eine identische Vorstellung, was damit gemein sein könnte.
00:05:55: Also auf der Arbeitsebene kann ich damit sehen,
00:05:58: dass es sehr schnell, auch überregional und auch international,
00:06:02: wenn es klaren-based Crime ist, beschreiben, was mein Thema sein soll.
00:06:06: Dafür hilft es.
00:06:07: Damit ist natürlich nicht Stigmatisierung alle über einen Kamm oder so gemeint.
00:06:11: Kann es auch nicht sein, weil es am Ende auch wir gesellschaftlich waren
00:06:15: in den 60er, 70er, 80er Jahren und wahrscheinlich noch heute,
00:06:18: die auch anders mit den Menschen, die zu uns gekommen sind,
00:06:21: hätten umgehen können, was Integration angeht, etc.
00:06:24: Ja, ja, so.
00:06:26: Ja, ja, Strafverfolgung richtet sich immer gegen den individuell Kriminellen
00:06:30: und wenn der aus einer Organisation oder Gruppierung heraus agiert,
00:06:33: dann gegen diese Gruppierung, aber auch nur gegen die Gruppierung.
00:06:37: Womit haben Sie hier zu tun? Mit welchen Straftaten? Was können die gut?
00:06:40: Die sind in allem gut, wo man Geld verdienen kann.
00:06:44: Wenn es Möglichkeiten gibt, neue Möglichkeiten, Geld zu verdienen,
00:06:47: ob es Corona-Hilfen sind, die sich nicht mehr an die Grenzen vertreten,
00:06:51: Geld zu verdienen, ob es Corona-Hilfen sind, ob es Glücksspiel ist,
00:06:55: Drogen, Menschenhandel, Schleusen, da wo man Geld verdienen kann,
00:07:00: ist organisiertes Verbrechen nicht weit.
00:07:02: Und welche Rolle spielt da Essen?
00:07:04: Ich glaube, diese Phänomene sind nichts Essen-Exklusives.
00:07:09: Die habe ich in meiner Vorverwendung an verschiedenen Orten auch sonst gesehen
00:07:12: und eigentlich zeichnet organisierte Kriminalität auch aus,
00:07:15: dass sie überregional ist.
00:07:17: Also die tradierte Idee des Standortreuen Großkriminellen,
00:07:22: der von seiner lokalen Polizei bekämpft wird,
00:07:25: die mag es in Einzelfällen auch noch geben,
00:07:27: aber organisiert ist eigentlich überregional, international, strukturiert.
00:07:31: Und darauf müssen wir uns einstellen.
00:07:33: Stimmt ist, dass die Familien am Ende so weit verzweigt sind
00:07:37: und doch so zentral gesteuert werden,
00:07:39: dass auch so Fälle wie Goldmünze aus dem Bodemuseum
00:07:43: oder der Juwelenraub in Dresden
00:07:45: am Ende auch nach Essen führen oder an Essen vorbeiführen,
00:07:48: ist es wirklich so dermaßen verzweigt.
00:07:51: Also es gibt eine sehr große Verzweigung
00:07:53: und auch deutlich überregionale Zusammenhänge.
00:07:56: Nicht alles führt nach Essen,
00:07:58: aber einiges führt auch nach Essen, durch Essen, hat mit Essen zu tun.
00:08:03: Eine ganz naive Frage, die gar nicht so naiv gemeint ist,
00:08:06: können Sie mit denen sprechen? Haben Sie Kontakt?
00:08:08: Ja, also was heißt sprechen?
00:08:11: Wir treffen uns nicht auf eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen,
00:08:13: aber im Rahmen von Ermittlungsverfahren gibt es natürlich auch Kommunikation.
00:08:18: Das ist die Frage. Ich höre mal vom Oberbürgermeister,
00:08:21: dass der schon den Kontakt dann auch sucht und überlegt,
00:08:25: was braucht ihr, damit wir hier Frieden haben beispielsweise.
00:08:28: Okay, also in Richtung Prävention
00:08:30: reden wir natürlich auch außerhalb von Verfahren mit denen
00:08:32: und machen Angebote und überlegen uns,
00:08:34: wie kann man denn verhindern,
00:08:37: dass Leute überhaupt auf die schiefe Bahn geraten
00:08:39: und nicht quasi die nächste Generation kriminelle herangebildet wird,
00:08:42: sondern Angebote machen, die dazu führen,
00:08:45: dass Leute sagen, der legale Weg ist auch ein schöner.
00:08:48: Ja, Ihre Aufgabe war jetzt ja wirklich Jahre und Jahrzehnte fast klar.
00:08:52: Nichts dulden, was die tun, alles verfolgen, alles vor Gericht bringen.
00:08:57: Jetzt sind Sie Polizeipräsident, Sie sind im Grunde Symbol einer sicheren Stadt.
00:09:02: Kann das bedeuten, dass Sie auch eine Art Nebeneinander
00:09:06: solcher Strukturen aushandeln müssen?
00:09:08: Das ist keine entweder ohne Entscheidung.
00:09:10: Die Nulltoleranz im Bereich begann nach Straftaten,
00:09:13: die halte ich für richtig und die setzen wir auch um.
00:09:16: Da ist die Erfahrung aus vielen Jahren, die ich das jetzt auch schon mache,
00:09:21: Toleranz wird nicht als solche, sondern als schwäche wahrgenommen
00:09:24: und führt zu Weiterungen.
00:09:26: Also können wir bei der Repression nur mit Nulltoleranz arbeiten,
00:09:29: das ist meine Auffassung, da setzen wir hier auch sehr stark um,
00:09:33: wie man in den mehrfach wöchentlichen Kontrollen,
00:09:36: die wir im Verbund mit anderen Behörden machen, sehen kann.
00:09:41: Bei der Prävention kann man sich neue Angebote überlegen
00:09:44: und da ist es oft auch hilfreich, eine ganz junge Zielgruppe zu adressieren.
00:09:48: Menschen, die schon über Jahre oder Jahrzehnte daran gewöhnt sind,
00:09:52: auch hohe Beträge zur Verfügung zu haben, die sich aus kriminellen Quellen speisen.
00:09:56: Den ist schwer zu erklären, dass mit einem Bruchteil davon aber legal das Leben besser ist.
00:10:01: Wer verstehe ich?
00:10:02: Da ist die Versuchung einfach immer groß.
00:10:04: Warum sind Sie denn an solche, ich nehme an, wir sprechen über Kinder,
00:10:06: wie kommen Sie an diese Kinder ran?
00:10:08: Man kann Angebote machen über regionale Organisationen, Vereine,
00:10:13: das ist nicht alles nur Polizei, wir sind da ja nicht alleine,
00:10:16: sondern da gibt es viele Hilfsangebote, viele auch gemeindetliche Vereine,
00:10:19: städtische Einrichtungen, die alle dieselbe Idee verfolgen,
00:10:22: die sich auch untereinander koordinieren, damit wir nichts doppelt machen,
00:10:26: aber möglichst breites Angebot haben, zu sagen,
00:10:29: wie könnte Freizeit sinnvoll gestaltet werden, wie könnte es Spaß machen,
00:10:33: sich zu integrieren, einzubringen in die Stadt und das, was hier lebenswert ist,
00:10:37: einfach zu genießen.
00:10:38: Und auf der anderen Seite, wie sieht Ihre Arbeit gegen Klaren, gegen Klarenkriminalität?
00:10:43: Ich sage jetzt bewusst nicht gegen Klaren, sondern gegen Klarenkriminalität aus,
00:10:46: wirklich praktisch, Sie sprechen von neuen Ideen, von kreativen Wegen, die Sie reizen.
00:10:50: Was kann das sein?
00:10:51: Also es gibt im Grunde zwei Themenfelder, das eine ist die sichtbare Alltagskriminalität,
00:10:57: die aus solchen Organisationen heraus begangen wird, einzudämmen,
00:11:00: das ist früher auch mal gesagt, denn wir haben die Straße zurückerobert und das ist auch so.
00:11:05: Daneben muss man aber Ideen entwickeln, um an Hinterleute zu kommen
00:11:10: und auch, ich sage mal, so eine Struktur, die Wurzel rauszuziehen.
00:11:14: Die dicken Fische sagen Sie mal?
00:11:15: Die dicken Fische zum Beispiel, ja.
00:11:17: Das dauert lange, bis die in Köder schlucken, manchmal tun sie es auch gar nicht,
00:11:21: dann muss man ein Netz nehmen und zum Beispiel Finanzermittlungen betreiben
00:11:25: und sagen, wo ist das Geld und wer kontrolliert es?
00:11:27: Follow the money.
00:11:28: Ja, das ist das Schlagwort, das an der Stelle immer fällt.
00:11:31: Wo ist es und wer kontrolliert es sind zwei zentrale Fragen
00:11:35: und ist es aus legalen Quellen oder hat es im Anfang einen illegalen Ursprung,
00:11:40: dann können wir es auch abschöpfen.
00:11:42: Aber war das nicht genau Ihre Aufgabe vorher? Was können Sie jetzt noch beitragen?
00:11:46: Naja, Strafverfolgung an der Stelle findet immer im Verbundestat.
00:11:49: In meiner Aufgabe vorher, die Staatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen,
00:11:54: aber da ist ganz viel Teamwork, das eine ist die rechtliche Betrachtung des Zulässigen
00:11:59: und das andere die taktische Betrachtung des Möglichen.
00:12:02: Und wenn ich das jetzt hier, das rechtlich Zusätzliche mit denen austauschen kann,
00:12:06: die das rechtlich Mögliche umsetzen wollen, dann ist das total reizvoll.
00:12:10: Denn diese Arbeitsebene haben Sie hier, die haben Sie auch nicht hier erst eingeführt,
00:12:14: sondern die gab es immer schon?
00:12:15: Immer schon gab es die nicht, aber die gibt es schon Jahre, die ich für sehr gut halte
00:12:19: und auch etwas bisher noch erst ein exklusives ist.
00:12:22: Man muss den Familien hier lassen, vielleicht sogar ein paar Punkte,
00:12:26: die ich jetzt in der Verwaltung nicht so nachsagen würde, die sind sehr schnell,
00:12:30: die sind unbürokratisch, die sind klar strukturiert, die haben ein enormes Budget,
00:12:35: die sind analog wie digital, mindestens so gut ausgestattet wie Sie, also wie wir, wenn man so will.
00:12:41: Was schützt Sie davor, am Ende zu verzweifeln und zu sagen,
00:12:45: nein, die sind immer ein Ticken schneller als wir?
00:12:47: Wir entscheiden wann das Spiel zu Ende ist und wir spielen so lange, bis wir gewonnen haben.
00:12:51: Großer Satz. Und Sie sind noch nie der Satz der Schrägstrich-Westfale.
00:12:55: Das stimmt. Ich kann auch geduldig sein.
00:12:59: Höhelschen raus, es gibt keinen Punkt, an dem Sie sagen, ich persönlich gebe auf.
00:13:04: Nein, auf keinen Fall. Ich lass mir Idealismus auch nicht nehmen.
00:13:08: Jeder andere Antwort wäre ja auch eine Katastrophe.
00:13:11: Aber ich bin tief davon überzeugt, wir gewinnen das.
00:13:14: Wir brauchen Geduld, wir brauchen paar kreative Ideen, engagierte Leute, die gibt es hier.
00:13:19: Wir werden am Ende diese Auseinandersetzung gewinnen.
00:13:23: Woran merken wir das denn? Also gibt es einen Punkt, an dem Sie sagen, das war es jetzt?
00:13:28: Jetzt haben wir sie. Das wird den nachhaltig die Laune verderben.
00:13:31: Wenn wir an dem Punkt sind, werden Sie einer der ersten sein, der es mitbekommt.
00:13:35: Aber bis dahin werden wir das, was wir tun, möglichst auch nicht immer publizieren,
00:13:40: weil es sonst zu früh bekannt wird, was wir machen.
00:13:42: Verstehe, das heißt auch Erfolge feiern Sie nicht zu laut.
00:13:45: Wenn sich aus den Erfolgen ablesen lässt, wie wir da hingekommen sind,
00:13:49: dann können sich die, die wir auch noch haben wollen, darauf vorbereiten.
00:13:52: Das ist ja ein Katzen- und Maus-Spiel.
00:13:55: Ich frage jetzt wirklich den Polizeipräsidenten von Essen und Mühleheim,
00:13:58: was sie an Klans beeindruckt.
00:14:01: Gibt es irgendwas, was wir von denen lernen können?
00:14:03: Die sind sehr entschlusskräftig und entschlussschnell.
00:14:09: Die Fähigkeit, eine Möglichkeit zu erkennen, die ist da sehr ausgeprägt.
00:14:16: Und da ist eine Behörde vielleicht im Erkennen der Möglichkeit,
00:14:20: aber im Ziehen der Konsequenz aus der erkannten Möglichkeit manchmal schwerfälliger,
00:14:25: weil wir halt in einem Behördenapparat dann bestimmte Zuständigkeiten
00:14:28: und Prüfungsfolgen beachten müssen und nicht alleine das Rückenmark entscheiden lassen können.
00:14:33: Ja, okay, da höre ich ein Kompliment, aber auch die Kritik raus.
00:14:36: Gleichzeitig leben die natürlich auch eine unglaubliche Loyalität vor.
00:14:40: Eine Zusammenhalt, etwas, worauf wir ja gesellschaftlich echt aufpassen müssen gerade.
00:14:44: Ja, aber für den Bereich der Polizei, die sind auch sehr loyal.
00:14:47: Das habe ich hier in der Willkommenskultur,
00:14:50: wie sie mich aufgenommen haben, gemerkt und auch im täglichen Miteinander.
00:14:53: Das spricht man auch von Familie
00:14:55: und das zeigt sich auch im Alltag, wo Not ist, wird geholfen innerhalb der Polizeifamilie.
00:15:00: Da stehen wir nix nach.
00:15:02: [Musik]
00:15:14: Wir verlassen die Clans, denn aus der Welt kommen sie,
00:15:17: jetzt sind sie ja zuständig für alles, was Polizei in Essen tun ist,
00:15:21: muss also auch viele Bereiche geben, wahrscheinlich sogar die meisten Bereiche geben,
00:15:24: mit denen sie vorher nichts zu tun hatten.
00:15:26: Ne Pistole hatten sie noch nicht in der Hand?
00:15:28: Doch, wir haben auch schon mal geschossen.
00:15:30: Ach so.
00:15:31: Aber nur auf Schießbahnen.
00:15:32: Gibt es eine hier im Haus?
00:15:33: Nein, das ist etwas, das für Essen noch gebaut wird.
00:15:37: Im Moment müssen wir für die Schießtrainings weit fahren und das kostet viel Zeit.
00:15:41: Aber ernsthaft, so was wie Enkelträg oder Blitzermarathon,
00:15:46: gibt es einen Crash-Kurs-Polizeipräsident?
00:15:48: Sie müssen ja wirklich jetzt, sind sie ein halbes Jahr, ein gutes halbes Jahr dabei.
00:15:51: Wie lang sind das?
00:15:53: Ich bekomme jeden Tag hier Informationen zu Themenfeldern,
00:15:56: die ich bisher nicht so präsent hatte.
00:15:58: Aber tatsächlich habe ich ja vorher auch 25 Jahre mit Polizei jedenfalls zusammengearbeitet
00:16:03: und auch nicht nur in Ermittlungsverfahren,
00:16:05: sondern auch außerhalb in Organisationen, in Projekten.
00:16:09: Mindestens die Überschriften von vielen Themen habe ich schon mal gehört
00:16:12: und da, wo ich nicht genügend Substanz habe,
00:16:14: bekomme ich hier Informationen hochverdichtet angeboten,
00:16:17: aber auch viele Themen hier.
00:16:19: Sie hatten Enkelträg angesprochen,
00:16:20: der ist natürlich auch auf der Justizseite seit Jahren ein großes Thema gewesen.
00:16:24: Da war es rein repressiv,
00:16:26: aber auch da haben wir im Rahmen von Ermittlungsverfahren schon mit Polizei überlegt,
00:16:30: was können wir denn tun, um Leute vor so was zu schützen?
00:16:34: Weil da am Ende ja auch ältere Menschen, wenn der Trick funktioniert,
00:16:37: oft ihre Lebensleistungen hergeben.
00:16:39: Das ist eine Katastrophe.
00:16:41: Absolut.
00:16:42: Klüger gegen Betrüger heißt das Programm.
00:16:45: Der Sparkasse Essen, oder? Da gab's 'ne Kooperation.
00:16:48: Da gibt's 'ne Kooperation, die beschränkt sich aber nicht nur auf den Enkeltrick, sondern
00:16:52: da sind verschiedene Varianten, wie versucht wird, an schwer erarbeitetes Geld heranzukommen.
00:16:58: So 'ne neue Masche ist jetzt WhatsApp.
00:17:01: Hallo Mama, ich hab 'ne neue Telefonnummer.
00:17:03: Ich kann aber noch nicht so richtig mein neues Handy bedienen.
00:17:06: Ich müsste dringend 'ne Überweisung machen.
00:17:08: Ich schick dir mal die Bankdaten.
00:17:09: Also solche Ideen kommen neu auf und auch die sind in der neuen Auflage dieses Heftes,
00:17:14: das im Übrigen sehr erfolgreich verteilt wird.
00:17:16: Das ist erst der Anfang.
00:17:18: Das ist jetzt WhatsApp, da könnt ich ja noch überlegen.
00:17:20: Ich hab die Zeit, da geben die Menschen mir ja noch die Zeit.
00:17:22: Also auch die Kriminellen, die Zeit zu überlegen, kann das was sein?
00:17:26: Sie sagen ja auch, dann rufen Sie doch mal den Ansprechpartner trotzdem noch mal auf
00:17:29: der alten Nummer an.
00:17:30: Man ist erstaunt, wie häufig die noch angehen, ne?
00:17:32: Und das alles in Ordnung ist und man nicht zu beweisen muss.
00:17:35: Aber jetzt kommt ja noch der ganze Bereich KI.
00:17:37: Was ist, wenn mich mein Sohn, meine Tochter, anruft?
00:17:39: Und ich bin über die 80, 85 Kries nicht mehr so richtig mit.
00:17:42: Und der hat genau die Stimme.
00:17:43: Ja, das stimmt.
00:17:44: Auch da kommen neue Herausforderungen und wir brauchen neue Antworten darauf.
00:17:48: Aber so ist das, glaube ich, immer.
00:17:51: Also Kriminalität gibt es schon seit Hunderten von Jahren und seit Hunderten von Jahren
00:17:55: versucht der Rechtsstaat Antworten darauf zu finden und den neuen Ideen auch Antworten
00:18:01: entgegenzusetzen.
00:18:02: Scheiße, seit Millionen von Jahren gibt es Kriminalität.
00:18:04: Ah, also ich glaub, seit kein Abel erschlagen hat.
00:18:07: So, ja genau.
00:18:08: Immer noch nicht, ne?
00:18:09: Aber verjährt ja nicht, ne?
00:18:10: Sie sind dran.
00:18:11: Ja.
00:18:12: Früher kamen sie ins Büro und da wussten sie, ich beschäftige mich jetzt mit den Kriminellen
00:18:34: und dann kamen sie raus.
00:18:36: Heute sind wir ja alle Kriminelle.
00:18:38: So musste ja im Grunde eine Perspektive bei ihnen verändert haben.
00:18:41: Sie sind ja alle potenzielle Kriminelle.
00:18:42: Alle liegen praktisch auf ihrem Tisch.
00:18:44: Nein.
00:18:45: Also das ist nicht die Idee, mit der ich morgens ins Büro gehe.
00:18:48: Ich will sie auch nur provozieren.
00:18:49: Ja.
00:18:50: Okay, dann versuchen Sie es.
00:18:51: Oder war das schon die Provokation?
00:18:52: Das war schon die Provokation.
00:18:53: Sie können mir sagen, wie Sie jetzt die Menschen da draußen, uns alle da draußen wahrnehmen.
00:18:57: Das hat sich überhaupt nicht verändert.
00:18:58: Das gehört zum Idealismus auch dazu.
00:19:00: Ich wette nicht dadurch, dass wir halt viele Beschuldigten nahm, die in den Haken stehen
00:19:04: haben, sagen, überleben nur nach Kriminelle.
00:19:07: Das stimmt auch gar nicht.
00:19:08: Potenzielle Kriminelle.
00:19:09: Vielleicht jetzt gerade, wenn ich jetzt hier vom Hof fahre, bin ich nur ein Autofahrer,
00:19:12: aber ich bin ja auch eher einer der potenziell zu schnell gefahren sein könnte.
00:19:15: Hierher oder gleich noch?
00:19:16: Das kann man sogar rein dogmatisch sortieren.
00:19:20: Die Strafverfolgung, Polizei, Staatsanwaltschaft, die verfolgt Straftaten.
00:19:25: Was wir nicht machen, ist Straftaten suchen.
00:19:27: Und dazwischen läuft auch die Grenze, wo der Rechtsstaat sich definiert.
00:19:31: Das Verfolgen von Straftaten ist okay, aber wenn keine da ist, dann fange ich auch nicht
00:19:36: an, zu suchen, bis ich eine gefunden habe.
00:19:39: Ich kann präventive Arbeit leisten, aber ich muss nicht in jedem, der über die Straße
00:19:43: geht, einen potenziellen Verdächtigen sehen.
00:19:45: Das ist der falsche Ansatz aus meiner Sicht.
00:19:47: Ist Essen eine sichere Stadt?
00:19:49: Das ist eine sehr pauschale Frage, die man vielleicht so pauschal schlecht beantworten
00:19:53: kann, aber im Verhältnis von Städten gleicher Größenordnung steht Essen ganz gut da.
00:20:00: Du hast ja jetzt auch vor wenigen Tagen noch eine Veröffentlichung gegeben, wo insgesamt
00:20:04: die Städte des Ruhrgebietes viel besser sind als ihr Ruf im Verhältnis zu anderen großen
00:20:08: Städten in Deutschland.
00:20:09: Und innerhalb der Städte, mit denen Essen klassischerweise verglichen wird, sind wir
00:20:13: ganz gut da.
00:20:14: Sprechen wir über den Polizisten.
00:20:18: Die Polizisten, das war mal der Helfer im Dorf, haben sie gesagt.
00:20:22: Der war was.
00:20:23: Jetzt sagen sie, ich würde nicht glauben, was sich ihre Leute allein vom Auto zum Einsatzort
00:20:29: zum Teil anhören müssen an Beleidigung.
00:20:31: Ja, das habe ich an anderer Stelle mal gesagt, weil ich einen nächtlichen Einsatz begleitet
00:20:36: habe und da mussten einige hundert Meter zwischen dem Abstellort der vielen Autos und dem Einsatzort
00:20:42: zu Fuß bewältigt werden und da sind eine ganze Menge sehr unschöne Worte Richtung Polizei
00:20:47: gefallen.
00:20:48: Ich zitiere sie nochmal, sie werden da so oft beleidigt, dass sie zu nichts mehr kämen,
00:20:52: wenn sie dem nachgehen würden.
00:20:53: Ja, da wo ich mit war, war das so.
00:20:55: Das sind ja auch Straftaten, wenn jemand diese Beleidigung ausspricht, die könnte man im
00:21:00: Prinzip verfolgen, Straftatrag stellen, aber dann würden nicht mehr genügend Beamte da
00:21:05: ankommen, wo wir eigentlich hin wollen.
00:21:07: Hat sich was verschoben, würden Sie das sagen, über die Zeit oder ist es automatisch
00:21:11: negativ, wenn Menschen jetzt auch wieder auf ihre Rechte achten, sich vielleicht auch im
00:21:16: Zweifel dann auch mal sagen, das lass ich jetzt hier nicht mit mir machen?
00:21:20: Ja, aber physisches Gegenwirken gegen eine zulässige Polizeimaßnahme ist nicht mündig,
00:21:26: sondern ist strafbar.
00:21:27: Versteht.
00:21:28: Natürlich darf jeder seine Rechte wahrnehmen und die sind aber geregelt, welche Rechte ich
00:21:31: habe und welche in der polizeilichen Situation ich möglicherweise auch zurückstellen muss
00:21:36: und auf die Beschwerde dann setzen im Nachgang.
00:21:40: Aber körperliches Einwirken auf Polizisten, die eine Personalienüberprüfung machen wollen,
00:21:44: kann ich nicht hinnehmen.
00:21:45: Nein, das ist übrigens auf gar keine einzige Person.
00:21:47: Genau.
00:21:48: Also das wäre mir jetzt neu, aber grundsätzlich, wie können wir Ihre Arbeit als Polizei vereinfachen?
00:21:53: Das ist ja fast, Sie können jetzt fast ein Appell.
00:21:55: Lassen Sie mal unsere Leute, die Ihre Arbeit machen, die wissen schon ziemlich genau,
00:21:58: was richtig ist.
00:21:59: So ist das auch.
00:22:00: Wir haben gut ausgebildete Polizisten, die wissen, was sie tun, ob die jetzt im Verkehrsunfall
00:22:06: aufnehmen, teilweise mit hochem unlearner Technik oder in einer Auseinandersetzung in
00:22:12: der Stadt einschreiten.
00:22:13: Dafür werden die lange Jahre ausgebildet, das richtig zu machen.
00:22:17: Bei der Menge an Einsätzen und der Zahl der Beamten klappt das nicht in jedem Fall
00:22:21: gleich gut, das ist mir auch klar.
00:22:22: Aber im Schnitt haben wir gut ausgebildete Leute und die tun das nicht um jemanden zu
00:22:27: ärgern, sondern um eine Situation zu lösen.
00:22:29: Deswegen werden sie gerufen und schreiten ein und da wäre es wünschenswert, wenn wir
00:22:34: tatsächlich dieses Vertrauen bekommen könnten, dass das auch der Einsatz zweck ist.
00:22:39: Plus Internet, ist es denn überhaupt erlaubt?
00:22:41: Es machen ja viele jetzt mittlerweile, Polizeiansätze zu filmen.
00:22:43: Kommt drauf an, die klassische Antwort eigentlich.
00:22:46: Aber aus großer Distanz ohne den Einzelnen an den Pranger zu stellen darf auch Einschreiten
00:22:51: gefilmt werden.
00:22:52: Also was sie nicht machen sollten ist auf der Autobahn stehen bleiben und auf der anderen
00:22:55: Straßenseite, das ist nicht erlaubt.
00:22:56: Nee, nee, das machen wir genügend schon.
00:22:58: Ja klar, es gibt ein großes Interesse bei ihnen dabei zu sein.
00:23:02: Ich habe mit Herbert Reul auch selbst schon darüber gesprochen, er sagt, das Interesse
00:23:06: ist groß, es gibt viele Interessenten.
00:23:07: Aber schauen Sie bei den Zahlen noch immer, wer von diesen Leuten wirklich geeignet ist.
00:23:13: Da klappen ihnen Leute ja nicht erst, wie es vielleicht früher den 80er/90er der Fall
00:23:17: war bei den sportlichen Übungen zusammen, sondern da gibt es auch Zweifel an der moralischen,
00:23:22: an der demokratischen Grundverfassung.
00:23:24: Ja, erstmal ist es schön festzustellen, dass es noch immer viele Menschen gibt, die
00:23:30: Interesse haben bei der Polizei mitzuarbeiten.
00:23:32: Ich habe das ja auch und habe mich locken lassen von dem Reizpolizist oder bei der Polizei
00:23:38: zu arbeiten.
00:23:39: Ich kann das verstehen, nachempfinden.
00:23:40: Gleichzeitig muss Polizei natürlich aus der Mitte der Gesellschaft arbeiten und da dürfen
00:23:45: wir uns auch nicht raus drängen lassen und am besten fängt das schon mit der Einstellung
00:23:50: nur von solchen Menschen an, die in der Mitte der Gesellschaft stehen und nicht an ihren
00:23:54: Rändern agieren und problemisch werden.
00:23:56: Wer ist denn genau richtig bei ihnen?
00:23:59: Jeder, der aus der Mitte der Gesellschaft heraus mitmachen will und auch etwas für die Gesellschaft
00:24:04: tun.
00:24:05: Es ist ja am Ende eine Dienstleistung, der Gesellschaft Sicherheit zu ermöglichen, damit
00:24:10: alle anderen auch friedlich hier leben können.
00:24:21: Sprichn wir ein bisschen über Sie, Sie sagen, Sie bringt nichts aus der Ruhe.
00:24:25: Das heißt, es ist Ihnen auch egal, wenn Sie im Tennis verlieren?
00:24:27: Tusché.
00:24:28: Ich gewinne gerne und verliere nicht so gerne.
00:24:34: Aber ich muss nicht schreien über den Platz rennen.
00:24:36: Dann reden wir mal kurz über den Sparkassenbogen.
00:24:38: Wir füllen ihn aus Andreas Stüwe in Bramsche geboren, knapp Niedersachsen, im Münsterland
00:24:43: in Recke aufgewachsen, in Münster Jura studiert.
00:24:46: Dann kennen Sie ja, wie ich auch, die heile Welt.
00:24:48: Ist das ein Grund, dann auch irgendwann daraus zu müssen ins wahre Leben?
00:24:51: Nicht weil die Welt heile ist, sondern weil die Welt groß ist, wollte ich sie entdecken.
00:24:55: Münster war der erste Schritt, aber ich bin von daher auch noch ein Jahr nach Frankreich
00:24:59: gegangen zum Studieren und war in Genf und habe einiges gesehen.
00:25:02: Das stimmt bei der UNO.
00:25:03: Ja, die Welt ist groß im Bund und es lohnt sich, sie zu entdecken, was übrigens auch dazu
00:25:08: führt, dass man Menschen einfach mit anderen Augen wahrnimmt.
00:25:12: Sind Sie verheiratet, haben Sie Kinder?
00:25:14: Ja, und zwei Kinder, zwei Teenager.
00:25:16: Jung oder Mädchen?
00:25:17: Zwei Mädchen.
00:25:18: Zwei Mädchen, schon Polizeianwärterinnen?
00:25:20: Oder mit dem klaren Fokus?
00:25:22: Noch nicht.
00:25:23: Wenigstens Jura?
00:25:24: Nee, die eine mag Pferde und die andere hat gerade die Abitur und wird demnächst als
00:25:29: Oper noch eine Saison nachdenken, wie es dann weitergehen soll.
00:25:33: Ja, zu Hause in Essen ist der Titel dieses Podcast.
00:25:36: Sie können wirklich ja alles bieten, was uns wichtig ist.
00:25:39: Nur zu Hause in Essen sind sie nicht, oder?
00:25:41: Ja, aber es sind 25 Minuten, das ist schneller als wenn ich einmal durch die Stadt fahre.
00:25:47: Ja, Düsseldorfer Umland.
00:25:49: Wir haben einen Planungsdezernenten, also uns kann nichts mehr schocken, wenn man einen
00:25:52: Planungsdezernenten, der aus Dortmund pendelt, ja, das ertragen wir auch.
00:25:56: Vielleicht hat Essen auch noch hohen Integrationspotenzial.
00:26:00: Das heißt, Sie legen es darauf an, sich irgendwann integrieren zu lassen?
00:26:03: Ich bin ja schon dabei.
00:26:05: Ich muss vielleicht den Wohnort nicht verlagern, aber die Stadt hat eine Menge zu bieten,
00:26:09: an dem ich gern mitmache.
00:26:11: Ja, darüber würde ich gerne sprechen.
00:26:12: Sie haben sogar schon gesagt, Sie hätten die Stadt unterschätzt.
00:26:15: Ja, stimmt, weil ich den Fokus einfach durch die Vorverwendung und die Tätigkeiten auf
00:26:20: Düsseldorf hatte und das auch eine Stadt ist, die eine Menge zu bieten hat.
00:26:23: Eine schöne Stadt, ja.
00:26:24: Wir sind irgendwie automatisch immer in diese Richtung gegangen, aber mit Tätigkeitsaufnahmen
00:26:29: hier und Befassung mit der Stadt.
00:26:30: Hier gibt es auch jede Menge Dinge, die man entdecken kann.
00:26:33: Ich fahre gerne Fahrrad, die Radwege sind super, kulturelles Angebot, die Kruger.
00:26:38: Hat sie auch menschlich etwas überrascht?
00:26:41: Ich meine, es gibt natürlich das Klischee, das Rohgebietlers, die Ehrlichkeit, etc.
00:26:46: Haben das alles so, wie Sie sich das vorgestellt haben?
00:26:50: Also, ich mag gerne, was ich so klare Sprache nenne.
00:26:53: Da weiß ich, wie ich dran bin und das wird mir hier geboten.
00:26:57: Das ist richtig gut.
00:26:59: Sie werden dieses wunderschöne Gebäude hier verlassen, in dem wir gerade miteinander sprechen.
00:27:04: Und nach Breden ist auch schön, nach Breden ein Gehen, allerdings ist ein wirklichen,
00:27:07: man muss sagen, Zweckbau.
00:27:08: Das ist die ehemalige Karstadtzentrale.
00:27:10: Da sind wir schon.
00:27:11: Ich glaube, auf der anderen Straßenseite ist nicht die ehemalige Karstadtzentrale.
00:27:14: Genau, das wunderte mich nämlich, weil ich wusste nur, Bredenai, innerhalb dieses Büropark
00:27:19: ist gegenüber, weil ich sehe auf der gegenüberliegenden Seite, Karstadtzentrale, schon einige Polizeifahrzeuge.
00:27:23: Da sind sie auch schon drin, das sieht man mal, wie riesig sie sind.
00:27:26: Ja, das ist eines der größten Präsidien, das NRW hat.
00:27:30: Hier arbeiten über 2000 Menschen.
00:27:32: Freuen Sie sich drauf?
00:27:33: Ich meine, das Gebäude hier ist ja wirklich sehr schön.
00:27:35: Oder können Sie das auch noch hier mit nutzen?
00:27:37: Nein, dies geben wir auf.
00:27:38: Die Entscheidungen sind ja schon getroffen worden, bevor ich hier hingekommen bin.
00:27:41: Also arbeite ich nur mit dem Ergebnis.
00:27:43: Sie werden auch gerne hier geblieben?
00:27:45: Es ist ein sehr schönes Gebäude, ein historisches Gebäude, eine Landmarke in der Stadt.
00:27:51: Ja, vielleicht kann man sagen, wir geben ein sehr schönes Gebäude auf.
00:27:54: Wir bekommen aber ein sehr funktionales, sehr modernes Gebäude dafür wieder, in dem man
00:27:59: richtig gute Polizeiarbeit leisten kann.
00:28:01: Und das ist ja, finde ich auch, was ganz tragend ist, dass wir den Anforderungen, die berechtigt
00:28:06: an uns gestellt werden, auch möglichst gut gerecht werden.
00:28:08: Und dazu gehört auch eine hochmoderne Polizei, auch mit der technischen Ausstattung.
00:28:12: Aber eine kleine Träne ist im Knopfloch, wenn man so ein tolles Gebäude aufgeben muss.
00:28:17: Schüsse, Schüsse einfach behalten.
00:28:19: Man sagt uns Münster Rahnern ja nach oder Menschen, die mit der Stadt zu tun hatten,
00:28:25: dass wir alle irgendwann zurückkehren.
00:28:26: Haben Sie da nochmal drüber nachgedacht?
00:28:28: Nein, nein, habe ich nicht drüber nachgedacht, ist eher auch umgedreht.
00:28:32: Ich bin relativ umtriebig bisher gewesen und habe jetzt zum ersten Mal so das Gefühl
00:28:37: des Ankommens.
00:28:38: Also nicht mehr die Idee, was mache ich denn danach, sondern jetzt bin ich hier und das
00:28:41: fühlt sich gut an und das kann so bleiben.
00:28:57: Sie sagen, ihre Polizistinnen, ihre Polizisten hätten ein besonderes Selbstverständnis.
00:29:03: Sie wollen das Richtige tun und die Kunst sei herauszufinden, was das Richtige ist.
00:29:08: Das fand ich schön.
00:29:09: Ja, das würde ich jetzt auch nochmal genauso wiederholen.
00:29:12: Das heißt aber auch, sich nicht nur an Vorschriften zu orientieren, sondern da geht es um Augenmaß.
00:29:17: Ja, die Vorschriften geben immer so den Rahmen oder die Leitplanken.
00:29:20: Dazwischen muss ich mich bewegen, aber oft habe ich ein Handlungsspielraum und dann braucht
00:29:25: man dieses Augenmaß um zu sagen, was von dem was möglich ist, setze ich denn hier auch
00:29:31: ein und um und da braucht man Erfahrung und ein gutes Gespür.
00:29:35: Dann sind wir aber natürlich auch irgendwann bei Beamten und Beamten, die sagen, ich kenne
00:29:40: ja meine Papenheimer.
00:29:41: Der sieht schon so aus, denen sollten wir uns mal vorknöpfen.
00:29:44: Sagen Sie, das kann man so nennen, in der großen Kritik heißt das dann schnell Racial
00:29:49: Profiling, kann man aber auch guten Riecher für seine Leute nennen.
00:29:53: Das ist ein ganz schwieriges Feld.
00:29:54: Also Racial Profiling hat doch beinhaltet den Vorwurf zu schematisieren und gerade nicht
00:30:00: mit Augenmaß zu agieren, sondern zu sagen, immer wenn, dann ist der Vorwurf bei Racial
00:30:06: Profiling.
00:30:07: Aber in der konkreten Situation zu sagen, was ist denn hier richtig?
00:30:10: Das ist Fingerspitzengefühl.
00:30:13: Und da würde ich schon sagen, ich kenne meine Papenheimer, führt dazu, dass man ein Bewertungsmaßstab
00:30:19: entwickelt, aber Fingerspitzengefühl führt dazu dann auch das Richtige in der konkreten
00:30:24: Situation zu tun.
00:30:25: Können wir die Essener, Bürgerinnen und Bürger Ihnen irgendwie helfen?
00:30:29: Können wir auf irgendetwas achten, wo Sie sagen, das braucht eine gewisse Aufmerksamkeit
00:30:35: mittlerweile.
00:30:36: Das war früher vielleicht noch selbstverständlich, aber da hat sich was verschoben.
00:30:39: Die Polizei macht glaube ich im Schnitt eine gute Arbeit hier und ich finde es toll, wenn
00:30:44: das auch durch den entsprechenden Respekt den Beamten gegenüber zum Ausdruck käme.
00:30:50: Das, was manchmal so ein bisschen verrutscht und was wir eben auch besprochen hatten,
00:30:54: diese Beleidigungen, wenn jemand den Uniform irgendwo hingeht oder so.
00:30:57: Wenn wir da auf ein neutrales Miteinander kämen und die Polizei das, was sie tun soll, tun
00:31:03: kann, ohne noch nebenbei angegangen zu werden, dann wäre schon eine Menge geschafft.
00:31:08: Das trifft vor allem die Polizei, das trifft mittlerweile sogar die Feuerwehr, die Rettungskräfte.
00:31:12: Ja, das stimmt.
00:31:13: Das ist nichts Polizei-exklusives und an der Stelle könnte ich die Bitte auch für alle,
00:31:18: die sich im öffentlichen Raum bewegen, erstrecken.
00:31:20: Das ist richtig.
00:31:21: Letzte Frage.
00:31:22: Die Sparkarsessen macht einen Wunsch wahr, sie haben die Gelegenheit eine Pressemitteilung
00:31:27: herauszugeben und nicht nur herauszugeben, sondern egal was sie dort schreiben ist, wird
00:31:30: wahr.
00:31:31: Also was für eine Verantwortung.
00:31:32: Machen Sie mal.
00:31:33: Was würden Sie gerne in dieser Pressemitteilung verkünden?
00:31:35: Also ich hatte am liebsten eine Pressemitteilung, in der drin steht.
00:31:39: Die Polizei hat heute nichts zu vermelden.
00:31:42: Es gab keine Einsätze.
00:31:43: Dann wäre ein ganz ruhiger Tag und alle wären gut durch den Tag gekommen, die ganze
00:31:48: Zeit hat.
00:31:49: Aber am nächsten Tag darauf hätten Sie schon gerne wieder was zu tun.
00:31:51: Ach, das ist gemein, weil Sie haben eine Pressemitteilung herausgegeben.
00:31:55: Ich habe die Frage gestellt.
00:31:56: Sie sagen, Sie hätten gern einen Tag Ruhe.
00:31:58: Sie kriegen ihren Tag Ruhe.
00:32:00: Polizeipräsident Andreas Stüwe, danke schön für Ihre Zeit.
00:32:03: Sehr gerne.
00:32:04: Und wir wissen natürlich beide, dass Sie nicht so heißen.
00:32:06: Also Niedersextrem, Sie können uns ja nichts vormachen.
00:32:09: Wirklichkeit heißen Sie ja Andreas Stüwe.
00:32:10: Nee, da wo ich herkomme, das ist ja so, weshalb ich das ...
00:32:14: Ja.
00:32:15: ... sagen und auch gesprochen mit weh.
00:32:18: Meine Großmutter, eine Lüneburger, hättet das niemals so durchgehört.
00:32:21: Ja, je weiter es Richtung Hamburg geht, wird es immer aus Pizzer mit ein Stein.
00:32:24: Ja, so ist es.
00:32:25: Danke schön.
00:32:26: Gerne.
00:32:27: Ja.
00:32:28: Es gibt einiges, was die Sparkasse Essen schon zur Unterstützung tut.
00:32:32: Klüger gegen Betrüger haben wir angesprochen.
00:32:34: Neue Fahrräder gab es für die vier Jugendverkehrsschulen.
00:32:37: Geld für Polizeisportverein, für die Verkehrswacht.
00:32:40: Aber am Ende kommt es eben auf uns alle an.
00:32:43: Klar, auf die Polizistinnen, auf die Polizisten, aber eben auf uns alle, wie wir miteinander
00:32:48: umgehen, möglichst respektvoll.
00:32:49: Empfehlen Sie diese Folge gern weiterversenden.
00:32:53: Sie einfach den Link an alle, die sich für die Polizei interessieren, für die Arbeit
00:32:56: hier in der Stadt, die Polizei als Arbeitgeber oder eben an alle, die auch schon mal einen
00:33:01: Magnetblaulicht auf dem Dach installieren wollten.
00:33:04: Ich kann sagen nach dieser Episode, ich schlafe jetzt noch ein bisschen ruhiger hier in unserer
00:33:11: schönen Stadt.
00:33:12: Das war Zu Hause in Essen, ein Podcast der Sparkasse Essen.
00:33:19: Die neue Folge, jeden zweiten Dienstag im Monat.
00:33:22: Das ist für mich das Leben!
00:33:25: [Musik]
00:33:27: Copyright WDR 2021
00:33:29: [Musik]
Klaus - Peter.
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