Folge 19 - Business Metropole Ruhr - Prof. Dr. Julia Frohne

Shownotes

Sie sieht alles! Von ihrem Büro im 16. Stock des RuhrTowers am Essener Hauptbahnhof sieht sie von morgens bis abends, für welche Region sie sich einsetzt. Prof. Dr. Julia Frohne leitet die "Business Metropole Ruhr" und vermarktet damit Essen und das Ruhrgebiet als Standort - nicht nur national, sondern auch international. Was China begeistert, sollte doch auch uns begeistern! Was das ist? Einfach "Play" drücken.

In "Zuhause in Essen" spricht WDR Moderator Tobias Häusler für die Sparkasse Essen nicht über das Gestern, sondern über das Heute und Morgen in Essen. Und zwar immer mit den Menschen, die unsere Zukunft gestalten. Aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Ehrenamt… jeden zweiten Dienstag im Monat eine neue Folge, ein neuer Gast. Jetzt abonnieren!

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00:00:00: Identität und Image. Was glauben die Menschen, die hier leben?

00:00:04: Was halten die vom Ruhrgebiet?

00:00:06: Die haben alle gesagt, ja, wir finden es sehr schön hier, es ist grün hier,

00:00:09: man kann hier gute Arbeit finden, wir leben gerne hier.

00:00:11: Aber wir glauben nicht, dass hier irgendjemand anders leben will.

00:00:14: Und die Menschen von außerhalb haben gesagt, ja, ja, die hatten das mit Kohle und Stahl,

00:00:19: aber die machen doch so viel Wandel, da passiert doch total viel Spannendes.

00:00:22: Das ist eine Region, die haben wir im Auge, die wollen wir uns auch mal angucken.

00:00:25: Ist Ihnen dieses Thema wichtig? Ich sag mal Female Empowerment?

00:00:31: Ich habe irgendwann angefangen, meinen Student hin zu sagen, wenn die dann fragen,

00:00:35: Frau Fruner, wir bewerben uns jetzt und was sollen wir denn fordern angehalten?

00:00:39: Dann habe ich immer gesagt, also wisst ihr, die jungen Männer, die hier sitzen,

00:00:42: ihr fordert das, was ihr denkt, was ihr wert seid.

00:00:44: Das klappt. Und die jungen Frauen, ihr fordert 20 Prozent mehr als das, was ihr denkt.

00:00:49: Zu Hause in Essen. Ein Podcast der Sparkasse Essen.

00:00:54: Mit Tobias Häusler.

00:00:58: Wirklich schön, dass Sie da sind. Ja, alles anders in diesen Zeiten.

00:01:02: Auf nichts ist mehr Verlass. Nein, sagt unser Gast heute.

00:01:07: Und das ganz Entscheidende, es gibt Dinge, auf die wir uns gerade hier zu Hause in Essen

00:01:11: im Ruhrgebiet weiterverlassen können.

00:01:13: Dafür Netzwerken wird so gut, dafür ist zu viel in der Vergangenheit entstanden.

00:01:17: Gleich geht es los, unser Gespräch.

00:01:20: Zu Hause in Essen, das ist der Podcast der Sparkasse Essen.

00:01:23: Hier geht es nicht um Frühjahr, hier geht es um heute und um morgen.

00:01:26: Natürlich steht das Ruhrgebiet für Kohle. Daraus ist es entstanden, daraus ist es gemacht.

00:01:31: Aber jetzt ist es eben oft ein weißes Blatt Papier mit viel Potenzial für morgen.

00:01:36: Unser Gast in Folge 19 ist eine Frau. Folge 19, wie die Zeit vergeht.

00:01:41: Ja, sie hat die Stifte in der Hand, sie darf mit darauf malen,

00:01:44: unser aller Zukunft, die wirtschaftliche Zukunft,

00:01:47: als Vorsitzende der Geschäftsführung der Business-Metropole Ruhr.

00:01:50: Die sitzt hier in Essen, im Ruhrtauer am Bahnhof, mit diesem magischen Blick,

00:01:55: bis, ach, über das Stadion auf Schalke hinaus.

00:01:59: Sie sieht jeden Tag, wofür sie es macht.

00:02:02: Für die ganze Region da unter ihr, ich spreche von und jetzt eben mit Professor Dr. Julia Frohne.

00:02:07: Sie arbeitet eigentlich an einem Geräusch, an einem Geräusch,

00:02:10: dass wir alle vor allem aber Unternehmerinnen und Unternehmer machen müssen,

00:02:14: machen sollen, wenn sie das Stichwort Ruhrgebiet hören.

00:02:17: Ich habe mal ein paar vorgeschlagen.

00:02:19: Oh, oder, ach ja, oder, hm, oder juhu.

00:02:26: Das ist mir alles ein bisschen zu sehr ein Geräusch, wie habe ich nicht erwartet.

00:02:33: Also dann, wenn schon ein Geräusch, wie macht ein Kind,

00:02:36: wenn es Weihnachten das Fahrrad kriegt, dass es sich gewünscht,

00:02:39: vielleicht so, ja.

00:02:42: Also angenommen, es kommt ein Geräusch noch zu häufig,

00:02:47: was vielleicht noch eine gewisse Skepsis ausdrückt, dann sind sie ja dran.

00:02:52: Dann schlägt ja im Grunde ihre Stunde, dann müssen sie ja elevatorpitchmäßig,

00:02:56: wie man so heute sagt, sofort nennen können, warum hier.

00:03:00: Auf ihrer E-Mail steht ja sogar obendrauf, wenn, dann hier.

00:03:04: Warum hier, wenn?

00:03:06: Weil ich glaube, dass wir aktuell die spannendste Region in Deutschland sind.

00:03:10: Spannender als alle anderen Regionen.

00:03:12: Wir sind noch unfertigt, das werden wir vielleicht auch immer bleiben.

00:03:15: Wir sind eine Region im Wandel, in der Transformation,

00:03:19: aber das jetzt eben nicht seit gestern, seit alle davon sprechen,

00:03:22: sondern seit 60 Jahren.

00:03:24: Und man kann hier unglaublich viel entdecken.

00:03:26: Also man hat ja hier eine Spielwiese an Möglichkeiten,

00:03:30: egal ob ich hier studieren will, ob ich mich hier experimentell mit Arbeit ausprobieren will,

00:03:35: ob ich hier meinen Lebensmittelpunkt ausschlagen will.

00:03:38: Und das zu einem Kostenverhältnis,

00:03:42: was ich in diesen großen Städten gar nicht mehr habe.

00:03:45: Ich kann hier vergleichsweise günstig wohnen.

00:03:48: Ich habe viel Grün vor der Haustür.

00:03:50: Ich habe ein großes Freizeit- und Kulturerlebnis, das ich nutzen kann.

00:03:54: Also ich habe hier eine tolle Spielwiese,

00:03:56: wenn ich mich und meine Möglichkeiten ausprobieren will.

00:03:58: Und deswegen, glaube ich, sind die Goldenen 20er an der Ruhr.

00:04:01: Sie können das, was Sie hier machen sollen.

00:04:05: Ich höre das schon raus.

00:04:07: Sie entwickeln und Sie vermarkten den Wirtschaftsstandort Metropole Ruhr,

00:04:11: national und international.

00:04:14: Zunächst mal, wer hat das in Auftrag gegeben?

00:04:16: Wer bezahlt denn das?

00:04:18: Das bezahlt der Regionalverband Ruhr.

00:04:21: Der Regionalverband Ruhr ist ja hier die übergeordnete Planungsbehörde im Ruhrgebiet

00:04:26: von den 53 Städten und Kommunen, die wir hier im Ruhrgebiet haben.

00:04:30: Er hat verschiedene Aufgaben.

00:04:32: Und wir sind als eigenständige Tochter quasi durch den Regionalverband Ruhr finanziert

00:04:39: in der Basisfinanzierung.

00:04:41: Sie tragen jetzt keinen Orden.

00:04:43: Aber ich höre das schon.

00:04:45: Sie seien jetzt in den Top 100 der innovativsten Unternehmen in Deutschland.

00:04:49: Genau. Top 100 Innovator, das ist ein Preis, der vergeben wird seit 29 Jahren.

00:04:55: Das ist ein Preis, der kein reiner Marketingpreis ist,

00:04:59: sondern hinter dem das Bemühen steht, besonders innovative Prozesse,

00:05:03: Unternehmenseinheiten oder ganze Unternehmen zu zeigen,

00:05:06: die sich auf diese Transformation und Agilität, die Unternehmen heute brauchen,

00:05:10: in der Wirtschaft einfach einstellen.

00:05:13: Wir haben diesen Preis gewonnen in der Kategorie "Bis 50 Mitarbeitende".

00:05:17: Eigentlich aus zwei Gründen.

00:05:19: Also der Preis, der in diesem Jahr verliehen wurde, der hat untersucht,

00:05:22: wie sich Unternehmen eingestellt haben auf die Corona-Welle,

00:05:26: wie sie damit umgegangen sind.

00:05:28: Und wir haben zum einen ein Projekt "Matchmaker Ruhr",

00:05:31: das in dieser Zeit entwickelt wurde,

00:05:33: weil wir als Vernetzungsgesellschaft natürlich ganz viel damit arbeiten,

00:05:36: Menschen zusammenzubringen.

00:05:38: Auf verschiedenen Plattformen, auf Veranstaltungen ganz häufig,

00:05:42: aber vielleicht auch in kleineren Formaten.

00:05:45: Und das ging ja alles nicht mehr.

00:05:47: Und diese Plattform wurde zum einen ins Leben gerufen,

00:05:50: zum nächsten Mal um diese Menschen auf einer gemeinsamen Plattform zu versammeln,

00:05:55: damit sie sich wiederfinden sozusagen und gemeinsam etwas tun können.

00:05:59: Und diese Plattform haben wir 2021 sehr stark weiterentwickelt.

00:06:02: Das finde ich ganz beeindruckend,

00:06:04: dass Kind in mir ist natürlich enttäuscht,

00:06:06: weil ich bei Innovation natürlich dachte,

00:06:08: hier würde ein Roboterhund Kaffee bringen.

00:06:10: Nee, hier bringt tatsächlich keiner ein Kaffee, den holen wir uns alle selber.

00:06:14: Ist okay, ist okay.

00:06:15: [Musik]

00:06:23: Ja, tauchen wir mal ein in die Herausforderung.

00:06:27: Eigentlich wäre das Wort "Probleme" durchaus ehrlicher,

00:06:30: die wir hier auch haben.

00:06:32: Denn natürlich wäre eine Welt besser,

00:06:35: in der es ihre Arbeit auch am Image des Ruhrgebiet gar nicht bräuchte.

00:06:39: Vielleicht rassen Sie einfach mal erstmal die Tätigkeitsfelder runter,

00:06:44: ein paar haben Sie schon genannt, in denen Sie tätig sind.

00:06:46: Nur als Stichwort und dann greif ich gern mal ein paar auf.

00:06:48: Ja, runterrattern, das will ich gar nicht so gerne.

00:06:50: Also, es sind alles sehr spannende und faszinierende Formate.

00:06:54: Im Prinzip haben Sie recht,

00:06:55: denn das ideale Weltbild einer Wirtschaftsförderung müsste sein,

00:06:59: dass es sie nicht mehr geben muss.

00:07:00: Das brauchen wir hier aber, glaube ich, noch eine ganze Weile,

00:07:05: auch aus dem Grunde, weil wir hier die Möglichkeit haben,

00:07:08: diese 53 sehr unterschiedlichen Städte, Kommunen und Kreise zusammenzubringen.

00:07:13: Flächen und Invest habe ich genannt.

00:07:15: Wir haben dann das Thema Start-ups, haben wir angerissen.

00:07:17: Wissenstransfer ist ein großes Thema.

00:07:19: Also, wenn das Ruhrgebiet wüsste, was das Ruhrgebiet weiß,

00:07:22: da wären wir auch alle schon wieder einen großen Schritt weiter.

00:07:25: Also, einfach zu zeigen, wer arbeitet, wo,

00:07:27: vielleicht an ähnlichen Themen oder wer hat welche Initiative schon entwickelt,

00:07:32: sodass ich diese nicht vielleicht neu entwickeln muss.

00:07:35: Vielleicht gibt es im nördlichen Ruhrgebiet schon eine tolle Initiative,

00:07:38: die ich jetzt im westlichen Ruhrgebiet vielleicht auch anwenden könnte,

00:07:41: ohne dass ich da anfange, so was Ähnliches wieder mühselig neu zu entwickeln.

00:07:45: Also, das ist auch ein ziemlich großer und wichtiger Punkt.

00:07:48: Denn da können wir alle Ressourcen und Energie sparen,

00:07:51: wenn wir voneinander lernen.

00:07:53: Und das ist auch ein wichtiges Thema.

00:07:56: Ein anderes Thema ist, dass wir schon nach draußen gucken.

00:07:58: Also, man kann sich im Ruhrgebiet auch wunderbar nur mit sich selbst beschäftigen

00:08:01: und sich nur innerhalb des Ruhrgebietes umgucken.

00:08:04: Aber das reicht nicht so ganz.

00:08:05: Also, wir sind ja auch keine Insel im Gegenteil.

00:08:07: Wir sind mitten in Nordrhein-Westfalen.

00:08:09: Wir haben starke Nachbarregionen, mit denen wir durchaus auch arbeiten.

00:08:13: Wir haben das Münsterland, das auch eine Wissensregion ist.

00:08:17: Wir haben Südwestfalen, das auch eine industrielle Region ist.

00:08:22: Wir haben den Düsseldorferraum, in dem auch viele Dienstleister sitzen.

00:08:26: Also, da müssen wir schon schauen, dass wir uns sinnvoll vernetzen

00:08:30: und gegenseitig Stärken haben.

00:08:32: Und unsere Stärken, die wir aber auch haben,

00:08:34: deutlich machen und rausspielen.

00:08:36: Die Kohle ist weg. Die Kohle-Verstromung vielleicht auch.

00:08:41: Vielleicht ist sie doch noch ein paar Jahre länger als vielleicht gedacht

00:08:44: oder gewünscht da, ausgereizt mindestens dann bis 2038.

00:08:48: Aber dann auch weg. Da dachte ich, viel Platz für Neues.

00:08:51: Aber Sie sagen, Platz und Fläche sind genau unser Problem.

00:08:56: Das verstehe ich noch nicht ganz.

00:08:58: Na, Platz für Neues haben wir schon.

00:09:00: Also, wir haben Platz für neue Branchen.

00:09:02: Wir haben Platz für neue Technologien.

00:09:04: Wir haben auch eigentlich den Wandel schon sehr stark geschafft.

00:09:07: Also, unsere mittlerweile stärkste Branche, die wir hier im Ruhrgebiet haben,

00:09:10: ist die Gesundheitswirtschaft.

00:09:12: Wir sind eine Wissenslandschaft geworden.

00:09:14: Wir haben Schwerpunkten im Bereich Cybersecurity zum Beispiel

00:09:17: oder auch in der Kreislaufwirtschaft.

00:09:20: Also, wir haben neue Stärken, wir haben neue Spielwiesen.

00:09:23: Das andere Thema, dass Sie ansprechen mit den Flächen,

00:09:26: dass wir nicht mehr so viele Flächen zur Verfügung haben.

00:09:28: Das ist tatsächlich auch in allen Ballungsräumen der Fall.

00:09:31: Diese Flächen schwindeln im Ruhrgebiet.

00:09:34: Aus zweierlei Gründen.

00:09:36: Zum einen haben wir viele Flächen, die einfach mit einer gewissen Restriktion behaftet sind.

00:09:41: Das ist entweder, weil sie Brachflächen sind,

00:09:43: also eine frühere industrielle Nutzung vorliegt

00:09:46: und da liegen jetzt noch, weiß ich, die Schwermetalle zum Beispiel

00:09:49: im Boden oder andere Belastungen, die erst mal aufbereitet werden müssen,

00:09:55: bevor die Fläche wieder genutzt werden kann.

00:09:57: Oder die Fläche ist nicht angebunden an Straßen oder Wasserwege.

00:10:01: Das brauche ich ja auch, um Neuansiedlung zu machen, Infrastruktur.

00:10:05: Also, das kann unterschiedlichste Gründe haben

00:10:07: oder es steht noch ein Kraftwerk drauf.

00:10:09: Das ist dann auch ein bisschen schwierig.

00:10:11: Also, das sind einfach Punkte, die dafür sorgen,

00:10:14: dass wir manche Flächen erst sehr langfristig entwickeln können,

00:10:17: aber wir haben kurzfristige Interessenten.

00:10:19: Also, wir haben eigentlich mehr Interessenten, als wir Fläche haben.

00:10:22: Das ist ja gar nicht so eine schlechte Ausgangslage.

00:10:24: Sie arbeiten ja natürlich auch ständig an neuen Interessenten.

00:10:27: Wenn ich jetzt mal hier ein Stichwort mal aufgreife,

00:10:29: ich lese ganz viel von Bridges bei Ihnen.

00:10:32: Also, Brücken, wohin ich schaue, nach Israel, nach China,

00:10:35: Nordamerika, in die Niederlande ist jetzt neu.

00:10:37: Wer soll denn darüber gehen über diese Brücken?

00:10:40: Sollen die Unternehmen von dort hierher kommen?

00:10:42: Die Unternehmen oder die, die wachsen wollen tatsächlich, sollen hierher kommen.

00:10:46: Ich habe es eben schon mal im Bereich der Start-ups gesagt,

00:10:49: aber natürlich auch Unternehmen, die jetzt sagen,

00:10:52: wir haben eine gewisse Größe erreicht in unserem Markt

00:10:55: und wir wollen jetzt expandieren.

00:10:57: Und wir suchen da in Deutschland einen Partner oder eine Partnerkommune.

00:11:01: Die wollen wir natürlich gerne hier haben, wenn das gut passt und zu uns passt.

00:11:05: Und wir denen auch eine entsprechende Fläche anbieten können.

00:11:08: Deswegen wollten wir jetzt auch sehr gerne die Innovation Bridge Niederlande errichten,

00:11:13: weil das sind eigentlich geborene Partner.

00:11:16: Das haben wir jetzt erst letzte Woche gemacht

00:11:18: mit Peter Schurmann, der Generalkonsul des Königsreichs der Niederlande,

00:11:22: wie er heißt, aus Düsseldorf.

00:11:24: Er sagte dann auch, wir sind ja eigentlich schon ein Wirtschaftsraum.

00:11:27: Und die Unternehmen, die in den Niederlanden entstehen,

00:11:30: den wird der Wirtschaftsraum Niederlande ja vergleichsweise schnell zu klein.

00:11:34: Und der erste natürliche Partner ist dann Deutschland

00:11:37: und das erste Einfallstor ist eigentlich das Ruhrgebiet.

00:11:39: Deswegen passt das super.

00:11:41: Und da freue ich mich auch schon richtig drauf,

00:11:43: wenn wir mit den Konsulaten und den Kollegen aus den Niederlanden

00:11:47: da Projekte entwickeln.

00:11:49: Ja, dann sind sie ja nicht nur mit Nationen im Kontakt,

00:11:52: sondern auch mit Kulturen.

00:11:54: Das heißt, andere Länder auch immer wieder ein anderer Blick aufs Ruhrgebiet.

00:11:58: Was halten die Chinesen vom Ruhrgebiet?

00:12:01: Haben die uns überhaupt schon bemerkt?

00:12:03: Gut, Sie sorgen dafür, dass man uns bemerkt, ne?

00:12:05: Also die Chinesen haben uns schon lange bemerkt.

00:12:07: Ich habe ja auch eine schon längere Geschichte mit dem Ruhrgebiet

00:12:11: durch die Kulturabstattruhe 2010.

00:12:13: Da durfte ich ja auch schon mitwirken.

00:12:15: Und schon in dieser Zeit wurde deutlich,

00:12:18: dass gerade in China sehr, sehr viel Interesse gibt,

00:12:21: wie wir mit unseren alten Kohlestandorten umgehen

00:12:24: und den alten Zechen.

00:12:25: Und die umwandeln in wieder lebendige Quartiere.

00:12:28: Industriekultur zum einen, aber auch, dass wir dort Startups

00:12:32: und Gründer ansiedeln, dass wir dort Festivals machen.

00:12:37: Das ist super spannend auch.

00:12:40: Und es gibt immer wieder Exkursionen, speziell aus China,

00:12:43: die sich angucken, was machen wir hier eigentlich?

00:12:45: Und da denke ich manchmal, dieses Pfund

00:12:47: könnten wir auch noch ein bisschen besser spielen.

00:12:49: Da sind wir wirklich weltweit sehr weit vorne,

00:12:52: wie wir damit umgehen, weil das ja bei uns mitten drin liegt.

00:12:56: Bei uns liegen ja unsere Zechen ja nicht irgendwie außerhalb.

00:13:00: Und innen ist dann irgendwie Stadt,

00:13:02: sondern das liegt ja alles teilweise auf den Stadtgebieten,

00:13:05: sehr nah drin.

00:13:06: Und wir haben es sehr gut geschafft,

00:13:08: die entweder umzuwandeln oder die Zechen, die wir noch haben,

00:13:11: dann auch wirklich einzubeziehen,

00:13:13: sodass die Leute sie heute als touristische Punkte

00:13:16: oder als Freizeitmagnetpunkte

00:13:18: oder auch als neue Arbeitsstätten entdecken.

00:13:20: Und das finde ich schon sehr spannend.

00:13:22: Ja, das interessiert China.

00:13:24: Ich dachte so was wie Freizeit kommt da kaum vor.

00:13:28: Das ist doch schön.

00:13:39: Frau Prof. Dr. Julia Frohne, das klingt doch schon nach

00:13:42: akademischem Glanz.

00:13:44: Sie sind Professorin für Kommunikationsmanagement

00:13:46: an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen.

00:13:48: Kommen Sie noch zur Lehre?

00:13:50: Also haben Sie noch Studierende?

00:13:52: Ich habe tatsächlich noch Studierende.

00:13:54: Ich habe das sehr zurückgefahren natürlich,

00:13:56: aber ich wollte es auch nicht ganz aufgeben.

00:13:58: Zum einen finde ich es wichtig,

00:14:00: dass man immer die Anbindung hat an die jungen Menschen

00:14:03: und an die Art und Weise, was sie denken,

00:14:05: wie sie Lehre empfinden,

00:14:07: auch wie wir miteinander diskutieren.

00:14:09: Deswegen mache ich noch Lehre in einem sehr begrenzten Umfang.

00:14:13: Ich habe auch noch ein Forschungsprojekt,

00:14:15: das auch noch drei Jahre läuft.

00:14:17: Das fing schon an, als ich noch an der Westfälischen Hochschule war.

00:14:20: Das ist auch sehr spannend.

00:14:22: Da geht es um die Sichtbarmachung von Erfinderinnen.

00:14:25: Westfälische Erfinderinnen haben mir das Projekt genannt.

00:14:28: Das ist ein BMWF-Projekt.

00:14:30: Und da geht es darum, Frauen sichtbarer zu machen,

00:14:33: die in innovativen Berufen arbeiten.

00:14:35: Das ist auch ein Thema, was wir hier machen.

00:14:37: Da geht es auch um Sichtbarmachung in vielen Dingen.

00:14:39: Das passt doch perfekt zum heutigen Veröffentlichungstag,

00:14:41: dem Weltfrauentag.

00:14:43: Das stimmt.

00:14:45: Sprechen wir gleich noch mal ganz ausführlich darüber,

00:14:47: weil das ein wirklich wichtiges Thema ist.

00:14:49: Spätestens seit dem Bild des CEO-Lunchs

00:14:52: auf der Münchner Sicherheitskonferenz,

00:14:54: die 30 dunklen Anzüge dort.

00:14:56: Natürlich wollen wir unsere Gäste auch privat ein bisschen besser kennenlernen,

00:14:59: keine Sorge.

00:15:00: Ich sage dann immer, weißes Blatt, oben steht "Privatis".

00:15:03: Das ist ja ein Thema, das wir jetzt alles hinschreiben, was Sie wollen.

00:15:06: Wir sind Sie denn überhaupt?

00:15:08: Ja, ich bin ...

00:15:10: Womit fange ich an?

00:15:12: Ich bin ja vieles.

00:15:14: Ich bin hier vor Sitzendeil-Geschäftsführung.

00:15:16: Ich bin aber auch Mutter zum Beispiel.

00:15:18: Ich habe zwei fantastische Söhne.

00:15:20: Die sind 16 und 18.

00:15:22: Die macht gerade eine Ausbildung zum Fachinformatiker.

00:15:25: Auch hier in Essen.

00:15:27: Der andere geht hier noch zur Schule.

00:15:29: Ich bin Ehefrau.

00:15:31: Ich bin auch vieles.

00:15:33: Ich bin in vielen Ämtern unterwegs.

00:15:35: Ich merke schon, Sie wollen das Wesentliche,

00:15:37: Sie wollen Sie gar nicht verraten.

00:15:39: Sie sind Kölnerin, ne?

00:15:41: Ich bin Kölnerin.

00:15:43: Und das tatsächlich, ich glaube doch, es liegt im Blut.

00:15:46: Man kriegt es nicht raus.

00:15:48: Und ich vermisse den Karneval wirklich schmerzhaft.

00:15:51: Dieses Jahr war wirklich kein Anlass, fand ich persönlich.

00:15:54: Trotzdem bewegen Sie doch ganz sicher diese Bilder,

00:15:57: die Sie dann aus Ihrer Heimatstadt Köln sehen,

00:15:59: zusammenzubringen, fand ich schon eine gelungene Symbiose.

00:16:02: War ein Spagat, ne?

00:16:04: Aber ja, vielleicht ist genau das der Karneval.

00:16:07: Die Bevölkerung protestiert auch.

00:16:10: Ja, wenn man sich die Ursprünge vom Karneval anschaut,

00:16:13: dann war das ja ursprünglich auch,

00:16:15: um mal gegen die Obrigkeit und auch gegen die Kirche

00:16:18: aufstehen zu können und mal als Nah-Wahrheiten

00:16:21: aussprechen zu können.

00:16:23: Und insofern finde ich, es passt es eigentlich schon ganz gut,

00:16:26: wenn heute die Menschen sagen, wir sprechen eine Wahrheit aus

00:16:29: und die heißt Putin, du hast Unrecht.

00:16:32: Wie lebt es sich jetzt hier?

00:16:35: Sie sagten, wo leben Sie?

00:16:37: Hatten Sie das gesagt?

00:16:39: Ich lebe hier in Essen.

00:16:41: Im Essen nahe Süden.

00:16:43: Im Südwesten.

00:16:45: Im Südwesten.

00:16:47: Und ist es schön?

00:16:49: (Lachen)

00:16:51: Schön Sie sich wohl?

00:16:53: Oder haben Sie was ich so groß ...

00:16:55: Wie heißt das heutzutage, Wandtatou mit dem Kölner Durm zu Hause?

00:16:58: Auf gar keinen Fall. Ich fühle mich total wohl.

00:17:01: Ich muss auch sagen, wir haben auch Glück.

00:17:04: Wir wohnen ganz nah am Wald.

00:17:06: Natürlich ist es grün, das Ruhrgebiet ist sowieso grün,

00:17:09: da wo ich wohn, ist besonders grün.

00:17:11: Wir haben mal 12 Jahre in Stähle gewohnt.

00:17:14: Da war es auch schon sehr grün und sehr schön.

00:17:17: Das ist toll.

00:17:19: Ich will hier nicht weg und ich kenne auch keinen,

00:17:22: der nicht mehr auf der Riste wollte.

00:17:25: Ich muss mir keine großen Wandbilder aufhängen.

00:17:28: Ich gucke aus dem Fenster.

00:17:30: Ja, es ist auch Ihr Beruf, nicht wegzuholen,

00:17:33: sondern hierher zu holen.

00:17:35: Das dreht sich auch um die Vermarktung von Essen und Ruhrgebiet.

00:17:38: Was erzählen Sie denn Freunden und Freunden,

00:17:41: wenn Sie auch davon berichten, dass Sie in Essen wohnen?

00:17:44: Es gibt uns immer einen schönen Eindruck,

00:17:47: wenn wir es im Alltag übersehen und uns daran gewöhnt haben,

00:17:50: Was Sie jetzt so hervorheben?

00:17:51: Also ich hebe meistens hervor, die Vieh...

00:17:54: die ich hier habe. Wir haben hier jetzt speziell in Essen natürlich auch ein sehr

00:17:58: reichhaltiges Kulturangebot, was wunderbar ist. Wir haben ein Weltkulturerbe, was

00:18:02: immer beeindruckt. Also einmal, das kann ich mal erzählen, hat mich eine Tante

00:18:07: besucht und die sagt, ich will jetzt endlich mal die Zeche Zollstock sehen.

00:18:10: Das fand ich wunderbar. Also dann kann man da auch ein bisschen Aufklärungsarbeit

00:18:15: leisten und zeigen, was ist es denn eigentlich? Wir haben ein wundervolles

00:18:19: Museum, das in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feiert. Wir haben

00:18:23: das tolle Alte Theater. Also da ist einfach schon mal sehr, sehr viel da. Wir haben

00:18:27: aber drumherum natürlich auch unglaublich viel. Ich habe auch einige Jahre in

00:18:30: Berlin gelebt und in Berlin haben sie ja Kiez, die sind so groß wie einzelne

00:18:35: Städte hier und da geht man ja auch abends von Kiez zu Kiez sag ich mal und

00:18:41: das kann man hier eben auch machen und gerade Essen liegt ja wunderbar zentral.

00:18:44: In einer halben Stunde habe ich ja sieben größere Städte, die ich besuchen

00:18:48: kann und habe einfach für jedes Interesse, das jemand hat. Ich will

00:18:52: chinesisch lernen, ich will Kopfstand, Weltmeister werden, ja ich will irgendwie

00:18:59: Bungie Jumping machen. Sie finden für jedes Interesse hier Möglichkeiten und

00:19:02: das ist das, was es so spannend macht. Jetzt kann ich ja endlich mal offiziell

00:19:05: fragen, ist Essen die Hauptstadt des Ruhrgebiets? Es gibt keine Hauptstadt im

00:19:10: Ruhrgebiet. Die kann es glaube ich auch nicht geben und ich glaube auch die

00:19:15: Diskussion ist durch. Also ich finde es viel spannender, dass wir eine

00:19:20: polizentrische Metropole sind. Das ist ja tatsächlich auch jetzt eine Begrifflichkeit,

00:19:25: die seit Corona wieder viel häufiger genutzt wird. Sowohl in Fachkreisen, wenn

00:19:30: es um Stadtentwicklung, Immobilienentwicklung geht, als auch ja in

00:19:35: der allgemeinen Berichterstattung. Die Menschen wollen ja gar nicht mehr so

00:19:39: beengt aufeinander leben und Vermögen ausgeben für eine kleine Schuhschachtel

00:19:43: am besten auch ohne Balkon und der nächste Grüngürtel ist kilometerweit weg.

00:19:47: Das haben wir hier nicht. Also das ist glaube ich schon ein großer Vorteil, dass

00:19:51: man hier zentral und trotzdem im Grün wohnen kann. Wie hört ich Sie neulich

00:19:56: sagen, Fischgrätpaket, weiße Schiebetüren, kleiner Acker und das für

00:20:03: Studierende? Das ist schon selten. Aber hier gibt es eben noch. Ja das gibt es

00:20:07: tatsächlich. Also wir haben bei unseren Studierenden in Gelsenkirchen, die haben

00:20:11: WGs und da wohnen die genau so. Da haben die Altbauwohnungen mit Echtholzpaket und

00:20:15: Stubdecken und Flügeltüren und finden Studieren in Gelsenkirchen ziemlich super.

00:20:20: Es ist ein Zufall, das müssen wir zugeben, dass diese Folge rauskommt am Weltfrauentag

00:20:31: und sie zu Gast sind. Ich finde es aber auch gut, dass es Zufall ist. Nicht dass wir

00:20:35: jetzt sagen, oh wir brauchen ja noch einen weiblichen Gast, sondern es ist wirklich

00:20:38: ein reiner Zufall und trotzdem ist es toll. Ist ihnen dieses Thema wichtig? Ich

00:20:44: sage mal, Female Empowerment oder überhaupt speziell mit dem Blick auf die

00:20:48: Wirtschaft Frauen zu fördern? Ja das ist mir tatsächlich sehr wichtig und es ist

00:20:54: mir auch im Laufe meines Berufslebens wichtiger geworden. Also wenn sie als

00:20:57: junge Frau anfangen und in den Beruf starten, dann sind sie da ja voller

00:21:01: Elan und haben was gelernt und wollen das zeigen und kommen da meistens auch mit

00:21:07: großen Schritten gut weiter, werden häufig unterstützt und gefördert

00:21:10: auch viel durchaus von männlichen Chefs und irgendwann flacht das dann so ein

00:21:14: bisschen ab und dann sind sie in der Position und da merken sie Luft wird

00:21:18: dünner und es gibt gar nicht mehr so viele Frauen auf ihrer Ebene und

00:21:21: plötzlich stoßen sie da vielleicht, ich will nicht unbedingt nur diese berühmte

00:21:26: Gläser eine Decke nennen, aber sie stoßen an bestimmte Ecken, wo sie nicht mehr

00:21:30: weiterkommen und sie kommen in ein Alter, wo sie Kinder kriegen wollen und plötzlich

00:21:33: macht die Karriere ein Knick und das ist eine sehr weibliche Erfahrung, die wir hier

00:21:38: in Deutschland immer gemacht haben. Wenn die Männerväter werden, haben die

00:21:40: in der Regel kein Karriereknick und wenn man diese Erfahrung macht auch in

00:21:45: seinem eigenen Berufsleben, dann bringt einen das schon dazu über die

00:21:48: Strukturen nachzudenken und die Strukturen sind eigentlich so, dass wir

00:21:53: gute Voraussetzungen haben, dass die Frauen ganz nach vorne kommen können.

00:21:56: Wir haben mittlerweile auch mehr Student*innen in vielen Berufen, nicht

00:22:00: in den technischen, aber in den betriebswirtschaftlichen, in der

00:22:02: Medizin zum Beispiel und trotzdem haben wir den Leitungsfunktionen sehr viel

00:22:07: weniger Frauen und da dieses Ungleichgewicht eigentlich ein bisschen

00:22:12: mehr auszugleichen. Das ist ein Punkt, den ich wichtig finde und der andere Punkt

00:22:16: ist, dass ich merke, dass sich junge Frauen ja schon noch ein bisschen mehr und

00:22:22: besser darstellen könnten in dem, was sie können, in ihren Qualifikationen, damit

00:22:27: sie auch die gleichen Voraussetzungen haben, wenn sie dann ins Berufsleben

00:22:31: starten. Sie sind häufig viel zurückhaltender und deswegen haben wir

00:22:35: bei der Westfälischen Hochschule auch, da war ich auch in der Gleichstellungskommission

00:22:38: und dann haben wir eine Initiative gestartet vor zwei Jahren, die sich

00:22:43: genau damit beschäftigt, die sich Vorbildfrauen nennt, wo wir Frauen

00:22:49: einladen, die an der Westfälischen Hochschule ihren Abschluss gemacht haben,

00:22:52: beruflich erfolgreich geworden sind, um unseren Student*innen in einem sehr

00:22:56: geschützten Rahmen mit denen zusammenzubringen und wo sie alle Fragen

00:23:01: stellen können und wo man darüber reden kann, wie kommt man da hin?

00:23:05: Wie schafft man das? Wie schafft man das mit Freunden, mit Familie, mit vielleicht

00:23:10: auch traditionellen Rollenmustern, mit denen man zu tun hat und ich war fast ein

00:23:15: bisschen erschüttert. Wir hatten die letzte Runde, da ging es speziell um

00:23:18: technische Berufe, was die jungen Frauen gesagt haben, was ihnen in

00:23:22: Vorstellungsgesprächen tatsächlich immer noch widerfährt, dass dann also

00:23:26: gefragt wird, wie stellen sie sich das vor, wenn sie mal Kinder kriegen? Wir wissen

00:23:30: alle, es darf ein Arbeitgeber nicht mehr fragen, aber es passiert eben noch und ein

00:23:34: bisschen Rüstzeug mitzugeben, wie gehe ich damit um? Das ist eine, haben noch eine

00:23:38: zweite Initiative gestartet und da geht es darum, dass junge Frauen die in

00:23:42: Führungspositionen wollen, dafür eben auch Hilfestellungen bekommen. Ja, ich finde

00:23:48: spannend, dass sie auch wirklich dort auch mit angreifen und nicht nur alles drum

00:23:52: herum ändern, sondern auch etwas von den jungen Frauen fordern und auch

00:23:56: erwarten, also auch Mut machen, sich selbst besser zu vermarkten. Ist auch wieder so ein

00:23:59: Marketingding, ne? Ja, also ganz ehrlich, ich brauche in Konferenzen nicht noch mehr

00:24:03: Menschen, die das, was alle anderen schon gesagt haben, nochmal zusammenfassen.

00:24:06: Das können weiterhin die Männer machen, es wäre fast schöner, würde es keiner mehr

00:24:09: machen. Genau, ich glaube darum geht es auch gar nicht. Aber es gibt so ein

00:24:13: typisches Phänomen, ich habe ja in meinem Berufsleben ja schon viele, viele

00:24:15: Menschen auch eingestellt, auch viele junge Menschen und das war schon immer

00:24:20: spannend, dass ich, ich habe irgendwann angefangen, meinen Student hin zu sagen,

00:24:24: wenn die dann fragen, Frau Frunner, wir sind jetzt im letzten Semester und die

00:24:28: Studenten übrigens auch und wir bewerben uns jetzt und was sollen wir denn fordern

00:24:32: angehalten? Dann habe ich immer gesagt, also wisst ihr, die jungen Männer, die hier

00:24:35: sitzen, ihr fordert das, was ihr denkt, was ihr wert seid. Das klappt und die

00:24:39: jungen Frauen ihr fordert 20 Prozent mehr als das, was ihr denkt, was ihr wert seid.

00:24:43: Und dann seid ihr genau auf dem gleichen Level, dann lasst euch 10 Prozent wieder

00:24:46: runterhandeln und dann startet ihr da, wo die Männer starten. Das ist mir wirklich

00:24:50: aufgefallen, dass die Frauen mit der gleichen Qualifikation kommen, aber

00:24:53: deutlich niedrigere Gehaltsvorstellungen haben.

00:24:55: Woran liegt das? Das, das ist eine gute Frage. Es gibt heute so viele

00:25:00: Möglichkeiten, sich in Portalen anzuschauen, was ist ein Job wert?

00:25:05: Sie wirken so, als hätten sie das richtige Gehalt für sich gefordert. Also

00:25:09: frage ich mich natürlich, hatten Sie Vorbilder oder war das eine Erziehungssache?

00:25:13: Ja, also Vorbilder, eine Erziehungssache, das tatsächlich glaube ich ist das erste

00:25:19: Vorbild meiner Mutter gewesen, weil die hat gearbeitet. Die war Lehrerin und ich

00:25:25: war, es war für mich selbstverständlich, dass sie morgens aus dem Haus geht, in

00:25:28: der Regel war sie mittags wieder da und das war gar keine Frage, dass ich, wenn

00:25:32: ich erwachsen bin, eine Ausbildung mache, die mir liegt und dann einen Beruf ergreife.

00:25:38: Jetzt komme ich aus einer Generation, ich bin ja auch über 50, das heißt die

00:25:43: Müttergeneration, die ist so zwischen 70 und 85, da war das nicht selbstverständlich.

00:25:47: Und ich glaube, da fängt das Vorbild halt vielleicht schon mal an. Also für mich war

00:25:52: das irgendwie keine Frage und auch Erziehung, vielleicht kann man das auch

00:25:58: so ein bisschen formulieren, dass meine Mutter schon immer gesagt hat, sie

00:26:01: zulässt auf einen Bein stehen kann. Sei von niemandem abhängig. Und das

00:26:07: wollte ich auch nie sein. Ich wollte auch nie irgendwie in einer Rolle sein, dass

00:26:13: ich nicht, wenn jetzt mein Mann von der Leiter fällt und irgendwie dauerhaft

00:26:16: erkrankt, dass wir dann unseren Lebensstandard ändern müssen. Ja, also ich

00:26:21: wollte schon zusehen, dass wir da eine Möglichkeit haben, dass ich mit meinen

00:26:26: Möglichkeiten, mit meinen Qualifikationen dann auch das entsprechende Geld dafür

00:26:29: bekommen.

00:26:30: Wunschzettel, Zeit. Was brauchen Sie? Was brauchen wir im Ruhrgebiet? Ich zähle mal ein

00:26:47: paar Dinge auf. Flächen hatten wir, brauchen Sie Fachkräfte?

00:26:51: Oh ja, auf jeden Fall. Das Ruhrgebiet hat ja zum Glück viele Fachkräfte, weil wir

00:26:57: eben so ein großer Ballungsraum sind, weil wir diese 22 Universitäten haben.

00:27:02: Da werden jedes Jahr 240.000 Studierende ausgebildet. Wir haben 150.000

00:27:07: Berufsschülerinnen und Berufsschüler. Also wir haben schon einen Pool, auf den man

00:27:11: zugreifen kann und es wird auch von außen zunehmend sichtbar. Also es kommen

00:27:15: auch Firmen zu uns, weil sie sagen, hier finde ich noch die Fachkräfte. Aber wir

00:27:19: brauchen noch mehr davon. So wie alle. Der demografische Wandel ist da, der ist in

00:27:22: vollem Gange und wir brauchen sicherlich auch Fachkräfte, die es schaffen, diesen

00:27:28: Technologiewandel mitzugehen. Also in der höher Qualifikation ist einfach

00:27:35: schaffen, dann wieder Arbeitsplätze für andere zu schaffen. Das heißt, das ist

00:27:38: schon direkt meine nächste Frage. Sie brauchen auch Gründerinnen und Gründer?

00:27:42: Wir brauchen Gründerinnen und Gründer. Fachkräfte, die mutig sind. Ja, das ist

00:27:46: alles richtig. Wir haben aber auch schon viele Gründerinnen und Gründer. Das ist

00:27:50: manchmal gar nicht so bekannt. Wir haben durch diese Hochschulen unglaublich

00:27:54: viele Ausgründungen, Akzeleratoren. Wir haben sehr, sehr viele

00:27:59: Netzwerkinitiativen, die wir jetzt neu hier brick in Essen oder der Ruhe haben,

00:28:04: sitzt auch in Essen, die einfach fürs ganze Ruhrgebiet auch Anlaufstellen sind, wo

00:28:08: sich Gründerinnen und Gründer hinwenden können. Die Städte haben alle ein

00:28:12: großes und reichhaltiges Angebot. Wir haben die Kreativquartiere auch schon seit

00:28:17: der Kulturhauptstadt, wo man für kleines Geld sich einmieten kann, anfangen kann,

00:28:21: Projekte und Ideen zu entwickeln. Es gibt viel Unterstützung aus den

00:28:24: Unternehmen. Das haben wir auch und ich glaube, da sind wir doch wieder bei der

00:28:28: Sichtbarmachung. Das können wir noch ein bisschen mehr zeigen.

00:28:31: Brick ist ein schönes Stichwort. Wenn es erstmal fertig ist, ist das das

00:28:35: umgebaute Kolosseum. Da erwarte ich mir ja auch eine Menge. Ich habe so ein paar

00:28:39: Bilder gesehen. Fantastisch, was da entsteht. Also ich bin auch gespannt.

00:28:43: Infrastruktur, erzählen Sie doch den Witz noch mal mit dem Ruri in Berlin.

00:28:47: Ist der schon mal hingelandet? Ja, natürlich.

00:28:50: Ja, das ist eine wundervolle Frage von meinem lieben ehemaligen Chef Oliver Scheid.

00:28:56: Er mal gesagt hat, woran erkennt man einen Ruri in Berlin?

00:29:00: Daran, dass er der Straßenbahn hinterherläuft, weil er glaubt, die nächste

00:29:03: fährt erst in 20 Minuten. Und das ist leider doch noch in weiten

00:29:07: Teilen traurige Wahrheit. Und zur Wahrheit gehört auch, wenn wir Metropole

00:29:11: sein wollen und nicht nur Metropole-Region, dann muss die insbesondere der

00:29:16: öffentliche Nahverkehr funktionieren und häufiger und takt häufiger fahren.

00:29:21: Weder in München noch in Berlin noch in Wien oder in anderen großen

00:29:25: Metropole müssen sie irgendwie auf die Uhr schauen, wenn sie an den Bahnhof

00:29:28: gehen und zum Hauptbahnhof wollen, weil es fährt eigentlich immer was. Sie warten

00:29:32: drei bis fünf Minuten und dann kommt schon eine Bahn und dann müssen vielleicht

00:29:35: noch einmal umsteigen, dann sind sie auch da. Da müssen wir besser werden.

00:29:38: Teamgeist, wie wir das, jemand statt der Städte, es sind 53 Städte, 53 Meinungen.

00:29:42: Ja, das Thema kenne ich ja schon von der Kulturhauptstadt. Und da hat ja auch keiner

00:29:47: gedacht, dass wir das hinbekommen, dass wir ja als Region auftreten und da haben

00:29:51: wir es hinbekommen und heute wird es als Erfolg gefeiert und das war überhaupt

00:29:54: nicht klar am Anfang, weil viele Städte erst mal abgewartet haben und

00:29:58: geguckt haben, was machen die denn da und habe ich was davon und was soll das

00:30:02: überhaupt mit der Hochkultur? Ich brauche ein neues Dach für mein

00:30:04: Schwimmbad. Also das waren auch sehr unterschiedliche natürlich auch

00:30:08: kommunale Interessen und doch irgendwann hat es geklappt in Überzeugungsarbeit

00:30:13: mit gewissen Schritten, aber auch mit so großen Auftritten, wie wir sie damals auf

00:30:17: der ITB in Berlin hatten auf der internationalen Tourismusbörse, dass die

00:30:21: Metropole sich versammelt und sich hinter ein Thema stellt. So ähnlich wie wir das

00:30:25: bei der Expo Real dann eben machen für das Immobilienthema hier im Ruhrgebiet.

00:30:30: Wir haben weitere große Netzwerkveranstaltungen ja vor der Brust, die

00:30:36: Manifesta 2026, die IGA 2027 im Ruhrgebiet. Solche gemeinsamen

00:30:43: Aktivitäten helfen uns, ein gemeinsames Bild zu entwickeln und ich glaube auch,

00:30:49: dass die Menschen, die hier leben, schon eine Ruhrgebietidentität haben, die gibt

00:30:54: so selten. Also es gibt ja meine Dwegen auch den Rhein-Main-Raum, aber da fühlt sich

00:31:01: vielleicht jemand, der im Taunus wohnt, der fühlt sich jetzt nicht gleichzeitig

00:31:07: noch als Rhein-Main-Bewohner in dieser Form, aber hier ist man auf der einen Seite

00:31:12: sehr lokal unterwegs, man ist meine Dwegen aus Borbeck, aber man ist auch Ruri.

00:31:18: Diese Identität haben wir hier schon und deswegen wird es, glaube ich, einfacher.

00:31:24: Sie müssen eigentlich immer versuchen, in dieser Menge aus Interessenslagen und aus

00:31:28: der Vielfalt aus Stakeholders nachher die Punkte zu suchen, die solche

00:31:33: Win-Win-Situationen schaffen, wo alle sagen, ja, da haben wir ja was davon. Wenn wir das

00:31:37: zusammen machen, das ist, glaube ich, ein Ansatz, den wir hier sehr stark fahren. Wir

00:31:40: suchen das, worauf sich viele einigen können und manchmal müssen wir es auch

00:31:44: suchen, damit die anderen es finden und da gewinnen wir Stärke und Kraft als

00:31:49: Ruhrgebiet.

00:31:51: Von Ihrem Büro aus, 16 Tentage, sehen wir den Handelshof.

00:32:00: Wir haben eine große Diskussion, was schreiben wir jetzt da drauf? Essen, die

00:32:03: Einkaufsstadt, kommt weg. Jetzt ist es, glaube ich, beschlossen, oder?

00:32:08: Jetzt, kurzzeitig, mindestens kurzzeitig steht da dann die Volkwangstadt

00:32:11: jetzt zum hundertsten Geburtstag. Was wäre danach am besten geeignet? Ich würde

00:32:18: Ihnen alle Buchstaben geben, die Sie brauchen. Das könnte auch ein ganzer Satz sein, wenn Sie möchten.

00:32:22: Ja, ich glaube, da muss ich die Stadt tatsächlich die Gedanken machen. Ich fand

00:32:27: spannend jetzt auch die Diskussion mit den jungen Leuten, mit Essen, diese,

00:32:31: kennen Sie sich ja nicht? Auch schön. Also wir müssen aufpassen, dass wir die

00:32:35: jungen Leute nicht verlieren, egal was wir da drauf schreiben. Das darf keine

00:32:38: reine, ich sag mal, Stadtentscheidung sein. Man muss die Bürger mitnehmen, man muss

00:32:43: die jungen Bürger auch mitnehmen, bei dem was die Stadt sein will. Ich glaube, die

00:32:46: Einkaufsstadt hat sich überlebt. Das übrigens auch Mannheim, die haben den

00:32:49: gleichen Slogan und ich schätze nochmal fünf, sechs andere Städte in Deutschland

00:32:52: auch. Ja, schon ganz lange. Meine Söhne sind in Mannheim geboren und das fand ich

00:32:57: sehr lustig, als wir aus Mannheim hierher kamen und ich kam von der einen

00:33:00: Einkaufsstadt in die Anderen. Shoppingtour, wie man sagen würde. Von daher, glaube ich, schon,

00:33:07: dass es Essen gut tut, aber auch ein Slogan oder ein Claim ist immer nur

00:33:12: eine Beschreibung dessen, was eine Stadt sein will. Sie könnte sich auch die

00:33:17: Kulturstadt nennen oder die Stadt der Weltkultur, weil wir haben hier ja auch

00:33:22: unglaublich viele Nationen. Aber ich denke einfach, wir müssen die Leute mitnehmen.

00:33:27: Sie hatten ja eigentlich einen Naturtalent hier zu Gast. Der Generalkonsult

00:33:31: Polens, der soll gesagt haben, die Metropole Ruhr ist die wirtschaftliche

00:33:36: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Deutschlands. Das hat er auch gesagt. Wir haben

00:33:41: ihm das nicht vorgesagt. Wie viel Slogan ist das? Wie viel Wahrheit zum Abschluss?

00:33:45: Ich glaube, dass das aus Sicht gerade von internationalen Besuchern oder auch

00:33:53: nationalen Besuchern ganz viel Wahrheit enthält. Also ich glaube, wir glauben es

00:33:56: manchmal nicht. Ja, das ist glaube ich ein großes Problem. Also das ist so ein Thema, wir

00:33:59: haben, wenn ich das kurz noch ausführen darf, schon bei der Kulturabstatt

00:34:03: damals untersucht, Identität und Image. Was glauben die Menschen, die hier leben?

00:34:06: Was halten die vom Ruhrgebiet und was halten Menschen von außerhalb vom

00:34:09: Ruhrgebiet? Und das war sehr spannend, weil die Menschen, die hier leben, sind zu

00:34:13: einem über 50 Prozent auch hier geboren. Das gibt es auch kaum in anderen

00:34:17: Metropolen, dass so viele Menschen da in einer Metropole-Region auch geboren

00:34:21: sind. Die haben alle gesagt, ja, wir finden es sehr schön hier, es ist grün hier, man

00:34:25: kann hier gute Arbeit finden. Wir leben gerne hier, aber wir glauben nicht, dass hier

00:34:29: irgendjemand anders leben will. Und die Menschen von außerhalb haben gesagt, ja,

00:34:34: ja, die hatten das mit Kohle und Stahl, aber die machen doch so viel Wandel. Da

00:34:37: passiert doch total viel spannendes. Das ist eine Region, die haben wir im Auge.

00:34:40: Die wollen uns auch mal angucken. Also ich glaube, selbst und Fremdbild, wir dürfen

00:34:46: ein bisschen selbstbewusster sein. Das Geräusch zum Abschluss, wie fanden Sie

00:34:49: das Gespräch? Professor Dr. Julia Frone, Dankeschön für Ihre Zeit. Ich danke Ihnen auch.

00:34:55: Ja, 40 Minuten mit Julia Frone und nicht einmal das Schwerpunktthema Wasserstoff

00:35:01: angesprochen. Business.ruhr. Da gibt es mehr Wasserstoff. Ist ja auch, wenn es

00:35:06: funktioniert, ein sehr aktuelles, wichtiges Thema. Danke auch für Ihre Zeit.

00:35:10: Kommentieren Sie gerne die Folge, vergeben Sie Sternchen, abonnieren Sie uns, dann

00:35:14: klopft die kommende Folge automatisch bei Ihnen an im April und die kann in

00:35:20: diesen Zeiten gut für die Seele sein. Alles Liebe Ihnen, bleiben Sie optimistisch,

00:35:25: wo, wenn, nicht hier, in unserer schönen Stadt. Das war Zuhause in Essen, ein Podcast

00:35:34: der Sparkasser Essen. Die neue Folge, jeden zweiten Dienstag im Monat.

00:35:41: [Musik]

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