Folge 16 - Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Shownotes

Die Weihnachtsfolge 2021 - natürlich sprechen wir auch heute über unsere schöne Stadt Essen. Und weiterhin nicht darüber, wie schön es mal war, sondern wie spannend es heute ist - und was sich in Zukunft noch bewegen wird. Und trotzdem wird es etwas besinnlicher, wenn ein Podcast der Sparkasse Essen direkt im Bischofshaus entsteht - und dann noch in der Vorweihnachtszeit. Mit Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck lässt sich wunderbar über das Heute sprechen - über Corona, die Bundeswehr, die Rolle der Frau in der Kirche und seine Einstellung zur Homosexualität, über die Stadt Essen, größte Herausforderungen und schönste Orte. Aber eben auch über das Morgen. Denn für die Kirche gab es in 2000 Jahren schon viele Morgen - genauso wie in 700 Jahren Familientradition der Overbecks. Wie wird sich Kirche verändern, worin besteht die Gefahr und worin die große Hoffnung zum 12. Amtsjubiläum? Dazu: Eine Tasse Ingwertee mit Zitrone und Bischof Overbecks persönlicher Musikwunsch. Was mag das wohl sein?

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00:00:00: Ich glaube, dass ich die Form der Entwicklung der Warnemutter Geschlechter weder zu Beginn

00:00:08: meiner Studie noch, dass ich das vor 20 oder 15 Jahren so gesehen hätte wie heute.

00:00:13: Das hat sich sicherlich sehr verändert.

00:00:15: Dazu gehört auch meine Einstellung zur Homosexualität.

00:00:18: Aber auch zu groß und mich sehr bewegenden Frage, wie gelingt eigentlich Partnerschaft

00:00:23: und Ehe?

00:00:24: Das habe ich lange eher klassisch gedacht.

00:00:26: Das funktioniert gar nicht mehr.

00:00:27: Aufregung ist eine Form des Umgangs mit der Zukunft.

00:00:33: Ganz konkret, dass die Pandemie irgendwann ein Ende findet.

00:00:36: Dass wir immer mehr lernen, in unserer Endlichkeit einzustimmen und dass wir trotzdem den Mut

00:00:42: beweisen, wie viele es gesagt haben, für morgen noch den nächsten Apfelbaum zu pflanzen.

00:00:47: Zu Hause in Essen.

00:00:50: Ein Podcast der Sparkasse Essen.

00:00:53: Mit Tobias Häusler.

00:00:55: Nominiert für den Tacken 2021.

00:01:02: Es ist vorweihnachtlich bis weihnachtlich geworden in unserer schönen Stadt.

00:01:06: Willkommen zur Weihnachtsfolge.

00:01:08: Und natürlich sprechen wir auch heute über Essen.

00:01:10: Nicht, wie gut es allen mal ging, sondern wie viel besser es noch wird.

00:01:14: Mit den Menschen, die das auch gestalten.

00:01:16: Aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur.

00:01:18: Und erstmals eben auch der Kirche.

00:01:20: Der katholischen in diesem Fall.

00:01:22: Er bekommt eine Menge Podcast-Anfragen, sagt er aber meist, sagt er ab.

00:01:26: Passt irgendwie nicht.

00:01:27: Und diesmal passte eben alles.

00:01:29: Und das in der Vorweihnachtszeit und ausgerechnet bei uns, also große Freude, große Ehre.

00:01:33: Er ist der Bischof von Essen.

00:01:36: Dr.

00:01:37: Franz Josef Overbeck.

00:01:38: Ruhrbischof.

00:01:39: Nannten sich die Oberhürten des Bistums Essen schon immer.

00:01:42: Das ist aber eher Umgangssprach.

00:01:44: Also Ruhrbischof oder auch Ruhrbistum.

00:01:46: Er ist der Bischof von Essen.

00:01:47: Wir waren im Bischofs Haus.

00:01:49: Das kennen Sie.

00:01:50: Er ist direkt zwischen Lichtburg und Dom.

00:01:52: Der Weg führt er über den Weihnachtsmarkt.

00:01:55: Auf mich wirkt er in diesem Jahr wie zum Trotz aufgebaut.

00:01:58: Als wollten sich die Boden der Pandemie da in den Weg stellen mit verzweifelter Tapferkeit.

00:02:03: Was denken Sie?

00:02:05: Ich glaube, es ist eher etwas doppeltem geschuldet auf der einen Seite der Notwendigkeit sozialer

00:02:12: Kontakte zwischen Menschen, die jetzt schon sehr lange, immerhin schon bald 21 Monate durch

00:02:17: die Corona-Pandemie eingeschränkt leben müssen.

00:02:19: Und immer auch froh sind, wenn sie nicht zu Hause sein brauchen.

00:02:23: Und das Zweite ist, auch die wirtschaftliche Seite darf nicht vergessen werden, sowohl

00:02:29: für die Essener Innenstadt, die an dieser Stelle schon ihre großen Herausforderung zu

00:02:32: bestehen hat.

00:02:33: Und auf der anderen Seite mit all den Budenbesitzern und denen, die sich dann da geschäftlich

00:02:39: hervortun, Menschen haben, die einfach wirtschaftlich überleben müssen.

00:02:44: Und von der auch das eine Notwendigkeit.

00:02:46: Sie haben es auch gesehen, an dem seit fast Jahrzehnten von meinem Haus stehenden Riesenrad,

00:02:52: das immer wieder aufgebaut wird und uns von Ende Oktober bis nach dem 6.

00:02:57: Januar Tag für Tag Musik beschert und wie ich immer sage, einen säkularen Adventskranz

00:03:03: erleuchtet.

00:03:04: Da höre ich große Freude raus.

00:03:07: Ja, das ist mein Alltag.

00:03:09: Wie geht es Ihnen denn jetzt in diesem besonderen Alltag?

00:03:12: Es ist eine Zeit, die mich einerseits sehr nachdenklich macht, gerade angesichts der

00:03:16: vielen Diskussionen, die wir momentan um das Impfen haben.

00:03:21: Das heißt um die Frage, wie es um die Freiheit der Menschen an sich bestellt, aber auch um

00:03:25: ihre Notwendigkeit sich sozial zu verhalten.

00:03:28: Das heißt, in diesem Sinne auch Gerechtigkeit zu üben.

00:03:32: Wie nah können Sie den Menschen denn gerade sein?

00:03:35: Durch die vielen Kontakte, die ich immer wieder habe, ergibt sich das mit ganz vielen

00:03:39: Menschen gerade wegen der Gottesdienste und der anderen alltäglichen Zusammenkünfte,

00:03:43: die meinen Alltag prägen.

00:03:45: Und auf der anderen Seite gibt es ganz viel Internet, ganz viel Digitales, ganz viel Post

00:03:49: und von daher gesehen auch immer wieder die Notwendigkeit scheinbar, den Bischof sowohl

00:03:54: kritisch anzufragen, aber auch um seine Meinung zu bitten.

00:03:57: Welche Aufgabe können Sie denn gerade nicht erfüllen, wo Sie ganz klar sagen, das wäre

00:04:02: elementarer Bestandteil meiner Aufgabe?

00:04:05: Also was nehmen Sie dem Virus wirklich übel?

00:04:07: Ich nehme dem Virus gar nichts übel, sondern da ist ja keine Person ist, sondern eine

00:04:13: andere naturwissenschaftliche Wirklichkeit ist es die Herausforderung mit einer Seuche,

00:04:19: das Leben zu bestehen, von dem wir in vielen Generationen wussten, das gehört zum Leben.

00:04:24: Aber jetzt seit mehreren Jahrzehnten eine solche intensive Zeit nicht mehr erfahren haben.

00:04:30: Sie haben technische Antworten schon gefunden und angesprochen, dass Digitale, ihr hochsympathischer

00:04:36: Cityseelsorger Bernd Wohlhahn, da spricht den Reisesägen bei YouTube, habe ich gesehen,

00:04:42: es gibt den Dom zum Ausmalen für gelangweite Kinder, es gibt Hintergründe für Videokonferenzen,

00:04:48: den Dom, nutzen Sie sowas auch?

00:04:50: Ja, aber in der Regel, heute ist es ja wichtig authentisch zu sein, habe ich schon in all

00:04:57: den vielen Videokonferenzen der letzten Gut 18, 22 Monate immer den Hintergrund meines

00:05:05: Dienstzimmers offen gemacht, damit alle wissen, wo der Bischof lebt, sitzt und arbeitet und

00:05:09: das bin ich.

00:05:10: Ja, an dem Büro sind wir gerade vorbei gegangen, wenn es das ist, dann müssen Sie die Kamera

00:05:14: ja nur leicht drehen und hätten dem Dom auch im Originale mitgemacht.

00:05:16: Genau, wenn man Sie mich oft von der anderen Seite her filmte, wäre das der Fall, so sieht

00:05:20: man in der Regel ein ganz altes Kreuz meiner bestfälligen Heimat.

00:05:24: Veränderung ist nicht das, was ich unter den ersten fünf Begriffen nennen würde, die mir

00:05:36: einfallen zur katholischen Kirche.

00:05:38: Was ist Veränderung, was ist Bewegung für Sie?

00:05:41: Ist das ein Wort, das in Ihren ersten Mal Widerstand auslöst?

00:05:45: Veränderung gehört zu den Dynamiken eines jeden normalen Lebens und von daher gesehen

00:05:51: ist die katholische Kirche in ihrer Langlebigkeit der lebendigste Beweis für Veränderung.

00:05:56: Sonst gäbe es uns nicht mehr und es gibt uns schon seit 2000 Jahren länger als fast

00:06:01: jede andere Institution auf dieser Erde.

00:06:04: Veränderung steht dafür, dass Identität nicht etwas Festes ist und viele Menschen hoffen

00:06:10: sich jedenfalls ab einem gewissen Lebensalter eine gewisse Festigkeit, die ihnen Sicherheit

00:06:16: bietet.

00:06:17: Sofern ist was eigentlich zur Identität gehört Veränderung dann in diesem Sinne eine Bedrohung.

00:06:24: Sie sprechen von Menschen, sprechen Sie auch von Ihrer Institution?

00:06:27: Die Kirche ist eine Institution von Menschen und von daher gesehen durch die dabei, durch

00:06:34: die 2000 Jahre entwickelten Formen zu einer solchen Beständigkeit herangewachsen, von

00:06:41: der eigentlich das Wesentliche sich sehr einfach sagen lässt und vieles andere sehr geschichtlich

00:06:47: bedingt bleibt.

00:06:48: Die Menschen stellen immerhin noch Fragen.

00:06:51: Sie fragen nach dem Umgang mit Missbrauchsfällen, sie fragen nach größerer Verantwortung von

00:06:56: Frauen in Ämtern, nach ihrer Position homosexuellen gegenüber.

00:07:00: Ich habe darüber nachgedacht, diese Fragen dokumentieren ja immerhin die Kirche und

00:07:06: ihre Position ist ihnen wichtig.

00:07:07: Also selbst wenn sie enttäuscht sind, stellen sie eben diese Fragen.

00:07:11: Ist das Schlimmste was ihnen passieren kann, dass keiner mehr fragt, dass sie irrelevant

00:07:14: werden?

00:07:15: Ich habe meinen großer Einwurf im Blick auf das viele was ich zu tun habe, dass mir nicht

00:07:23: wenige sagen sei froh, so bist du als Kirche gefragt und das heißt ja du hast eine Stimme,

00:07:28: die Menschen hören wollen und selbst wenn sie eine andere Meinung dazu entwickeln, sie

00:07:33: jedenfalls Resonanz und Nachratigkeit erzeugt.

00:07:35: Also Nattemotto, wer enttäuscht ist, der lebt immerhin noch?

00:07:39: In der Tat.

00:07:40: Wie sehen denn Ihre Antworten aus?

00:07:42: Das ist ja unterschiedlich, je nachdem mit wem ich unter welchen Perspektiven zu tun

00:07:47: habe und unter dieser Rücksicht auch gerade was Veränderungsprozesse angeht auf dem Weg

00:07:53: bin.

00:07:54: Also bis zum Essen können Sie sehen, dass das, ich bin jetzt ein paar Tagen zwölf Jahre

00:07:58: Bischof von Essen, ein großes Thema gewesen ist in den letzten zwölf Jahren und auch bleiben

00:08:03: wird.

00:08:04: Das hängt an äußeren wie inneren Faktoren, die es notwendig machen, dass wir den inneren

00:08:10: Kern von Kirche bewusst lebend wissen, wir müssen uns vollkommen neu inkulturieren und

00:08:17: dass auch in einer neuen Kultur persönlich wie auch öffentlich zeigen.

00:08:22: Von daher gesehen gehört dieses Wort zum normalen Altersvokabolat des Lebens der Kirche

00:08:29: von Essen.

00:08:30: Ich bin unter anderem ja auch katholischer Militärbischof und das heißt immer mit ganz

00:08:34: vielen Menschen sehr unterschiedlich ja Kultur zusammen und vor allen Dingen mindestens

00:08:40: die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten werden ganz bald oder sind es, genau kenne ich die

00:08:45: Zahl jetzt gerade nicht mehr getauft.

00:08:48: Das heißt für unsere Kultur in der Regel auch nicht mehr religiös gebunden oder religiös

00:08:52: so gebunden, dass es nicht öffentlich wird.

00:08:54: Das heißt, wir müssen sich immer wieder den sowohl vernunftmäßigen Fragen an den Glauben

00:09:00: stellen, wir aber auch den Fragen der vielen, die aus Interesse mit mir ins Gespräch kommen,

00:09:05: aber für die, weil ich jetzt biblisch gesprochen, der Glaub und die Religion ein Buch mit sieben

00:09:11: Segeln lendet, das noch nicht geöffnet wurde.

00:09:14: Und dass man auch von außen schwer erfragen kann, ich habe den Eindruck, Sie gehen einen

00:09:19: neuen Weg, Sie gegenfragen.

00:09:21: Sie fragen jetzt proaktiv, was soll denn Kirche sein?

00:09:25: Es ist sehr deutlich, wenn Sie ihn vereinen und gemeinten sind, dass viele Kirche brauchen

00:09:30: als eine soziale Heimat.

00:09:32: Und das frage ich auch viele, wie erleben Sie die und wie können Sie sich vorstellen,

00:09:37: sie zu leben?

00:09:38: Und in den heutigen Bedingungen sind die unterschiedlichen Antworten natürlich nicht einfach versöhnbar

00:09:43: zu machen.

00:09:44: Das machen älteren und alter Generationen anders ab, sich auf diese Frage einzulassen

00:09:50: als ganz junge.

00:09:51: Das machen Menschen mit einer großen Kirchen näher aufgrund ihres Lebens an anderen Bildern

00:09:56: deutlich als Menschen, die vielleicht nur Passagier und Peripher mit der Kirche in Kontakt stehen.

00:10:01: Welche Bedürfnisse, wenn Sie die Menschen fragen, Stichwort Synodaler Weg oder auch

00:10:05: Zukunftsbilder, Ihr eigenes Projekt, was erreicht Sie denn?

00:10:09: Wo können Sie vielleicht doch nochmal konkrete auf die Bedürfnisse der Menschen der Gemeinde

00:10:13: hier in Essen eingehen?

00:10:14: Das ist auf der einen Seite die sehr konkrete Frage, wie leben wir in den Vereinen und

00:10:19: Gemeinden und in den Orten zusammen, in denen wir sichtbar Christen sind.

00:10:24: Das wird auf Dauer nochmal eine neue Frage an die Kultur des Gottesdienstes sein, weil

00:10:29: wir nicht nur durch die Corona-Pandemie schon lange sehen, dass sich die Teilnahme an

00:10:34: den Gottesdiensten extrem verschiebt, und zwar jünger die Generationen umso weniger.

00:10:39: Was aber jetzt kein Naturgesetz ist und von daher gesehen ist das eines der großen Herausforderungen.

00:10:45: Die zweite Herausforderung wird daran bestehen, Beteiligung zu ermöglichen.

00:10:49: Eine der wichtigen Fragen, die wir nicht nur politisch haben, sondern auch die Gesellschafts-Theoretisch

00:10:53: von Bedeutung sind somit auch für uns als Kirche.

00:10:56: Ich erlebe hier in Essen eine Ortskirche, die ganz offen ist für unendlich viele Strömungen.

00:11:05: Das hängt an unserer Geschichte.

00:11:07: Hier in dieser Stadt leben wir ja mit über 600.000 Menschen zusammen, sehr unterschiedlich

00:11:11: an eine Herkunft mittlerweile.

00:11:14: Der Katholizismus war mal sehr geprägt, sowohl von der Arbeit des Bergbaus und des Stahls

00:11:19: und auf der anderen Seite von sehr vielen katholischen Bergleuten und Stahlarbeitern.

00:11:24: Etwas thematisch ausgedrückt.

00:11:26: Alles andere kam hinzu.

00:11:28: Das ist weggefallen, faktisch.

00:11:30: Und seit 2018 seit der letzten Verfachernenschicht des Bergbaus auch nicht wiederherzustellen.

00:11:36: Und somit verschiebt sich die Basis des Katholizismus.

00:11:42: Es gibt ja zum Runterladen auch den Dom zum Ausmalen.

00:11:45: Eigentlich für Kinder gedacht dabei eigentlich ist auch ein schönes Symbol, dass ich meine

00:11:48: eigenen Farben nehmen kann.

00:11:50: Sie geben die Linien vor und ich male selbst.

00:11:53: Ja, das ist ein schönes Bild für das Amt in der Kirche.

00:11:55: Das gibt die Linien vor und jeder malt sein Bild.

00:11:58: Wichtig ist nur, dass man mit wohlwollenden Augen die anderen Bilder betrachtet und sie

00:12:03: nicht explodierend wertet.

00:12:05: Also insofern können ihre Kinder gerne malen, ob groß oder klein kann das jeder tun.

00:12:11: Nur nicht über die Ränder.

00:12:13: Das geht auch.

00:12:15: Man muss ja gucken, als wir schon hin und wieder, bin ich das auch gefragt, wie weit

00:12:19: davon über die Ränder gehen.

00:12:21: Das ist eine Frage der Freiheit.

00:12:23: Und gleichzeitig aber auch eine Frage der Verantwortung im Leben mit viel.

00:12:26: Es ist hier nicht so, als würde alles progressiv moderner vorne gehen und die Kirche sei irgendwie

00:12:46: stehen geblieben.

00:12:47: Und wir haben es ja hier, Sie haben es gesagt, das beste Beispiel, die Transformation im

00:12:50: Rohgebiet, erst viel die Kohle weg.

00:12:52: Und jetzt habe ich fast schon das Gefühl, was es nochmal schwieriger macht mit der Identität.

00:12:57: Kommt so ein neues Narrativ dazu, ihr habt mit der Kohle den Planeten kaputt gemacht.

00:13:02: Das heißt, das was wirklich, wo wir noch gesagt haben, gut die Kohle ist weg, wir müssen uns

00:13:05: umstellen, aber immerhin haben wir Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut.

00:13:08: Kommt jetzt so dieses umweltsünder Ding, erleben Sie diese Spaltung hier auch, dass es richtige

00:13:14: Identitätsprobleme und auch Generationsprobleme gibt?

00:13:17: Nein, deswegen nicht.

00:13:18: Aber es gibt die großen Herausforderungen der sozialekologischen Frage.

00:13:22: Und die hat natürlich auch mit der Geschichte zu tun.

00:13:26: Aber die meisten Menschen schauen so, nämlich sie war nicht nur im Rohgebiet auch darüber

00:13:31: hinaus, in diesem Punkt eher nach vorne.

00:13:33: Und wissen, dass natürlich die fossilen Brennstoffe eine hohe Belastung hinterlassen haben, gerade

00:13:40: auch was das ökologische Gleichgewicht im positiven Sinne angeht, die unbedingt zu

00:13:44: bearbeiten ist.

00:13:45: Bei Wikipedia könnte man Essen gut so beschreiben.

00:13:48: Kohle weg und wir versuchen jetzt diese Transformation hin zu einer Wissenstadt, zu einer Gründerstatt

00:13:53: auf der anderen Seite aufzubauen.

00:13:55: Aber es gibt ja zwischen diesen beiden Türmen im Grunde keinen Wechsel.

00:13:59: Sie machen aus einem 60-, 65-Jährigen, sagen wir mal 60 oder end 50-Jährigen Bergmann

00:14:04: keinen Latte Macchiato trinkenden Hipster, der im Co-Working-Space jetzt neu gründet.

00:14:09: Wie schaffen wir es, die Menschen mitzunehmen hier in unserer Stadt?

00:14:12: Es ist eine bunte Mischung von sehr wachen Menschen, die immer schon gewohnt sind mit

00:14:18: Transformationsprozessen zu leben.

00:14:20: In Ordnung, aber hier kriegen ja manche Menschen wirklich gesagt, wir brauchen euch nicht mehr.

00:14:24: Das finden sie in jeder Stadt, in Deutschland und in der Welt.

00:14:28: Und hier ist das eine soziale Verantwortung dafür zu sorgen, dass sie ordentlich leben können,

00:14:33: dass sie die entsprechenden Unterstützung bekommen.

00:14:35: Aber natürlich auch herausgefordert sind sich, was die Arbeitsprozesse angeht, auf eine neue

00:14:42: Welt einzustellen.

00:14:43: Da merke ich allerdings schon, der Kohleausstieg ist ja nicht von jetzt auf gleich geschehen,

00:14:48: sondern hat viele Jahrzehnte gedauert.

00:14:51: Eigentlich hat er angefangen mit der Gründung unseres Bistums.

00:14:54: Die ersten 20 Kohlezeichen sind in dem Jahr geschlossen worden, als unser Bistum gegründet

00:15:00: wurde, nämlich 1958.

00:15:02: Das vergessen viele.

00:15:03: Und von daher gesehen ist das, glaube ich, eine perspektivische Frage.

00:15:08: Die politisch natürlich im Blick auf Arbeitsplätze, im Blick auf genügend Formen von verlässlicher

00:15:15: Mobilität und so weiter geklärt werden muss, bei der wir als Kirche dafür sorgen können,

00:15:21: dass die Menschen sozial beheimatet bleiben, dass diejenigen, die wirklich durch das Raster

00:15:27: der Versorgung hindurchfallen, dann wenigstens bei uns und bei anderen, die Hilfe leisten

00:15:32: können, ein Zuhause finden.

00:15:34: Und dass man das sogenannte Narrativ, wie wir heute euch sagen, immer nach vorne bringt,

00:15:40: dass man wissen muss, wir stehen auf dem Rücken von Generationen, die viel geleistet

00:15:45: haben.

00:15:46: Und gleichzeitig ist das keine Einladung, sich auszuruhen.

00:15:48: Und von daher gesehen gehört beides zusammen.

00:15:51: Und das ist, glaube ich, das Herausforderungsvolle des Ruhrgebiets momentan, das zu tun.

00:15:57: Ist es auch das, was Sie an Essen so mögen?

00:16:00: Unter anderem, weil ich natürlich viele, viele Menschen kenne, die aus diesen Traditionen

00:16:06: kommen und die es wirklich schwer haben.

00:16:08: Übrigens manche auch ökonomisch richtig schwer sich nach vorne zu entwickeln und ihr Alter

00:16:13: mitwürde zu bestehen.

00:16:14: Aber ich kenne eben auch ganz viele, die auf der verschiedenen Rücksicht sehr kreativ

00:16:19: sind.

00:16:20: Ich kenne auch ein paar von ihnen genannten Hipster, aber das ist irgendwie auch alles

00:16:25: in einem hier sehr träglichen Maße präsent.

00:16:27: Das ist übrigens auch gesund, so weil normal.

00:16:30: Sollte man übrigens immer nicht vergessen, wenn man solche Dinge nach vorne schiebt.

00:16:34: Die meisten Menschen nämlich 90 Prozent müssen unter anderen Bedingungen leben.

00:16:38: Sie merken schon, ich möchte gerne über die Stadt sprechen.

00:16:40: Immer wenn ich über die Stadt mit Ihnen sprechen möchte, sprechen Sie sofort über

00:16:43: die Menschen.

00:16:44: Lassen Sie uns mal ein bisschen über Orte sprechen.

00:16:46: Haben Sie einen Lieblingsort?

00:16:47: Das ist doch gut für einen Bischof, wenn man über Menschen spricht.

00:16:50: Dafür ist er ja da.

00:16:51: Haben Sie Orte?

00:16:52: Das ist jetzt meine Frage.

00:16:54: Ja, ich gehe gerne joggen.

00:16:55: Und von daher mag ich so einige Orte, wenn ich über den Ball in der See laufe oder so,

00:17:02: von denen ich sagen kann, da kann ich gut aufatmen und durchatmen.

00:17:06: Wenn ich das Ruhrgebiet nehme, gehe gerne auf die einen oder andere Halde und gehe da laufen.

00:17:11: Das ist ein wunderbarer Blick.

00:17:13: So wie heute der Nebel entweicht, die Sonne kommt, dann hat das Ganze auch einen hohen

00:17:18: Charme.

00:17:19: Das sehr gilt auch für die Ruhr.

00:17:21: Es gibt einige schöne Baudenkmäler.

00:17:23: Und bei manchem denke ich, ich muss wieder auf die Menschen zu sprechen kommen.

00:17:27: Wenn ich die Wohnsituation in unseren Städten sehe, dann hoffe ich immer nur, dass die Menschen irgendwie gut leben können.

00:17:34: Und joggen sie allein?

00:17:35: In der Regel ja, weil das, das hängt mit meinen Zeiten zusammen, die ich das tun kann, nämlich morgens früh.

00:17:41: Ach so, und dann war es schon auch unerkannt, wie der Dunkelhäuter.

00:17:43: Dann genau, das ist immer das Beste.

00:17:45: Von daher ja.

00:17:47: [Musik]

00:17:55: Was vielleicht viele nicht wissen, die gesamte deutsche Bundeswehr hat einen Militärbeschuf, einen einzigen.

00:18:01: Und das sind sie und das auch schon seit genau zehn Jahren.

00:18:04: Wir haben zumindest meinen Eindruck in diesem Jahr zum ersten Mal so intensiv wie lange nicht mehr über die Bundeswehr gesprochen.

00:18:10: Wir hatten die Flut, die Rettung am Flughafen Kabul.

00:18:14: Jetzt soll ein General die Impfkampagne mitbeflügeln.

00:18:17: Dann Zapfenstreich der Bundeskanzlerin.

00:18:19: Haben Sie den Eindruck, dass wir eine langsam erhöhte Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten haben?

00:18:26: Lange fühlten die sich mindestens wenig beachtet.

00:18:30: Das jetzt bald zu Ende gehen, der Jahr 2021 ist ein guter Spiegel für die sich verändernden Herausforderungen,

00:18:37: die den Soldaten und Soldaten gegenüberstehen.

00:18:41: Waren es lange Jahre vor allen Dingen jetzt in den letzten Jahrzehnten die Auslandseinsätze.

00:18:46: So verändert sich das jetzt aufgrund der neuen geopolitischen Sicherheitslage.

00:18:51: Und hat auch wiederum folgen für einen Einsatz von Soldatinnen und Soldaten,

00:18:57: der im Inland immer nur dann wahrgenommen wird, wenn es um Katastrophen geht, die zu bewältigen sind.

00:19:04: Wobei wir ja gern so tun, als bräuchten wir keine Armee.

00:19:07: Oder auch zum Teil sogar, als hätten wir gar keine.

00:19:09: Die fühlten sich ja häufig auch genau in diesen Auslandseinsatzorten sehr im Stich gelassen.

00:19:14: Solange es eine Einsatzpflicht gab, zumindest für den Wehrdienst für ein paar Monate,

00:19:20: war die Bundeswehr noch etwas präsenter.

00:19:23: Das wird immer weniger dadurch, dass es jetzt nicht der Fall ist.

00:19:27: Und nicht mehr der Fall ist, hat über 10 Jahre.

00:19:30: Und das kann man auch merken und verlangt eine andere Form der Aufmerksamkeit.

00:19:34: Dann geht es der Seele, wenn ich es rausgehöre, der Seele der Soldatinnen und Soldaten.

00:19:38: Dafür sind sie ja auch mitverantwortlich besser, also auch besser durch Präsenz in der Öffentlichkeit.

00:19:42: Es ist eine riesen Chance, die Sie wahrnehmen.

00:19:45: Und auch wahrnehmen sollen.

00:19:46: Ich darf zu einem Jubiläum gratulieren.

00:19:53: Ich habe nachgerechnet 700 Jahre Overwächs.

00:19:56: Das ist in der Tat so.

00:19:58: Also frisch gefeiert im Jahr 2020.

00:20:00: Ich liebe ja Jubiläen.

00:20:02: Also 700 Jahre ist es hier.

00:20:03: Da wurde Ihre Familie zum ersten Mal urkundlich erwähnt als Landwirte in Marl.

00:20:10: Ja, ja.

00:20:12: Ich gehöre also im Blick auf die deutsche Bevölkerung zu den Beständigen.

00:20:15: Also den Seshaften.

00:20:18: Und zu denen, die von daher gesehen schon von ihrer Herkunft einen Sinn für Traditionen haben.

00:20:24: Aber auch wissen, um sich zu bewahren, muss man sich ständig verändern.

00:20:27: Sonst gäbe es uns ja nicht mehr nach 700 Jahren.

00:20:30: Und von der erlähnten mich das immer schmunzelt als ein schön hinweislich,

00:20:33: mein Bischofsdienst als katholischer Bischof ausüben kann.

00:20:36: Ich schätze die Tradition und ich achte die Veränderung.

00:20:39: Sie sollen mit 17 gesagt haben, ich mache jetzt noch mein Abitur, Geschwister-Scholl-Gymnasium.

00:20:45: Und dann studiere ich Theologie.

00:20:47: Und da interessierte sie nicht nur die Theologie, sondern die Theologie als Weg hin zu einer Erkenntnis über Gesellschaft, über Soziales.

00:20:56: Mit 17?

00:20:57: Ja, ich war immer schon an vielen Dingen sehr interessiert.

00:21:01: Und da habe ich dann gefragt, gibt es denn einen Beruf, der das alles abdeckt?

00:21:05: Und im Verbund mit meiner religiösen Ader und auch der Frage meiner Kirchenbindung

00:21:12: kam durchaus das priesterliche damals ewigenszeiten in Betracht.

00:21:19: Und es hat sich, wie Sie jetzt sehen, als eine richtige Wahl herausgestellt.

00:21:22: Das müssen Sie mir sagen, das kann ich nicht sehen.

00:21:24: Doch, das können Sie sehen, das säße ich ja hier nicht.

00:21:26: Und klachen noch.

00:21:31: Ja, natürlich sehr sogar.

00:21:32: Humor gehört zum Leben, bei mir ist recht.

00:21:35: Es ist eine Form der Distanzierung, die große Nähe darstellt.

00:21:38: Und von daher gesehen hat sich das einfach ergeben.

00:21:43: Und ich halte den Glauben und auch die Seelsorge für ein menschliches, aber auch für ein intellektuelles Abenteuer.

00:21:51: Und von daher hat sich von Anfark an für mich immer die Frage gestellt, wie kann das zusammengehen?

00:21:56: Und von der glaube ich auch, dass wir eine Stimme für die Wirklichkeit jenseits nur des Religiösen haben.

00:22:02: Und die versuche ich ja auch, dann zu artikulieren.

00:22:05: Und eines der Felder, wo das jetzt gerade besonders gut geht, ist das soziale.

00:22:10: Wir haben Ihre Eltern reagiert, als sie sich über dieses Leben entschieden haben.

00:22:13: Also damit auch gegen eine Familie, gegen Enkel.

00:22:17: Meine Mutter war sehr strikt und war skeptisch.

00:22:21: Mein Vater hat es immer unterstützt.

00:22:23: Und mittlerweile ist ja viel Zeit, seitdem ins Land gegangen haben sie alle gesehen,

00:22:29: dass ich wohl in meine richtige Lebenswahl getroffen habe.

00:22:32: Das ist gut.

00:22:33: Soweit es an mir liegt.

00:22:34: Das heißt, Ihre Eltern haben auch mitbekommen, welche Aufgaben sie eben schön Münster hatten,

00:22:39: wie oft sie mit Kraninal Ratzinger, mit Papst Benedikt zu tun hatten.

00:22:42: Und da merken sie dann schon, okay, das war sein Weg.

00:22:45: Ja, aber das hat sie natürlich bewegt und beschäftigt, wie meine Familie und Freunde auch.

00:22:51: Aber sie wissen, dass das nicht so bedeutend ist.

00:22:53: Und bedeutsam ist das Leben im Alltag mit den Menschen.

00:22:56: Ja, da sind sie wieder.

00:22:57: Ja, da sind sie.

00:22:58: Da gehöre ich auch hin.

00:22:59: Sie leiten jetzt hier ein Wistum, das ja damals sehr weiblich geführt wurde.

00:23:13: Die starken Äbtistenen im Frauenstift haben ja hier fast 1000 Jahre lang alles geprägt.

00:23:19: Ist es so viel in Bewegung gerade? Welche Rolle kann, welche Rolle sollte die Frau in

00:23:24: der Kirche spielen?

00:23:25: Es gibt einen sehr alten Priester unseres Bistums, der schon über 100 Jahre alt ist und der mir

00:23:30: immer sagt, Herr Bischoff, die Frage mit den Frauen wird sie ein Leben lang beschäftigen.

00:23:35: Und dann sage ich uns in der Appellat, das ist jeden Tag der Fall, im vielfachen Sinne.

00:23:41: Das gehört also an der großen kulturellen Herausforderung, die wir in dieser Form, in

00:23:46: der gesamten Tradition, nicht nur der Kirche, auch der gesamten Gesellschaft noch nicht

00:23:51: hatten.

00:23:52: Und mittlerweile aufgrund natürlich, der dann mit einhergehen in Entwicklung der Frage

00:23:57: von Freiheit und Gleichheit und Gerechtigkeit dazu geführt haben, dass in fast allen gesellschaftlichen

00:24:04: Formationen Geschlechtergerechtigkeit nicht mehr in Frage gestellt wird.

00:24:08: Das ist eben aufgrund der katholischen Tradition gerade im Blick auf das Amt natürlich eine

00:24:14: große Frage.

00:24:15: Nicht im Blick auf die normale Zusammenarbeit mit vielen Menschen aller Art, in Gemeinde

00:24:21: oder sonst, wo wir Kirche sind.

00:24:24: Und diese kulturelle Herausforderung bleibt uns.

00:24:28: Da gehören wir eher in Deutschland ja schon zu den mutig nach vorne gehenden, wenn man

00:24:33: bedenkt, dass ich zum Beispiel jetzt aufgrund des Priestermangels, wir haben nicht mehr

00:24:37: genügend Priester, in zwei Vereien Frauen mit Koordinierungs- und Leitungsaufgaben

00:24:44: betraut habe und es einen sogenannten koordinierenden Priester gibt, der mit tut aber es keinen

00:24:51: wirklichen Pfarrer mehr gibt.

00:24:53: Das macht mir große Sorge im Blick auf das Amt in der Kirche, im Blick auf die Möglichkeit,

00:24:59: die sich jetzt mir bietet, solche Frauen, die sich im Glauben und auch im Dienst bewährt

00:25:03: haben, da einzustellen, zeigt, dass wohin es auch bei uns geht.

00:25:07: Das wäre vor ein paar Jahren und Jahrzehnten noch nicht denkbar gewesen.

00:25:11: Also Kirche gelernt und studiert haben sie noch zu völlig anderen Zeiten.

00:25:15: Und es ist auch heute noch so.

00:25:17: Ich bin ja viel in der Welt unterwegs aufgrund meiner vielen Aufgaben und wenn ich als Militärbeschuf

00:25:23: in gewissen Ländern bin, in denen die Soldatinnen und Soldaten sind, haben Frauen grundständig

00:25:28: andere Aufgaben, die eine solche Form der Emazipation, eine solche Form der Öffentlichkeit nie und

00:25:33: nimmer denken können, geschweige denn, erlebten.

00:25:37: Und es gibt wieder andere Welten, in denen es so ist wie hier, wo wir in der gleichen

00:25:43: Schrittlänge einfach nach vorne gehen.

00:25:45: Heißt aber auch, dass Sie jahrzehntelang gelernte Positionen neu denken mussten.

00:25:50: Sie sind ja nicht als Revolutionär dort ins Studium eingestiegen.

00:25:52: Das kann ja auch sehr schmerzhaft sein.

00:25:54: Das Neue ist ja nicht nur heute richtig, so wie das alte damals richtig war, sondern man

00:26:00: kann ja auch damit konfrontiert sein, jahrzehntelang falsch gelegen zu haben.

00:26:03: Ja, es ist besser und klug.

00:26:05: Gerade weil ich ja Bischof einer Institution bin, die so alt ist, geschichtlich zu denken.

00:26:11: Und von daher kann man immer wieder auch die Gründe benennen, warum es in gewissen Zeiten

00:26:16: so und so gewesen ist.

00:26:17: Man kann aber auch genauso zeigen, warum sich Dinge verändert haben und deswegen nicht mehr

00:26:22: zu einem Stadium zurückkehrt werden kann, was mal war.

00:26:25: Die Zeiten sind vorbei, gesagt Sie.

00:26:26: Die Zeiten sind vorbei.

00:26:27: Das habe ich auch von unserer Bistum vielfacherweise gesagt.

00:26:30: Das gilt ja jetzt nicht nur für die schlechte Geschlechterfrage im Blick auf das Amt in

00:26:33: der Kirche.

00:26:34: Das gilt für die Sexualmoral.

00:26:35: Das gilt für die Frage der Volkskirchlichkeit.

00:26:37: Das gilt für die Frage des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche.

00:26:41: Und so versuche ich auch, Kirche heute auf den Weg zu bringen und mich in diesem Sinne

00:26:46: immer auch selbst intellektuell verredlich zu fragen, aber auch im Glauben gegründet und

00:26:51: kirchlich.

00:26:52: Was muss bleiben?

00:26:54: Was kann sich verändern?

00:26:56: Und was wird sich verändern?

00:26:57: Und vor allem wie?

00:26:59: Und ich versuche und den Zeiten, den wir jetzt leben, die ja vielfacherweise revolutionär

00:27:04: sind, eher das Evolutionär zu tun.

00:27:08: Also einen Schritt nach dem anderen zu gehen.

00:27:10: Ich habe Sie da in Gesprächen immer sehr ehrlich erlebt, welche Positionen hatten Sie vielleicht

00:27:15: vor einigen Jahren noch, in der Sie Argumente bewegt haben?

00:27:18: Also wo stehen Sie jetzt woanders als damals?

00:27:20: Und sind vielleicht sogar selbst auch ein bisschen von sich überrascht?

00:27:23: Also ich glaube, dass ich die Form der Diversität, der Entwicklung der Warnemut der Geschlechter

00:27:32: weder zu Beginn meines Studiums, es gab diese Frage gar nicht gesehen habe, noch dass ich

00:27:38: das in vor 20 oder 15 Jahren so gesehen hätte wie heute.

00:27:42: Das hat sich sicherlich sehr verändert.

00:27:44: Dazu gehört auch meine Einstellung zur Homosexualität.

00:27:46: Aber auch zur großen, mich sehr bewegenden Frage, wie gelingt eigentlich Partnerschaft

00:27:52: und Ehe?

00:27:53: Das habe ich lange eher klassisch gedacht, das funktioniert gar nicht mehr.

00:27:58: Das ist kein Wetturteil, das ist einfach eine Beschreibung von Wirklichkeit.

00:28:02: Und das neu zu denken, hatte ich für einen Riesenherausfall.

00:28:06: Und übrigens nicht nur katholisch, sondern einfach für das Gelingen einer Gesamtgesellschaft.

00:28:11: Und damit hängt das Familienbild zusammen.

00:28:14: Damit hängt sehr etwas anderes zusammen, wo ich gerade feststelle, wie sehr wir uns

00:28:18: verändern, das einander von Familie und Arbeit neu zu definieren.

00:28:24: Und das hängt wesentlich mit der Bildung und der Herausforderung der Präsenz von Frauen

00:28:30: im Alltag zusammen.

00:28:32: Dass ich gerade im Verhältnis der letzten 30 bis 40 Jahre grundständig verändert habe.

00:28:37: Und so könnte ich fortfahren.

00:28:39: Ich finde es schön, dass sie es nahezu als Beleidigung empfinden, wenn jemand auf sie

00:28:42: zukommt und sagt, Mensch, Franz Josef, du bist immer noch der Alter.

00:28:46: Hast du sie wirklich nicht verändert?

00:28:48: Ja, das sagen einige und einige sagen, ihr müsst etwas verstört und verändern es sich

00:28:51: aber sehr.

00:28:52: Was ist sie lieber?

00:28:53: Ich sage immer, das gehört heute zum Leben dazu.

00:28:57: Also tue ich es.

00:28:58: Nach dem Motto, warten Sie mal ab, wenn Sie in 10 Jahren treffen?

00:29:01: Nein, nein, nein, dann sage ich, Sie können sehr gewiss sein.

00:29:06: Ich komme aus einer alten Familie mit viel Erfahrung durch die Geschichte.

00:29:10: Von der weiß ich schon, was die Identität ist, die bleibt.

00:29:12: Aber sie bleibt auch nur, wenn ich mich verändere.

00:29:15: Also denken Sie bitte Paradoxen, wenn Sie mit mir reden.

00:29:17: Gibt es einen Moment, an dem für Sie Weihnachten ist?

00:29:26: Ist das ein Moment der Stille, nur für Sie oder ist das ein Moment in aller Öffentlichkeit?

00:29:30: Also es gehört natürlich vielfacheweise dazu, Weihnachten als Fest zu feiern.

00:29:35: Für mich als Bischof in Gottesdiensten und in Begegnung mit Menschen und in Kontakten,

00:29:41: die sich auch vielfacheweise ergeben.

00:29:43: Das ist das eine.

00:29:45: Das zweite ist natürlich die Stille, ohne die Öffentlichkeit nicht geht.

00:29:49: Und die im Gebet und in anderer Form der Reflexion einfach zu meinem Leben gehörten.

00:29:56: Und das dritte ist Weihnachten passiert natürlich jeden Tag.

00:30:00: Und hier bin ich wieder bei den Menschen.

00:30:02: Gott wird Mensch.

00:30:03: Also es ist immer da Weihnachten, wo ich mit Menschen zusammen bin.

00:30:07: Also auch gerade in diesem Moment?

00:30:08: Auch in diesem Moment.

00:30:09: Jetzt habe ich gar kein Geschenk dabei.

00:30:11: Sie selbst.

00:30:12: Danke schön.

00:30:13: Sie sind ein Mann des Glaubens.

00:30:16: Sie sind ein Mann der Hoffnung.

00:30:17: Wenn Sie von Hoffnungen sprechen und Sie predigen, dann war das ja entweder immer recht abstrakt

00:30:22: damals.

00:30:23: Hoffnung allgemein.

00:30:24: Oder Sie war ganz individuell bezogen auf vielleicht dieses Gemeinnemitglied, was gerade

00:30:29: vor Ihnen sitzt.

00:30:30: Und Sie wünschen dann Hoffnung und Kraft in der jeweiligen Situation.

00:30:33: Ich habe das Gefühl, dass wir zum ersten Mal seit Kriegsende als ganzes Land nach Hoffnung

00:30:40: suchen.

00:30:41: Und deswegen würde ich Ihnen gerne vielleicht mit der Bitte um das weihnachtliche Schlusswort

00:30:45: jetzt eine Frage auf den Weg geben.

00:30:49: Woher nehmen Sie, woher nehmen wir die Hoffnung in so einer Krise, in der das Ende ja immer

00:30:55: wieder zum Greifen nah scheint und sich überraschen dann doch immer wieder die nächste Herausforderung.

00:31:00: Er gibt die nächste Verlängerung, dieses Mürbemachende.

00:31:03: Hoffnung ist eine Form des Umgangs mit der Zukunft.

00:31:07: Und zugleich des Umgangs mit dem Ungewissen.

00:31:12: Und hierher lebe ich als glaubenter Mensch von Vertrauen, dass Gott als alles bestimmte

00:31:18: Wirklichkeit letztlich vollendet, was wir beginnen.

00:31:23: Und dass das gut ist, das hoffe ich für alle.

00:31:25: Und von daher ganz konkret, dass die Pandemie irgendwann ein Ende findet.

00:31:30: Dass wir immer mehr lernen, in unsere Endlichkeit einzustimmen.

00:31:34: Und dass wir trotzdem den Mut beweisen, wie viele es gesagt haben, für morgen noch den

00:31:40: nächsten Apfelbaum zu pflanzen.

00:31:41: Ich möchte Ihnen gerne einen Musikwunsch erfüllen.

00:31:46: Das ist wirklich ein Geschenk, der damit rutscht der Podcast in eine kostenpflichtige Kategorie.

00:31:52: Sie merken ja, es ist Weihnachten, haben Sie ein Lied, was Sie zum Abschluss dieser

00:31:58: Episode gerne mit uns gemeinsam hören möchten?

00:32:00: Und so Hoffnung gehört die Wachsamkeit und eines meiner liebsten Advents-Lieder, dass

00:32:06: aber schon sehr weihnachtlich ist.

00:32:08: Und das wünsche ich mir, ist Wachheit auf, ruft uns die Stimme.

00:32:11: Ein wunderbarer Choral, der auch von Bach entsprechend vertont worden ist.

00:32:14: Und der fasst gut zusammen, was ich allen wünsche, die es Weihnachten feiern und auf

00:32:19: das gute, hoffen nicht, gute Jahr 2022 zu gehen.

00:32:23: Bischof, Dr.

00:32:24: Franz-Josef Oberbeck, Exzellenz, vielen Dank für Ihre Zeit.

00:32:29: Bitte schön.

00:32:30: Mit seinem Appell, sich impfen zu lassen, ist Bischof Oberbeck jetzt noch mal landesweit

00:32:36: in die Schlagzeilen geraten.

00:32:38: Er hat seinen Gemeinden geschrieben, die Entscheidung zu einer Impfung sei mehr als

00:32:42: eine private Entscheidung, weil sie schwerwiegende gesellschaftliche Folgen hat.

00:32:46: Sich impfen zu lassen sei Ausdruck von Solidarität, konkreter Nächstenliebe und Gerechtigkeit.

00:32:53: Ich wünsche Ihnen eine magische Weihnachtszeit, einen weichen Übergang ins kommende Jahr und

00:32:59: da hören wir uns wieder.

00:33:00: Also offen gemeinsames 2022 hier in unserer schönen Stadt.

00:33:04: Ihr Tobias Häusler, Ihre Sparkasse Essen.

00:33:08: Wachet auf, ruft uns die Stimme.

00:33:11: Glöber, ein liebtes Umherrn.

00:33:19: Mit wöchentlichem und englischem Umherrn.

00:33:28: Mit hoffen und mit zielfemm Schuh.

00:33:35: Zunsten werden sie sich beurteilt.

00:33:43: Am deinem Schastung will man so tun.

00:33:53: Die Wände hoch und deinem Trüm.

00:34:01: Kein Wart, wie geschmürt.

00:34:07: Kein Wart, wie geschmürt.

00:34:13: Sollte es nur nirgendwo,

00:34:17: es sind die Glaub, die ober die Hau.

00:34:26: Wir sind die Glaub, die ober die Hau.

00:34:37: Das war Zu Hause in Essen.

00:34:40: Einen Podcast der Sparkasse Essen.

00:34:43: Die neue Folge, jeden zweiten Dienstag im Monat.

00:34:46: [Jingle]

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